Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188111135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-11
- Tag1881-11-13
- Monat1881-11
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1881
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erschei«t täglich früh 6'/. Uhr. Lrt«ti«, u»d Lrpriüisu JohomreSgaff« SS. APrrchllsaör» der Led«ti»»: «ormitta^ 10-1» Uhr. Nachmittag» 4—S Uhr. -» G, ^^ ?- «»»»d«, »er sür dt« »ichtttal,«»« Nuunuer d«fli««»« -,««»«»» «, «acheuta^u st» - Uhr Nachmttta«. «» Feftta,« früh slsUtz^ 2» de« /Male« fkr 2«s.-A«nadme: ktt« »eur«, Unlverfftätsstrab« 21, Lants Lösche. Katharinenstravr 18, p. »ur »is «tzr. cilnmtr.CagcblM Anzeiger. LkM für Politik, Localgcschichte. Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L«,S»0. Ldonnrmrnlsvi'ri, vierrelj. 4'/, Mt.» tacl. Bringer loh, 5 ML. huch di« Poch bezogen S ML Jede eiazeine Nummer Sh Pf. Belegczemplar 10 Pf. Gebühren »ür Lxtrabrilaa«, »tzue Postbesördernng SV ML «U Postbesördernng 48 ML InsMtle SarfpLltene Petitzeile 20 Pf. Gröher« Schriften lant unsere« Preis» »erzeichaist. Tatrllarffch« Sag nach höhere» Tarif. Lertane« unter den Urdartinnötrich die Tvaltirtle 50 Pf. Insera«, stad stell an die «ppesitt»« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praauumanmäo oder durch Post» Nachnahme. 317. Sonntag den 13. November 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Srßestltche Lltzsug -er Ltadtveror-neten DktttWoeh,««I«. -itovencber ». v., Abend- tt>, Uhr tnr En«l» der I. Bürgerschule. Tagesordnung: l. Gutachten de» Oelonomie- bez. Vau-. Finanz» und StiftungS-AuSschusse» über: ». Abänderung der Pro- menaden-Antaam am Odstmarkte; b. Erwerbu-g einer Parrelle in Gohli»; o. Abtretung eines Arralstreisen« vom WaismhauSgrundstilck an der Müazgassr; ä. den Ankauf einer Wiese in Lindenauer Flur unk die Auf forstung derselben sowie der sogen. Kabelwicse unter Diederaushebung d«S Beschluffe» der foni»,ästigen Be pflanzung der Bayrischen Wirse; a. den Verlaus eine» Bauplatzes an der Sreburgstraße; L Ueberlraaung der dem Käufer der Bauplätze tz und k an der Seevurg- straße ertheillen Genehmigung zur Errichtung einer Dampflesselaulage auf die beiden Parcell« 8 und I; «.Herstellungder Gohtiser Straße;b. Schüttung mehrerer Straß« des südwestlichen Bebauung-plane«; i. die An schaffung einer neuen Straßeuwatre. Ü. Gutachten des Lösch-Ausschuffe- üver: ». die Anstellung der Fuhrknechte für das Feuerwehrdepot; k. die An- schaffung der Pferdegeschirre für die Spritzeubespannung. M. Berichte über verschieden, Easseu- und Maleriallager» Revisionen. Vekaautmachung, >e» die-sährigeu Ghr«st»arrt betreffend, egen de« «» L7. Dereneber L8S1 beginaendea Pkdrtfr««rfte-, auf dem seilzudicten nur htefigea Ge» «et»de«ttglteder» gestattet lst, verordneu wir folgend«: 1) Diejenigen, welche Stände auf dem Ebristmarkte zu erhalten wünschen, haben sich bis zum Sonnabend, de« 28. Pkovember diese- Jahre-, de« unserem Marktvogt (Naschmarkt 1, U. Etagei zu melden. Später ««gebende Anmeldungen müssen onverücksichligt bleiben. Für die Zuweisung eme» Standes und die AuSserltgung de« Scheins hierüber sind 25 Pfoe. zu entrichten. Wird dies« Gebühr nicht sofort «atnchtet, so wird über den Staad anderweit verfügt. 4) Ser «in« ihm angewtesene« Vt»»d nicht spülaDsb- -» I». E»ee»d-r besetzt bat. ist drfsetbo» verüftig, hat sich auch zu gewärtige», daß ihm für spätere Thrisi- «ärrte Stände nicht wieder überwiesen werden, sofern er nicht einen genügenden BehinderungSgruad nachweist. 2) Der hiesige Löoeheninarskt wird zuletzt Sonnabend, de« 10. December diese- Jahre», auf dem Marktplatz«, von da an aber auf dem Fletscherplatz« abgehalten, auch während der Markttage de» Verkäufern von Töpfer» und Steingutwaaren von dem vorgedachte» Zeitpunkte ab die Benutzung d«S sogenannte» Böttcher« und Tvvfer- markte» gestattet. H Der Ansba» der Bnbe» ans de« Chrkflmarkte ist vo« 14. December ab gestattet, wogeg« da» Aus» packe» und Einräumen der Maaren nicht vor Mittag» 12 Uhr de» IS. December beginnen darf. -) Der verkauf der Maaren findet di» zu« 24. December 12 Uhr Mitternacht» statt, auch ist an dem in den Christ, markt fallenden vierten Adventssonntage, am lS. December. der öffentliche Handel in Läden, aus Straßen nnd Plätzen erst nach beendigtem BormittagSgotte-dirnste, d. ». nach 10'/, Uhr vormittag», gestattet. -) Dte Inhaber von Ehrlstnearktftündea dürfe» »nr Ihre AngedSrtgen and sol«»e Personen nl- Verkäufer ver»eade», »eiche ständig in thre» Diensten stehen oder hier »ohnhast stab, «»- e- »erde» alle Stcknde sofort ein ae zogen. «» bene» au-»ärt- wohnhafte felbstftandiae Personen, »eiche nicht hiesige Geueetndenekt. giteder sind, »i« Verkäufer betroffen »erde«. ») Die Sa»«»»- sä««tlicher Baden an» Stande, sowie der auf dem AuausiuSplav« zum geilbatten von Ehristbäumen benutzten Pläye ist von den Verkäufern noch am 24. December bi» Mitternacht« 12 Uhr zu betvirken. -) Es bleibt auch diesmal gestattet, die für den Christmarkt benutzten, auf dem Markte befindlichen Buden nock» am 25. und 2S. December stehen zu lassen. L« haben aber die Miether sowohl al» die Verleiher der Buden dafür zu sorgen, daß sämmtliche Buden nach Ausräumung der dam» befindlichen Maaren sofort gut geschloffen, d. h. die Klappen zugebolzt, die Thüren verschlossen oder der» nagelt, sowie die Budenvlanen nebst den dazu gehörigen Planenstangen gänzlich beseitigt werden. -) Sämmtliche Ehristmarktbudm, soweit dieselben nicht mit Einwilligung der Mcßbudenbcputation für Besucher der Renjahr-meffe benutzt werden sollen, sind am 27. Deebr. abzubrechen und muß deren Fortfchaffung noch an demselben Tag« erfolgen, auch bi» Abend« - Uhr be endet sein. Id) Der V«rkanf »o» Shrtstbännee» wird vom 17. December ad auf dem Augustusplatze gegen eia Standgeld von S Mark für jeden gleichmäßig groß z« beweisenden Platz gestattet, jedoch unter au-drückticbem Verbot de» Einschlagen» von Pfähle». 11) Wegen Aufstellung der Ehristbäum« und sonst allenthalben ist den bezüglichen Anordnungen unsere» Marttvoigt«» uubediuat Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften werden mit Gelhstrase hf- »» Sech-ztg Mark oder entsprechender Haststraf« goahnder werden. Leipzig, de» - November lSSt. Der Math -er Stadt Leipzig. vr Georgi. Harrwitz. der selb« i'ocol,täten der sogen, großen Dt antag, de» LU. hte fe- ßtestdmöch» bleibt .. Manat- geschloffen. Lechzlg, », November 1S81. Der Sath her Stadt Oetaztg. Ür. Georgi. vr. Wang langeman». Vekauntmachllng. Die Inhaber von Materialwaaren- und Tabakbandlungen werden hierdurch daraus aufmerksam gemacht, daß ihnen nach tz. S de» Gesetze» vom lv. September' 1870 zwar gestattet ist. an Sonn- und Feierlagen außer der Zeit de« Vormittag«- gotte<dienste« Eß- und Materialwaaren und die zu letztere» gehörigen Cigarren und Tabake zu verkaufen, nickt aber zu- gleick andere Maaren, insbesondere also nickt btgarrra» spitzen, Tabak-» und Mgarrenpfetfe» und andere Äauchatenflltea. Derartige Gegenstände dürfen auck Sonn- und Feiertag« nicht au den Schaufenstern an-« gestellt »erde». Leipzig, aw V. November lSSt. Der -kath der Stadt Letp^g. L-r. Georgi Auman». VtLanulmaihung. Hierdurch bringen wir zur östenilicken Kenntniß. daß wir Herrn Ktempnermcister Laut- Mtethe (GaS- und Wafler- tecknikrr) hier Erlaubniß zur Ausführung von Klär- und Desinfektion»-Anlagen für Gruben nach Maßgabe de« dem gemiscklen GesuntheitSaursckuffe vorgetegenc» und von dem selben genehmigten Projekte« zu ertheilen beschlossen haben. Leipzig, den IO. November >881. Der Rath der Stndt Leipzig. Ör. Georgi. Wlusch, Aff. Bekanntmachung. Droschkea»esr» betreffend. Seiten» der concessionirleu Droschkcninhabcr wird der Bestimmung in tz S. Abs. 2 de« Droschkenregulativ». daß jede Annahme oder Entlastung eine» Kutscher» dem Polizei» anile binnen 24 Stunden anzuzeigen ist, nur sehr wenig entsprochen. Die Droschlencvncessionare erhalten daher hicrmitAnweisung. jeden angenommenen oder entlassenen Lutscher nach voll ständigen Bor- und Zunamen. Alter, sowie Geburtsort desselben hier und zwar bei dem mil den Droschkenangelegen heiten betrauten Beamten r chtzeitig anzumelden, widrigentalls die in H. ll des gedachten Regulativs vorgesehenen Strafe» unuachsichtlich zur »»Wendung gelangen werden. k» An der Bestimmung in ß. v. Abs. l de« Droschst»» regulativ», die von den Eoncrssioaaren über die oon ihnen engagirte- Kutscher zu führenden Register betreffend» wird durch vorstehende« etwa« nicht geändert. Leipzig, den ll. November >88l. Da- Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Or. Rüder. Mudmer. Nchrbictungstermill. Dir Eigenthtmer de» hierscldst am Brandwea Nr. 27 «tegenen. im Grund- and tzypolhekrnbuche für di« Stadt Leipzig aus Fol. 747 eingetragenen Kau«, und Gartengrundstücks, welche« Grundstück am 26. März dieies Jahre» ohne Berücksichtigung der Ovlasten ans ISOHOO^l gewürdert worden ist, beabsichtige«, bafictde z» mrtaufen, und ist, nachdem bisher ei» Angebot van nur I20H00 erfolgt ist, behufs Erlangung einer höhere» KansSsumm» der IS. November 1881, vormittag« 11 Uhr» al» Mehrdietnußstermt« anderaumt worden. kauflustige Bceter wcrdeu daher andnrch geladen, in diesem Termine au Unterzeichneter GerichlSstelle (PcrerSsteinweg 56, parterre Zimmer Rr. 80) sich einznfinden, über ihn ZahlnngSfühigkeit fich anSillweisen nnd de« Weiteren gewärtig zn sein. lieber die Kanssdedingnnge» bleibt besondere Vereinbarung vor» behalten. Herr Rechtsanwalt Erl« lst zu jeder weiteren Auskunft bereit, jeipzig, am 15. Oktober 1881. stauigliches Amtsgericht. Abttzetla», V. Eettton l». MannSseld. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 13. November. „Der Reichskanzler und die uationalliberal« Partei", unter dieser ueb-rschrist schreibt tie..Nationalliberale Lorreipondenz" zur Parteitage: „Lswäre müßige Arbeit, den Schleier lüsten »u wollen, der die eigentliche Absicht de» sensationellen Reichskanzlerattikrl» der ..Post" verhüllt; di« nächste Zukunft wird ja von selbst Aufklärung darüber bringen. Dagegen kann man nicht entschieden genug di« historisch schiefe Beweisführung bekämpfen, deren sick der Verfasser de« Artikel» bedient. Durchaus emverslankcn sind wir mil ihm in der Auffassung der durch die letzten Wahlen geschaffenen Lage: „mit diesem neue» Reichstage, in welchem der UltramonianiSmuS die tonangebend Rolle zu spielen berufen ist. kann eine positive Förderung unsere nationalen Ausgabe nicht bewirkt werben." Um so schärfer aber protrstiren wir gegen die Darstellung der Ursachen, welche diese Lage hrrbeigesührt haben. E» gehört nicht viel Scharfblick dazu, um zu erkennen, daß die ganze Schuld den Nationalliberalen zuaeschoben werden soll. Diese sollen den Kanzler nach dem Mißlingen der Ver handlungen mit Herrn von Bennigsen »m Stich gelaffen, dagegen dem Fortschritt an vielen Stellen „da« Opfer de» Intellekt»" gebracht, eine ..allgemein« Schleppenträgern" dem selben gegenüber geübt haben und dadurch die Veranlassung gewesen sein, daß „nicht nur aus Kosten der Mittelpatte, die radikal« wesenllich augewachsen, sondern auch daSEentrum mit seinem Anhang« wtzt zur mächtigsten Partei im Reiche geworden" ist. Wo sind die Beweise für solche Beschuldi gung? Wie wenig di« nationalliberale Partei den Kanzler „im Stich gelaff««", dafür zeugen da» Gocialisten- aesetz von lS7S. da» Militairgesetz von 1880. In beiden Fällen ist die nationalliberalePartei den bittersten Angriffen der Fortschrittspartei auSgesetzt gewesen, und mehr noch: nach keiner Seite hin hat die naNonaUideral« Partei sich während de» letzten Wahlkampfe» mehr zn wehren gehabt, al» gegen di« FottschriltSpattei. Do ist denn da di« „allgemeine Schleppenträger«?" Und wenn heut« wirklich, wie die „Post" meutt. die nationalliberale Partei „die Füh rung an die radikaleren Elemente verloren hat". — ist da» ihre eigene Schuld? Gewiß, «in Theil der Schuld fällt aus sie selvst, insofern Biele, die in glücklicheren Tagen zu ihr gehalten, in den letzten Jahren lässig geworden, wohl gar von der politischen Thätigkeit ganz zurückgetreten sind. Aber wodurch sind denn diese schwächeren Charaktere zumeist zurück- gescheucbl worden? Wo ist Venn da» Wort gefallen: Man wolle die Nationalliberalen „an die Wand drücken?" Wer hat denn, die woblbegründeten Einwendungen der Nationalliberalen al» „theoretische QuiSquilicn" (als unfrucht baren Plunder und AuSkehricht) zurllckwcisend, die Francken- stein'sche Clausel angenommen und damit dem Particu- tariSmuS den Eintritt in die ReichSgesetzgedung geöffnet? Fürst Bismarck soll nach der .Post" zurücktretcn «vollen, weil „der Weg. welcher der Regierung bi« >877 Vvrsckivebte. ungangbar geworben." Nun hat aber Fürst Bismarck diesen Weg längst, spätestens im Frühjahr l87i> verlassen. Wie sehr er sich dessen bewußt war. beweist jener Ausspruch, daß er in früheren Jahren au» Rücksicht aus di« Nationalliberalen Manche» mil in den Kauf genommen, was ihm „gegen den Strich" gegangen und was sich jetzt rrpariren laste. Und wie weil der Kanzler dann aus dem neuen Wege fortgeschritten, hal jene kirchenpotitisch« Vorlage von l88v in Preußen gezeigt, jene Vorlage, bei welcher gerade b»e Nalionalliberalen ihn in der .FScttrrtung der Staat»- inleressen" gegenüber dem Centrum nicht nur nicht im Stiche gelassen, sondern ihn von dem verhängnisvollsten Schritte zurückgehalten haben. Nein, der Verfasser de» „Post"-Artikel» mutz eine höchst mangelbaste Kenntniß der historischen Vorgänge haben, wenn er so sehr übersieht, was vor Aller Augen liegt. Reden wir doch offen: unser großer Gtaat«mann hat einen be dauerlichen Rechenfehler begangen. Er >var e» müde, mit einer selbstständigen liberalen Partei zu rechnen, er unternähme», eine schlechtweg gefügige Regierungsmajorität zu schaffen. Die- Unternehmen »st fehlgefchtagen. Der Kanzler hal sich in der Stärke der liberalen Anschauungen getäuscht. Stall daß die breiten Schichten unsere» Volke», m welchen diese Anschauungen stets gelebt, solche al» über lebte Bvrurlheile bei Seite geworfen, haben sie dieselben viel mehr erneuert und verschärft. Di« natürlich« Folge ist rin Anwachsen der „radicalen Elemente" gewesen. Und anderer seits ist e« nur zu selbstverständlich, daß die ultramontan« Partei mit ihren Anhängseln in einer Zeit, wo nicht nur deren „StaakSgesährlichkeit" vergessen zu sei» schien, sondern bereit» die Aussichten ihrer ..RegierunaSsähigkeit" von den Osficiösen erörtert wurden, üppig gedeihen wußte. Aus diese Weis« find wir daP» gelangt, wo wir horte flehen. Die Nutzanwendung ergwbt sich von selbst." Für den Kanzler aber ist e« endlich an der Zeit — füge» »tr hinzn — mit den Liberalen Frieden zu machen. Zur Kanzlerkrisi» wird nn» an» Berlin vom Frei tag geschrieben: „Die sehr lange Unterredung, welche der Kaiser heule vormittag mit dem Kronprinzen hatte, gewinnt im Zusammenhang mit den Gerüchten, die von einer persönlichen Vermittlung de» Thrrnerbe« bezüglich der neuesten BiSmarck-Krise zu melden wissen, an erhöhter Bedeutung. Tie dicken Mauern de» Palai» unter den Linden werden freilich Nicht- verrathen; an ihnen scheitert die Neugier. Aber welche Streiflichter die Stimmungen und Strebungen, die an jenen sehr hohen Stellen sich jetzt zeigen, auf ihre Umgebung werfen, dafür liegen in den Aeußerungen der letzteren doch recht bemerkenswerth« Andeutungen vor. Man giebt zu. daß eine „Politik de« neuen Palai»" vorhanden sei, von welcher «in hiesiger officivser Correspondent der Wiener „Presse" zu berichten weiß, man ahnt auch wohl die Richtung, in welcher dies« Politik verläuft, aber nur mit Zögern wird «ine Deu tung der allerding» überau» fein verschlungenen und scheinbar vom normal« Wege ableitenden Fäden versucht. Richtig mag e» sein, daß der Gedanke einer Ersetzung de» Fürsten Bl»marck durch den Feldmarschall von Man- teuffel beim Kronprinzen Anklang gesunden hat. ia vielleicht selbst entstanden ist. aber falsch sind jekensall» die Schlüffe, die hieraus gezogen werden, falsch vor Allem die mit großer Besorgniß ausgesprochene Lermuthung von einem Entgegenkommen gegen Centrum und Rechte, die in der Billigung jener seltsamen Reichskanzler-Candidatur durch den Thronerben liegen würde. Die Politik und die KampfeSweise de» Fürsten Bismarck mag an jener Stelle nicht immer sym- vathisch angesehen worden sein; aber da» nüchterne und sichere politische Urtheil, da« dort stet» zu finden gewesen, bürgt doch dafür, daß au» vorübergehenden Verstimmungen nicht der Wunsch entsprang, da« Wirken de» leitenden Staats mann« lahm zu legen. Fürst BiSmarck'» wunderbare Wand lungsfähigkeit. die Ihn au« einem Rückschritt-manne zu einem Liberalen und au» einem Liberalen wieder zu einem Reaktionär gemacht, schließt die Hoffnung nicht au», daß er unter der freundlichen Beihilfe eine» Führer», der höher steht al» er selber, in Zukunft doch noch einmal den Weg zu der Politik vom Anfang der siebziger Iabre zurückfinbej und warum sollte der Gedanke so widersinnig sein, ihm diesen Ueber- gang zu erleichtern, indem einrmAndern die dor nige Ausaab« zusältt, di« Idee eine« klerikal- reaktionären Regiment» durch die Praxi» zu Schanden zn machen und damit für die Rückkehr de» Fürsten BiSmarck, gleichsam al» eine«Retter» in derNoth. die Wege zu ebnen? WirkcnnenPersonenvon Namen und Gewicht, welche mit einem derartigen Abkommen wenigsten» wie mit einer Wahrscheinlichkeit, wenn auch noch nicht wie mit einer Gewißheit rechnen. Daß der Slaat«waaen jetzt gründlich verfahre« ist, weiß Niemand bester al» der Reichs kanzler; daß da» Eentrum al« Regierung«partei ans die Dauer unmöglich ist, fühlt er gerade so gut wie jeder treue ReichSsreund. Daß ihm ober da» einzige AuSkunslSmittrl. nämlich die Annäherung an die Liberalen, nach Allem, wa» geschehen, für jetzt al« ein seine Kräfte übersteigente- Opser erscheinen muß. da« ist pshchologisch zu erklärlich, um nicht ein« wild, imd au«gleich«nde Uebergang-zeit gerechtfertigt zu finden. E« eröffnen sich hier i« weiterer Perspectiv« Aus» sichten, von denen wir bei der Zartheit de» Gegenstände« nicht reden wollen. Di« gegenwärtige BiSmarck-Krise ist aber inso fern ernst, als sie allerding« »it dem Rücktritt enden kann; nur fragt «» sich, ob sie auch dann noch al» ernst zu betracht« ist. wenn «an Ursache hat. fich zu sag«, daß der große Staatsmann Wiederkehr« werd«, sobald di« Politik im Lause der Jahre in «in andere» nnd erfreulichere» Zeichen g«. treten". Wir geben dies« Ausführungen natürlich unter Re serve wieder. Die e» heißt, schenkt der Kaiser, fall» e» der Gesund heitszustand de» hohen Herrn gestattet, perfvn.ich den Reicht« tag zu eröffnen, wie e» bei dm erst« Sitzung« neuer GesetzaebungSperioden auch früher Üblich war. Man würde darin wohl eine Bestätigung der Annahme erkennen dürfen, daß eine Auslösung de» Reichstags gegenwärtig nicht in den Plänen der leitend« Kreis« liegt. Fürst BiSmarck, besten Ankunft in Berlin Freitag er« wartet wurde» ist daselbst nicht eingelroff«. Die Reis«dl-po« sitionen de» Fürst« BiSmarck werden bekanntlich häufig gervechselt. Berichte au» Varzin meldeten von einem Un wohlsein de« Reichskanzler», besten behandelnder Arzl jetzt vorzugsweise SanitälSrath l)r. Zwingenberg in Berlin ist. Am Hose und auch in der Bevölkerung der Stadt Berlin, welcher der Großberzog von Baden al» Ge mahl der Kaiserkochler besonders nahe steht, erreg« (wie überall in Deutschland) die Nachrichten Über den bedrohlichen Stand der Krankheit diese» um di« deutsche Sach« so ver dienten Fürsten die lebhafteste Theituabme. Wie au» Karl-ruh« gemeldet wird, sind ein« Reihe von aus» ivärligm Aerzlm. unter ihnen Professor Kußmaul vo« Frriburg. an da« Krankenlager de« Großherzog» be rufen worden. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden, di« Neuvermählte Tochter de» großherzog« lich« Paare», sind wegen der beunruhigenden Nachricht«, die au» Karlsruhe kamen, bereit» Von Stockholm dorthin ab« gereist. Wie bekannt, weilt auch der in Potsdam garni- sonirende Erbgroßherzoa von Bad« seit einigen Tag« in der Heimath. Dieser hat an den Minister Turban ein« Erlaß gerichtet, worin er di« Versicherung au-spricht, er werde dm Stellvertretung führ« unter treuer Beobach, tung der Verfassung und der Gesetz« nach den Gruudsätz« seine» Vater». Die letzte« Bulletin» melden «ne erfreuliche Besserung im Befind« de» hohen Patienten. Glaubhafte» Vernehmen nach steht beidmEtatSdebatte» im Reichstage und zwar speciell bei dem Etat de» Aus wärtigen Amt» zu erwart«, daß endlich über die be fremdlich« Gründe Licht verbreitet werde, au« denen die Berufung de» Grasen Ha tzfeldi zum Staat-secretair de» Auswärtigen unterblieben ist. Wenigst«« wird von Abge ordneten, die dem Fürst« Bismarck »ah« steh«, beabsichtigt, diese Frage nicht unbesprochen zu last«, und e» ist nach Allem, wa» über das persönliche Wohlwollen de» Reichskanzler» für dm deutsch« Botschafter in Koustautiuopel verlautet.glaub haft genug, wma hinzugesügt wird, daß de» ReichSkauzler diese Intcrpellation nicht gerade «»bequem erschein« dürste. Di« ultramontanen Blätter jubeln darüber, daß «» ihrer Partei gelungen ist, bei dm Stadtverordnetmwahlen der dritten Abtheilung in Köln dm Sieg davon zu trag«. Bor zwei Jahr« hatte die liberale Part« noch gesiegt, dies mal sind die Klerikal« mit wenigen Stimm« im Vorspruug geblieben. Während die Bewohner Köln» bei politischen Wahlen schon seit längerer Zeit in ihrer groß« Mehrheit leider ultramontan wähl«, ist «» den Klerikal« d« de« Eommunalwahl« noch nicht einmal in der dritten Abtheiluug gclung«. sich eine feste Majorität zu siche«. Die «theil«- gung war übrig«» sehr gering, ebenso wie in Trier, wo die«mal die liberal« Partei ihre Eandidat« durchgebracht hat. Die Stichwahlen haben di« jetzt derSocialdemokratiedm neunten Abgeordneten gebracht. Ihre Fraction wird also im neu« Reichstage wider Erwart« wieder in derselben Stärke aus tret«, wie in der vorig« Sitzung. Damal» gab e» freilich außerhalb der focialdemokratischen Fraction von v Mitgliedern noch ein« auf demselben Boden stehmdm Abgeordneten, der aber von seinem Mandate kein« Gebrauch machte. Es war die« Genoss« Hasselmann, der bereit» in Rew-Vork socialisiische Propaganda machte, aber nicht dara» dachte, den Wähle« sein Mandat zurückzugeben. Bon de» alt« fociatdemokratischm Abgeordneten werden vorläufig nur Haseaclever, Kayser und Liebknecht Wiederkehr«, Auer »ud W.emer sind durchgrfallen» Bebel hat weniqsten» bi» jetzt nicht gesiegt und setzt nun seine Hoffnung auf die Wahl im 4. Berliner Bezirke. Hartmann soll die Wiederaufnahme eine« Mandat» abgelehnt und anscheinend seinen Fnedm mit der Regierung gemacht haben, die ihm erlaubte, nach Ham burg zurückzukehrm, während endlich Fritzsche und vahlteich nach Amerika au-qewandett sind. Neu gewählt sind die Socialdemokratm Rittinghausm und BloS. die bereit» von 1877 — 78 dem Reichstage angrhörtm Dana Kräcker, Frobme und Grillenbergrr. die schon oft vergeblich in BreSlau. Hanau und Nürnberg canvidirt halt«. Liebknecht ist doppelt gewählt, in Offendach und in Mainz. Fall» Bebel ia Berlin unterliegen sollte, wird er ohne Zweifel ia einem von beid« Wahlkreis« aufgestellt werden. Gras Rebilant sprach dem ibn besuchend« Andrassh seine groß« Befriedigung über die am Dien-tag in der un garischen Delegation abgegeben«, seine Erwartung« weit übertrefsend« Erklärungen au». Gras Robuant. welcher bereit» um Abberufung vom Wiener Posten gebeten hatte, zog sein Enklaffungsgesuch in Folg« der befriedigend« Er ledigung des Zwischenfalls zurück. Der Eifer, womit An- draffh bemüht ist. sich Italien gegenüber wieder in gut« Ruf zu bringen, giebt Gerüchten von seiner Ministerschast neue Nahrung. In d« verfassungstreu« österreichischen Kreis« herrschst wieder eine heftige Erbitterung gegen die Regierung de» Grafen Taafse: weil man dort die soeben erfolgte Ernennung de« Grasen Lchvnborn zum Statthalter von Mähr« al» ei»« erneut« Streich gegm den Liberalismus ausfaßt, der um so empfindlicher gefühlt wirk, al» bereit« die Ernennung Belcredi'S zum Präsidenten de» oberst« BenvaltungSgericht» nur kürz lich erst von Seit« der LerfaffungStreuen wie ein Schlag in» Gesicht hingenommen wurde. Da die Uttheile über dm neu« Statthalter darin einstimmig sind, dag er zum klerikal gesinnt« böhmischen Hochakel gehör« und föderalisti schen Anschauung« huldige, insbesondere die Lc-Strennuiig Böhmen» von E,»leithanl« behus» Erhebung zum selbststän digen Königreiche anstrebe, wa» er selber in einer öffentlichen Red« anerkannt hat, so ist der Unmuth der «nttalistischm Partei allerding» erklärlich. — Dieser neue RegierungSact dürste übrigen» zur Genüge die Hinfälligkeit der Gerücht« kmnreichn«, welche kürzlich den bevorstehend«, Sturz de» Grasen Ta aff« und de« durch ih» vertretenen System» verkündet«. Di« „IndSpendance de Roumanie" bringt ein« gegen di« AuSlaffungm des Gras« Audrassy ia der Delegat,»» über die Donaufrag« gerichteten Artikel, welcher auSsührt. daß
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite