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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.09.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19140918026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1914091802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19140918
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1914091802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-09
- Tag1914-09-18
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Dies— Blatt wird d«« LH«, von Lr»d«n und Umgrdung am Lag« vorh»r brrttt, ala UdrnaMrgsbe wityread «a di» Poft.vqi»h« am M t« «in« Sesamlauagabe erhalten. 88. Jahrgang. O 25V. vezug«-Gebühr »lenellildrl. tllr Drei, den d»> lSaltch ,»«>- moIt,«rZukagun,<an Sonn- n. Wonl-aen nur einmal)r.dO M., durch auewirliae «nnahm». Nellen dl« Z.id M. Bei einmaliger Zu- Itelluna durch die Post itw.iodn-Bch-IIgeld). Ausland! Oelier- .elch-Ungarn b,V> Nr., Schwei, »,«> Frt,., Italien 7 t7 Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher Quellen angabe «„Dresdner Nachr.">,uiMg.-Un. vert-ngte Schrittftücke werd.nichiaustewahtt. Freitag, 18. September 1914. Telegramm-Adresse: «achrtckteu Dresden. 1856 Druck und Verlag von tiepsch L Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: rNarienstrafte 58/^0. Sammclnummer sür sämtliche Telephonanschlüsse: 2» 241. Nachtanschlutz: 2« «11. Buret,e«-Preise Annahme von Ankttn- diaungen bi« nachm. » Uhr Sonntag» nur Marienstrahe »u von ,t bi, >/., Uhr. Die einivaltige Zelle «etwa 8 Silben) S0 Pf., die »weisvaillge Zeile auf Tertseit« 7b Pf., die zweilpait. Reklainezeil« l.bo LII. Familien- Nachrichten au» Dres den die etnivalt. Zeit« 2b Pf. — In Num mern nach Sonn, und Feiertage» erhbht« Preidiiitzc. — Auswär- lige Sluilriige nur gegen Vorausbezahlung. — ZedtsBliegblallivPI. Die Riesenschlacht im Westen. Der Kampf um die Sperrforts. — Deutsche Flieger über Paris. — Die bewaffnete Neutralität Italiens. Unruhen in Marokko. Sie Kamvle im Westen. Nach dem amtlichen Bericht, den wir einem Teil unserer Leser schon mitgetetlt haben, ist dte Lage auf dem westlichen Kriegsschauplatz unverändert. Angriffe, dte von fran zösischer Seite in den letzten Tagen unternommen wurden, sind von unseren Truppen zurückgewiesen morden, dagegen waren einzelne Angriffe der Deutschen erfolgreich. Daraus geht hervor, bas; eine Entscheidung noch nicht ge- fallen ist. Verwunderlich ist dies keineswegs, wenn cS uns nach dem bisherigen raschen Vordringen unserer Truppen natürlich auch schwerer fällt, unS in Geduld zu fassen. Wir sind durch die schnellen und großen Erfolge unserer Krieger etwas verwöhnt worden und haben nun um so mehr dte Pflicht, ruhig und vertrauensvoll abzu» warten, was uns die nächste Zeit bringen wird. Gekämpft wird augenblicklich ja nicht nur in dem Raum zwischen Paris und Verdun, b. h. auf einem Schlachtfeld von nahezu 300 Kilometern Ausdehnung, sondern auch an der fran zösischen Ostgrenze, die durch den starken Gürtel der Festungen Verdun, Toul und Epinal geschützt ist, außer dem durch zahlreiche moderne Sperrforts zwischen diesen Festungen. Daß auf einer so ausgedehnten und vom Feinde so stark befestigten Front nicht in wenigen Tagen ent scheidende Siege errungen werben können, liegt auf der Hand, zu bedenken ist ferner, daß unseren Truppen nun dte Hauptmacht des Feindes gegenübersteht. In der Ge gend südlich der Marne dürften die Franzosen ihre von Natur günstigen Stellungen durch künstliche Befestigungen noch verstärkt haben. Das erfordert von unserer Seite Gegenmaßnahmen, dte naturgemäß zu ihrer Durchführung einige Zeit in Anspruch nehmen. Hinzu kommt, daß in den höheren Kommandostellen unseres Heeres hauptsächlich durch die E r k r a n k u n g des Generalobersten ».Hausen einige Veränderungen notwendig wurden. Der bisherige Oberbefehlshaber unserer sächsischen Truppen ist, wie in einem Teil der Auflage bereits bekanntgegeben wurde, durch den General der Kavallerie v. Einem ersetzt wor den, an -essen Stelle General der Infanterie v. Ela er tritt. Der bisherige kommandierende General deß 14. Re serve-Korps, «.Schubert, ist durch Generalquartier, meister v. Stein ersetzt worden, während für den ver wundeten Führer öeS 10. Reserve-Korps, Grafen Kirch- bach, General der Infanterie v. Eben eintritt. Der zum Armeesührer ernannt« General der Kavallerie v. Einem genannt v. Rothmaler war bisher Komman deur de» 7. Armeekorps. Er ist geboren am 1. Januar 18V3 zu Herzberg t. Harz. Nach dem Besuch der Gpmnasten zu HUdeSheim und Celle, des SadettenhauscS zu BenSberg und der Zentral- kadettenanstalt zu Berlin trat er 1870 ln daS 14. Ulanenregiment ein und wurde während de» FeldziweS Offizier. Nachdem er seit 187« Adjutant der 8. Kavallerie-Brigade gewesen war, wurde er 1880 zum Generalftab versetzt und gehörte 1882—1881 dem Gene ralstab des IS. Armeekorps an. 1881—1887 tat er als Eskadron- chcf Frontdienst im 11. Dragoner-Regiment und wurde darauf ivieber zum Generalstab versetzt. 1898—1895 war er Komman deur des 1. Kitrassier-RcgimcntS zu Münster, I89S—1898 Chef de» Generalstabs de« 1. Armeekorps, nach dem er 1891 zum Oberstleutnant und 1897 zum Oberst befördert worben war. 1898 wurde v. Einem zum AbtetlungSchef im KriegSministertum er- »annt und 1900 nach Beförderung zum Generalmajor Direktor de» allgemeinen KrtegSdepartemrntS. Im Jahre 1998, nach dem Rücktritt des Generals v. Goßler wurde v. Einem preußischer Kriegsminister und Bevollmächtigter zum BundeSrat unter gleichzeittger Beförderung zum Generalleutnant. 1997 wurde er General der Kavallerie und ä In suite des Kürassier-RegimentS Nr. 1 gestellt. General v. Einem ist verheiratet mit einer Tochter des verstorbenen Generals v. Rothmaler. Da diese Familie im Mannesstomm erloschen ist, hat v. Einem die Berechtigung er halten, den Zunamen v. Rothmaler zu führen, v. Einem tft In haber des Schwarzen Ablerorden» und des Eisernen Kreuzes 2. Klaffe. Der neue kommandierende General des 7. Armeekorps, Ex zellenz Eberhard v. Claer war bisher Chef der General» inspektiou des Ingenieur- und Pionierkorps und der Festungen fBerlin) mit dem Range eines Generalleutnants, v. Claer Ist ge boren am 9. August 185« zu Lüben. Dein Vater war der Im Jahre 1909 verstorbene Generalleutnant -. D. v. Claer. Nach dem Besuche des Kadettenkorps zu Berlin trat Eberhard v. Claer am 10. April 1878 als Leutnant In daS Garbe-Füsilier-Regtment ein, besuchte 1870—1882 die Kriegsakademie, wurde 1882 Oberleutnant und war in den Jahren 1884—188« zum Generalstab kommandiert. 1887 wurde v. Claer Adjutant der 8. Garde-Jnfanterte-Brigabe und 1888 Hauptmann und Kompagniechcf. 1801 wurde er l»S preußische Kriegsministerium berufen, 1898 zum Major und ein Jahr darauf zum BatatllonSkommandenr im Infanterie-Regiment Sir. 7« befördert. 1897 wurde er zum Jnfantcrie-Regiment Nr. 182 versetzt und erhielt 1898 bas Kommando des Jäger-BatailloüS Nr. 9 und 1900 des Garde-Grenadler-Regiments Nr. 8 unter gleichzelttger Beförderung zum Oberstleutnant. 1903 wurde von Claer Oberst und Kommandeur des Gardc-Grenadier-Regiment» Nr. 5, 1907 Kommandeur der 11. Bltgade und Generalmafor, 1910 Kommandeur der 22. Division und Generalleutnant, 19ll Kommandeur der 11. Division. Der jetzt an Stelle beS verwupbeten Generals v. KIrchbach zum kommandierenden General de« 10. NeservckorpS ernannte General der Infanterie v. Eben war bisher Führer der 80. Division. Zu dem neuen Schlachtbericht aus dem Westen schreibt die „Dtsch. TageSztg": Daß einzelne deutsche Gegen angriffe erfolgreich waren, läßt einen gewissen Fort schritt der Lage erkennen. Ein Offizier schreibt: Der Hauptcrfolg unserer deutschen Truppen liegt mit in unse ren Beinen. Für Franzosen und Engländer erreichten wir die Grenze viel zu früh. Ein englischer Major soll An fang Juli erklärt haben: Ich bin überzeugt, baß nicht Deutschland, sondern Frankreich der Friedensstörer in Europa ist. Unsere Armee ist die denkbar schlechteste: die Kerls werden laufen wie die Hasen. Nach dem, was ich in der deutschen Armee gesehen habe, habe ich die Ueberzeugung, daß unsere Armee einem Unglück ent gegensetzt. Der Kamps um die Sperrforts. Aus einem Feldbrief veröffentlicht die „Franks. Ztg." folgende interessante Schilderung: „ . . . Gestern lam 4. September) haben unS die Franzosen von ihren Forts aus mit einem Hagel von Geschossen, Granaten, Schrap nells. Maschinen- und Insanterie-Gewehrfeuer überschüttet. Die französische Artillerie schießt brillant, hat aber zu unserem Glück viele Blindgänger. Die Granaten, die krepieren, reiben Löcher, daß man einen Wagen hinein stellen könnte. Sand und Steine fliegen bis zu 30 Meter hoch in die Luft. Es sind die schweren Geschütze der Forts vor Toul, sowie englische Schisssgeschütze l?). Toul wird bereits von unserer Artillerie beschossen . . . Einen großen Munitionstransport für Toul haben wir abgefatzt. Auch hat unsere Kompagnie eine französische Batterie schwerer Artillerie überrascht. Die Bedienungsmannschaften sind ge flüchtet. Die Geschütze konnten wir leider nicht mltnehmen, haben sie aber in heftigem Granatfeuer unbrauchbar gemacht, indem wir mit Veilpickel und Spaten die Visiereinrichtungen und sonstige wichtige Teile daran zer trümmerten. Es sind dabei nur zwei Mann von uns ge fallen. Ich habe an dem Tag meinen ersten Gefange nen gemacht. ES war ein Radfahrer des 2. Bataillons aus LunLvtlle. Das Nad.haSe ich kaput gemacht, ihn selbst aber am Leben gelassen, da er meinte wie ein Kind und mir ein Bild seiner Frau mit zwei Kindern zeigte. Ein feiner Kerl wars. Ich habe ihn mit der Zeit lieb gewonnen. Drei Tage hatten wir ihn bei der Kompagnie. Er hat sich uns ln unserem schwersten Gefecht bei R . . . . sehr nützlich ge zeigt. Er mußte den ganzen Tag Patronenkasten in die vordere Gefechtslinie schleppen. Jetzt haben ihn die . .er mit ihren Gefangenen zurücktransporticrt in Eure Nähe. In der Schlacht bei R ... . dachte ich: „Jetzt ist'S aus mit uns allen. Wir. die .te Brigade, kämpften bis in die Nacht gegen TurkoS, Zuaven, Chasseurs und viele Artillerie. Heute nacht jö. September) versuchten die Franzosen wie verzweifelt durchzubrechen. Wir warfen sie natürlich zurück. Ich war diese Nacht auch auf Patrouille mit 1 Mann. Die Kugeln flogen uns wie Schnaken um die Ohren. Da muß man fast immer am Boden kriechen. Dann geht's. Meistens gehen wir mit der Pistole in der Hand und den Dolch im Mund wie Indianer. Wenn wir stark genug sind, geht'S auf die Festung Toul. Wir sind alle ärgerlich, daß wir nicht so schnell vorwärts kommen wie die anderen Korps. Aber überall sind Sperrforts und Festungen. Epinal, Toul. Verdun usw. Wo wir waren, daS sieht man: alles hat unsere Artillerie zusammenschletzen müssen, um uns vor dem Pöbel zu schützen. Sogar Frauen schieben auf unS. Ein Arzt unseres Regiments, der einen verwundeten französischen Offizier verband, wurde von demselben später meuchlings erschossen. Ein Pfarrer, der einem höheren Offizier eine Bittschrift über reichte, hat diesen beim Lesen erschollen. Und so häufen sich Schandtaten auf Schandtaten." Gegen de» Lügenfeldzng. Zu dem Artikel der „Nordd. Allg. Ztg", der sich gegen die lügenhafte Unterstellung unserer schnellsten Geneigtheit zum Frieden wendet, sagt die „Tägl. Rundsch": DaS deutsche Volk wird der „Nord-. Allg. Ztg." Dank wissen für diese geharnischte Erklärung, an der sich nichts dre hen und deuteln läßt. Vor allem könnte die Deutschen nichts tödlicher beleidigen, als bi« Zumutung, jetzt nicht ein- für allemal mit der englischen Seelagerer- und Sce- räuber-Politik abzurechnen. Die Wirk««« der D«m»Dtt«»Geschosfe. Der KrtegS-Sonderberichterstatter der ,^öln. VolkSztg." war Zeuge eines Gefechtes in der Nähe von Löwen. Es handelte sich um einen Zusammenstoß mit größeren Massen zersprengter belgischer Truppen, die sich wieder gesammelt hatten. Der Berichterstatter konnte an Verwundeten zum ersten Male deutlich die Wirkung von Dum-Dum-Geschosien sehen. Eine Wunde am Schenkel eines Mannes war 18 Zentimeter lang und 7-Zentimeter breit an einigen Stellen, dabei war auch der Knochen vollkommen zersplittert. Der Oberarzt versicherte, baß, nach dem Schuß kanal zu urteilen, dte Wunde bet einem gewöhnlichen 8-Geschoß der belgischen Munition vollkommen ungefähr lich gewesen wäre. Bei einigen Gefangenen wurde eine Menge Dum-Dum-Geschosie, deren Arbeit die Merkmale des Großbetriebes hatten, gefunden, also fabrikmäßig her gestellt sein müssen. Einige Gefangene sagten aus. daß sie wohl gewußt hätten, von ihrem Waffen-Magazin Dum-D um-Geschosse erhalten zu haben. Die Wirkung unserer Zeppeline. Im Gegensatz zu den Berichten aus feindlicher Quelle, die von dem Abwcrfen von Bomben durch Zeppeline nur mit dem ständigen Zusatz: „ohne Schaden anzurichten". Kenntnis zu geben pflegen, erhält der „Daily Chrontcle" von seinem Korrespondenten in Antwerpen einen Be richt über die Wirkung der Zeppelin-Bomben, in dem es heißt: „Noch nie habe ich etwas Grauenhafteres gesehen, als die Stätten, wo die Zeppelin-Bomben gefallen sind. Es ist unmöglich, zu sagen, welchen Schaben sie ange- richtet haben, wieviel Menschen ihnen znm Opfer ge- fallen sind. Alle Regierungen Europas und Amerikas soll ten gegen die Verwendung der Zeppeline protestieren. Ich habe die zehn Orte, an denen die Bombe» eingeschlagen haben, alle besucht, und habe dann mehrere der hervor ragendsten Persönlichkeiten Belgiens gebeten, mitzukommen und sich von der grauenhaften Wirkung der Bomben zu überzeugen. Es schlossen sich mir an: der päpstliche Nuntius, der russische Botschafter, der Privatsckrctär des Königs von Belgien, der Staatssekretär des Auswärtigen und zwei belgische Minister. Sic waren entsetzt von dem, waS sie sahen. Ter russische Botschafter war so überwältigt von Grauen, daß er erklärte, nicht mehr zu den anderen Stellen mitgehcn zu können. Tie Bevölkerung von Antwcrvcn ist gelähmt vor Entsetzen, und die Tragödie des Zeppelin be wegt sie mehr, als das Schicksal der Schlacht von Mecheln." Der feinncrvigc russische Botschafter, so bemerkt die „Kreuzztg." wirkt hier ebenso komisch, wie der englische Be richterstatter, dem offenbar nur die Angst um sein Vater land diese ausgesucht grausige Schilderung in die Feder diktiert hat. Die beschlagnahmte Kompagniekasfe. Aus Saarbrücken meldet man der „Köln. Ztg.": Ein origineller Vorfall, der des Humors nicht entbehrt, hat sich hier in einem Lazarett ereignet. Unter den Ber-, mundeten befindet sich ein schwerverletzter Franzose, bei dem sich die Vorstellung festgesetzt hatte, daß ihn die deutschen Acrzte als einen gefangenen Feind nicht mit der nötigen Sorgfalt behandeln würden. In Aengsten über sein Schick sal wandte er sich daher an den Arzt, der ihn behandelte, und versicherte ihm mitz Eifer, daß er ihn. wenn er gut be handelt werde, auch gut bezahlen werde. Aus die erstaunte Frage, ob er denn Geld besitze, erfolgte die beredte Ver sicherung des Franzosen, daß er über 1VN0 Franken bei sich habe. Da nach dem Ausweis des Passes der Ge fangene aus einfachen Verhältnissen stammte und außer- dem in Frankreich eine Frau mit fünf Kindern zurück- gelassen hatte, wohl eine Seltenheit bei unseren westlichen Nachbarn, äußerte der Arzt seine Verwunderung darüber, baß der Gefanaenc eine so große Varsumme mit in den Krieg genommen habe. Naiv aab darauf der Franzose zu, daß ihm von dem Gelbe auch nur 82 Franken aehörtcn, daS übrige sei die K o m p a g n t e k a s s c. die er mitgenommen habe. Ein verständnisinniges Lächeln huschte über die Ge» sichtszüge des Arztes. Ah, die feindliche Komvagniekasse, die mit der Gefangennahme des Franzosen in unseren Be sitz gekommen war! Sic galt daher als Kriegsbeute! Dem verdutzten Franzosen wurde natürlich der feindliche „Kriegsschatz" abgenommen, seine 82 Franken konnte er als Privateigentum behalten, die 1000 Franken wandertcn aber in deutschen Kriegsbcsitz. Der Verwundete hat sich aber in zwischen davon überzeugt, das, die deutschen Aerzte auch die verwundeten und gefanaenen Feinde mit aller Sorgfalt behandeln: auch ohne gute „Bezahlung" aus -er Kom- pagntckasse! Aufruhr in Französisch-Marokko? AuS Marokko meldet der „Diario de Madrid", daß unter den Kabylen eine ganz außerordentliche Gärung herrscht. Hundcrttauscndc von Bildern des Deut schen Kaisers und seines Einzuges in Tanger werden verteilt. Auf den Marktplätzen verlesen Juden und schriftkunbige Araber dte Nachrichten aus dem „Rif Tele gramm". einer zu diesem Zweck gegründeten Zeitung, die Meldungen über die Siege der deutschen un- österreichischen Truppen bringt Die Wirkung dieser ziclbewußten antifranzösischen Propaganda ist aanz ungeheuer, und die Franzosen haben schon jetzt einen schweren Stand, sich dagegen zu behaupten. Dazu meldet.die „Evoca": In der französischen Zone von Taza und Muluya ist ein neuer Rogi ausgetreten, der den heiligen Krieg gegen die Franzosen predigt und die Kabylen aufsordert, sich um ihn zu scharen und die Fran zosen aus dem Lande zu vertreiben. Ter Umstand, daß die Franzosen einige Positionen in Marokko verlassen haben, hat wesentlich dazu beigetragcn, die Zuversicht der Kabylen zu steigern. Eine deutsche Proklamation im Königreich Polen. Generalleutnant v. Morgen, der bis zum Ausbruche des Krieges Kommandeur der 81. Infanterie-Brigade in Lübeck war. hat an einen Lübecker Herrn einen Brief ge sandt, dessen Veröffentlichung vom Lübecker Garnison kommando genehmigt worden ist. Diesem Briefe war fol- gcnde, von dem Generalleutnant erlassene Proklama tion bcigefügt: Einwohner des Gouvernements Lomza und War schau! Die russische Narew-Armcc ist vernichtet. Ucber 100 000 Mann mit den Kvimnaiidicrcndcn Generalen des 13. und IS. Armeekorps sind gefangen, 300 Geschütze ge nommen worden. Die russische Wilna-Armee unter General Renncn- kampf ist im Rückzüge in östlicher Richtung. Tic öster reichischen Armeen sind im siegreichen Vorriicken von Ga lizien her. Die Franzosen und Engländer sind in Frank reich vernichtend geschlagen worden. Belgien ist unter deutsche Verwaltung getreten. Ich komme mit meinem Korps als Vorhut weiterer deutscher Armeen und als Freund z» euch. Erhebt euch und vertreibt mit mir die russischen Barbaren, die euch knechteten, aus eurem schönen Lande, das seine politische und religiöse Freiheit wieder erhalten soll. Das ist der Wille meines mächtigen und gnä digen Kaisers. Meine Truppen sind angewiesen, euch als Freunde zu behandeln. Wir bezahlen, was ihr uns liefert.
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