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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.05.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050511017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905051101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905051101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
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Morgen «Ausgabe SS. Jahrgang Nr. 237 Donnerstag den 11. Mai 1905. Dies« Nummer ksftet aus allen Bahnhofen und bei den tzettungr-BertLnfern Schipow die Führung der neubegründeten Nationalen Fortschrittspartei übernommen, die einem gemäßigten Liberalismus das Wort redet. * Die Tumulte in Essegg haben sich wiederholt; 400 Ausständige wurden vom Militär ausrinandergetrieben, ein Arbeiter wurde getötet. (S. Ausland.) * Delcassü ist gestern vormittag wiederum von Rou- vier zu einer Unterredung berufen worden. (S. d. Artik.) BezugS-PreiS hi b» Hanptexpeditto» oder dar« NnSgas»» Pell« ab,,halt, vtertelsährltch 8.—, b«t zwetmallg« täglich« Znftellnng tu« Hau« S.7L Durch dt« Post b«zog« für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich ^l LLO, für di« übrig» Lüuder laut ZeitungSpreiSIiste. dafür, daß die billigsten Waqenklassen nicht nur die am meisten benutzten sind, sondern daß sie auch die wich tigste Einnahmequelle im deutschen Eisenbahnpersonen, transport bilden. Schon aus diesen rein finanziellen Gründen ist es wünschenswert, einer Ermäßigung der Fahrpreise das Wort zu reden. Daß bei der gegenwärtigen Stellungnahme der Re- gierungen an eine absolute Ermäßigung der Fahrpreise nicht zu denken ist, zeigen die wiederholten Maßregeln der Eisenbahnverwaltunqen, die auf eine entgegen- gesetzte Wirkung hinauslaufen. So hat Sachsen bereits im vorigen Jahre eine Erhöhung der Preise im Per- sonenverkehr vorgenommen — ein Schritt, der mit einer rationellen Reform nicht vereinbar ist. Denn bei fast allen Deckehrsunternehmungen. die den Weg der Verbilligung betraten und einheitliche Tarife einführ ten, war ein Wachsen der Einnahmen zu konstatieren. Um zu einer zweckmäßigen Reform nach dieser Rich tung hin zu gelangen, erscheint der von Schipfer borge- schlagene Weg der empfehlenswerteste, nämlich der Uebergang vom ganz (Preußen) oder halb (Sachsen) durchgeführten Nierklassensystem zum einheitlichen und verbilligten Dreiklassenshsrsm. Allerdings ist diese Re form nicht in der Weise gedacht, daß nun schlechtweg die 4. Wagenklasse beseitigt würde, so Laß das heutige Drei- klassensnstem bestehen bliebe: denn das hieße doch wohl auS dem Regen in die Traufe kommen. Die Beseitigung der vierten Klasse würde vielmehr die Einführung eines einheitlichen Normaltarifcs zur Voraussetzung haben, wonach pro Kilometer in gewöhnlichen Zügen 6 Pfg. (jetzt 8 Pfg.) in der l Klasse, 4 Pfg. (jetzt 6 Pfg. in Norddeutschland, 5,3 Pfg. in Sllddeutjchland) in der II. Klasse und 2 Pfg. (jetzt 4 Pfg. in Norddeutschland, 3,4 Pfg. in Süddeutschland) in der III. Klasse zu zahlen wären, während die Fahrt in Schnellzügen pro Kilo meter 7 Pfg. (jetzt 9,10 Pfg.) in der I. Klasse, 5 Pfg. (jetzt 6,67 Pfg. in Preußen, 6.40 Pfg. in Süddeutsch land) in der II. Klasse und 3 Pfg. (jetzt 4,67 Pfg. in Preußen. 4,50 Pfg. in Sllddeutschland) in der III. Klasse bei einfacher Tour kostet. Das bedeutet eine Ersparnis im gewöhnlichen Personenverkehr von rund 30 Prozent, im Sckmellzugsverkehr von rund 25 Prozent pro Kilometer, während sich andererseits der gesamte Betrieb einheitlich noch festem Tarife regeln würde, so daß damit zugleich manche Umständlichkeiten -es jetzigen Systems aus dec Welt kämen. In Wirklichkeit würde diese Reform nicht die praktische 4. Klasse, sondern die unpraktische und luxuriöse I. Klasse beseitigen, die ja Preußen und Sachsen auf Nebenbahnen und kleineren Strecken bereits aus dem Verkehr auSgeschaltet haben. Bei der Durchführung der Reform im angegebenen Sinne darf allerdings die finanzielle Seite nicht außer acht gelassen werden. Denn es fragt sich in erster Linie, wie stellen sich die Einnahmen nach der Reform gegen über dem jetzigen System? Auch da muß man den Be rechnungen Schipfers beipflichten, die darin gipfeln, daß ein Ausfall in den Einnahmen nicht zu erwarten ist. Denn es würde immer noch ein Ertrag aus den Preisen im Personenverkehr der I. Klasse von 4,50 Pfg. (jetzt 4,39 Pfg.), der II. Klasse 3,00 Pfg. (2,71 Pfg.) der III. Klasse 2,00 Pfg. (jetzt 1,90 Pfg.) verbleiben, so daß von einem tatsächlichen Ausfall nicht die Rede sein kann. Da überdies bei dieser einheitlichen Gestaltung des Tarifsystems und der Verbilligung der Einheitssätze ein Fortfall deS Freigepäcks befürwortet wird, so werden auf diese Weise nicht unerhebliche Einnahmen erzielt, die aber dem Reisenden nur pwzentualiter zur Last fallen, während er jetzt den höheren Betrag bezahlen muß', gleichviel ob er mit oder ohne Freigepäck reist, weil die Spesen für Gepäck doch im Fahrpreise mit ent halten sind. Auch im Ginblick auf die finanziellen Er trägnisse sind die Vorzüge deS Reformsystems einleuch- tend genug, um seine Verwirklichung zu rechtfertigen. Eine so gewaltige Verkebrsinstitution, wie sie das Eisenbahnwesen -erstellt, kann einer einheitlichen Be triebsführung schlechterdings nicht entbehren, lvenn andererseits nicht die breiten Schickten des Volkes die unliebsamen Konsequenzen eines gegensätzlichen Zustan des tragen sollen. Deshalb ist eine Reform der Be triebsführung, des Klassensystems, insbesondere durch Vereinheitlichung und Verbilligung der Tarife eine dringende Notwendigkeit. bl. R. Wir haben zur Klärung der Ansichten in dieser akuten Frage auch die vorstehenden Gchipferschen Vor schläge wicdergegebcn. können aber mit unserm Mit arbeiter Herrn Prof. Engel die Differenzierung der Preise für Benutzung der Schnellzüge und der Personen züge weder für wirtschaftlich berechtigt noch für zweck mäßig halten. Red. NetzaMm» »ntz GrpcdMnm 1ÜS Fernsprecher LL2 JohanuiSgafse 8. Haupt-Filiale Dresden: Matteustraß« 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1718s. Haupt-Filiale Berlin: LarlDuncker, Herzal^vayrHofbuchdaudlg* Lützowstratzr 10 (Fernsprecher Ami VI Nr. 4S0S1 Vie strkorm Orr kirrnbabnbetriebe;. Man schreibt uns: Wiederholt ist über die Verhandlungen berichtet worden, die sich mit der Schaffung einer Bctricbs- mittelgemeinschaft im Reichseisenbahngebiet beschäftigen. Danach wären wir auf dem besten Wege, die Einheits idee, die das politische Deutschland zu so schönen Er folgen geführt hat, auch im Verkehrswesen zur Geltung zu bringen. Die Vorteile sind auch hier nicht minder groß, denn sie kommen in erster Linie in nicht unbe trächtlichen wirtschaftlichen Ersparnissen zum Ausdruck. Damit Waste freilich der Einheitsgedanke im deutschen Eisenbahnwesen noch keineswegs verkörpert. Denn in den einzelnen Bundesstaaten besteht noch immer die Ver- schiedenartigkeit der Betriebsführung, die mit ihren Sondertarifen und mannigfachen Klassensystemen herinnen- auf den Verkehr einwirkt, andererseits aber auch nicht gerade zur Sparsamkeit beiträgt. Die Um ständlichkeit deS Reisens unter dem jetzigen Zustande schildert A. Schipfer recht einleuchtend im neuesten Hefte dec „Volkswirtschaftlichen Zeitfraaen" (Leonhard Simion Nachf.. Berlin) in einer Abhandlung „Preußisch- deutsche Eisenbahnfragen, insbesondere die Reform deS Personenverkehrs". Wie spielt sich hiernach der Verlaus einer Reise von Berlin nach München ab? Der erste Uebelstand besteht darin, daß der Reisende keine direkte Fahrkarte erhält. „Er benützt zufällig oder auch zweck- mäßig einen Sonntag, um nach München zu kommen. So kommt er glücklich bis nach Leipzig, weil es aber Sonntag ist, ist ihm die billigste Fahrgelegenheit in Sachsen verschlossen. Er zahlt also von Leipzig ab statt 2 Pfennig 4 Pfennig pro Kilometer und erreicht auf diesem Wege Hof. Hier trifft er auf das dritte System. Der Fahrpreis ermäßigt sich nun zwar um 0,6 Pfennig pro Kilometer, allein, die Vergünstigung des Frei gepäcks fällt weg. so daß mit dem dritten System auch die dritte Verteuerung eintritt." Daß diese Uebelstärrde. die sich derart auf einer Strecke häufen, nickt nur vom reisenden Publikum lästig empfunden werden, sondern auch den gerechten Spott unserer westlichen Nachbarn herausfordern, liegt in der Natur der Sache. In keinem unserer westlichen Nachbarländer, weder in Frankreich, noch in England, noch auch in Belgien ist die Ver schiedenartigkeit der Tarife so groß und bringt so unbe queme Folgen mit sich, wie bei uns in Deutschland, ob- wohl dort daS Eisenbahnwesen in den Händen ver schiedener Gesellschaften sich befindet. Naturgemäß hängt die Verschiedenartigkeit deS Tarifsystems damit zusammen, daß jeder der größeren Bundesstaaten andere Wagenklassen führt; im Süden, namentlich in Bayern besteht das Dreiklassensystem. in Preußen daS Nierklassensystem, während Sachsen diese beiden Systeme in der Weise vereinigt bat, daß eS Wochentags ebenfalls die vierte Wagenklasse führt, wozu allerdings nicht Personenwagen, sondern dem heutigen Stande der VerkehrSeinrichtungen wenig entsprechende Gepäck- oder Güterwagen mit provisorischen Bänken be nützt werden. Warum gerade die billigste, vierte Wagen- klasse in Sachsen am Sonntag, dem verkehrsreichsten Tage der Woche. auSgeschaltet wird, dafür dürfte sich kaum eine logische Erklärung finden lassen, wenn nicht die sächsische StaatSbahnverwaltuna selbst die für sie maßgebenden Gründe dafür verraten hätte. In ihrem vorjährigen Berichte wies sie allen Ernstes darauf bin. daß die Einführung der vierten Wagenklasse am Sonn- tag nicht tunlich sei, weil durch diese Verbilligung des Reisens in den weniger bemittelten Volksschichten der Gefahr zu unnötigen GeldauSgaben Vorschub geleistet würde. Dieser Standpunkt bietet leider wenig Aussich ten, daß sich die Verwaltung zu einer Beseitigung der unbequemen Zustände im deutschen Eisenbahnwesen be reit finden lassen wird. Dies ist überhaupt nur durch ein gemeinsames Vorgehen sämtlicher Bundesstaaten mög lich, und ehe nicht jede Verwaltung eingcsehen hat, daß das erste und wichtigste Postulat einer zweckmäßigen VerkehrSreform die Verbilligung deS Fahrpreises ist. so lange wird die Ausführung ihren Zweck nicht er füllen. Liefert doch die Statistik deutlich den Beweis Vazrlgm-Preis die 6gespaltene Petitzeile 2S Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanziell« Anzeiaen. ltzeschästSauzeigen unter text oder an besimderer Stell« nach Tarif. Die «gespaltene Reklamrzeile 7b eiWger.TaMM HandelszeUung. Amtsblatt -es Hönigl. Land- und des HSnigl. Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates und -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. * Als Nachfolger TiSzaS wird, neben dem Reichsfinanz minister Burian, auch der frühere Gouverneur von Fiume, Baron Rossner, genannt. Var Aichtigrtr vom läge. * König Friedrich August istgestern Nachmittag rum Besuch am bayerischen Hose in München eingetroffen. Prinp-Regent Luitpold von Bayern hat den König znm Chef deS 15. bayerischen Jnfanterre-RegimcnteS ernannt. (S. Dtsch. Rch.) Vit MsrMsttage. Li«« NmtevvH««- ül»«r am»«Svtig« pchlttlk. Au« Pari«, vom Mittwoch, meldet ein Telegramm: Der Minister de« Seußeru Delcasss hat sich heute vor mittag inS Fiuanzministerium begeben und etwa eine Stund« mit dem Fiuanzminister Rouvrer über auswär tig« Au-«l«-«uheit«a beraten. Vie Frisst in siurttancl. wechsel im Ministerinin de» Innern. Der „Franks. Ztg." geht aus Petersburg eine längere Darlegung zu, worin erklärt wird, wie Bulygin alle Sicherheit verloren habe, bis er jetzt dem Ministerrat den Vorschlag gemacht hat, ein Reglement über die Vorstellung von Petitionen mit gewißen Einschränkungen auszuarbeiten. Er setzte seinen Vorschlag auch durch; aber was vor zwei Monaten als selbstverständlich gegolten hätte, wird beute al« tyrannische Rechtsverkümmerung erschernen. Leicht kann e« zudem sich ereignen, daß unter d«m unverständigen Bor drängen unberufener Elemente nun die Rechte vernünf tiger Mitglieder der Gesellschaft, die kraft ihrer Intelligenz und sozialen Bedeutung zur Mitarbeit herangezogcn werden müßten, zu Schade» kommen. Aber auch die polizeiliche Wirt schaft BulyginS hat Fiasko gemacht. Die von Tag zu Tag wachsende Bauernerhebung, die jetzt auch den Südwesten Rußlands und daS gefährlich« Territorium des weiten Sibirien erfaßt, hat mehrere Gouverneure veranlaßt, gegen daS von Bulygin beliebte System de« verstärkten Schutze« und der Einführung de« Kriegszustände« Front zu mache». Namentlich Kutaissow, der Generalgouverneur von IrkutSk, der die weite Reise nach Petersburg nicht scheute, sprach sich energisch gegen jede Diktatur aus. Es sei hier al- wertere- Zerchen für da« Sinken des Bulyainschen Ein flusses bervorgehoben, daß die Frage der Einführung von Landschaft-Institutionen in Sibirien ohne jede Mit wirkung de« Ministeriums de» Innern entschieden wurde. E« geschieht zum ersten Male, daß einem Gouver neur die Ausarbeitung von LandschaftSeinrichtunaen an vertraut wird. Es ist klar, daß Beamte, deren Tätigkeit eine praktische Arbeit im Rahmen eine» bestimmten geo- praphischen Gebiets beanspruchte, besser über die Bedürfnisse diese« Territorium« und seine Verwaltungs-Einteilung Be scheid wissen, al« die Herren am grünen Tisch der Ministerien. Schon wird Bulygin« Nachfolgerschaft di«kutiert. Die meisten Aussichten hat wohl der Landwirtschaftsminister Jermolow, der de« Zaren Wohlwollen im hohen Maße be sitzt. Weit abenteuerlicher klingt die Version, Schipow, der ehemalig« Vorsitzende de« Moskauer Gouvernement--vand- schastS^vt«, sei der kommende Man«. Bekanntlich hat Aunahmefchlutz für «n-elgen: Sbend-An-gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgrn-Au-gab«: nachmittag« - Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zn richten. Ortra-Veilagen (nur mV der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Er»e«ttiou tp wochentags onnntrrbrochea geöffnet von früh 8 bi» abend« 7 Uhr. Druck and »erlag von G. V-lz in Leipzig (Inh. 1-r. V, R. St W. Sltnkhardtt Herausgeber: vr. Victor Klinkhardt. vrulrcves Keich. Leipzig, 10. Mai. * König Friedrich August in München. KöuigFriedrich August, dem der Regierungspräsident von Oberbayern, der sächsische Gesandte in München'Fryr. v. Friesen, der bayerische Gesandte in Dresden, Graf MontgelaS und die Herren de« Ehrendienste« bi« zur LandeSgrenze entgegenaesahren waren, traf am Mittwoch nachmittag 4 Uhr 17 Mm. auf dem Münchener Hauptbahnhofe ein, wo der Prinz-Regent mit den im aktiven Heeresdienst stehenden Prinzen, der Ministerpräsident Freiherr v. PodewilS, die obersten Hofchargen, die Bürgermeister und die Vorstände des Ge- meindekollegiumS den Monarchen erwarteten. Auch Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen war anwesend. Beim Ein treffen de« Zuges ertönten Salutschüsse, und die Kapelle der Ehrenkompagme spielte die sächsische Hymne. Nach äußerst herzlicher Begrüßung schritten der König voir Sachsen und der Prinz-Regent gemeinsam die Front ver Ehren kompagnie ab, worauf Parademarsch folgte. Nach der Vor stellung deS gegenseitigen Gefolge» fuhren die Fürstlichkeiten tm offenen Wagen, geleitet von einer Eskradron Jäger zu Pferde, und von der Menge mit lebhaften Hochrufen begrüßt, zur Residenz, wo zum Empfange die übrigen Prinzen, sämt liche Prinzessinnen und die obersten Hofchargen anwesend waren. ' Zur zionistischen Bewegung erkalten wir von einer hochgeschätzten Leipziger Persönlichkeit jüdischen Glau bens folgende Zuschrift: „In der Abendausgabe deS „Leipz. Tagebl." vom 1. Mcri d. I. ist ein Bericht über den sogen. „Jüdischen Turntaa" abgedruckt. Die an die sen Bericht anknüpfcnden Bemerkungen finden bei ledem deutschen Juden vollkommene Zustimmung und man sollte die sogen, „national-jüdische" oder zioiustisciic Bewegung nickst der jüdischen Bevölkerung Deutschlands zur Lost legen. Diese Bewegung, die, wie schon auS den: Bericht selbst ersichtlich, ihren Ursprung, zumeist auch ihre Anhänger, im Auslande, namentlich im kulturell un>d wirtschaftlich zurückgebliebenen Osten Europas hat. ist unter den Deutschen jüdischen Glaubens, besonders in den jüdischen Genwinden ohne jeden maßgebenden Einfluß. Kein deutscher Jude denkt ander? als deutsch- national. Der bekannt« Philosoph und Völkervsycholog« Vrof. Der mrrftcd.japanircde Krieg. Vle „gereinigt«" Atmosphäre. Wie auS Paris gemeldet wird, leugnet der Konzessionär deS Kamranb-StrandeS, Marquis BerthLlemy, daß er den Admiral Roschdjestwensky Kohle geliefert hat, dagegen erzählt er, die Rügen hätten in Saigon Baugründe gekauft, dort große Schuppen errichtet und mit Kohle gefüllt. Diese Kohle sei dann von russischen Dampfern abgeholt und der Kriegsflotte zugesührt worven. Das findet Berthölemy ganz in der Ordnung, denn man könne doch den Russen nicht verbieten, sich in Saigon auf eigenem, wohlerworbenem Grund und Boden eine Kohlenniederlage zu errichten und mit ihrer Kohle zu machen, was ihnen beliebe. — AuS Saigon wird gemeldet, daß die Hafenbehörden zuerst von Nebogatow« und kurz darauf von Roschdjestwensky« Geschwader Signale dec. Annäherung erhielten. Beide Ge schwader wurden vom Saigoner Hasenkommando an gewiesen, ihre Verbindung außerhalb der fran zösischen Territorial-Gewässer zu voll ziehen. — Nach einer Londoner Depesche schreibt der „Standard", die französischen Versicherungen hätten die politische Atmosphäre beträchtlich gereinigt und einer ernsten Krisis zeitweilig vorgebeugt: „Aber wir können aus guter Quelle mitteilen, daß Schwierigkeiten so fort wieder entstehen werden, wenn Roschdjestwensky oder Nebogatow die indochinesische Küste oder die Kondorinseln als Basis gebrauchen". — Aus New Jork meldet daS „B. T.": Die „Sun" halt trotz de« französischen Dementis den Bericht ihre- Vertreter« in den groben NeutralitätSbruch Frankreichs aufrecht und spricht die Befürchtung aus, daß die allerschwerstrn Folge« möglich seien. Der „Newyork Herald" dringt einen Hetz- bericht aus Berlin über die Kriegsgefahr zwischen Frank reich und Japan. Unverhüllt juble mau in der Wilhelm- straße, und mit fieberhaftem Interesse verfolge man die Aussicht auf einen Konflikt zwischen Deutschland« „bitterste, Feinden". Sie bei-e»» Fl»ttengruxxen. Nach einer Petersburger Depesche de« „L.-A." ist inan in Marinekreisen überzeugt, daß bis jetzt den beiden russischen Geschwadern im fernen Ostern kein Unfall begegnet ist. Nebogatow» Division hält eine Marschgeschwindigkeit von sieben Knoten regelmäßig durch. Die Admiral ist von der ruhigen Zuversicht erfüllt, daß er die Lösung der ihm übertragenen Aufgabe durchführen wird. E« sind Anzeichen dafür vorhanden, daß die Vereinigung beider Geschwader tat sächlich schon stattgrsunden hat oder jede Minute statt finden muß. Sicherlich stehen beide Flottengruppe» mittel« drahtloser Telegraphie schon in Verbindung. Die japanische Verwalt«»»- nen Liaetnng. Aus Tokio meldet da« Bureau Reuter: Die Zivil- Verwaltung in den von den Japanern besetzten Gebieten wird nur in den Teilen au-geübt, die vorher unter russischer Verwaltung gestanden haben, und tatsächlich ist sie auf Liaotung beschränkt; in dem besetzten chinesischen Ge biet bleibt die Militärverwaltung unter Anerkennung der chinesischen Souveränität Weiler bestehen. Ishizuka, der Erste Rat der Verwaltung auf Formosa, soll zum Ver walter von Liaotung ernannt und die Art der Verwaltung im Großen und Ganzen nach dem System der Verwaltung auf Formosa eingerichtet werden. Lin xreutzlfcher Generalmajor über öle „Versöhnung". Aus Paris wird der „Voss. Ztg." depeschiert: Der General a. D. von der Lippe hat da« Bedürfnis empfunden, dem „Figaro" einen Vorschlag zur dauernden Versöhnung Frankreichs mit Deutschland einzusenden. Nach Anjüh- rung schöner Aeußerungen Bismarcks und Viktor Hugos über die großartigen Folgen deutsch-französcher Freundschaft erklärt er, daß Kaiser Wilhelm niemals auf die ungeheuren strate gischen Vorteile des Besitzes von Metz verzichten werde, wenn eS nicht gelinge, eine ganz neue Lage zu schaffen. Diplomatische Bundesvenräge seien unzuverlässig. Nur ein Zollverein zwischen Frankreich und Deutschland mit gemein samem Zollparlament, dem sich zweifellos Oesterreich, Italien, Rumänien, die Schweiz, Holland und Belgien anschließen würden und dem Rußland freundliche Gesinnungen entgegen bringen dürfte, würde ein dauerndes Bundesverhältnis zwischen Frankreich und Deutschland verbürgen. Nach der Herstellung dieses Verhältnisses, doch nicht vorher, könne Deutschland Lothringen an Frankreich wieder abtreten. Der „Figaro" bemerkt zu dieser Phantasie de« preußischen Generals, der seine Muße gemeinnützig zu verwerten wünscht, daß er in dem Vorschlag des Herrn von der Lippe daS Versprechen vermißt, auch das Elsaß herauSzugeben, auf daS Elsaß könne aber Frankreich ebensowenig verzichten, wie auf Lothringen, und in einem Zollparlament würde Frankreich in der Minderheit sein, das Verhältnis würde aus Frank reich eine Art Bayern machen. General von der Lippe möchte eine neue Kontinentalsperre argen England einrichten, Frankreich wünsche aber England alles Gute und fürchte seinen Wettbewerb weniger als den Deutschlands. Der Brief des preußischen Generals beweise nur, daß der Zustand, den die deutschen Siege von 1870 geschaffen, den Deutschen nicht tadellos scheine, sonst würde eS ihnen nicht einfallen, ihn gütlich ändern zu wollen. Den Abgrund, der die beiden Völker trennt, feslstcllen, heißt bereits, ibn beklagen und tadeln, daß man ihn gegraben hat. — Der Generalmajor a. D. von der Lippe war zuletzt Kommandeur der 13. Infanterie-Brigade in Magdeburg Er trat im April 1898 in den Ruhestand. Den Krieg gegen Frankreich machte er al«Leutnant im 29.Infanterie- Regiment mit. Er ist Besitzer de« Eisernen Kreuzes. Seine Veröffentlichung im „Figaro" ist ein höchst bedauerliches Novum und umso mehr zu tadeln, als eben erst der Aufsatz des Admirals Fitzgerald gezeigt hat, welche Gefahren die unverantwortliche Publizistik unverantwortlicher militärischer Personen in sich birgt. Ein ausführlicher Kommentar ist zurückzuhalten, bis der Artikel ohne Kürzung mitgeteilt wird und ganz klar ist, wie weit Herr Generalmajor von der Lippe seine Autorität engagiert hat. Vie Trixolisaffäre ver der Aammer. AuS Rom wird dem „B. L.-A." gemeldet: „Popolo Romano" wendet sich gegen die Eroberungsgelüste einer ge wissen Gruppe von Deputierten, welche, um jede Kon kurrenz von vornherein abzuschneiden, sofort festen Fuß auf Tripolis durch Entsendung von Schiffen und Truppen fassen möchten. Man solle doch nicht glauben, daß Italien seine Rechte auf Tripolis verlieren würde, wenn irgend welche Hafenarbeiten von Franzosen übernommen würden. Ein Handstreich auf Tripolis würde ein Angriff zum Zwecke des Raube» fein, gegen eine befreundete Macht, welche normale diplomatische Beziehungen zu Italien unterhält, und zwar um so mehr, als der st»tu8 quo nicht nur durch die Piorte, sondern auch durch die Großmächte garantiert sei; etwas anderes wäre natürlich «in Vertrag mit dem Sultan, um den ökonomischen Einfluß Italien- in diesem Lande, in welchem 80 000 Italiener leben, zu sichern. — Diese Auslastungen deS Popolo haben augenscheinlich den Zweck, die im Parlamente erwartete Antwort Tittonis auf die Interpellationen wegen Tripolis vorzubereiten.
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