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Dresdner Nachrichten : 11.09.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187109114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-09
- Tag1871-09-11
- Monat1871-09
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.09.1871
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W. A«se«1e »erden angmommen: bl« ^brnd- «, Sonntag-r M Mittag« 12 Uhr »«rtenftraßel»; 1» Neustadt: Buchdruckerat st« 3-h PLftl.r. Wk.Mostergaffe». Imei-en tu dies. Blatte Hude» «iu« erfolgreich« Berbrriluug. Anflager «»»««« Exemplare. Tageblatt für Unterhaltung Md Druck und Eigenthum der HenmhSber: Ltkpsch A N-ichar-». - «erantnmrtlicher Redactrnr: F-lwS N-ichlttVf. F§o»»e»e «trrttltilhrlichstvl «ei uueutgeldlicherstl«^. seruag tu'« Hau». D-rch dir LSnigl. P»O »ietteljährl.W'/.Ngt Eillitlne Nummer» I Rgr Assrratenpreise: Für den Raum eine» gespaltenen Zeiler 1 Ngr. Unter „Eingesandt* dt. Zeile S «gn Glittst NN l'vn uns unbekannten Firmen und Perlenen nebmen wir nur gegen Pränumerando-Gablung durch Briefmarken oder Postclmahsung E-S-NßV««« ««N» auf. 10 Silben kosten 1 Ngr. Auswärtige tonnen die Zahlung mich auf etne Dresdner Firma anweisen, ikxp.ck.vivsö.iti»«-»»'» «r.SSI. Sechzehnter Jahrgang. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Montag, 11. September 1871. Dresden. I I. September. — «m gestrigen Vormittag lxilb 12 Uhr öffnete sich aut dem alten Neustädtcr Kirchhofe die letzte Ruhestätte dev so schnell verstorbenen JustizministcrS 1)r. Schneider, die mit einem mähren Blumenregen abergossen und in einen grünen Palmen hain vrnrandclt war. so das, das Grab alles Düstere verlor. Der ebensall« mit Rosen und Palmen ganz unb gar be deckte. sonst etniackn: Sarg stand vorerst in der Todtenhaiie, deren Portal geöffnet unb mit Palmen geschmückt war. Bor Viesen« hatten sich die leidtragenden aller Stände versa,» «elt. Alle Ministerien mit ihren Beamten waren vertreten, cMßer den Herren Slaatö-Ministcrn bemerkten wir die Generäle d. Schimpfs. Senit von Pilsach, den Generalintendanten der «an«« mit seinen Beamten und außerdem eine An zahl Offiziere in Uniform und Civil; ferner die .Herren Präsidenten und Rätbe des AppcUationSgerichts, des Be zirksgericht«, VcS Landgerichts, den Mneralsiaatvanwalt, den ObergenSdarmerte-Jnspcctor Cerrinl. und die meisten Be amten de« JusttzmtntßstrtckressortS. Kurz vor halb 12 Ubr er schien in zwclspännigcr Equipage Sc. König!..Hoheit der.Kron prinz mit seinem Adjutanten und begab sich, ehrfurchtsvoll begrüßt, an die Todtenhalle. Punkt ^12 Ubr setzte sich der lange Zug In Bewegung. Voran schritten Unterbeamtc des Jnstlzministc- riumö, große Fäckxrpalme», die mit Rosen verziert waren, tragend. Dem hochgctragencn Sarge voraus gingen eine Anzahl Krcnz- ' -vier, Grabgcsänge anstimmend; ihnen folgten die Gattin dcö erstorbenenund der Geb. Kirckstnrat» und Ho,Prediger . rbssi., Langbein, später Se. König!. Holstit, zur Seite .Sreellenzdertzu tuSministerv. Falken,teln, hierauf alle oben bannte«. - Eine zahlreiche Menschenmenge aus allen Stän- M schloß sich dem Zug an. Als der Sarg am Grave angelangt «ar und der (besang der Schüler verstummt, hielt zuerst Herr imer Justlzräth vr. Stebkrat die einleitende Rede, indem «inen klaren, aber kurzen Urbcrbllck über den Lcbenölaui deö ' orbcnen gab unb ihn alö einen liebreichen und gerechten Vo>- »r»t«il schilderte. Se. Srr. derHerr CuituSminlster legte die GÄmdzügc au» dem Leben und Wirken, die sächsische, deutsche 4 reue dt«verewigten in gediegener u. gleich kurzer Ansprache dar, woraus Hr. Hosprcdiger vr. Langbein zuerst den Segen derKirche über da« Grab sprach unb dann in einer »vadri att erhebenden Grab rede die Worte der Schrift erläuterte: „Wem viel gegeben ist, de« wird auch viel genommen werden", indem er getreu nach Oie«, daß in der Person des Verstorbenen viel gegeben war unb dem Staate durch seinen Tod viel genommen ist. Unter einem «urzen Schtußgesang wurde der Sarg in die Erbe gesenkt und jämmttichc am Grabe Versammelten, auch Se. königliche Hohen der Kronprinz, dessen Lehrer und Begleiter der Ver ewigte cm der Universität Bonn war, wanen dein Sarge bereit gehaltene Blumen nach, den bald die Erke deckte. Der Ver storbene, an dem Sachsen einen seiner treuesten Beamtet! ver loren. hatte noch keine lange ministerielle Wirksamkeit hinter sich. ^ — Da« Konservatorium für Musik zu Dresden beginnt Gm s. Ottoder d. I. die neuen Sthrcuric. <S. d. Inserate.) — «« Sonnabend beendete ein Schlaganfall los Leben iktoeS 84iäbrtaen Veteranen, deö penstonicwn königlichen KNt- GrÄ. Im Mgriff. .da« Zimmer seiner Wobnung, Aborn- Ü, gegen Ü Uhr AbcntS guszuschiießen. sank er vor dem todt zusammen. Der Entseelte bat at« treuer Rcffclcn dreien Königen von Sachsen gedient unb zwar König Au gust de» Gerechten. Mnig «nton und dem König Friedrich August. — «n einem.der jüngstvergangenen Abende war es »veni gen Personen vergönn», einer Episode belzuwohnen. die wohl säten vorkommt. ES wurde »amiich auf dem Kirchhofe zu Kötzschenbroda ein Grab wieder geöffnet, daö sich kurz vorder f«r eine junge nllsische Dame geöffnet hatte, die in Dresden verstorben war. Eine nahe Anverwandte der Verblichenen batte die Reise au- weiter Feme zum Begräbnis, nicht schnell genug beenden können, um rechtzeitig ein-utreffcn und so batte sie mit unendlichen Müden unb großem Kostcnaustoande die nöthige obrigkeitliche BeiviiiigUng zur Slliederöffnung des Grabes er langt. So kam eS, daß noch einmal die heiße Thränc der Liebe «Nb Freundschaft auf das blasse. Im Tode selbst noch schöne Antlitz einer frühvcrklärten Jugcndgestalt berabträllseite, die be reits zum ewigen Schlummer eingcscnkt geivescn. An den ivachSvieichen Fingern der Tobten wurden mit Staunen meh rere wcrtvvolle Rin.,e bemerkt. Nachdem der feste, eichene Sarg kunstgerecht zugcschraubt und in die Tiefe hinavgciastcn war. sprach der Herr Ortögekstllchc nochmals den Segen der Kirche über die Torte, worauf daö Grab wieder geschlossen und die wenigen Betheiligtcn still die Stätte deö Friedens verließen. — Der Heizer August Brunn von hier, ist während der Fahrt aut dem Magdeburger Ketcentampter In entsetzlicher Weise verunglückt. Derselbe wollte, jedenfalls noch schlaftrunken, anstatt früh um 4 Ubr, schon Nachts bald 12 Ubr die Maschine heizen und nahm hierzu, im! schneller zum Ziele zu kommen, Putzlappen. .Da diese nicht vrennen »voiltcn, holte er die Pctroleumkannc -erdet, um mit dem Inhalte die Kohlen zu feuchten. Unglück licher Weise schlägt die Flamme in die Kanne und überschüttet den Unglücklichen dermaßen mit dem scucrfangcnden Ocl, daß die vordere Seite deö Körpers eine einzige Brandwunde bildete. Mau glaubt nicht, daß der Unglückliche davon kommt. — Der vor einigen Tagen beim Baden in der Elbe er trunkene Knabe ist gestern ain Auöschiffiingöplatze am Wald- ichiößck-cn aus Dem Wasser gezogen worden. — Traurig endete der Selbstmordversuch, den dieser Tage «tu Soldat, Earl Ernst Vieweg aus HundShübcl, Recrut der Garnison zu Zwickau, gemacht. Er wollte sich mit seinem ... Hr, erschießen, fehlte jedoch, und so ging der Schuß durch die Schulter. Der Bedaucrnöwerthc wurde in daö dasige KrankeuM gebracht. . - Vorige Woche wurde in Langcbrück der AuSzügler Z. .«ui-e-äMt vorgesundcn und später gerichtlich aufgehoben. — ^DerStadtratbzu Radeberg hat. in Erinnerung an den »Hre-Mg der Schlacht bei Sedan an 40 dasige Arme peAvettt. ivelche thm von ungenannt sein wollenden O» überwiesen worden waren, tffsntttche Gerichtssitzung am 9. Septbr. Wohl» Der 24iährfge -Handarbeiter Earl Friedrich Adolph Böhme und der 20jährige Handarbeiter Arthur Elcmciiö Böic lind dev schweren und einfachen Diebstahls, ter 2:ijävrlge Stubcnmalcr Emst Julius Wcinlwld ist der Beihilfe zu einfachem Diebstahl, ter .'>6,ädrige Dicnstmann Johann Gottlob Ebert der Dieb- stcchlöbegünstigung und Hehlerei, und der 27jährigc Ziegeldecker Johann Earl Riemer der Hehlerei angeklagt. Sämmtliche fünf Angeklagte sind von hier und haben sämmtliche, außer Ebert, schon Strafen wegen EigcnthumSvergelnn erlitten. Die Herren Adv. Lederer. Adv. Kunhfch und Adv. Richard Schanz haben für die drei erstgenannten Angeklagten die Vertbeldigung über nommen. Ist Zeugen sind vorgeiaden. Die wicdereriangtcn Diebstahlsobjecte, alö: Betten, Wasche, Kleidungsstücke. Cigarren und Körbe liegen vor. Die Diebe hatten es meist auf AuS- räumen von Bodenkammern in hiesiger Stadt abgesehen und nahm mcistentlccilo Böhme die günstigen Gelegenheiten z»m Stehlen während deö Ansprechenö um eine Gabe ivabr. Der selbe kehrte mctst noch einmal und zwar in Begleitung dcö Böse an den Ort der That zurück, um die beim ersten Male schon zurechtgclcgte größere Partie Sachen gemeinschaftlich zu entwenden. Ebert besorgte regelmäßig den Versatz der lbm übervrachten (Gegenstände bei hiesigen Pfantlcibgcschäften und will er gar nicht vermuthct haben, daß die Sachen gestohlen seien; er gab jedoch auf das ordnungsgemäße Befragen der Pfandleiher denselben, ung seiten der " Familie" oder men nicht wissen lassen wolle", ober von „einem Fräulein", oder von „einem Kaufmann auf der Wilsdruffer Straße", so gar mit dem Zusatz, zur Bekräftigung feiner angeblichen Ge wissenhaftigkeit: „Wenn ich es bringe, da können Sie'S getrost anttcl'inc'ii. Der Dienstmann machte dabei ein ganz gutes Ge schäft , die jungen Leute zahlten gut. meist für eine derartige Besorgung 1 Tvalcr. das letzte Mal sogar 2; auch schenkungö- wetsc kam er zu 1 Paar neubesohltcn Stiefeln und zu einigen Hemden, und überdies unterließen die Auftraggeber, nach den Pfandscheinen zu fragen; nur den ersten gab Ebert sogleich ah, und die übrigen erst alSdcmu, als er erfahren, daß die Polizei der Sache ans der Spur sei. Riemer ist nur beim letzten und Weinhold nur beim ersten Diebstahl detheiligt. Bödme traf am Nachmitlag des 20. März d. I. in der Kupicr'schen Schank- wltthschast aus der Vatcrgasse mit Weindold, welcher kurz vor her wegen Diebstahls und-Hchlcrei zu mclstuwnatllck'er Gcfäng- nißstrase verurthellt lvorten war, die Verbüßung jedoch noch nickst angetrctcn hatte, zusammen; Beide klagten sich gegensei tig ihre Geldnot» und um derselben abzubclfen. sagte Wein hold, er „wisse bvaö", auf der großen Brüdcrgasse sei in einer von Ihm näher beschriebenen Bodenkammer ein Bett zu „holen"; Bödme tanb dicö annehmbar und wollte mit ihm »ingcben, allein Jener, att seine zu verbüßende Strafe denkend, antwor tete, imtg hcn könne er nich>. Böhme nahm nun den bereit willigen Böse mit und entwendeten Beite gemci.ischaitlich ein der Frau Schuldircctor Vivtor gehöriges Fcecrbctt nebst Kopf kissen, an Werth 10 Tbir. Weinhold hatte nntcrdeß an der Straßenecke gewartet, lies alsdann zu dein Mitangeklagten Ebert, um einen Tragkcrb von demselben zu leiben und nabm auch an der Thciluna des ErlöieS nach der crwlgten Ver pfändung Tdcll. Der Angeklagte Weinhold stellt jedoch jedwede Beschuldigung in Abrede, allein die drei Mitangeklagten be harren bet »brcn Angaben wider ihn. - In den Nachmit- tagöstundcn des 2. April entwendete Böhme aus der Sl- donienstraße auö einer zur Wohnung des Hosraths Engel hardt gehörigen Bodenkammer, deren Verschluß leicht zu öff nen war. aus einer lcichtvcrnagclten Kiste ein Paar Unisorm- Beinkieidcr. ein Paar säst neue Stiesel und zwei .Herrcnlcemden; er erbrach gleichzeitig einen der Zeugin Engelhardt, Mutter der Frau Stcucrräthin von Löben gehörigen Koffer und legte auö demselben zu», Abholen bereit I Umschlagetuch, 1 PaarDamcn- Sticteletten, 1 Fraucnrock und 4 Frauenhemden, welche Sachen er an demselben Tage gemeinschaftlich mit Böse adboitc; Meh- rcrcö ließen sie zerstreut in ter Kammer liegen. Ebert nabm die Hemden nickst mit zum Verpfänden, weil, wie er gesagt haben soll, dieselben sich wegen ibr S „vornehmen" Zeichens iA.v. L.1 nicht gui dazu eigneten. — Am 5. und 6. April stahl Böhme auf der Weißeritzstraßc nach Zerbreche» cincö Vorlege schlosses an einer Lagerkammertbüre, dem Kaufmann Schlegel Cigarren und zwar das erste Mal nur 2.'» Srück, dagegen daö zweite Mal mit Böse zusammen 1 Sack mit über 2000 Stück <u Mille 8'^Tblr. werthi; auch diese Beute übergaben die Diebe dem Ebert zum Verpfänden. — Zwei Tage darnach kamen die beiden B. vor die Wohnung hcö Sprachlehrers Lcitler aut der Moritzstraße, lim, wie iinnicr, anzusprcchcn; der auf nur kurze Zeit ablvescnte Bewohner, welcher die Vorkaal- und Stubcn- tbür für seine zu erwartenden Schüler, meist aber für Diebe offen gelassen hatte, war nickst wenig erstaunt, alö er nach sei nem Wiedereintritt 1 Rock nebst 1 Notizbuch und 1 Porte- nwnnaiö mit 10 Ngr., sowie ein Paar ncubcsohltc Stiefel ver mißte. Nur de» durch Ebert verpfändeten, wiedercrlangten Rock kann der Verletzte wieder In Empfang nehmen. Kurz darauf begaben die zwei DicbeSgenossen sich aus die Falken, slral-e, in die Wohnung dcö Hos-JagdricmerS Krctzschmar, er brachen die Schlösser an 2 Bodenkammern und cntwcntctcn 2 Betten mit ganz neuen Federn nebst I Korbe. — Nickst ein mal zu den Feiertagen stellten die beiden Verbrecher Ibr DIcbcS- hankwcr k ein, sic führten am 2. Oster. Feiertag am der Sitonien- straße ln der Wohming dcö Prlvatuö Wicdcma»» einen Ein bruchö-Diedstah! auö, indem sic das Schloß einer Bodenkammer gewaltsam öffneten und 2 darin befindliche altmodische Koster erbrachen und auö dcnselben das erste Mal, Nachmittags 4 Uhr 2.1 verschiedene Wäschestücke und bei ihrer Rückkcbr an demsel ben Tage Abcndö 84 dergleichen Stücke, bestehend tn Bett-, Taiel-, Tisch- unb Handtüchern, Servietten und 2 gehäkelten Bettdecken, an Gcsammtwertb über LOTblr. entwendeten. Auö einer zur Wobnung deö Freiherr» von Geiko gehörigen Nebcn- kanntter nahmen die Diebe 2 Körbe und legten sich Mchrcreö zum Abbolen zurecht. ES kam jedoch nickst dazu, am 20. April erfolgte ihre Verhaftung. Der Mltangcklazie Riemer, welcher Böse bekannt war, nahm di: zuletzt gestohlene Wäsche Nächst. mit aus bekannt war, nahm di: zuletzt einige Stunden, beziehentlich eine Nack?», in seine Wohnung. Der Urberbringcr Böse gab das erste Mai vor„ seine Mutter, welche Wäscherin ist, habe die Wäsche gewaschen und er habe bet der beabsichtigten Ablieferung die Herrschaft nicht angetroffcn; dies ließ sich allenfalls glauben, aussälliaer war cö bezüglich der zweiten übervrachten Partie; alö nämlich Riemer dein Böse sagte, die Wäsche müsse frühzeitig abgcholt werden, da er sehr früh auf Arbeit gebe, da erbot der tteber- dringcr sofort sich, ibm die zu versäumende Arbeitszeit zu be zahlen und bat sodann auch Riemer 1 Thlr. angenommen; er will jedoch den unredlichen Erwerb nicht vermuwet haben. Den Psandschiliing haben Böhme und Böse stets getbcllt. Nach von der Staatöanwaltschait «St.-A. Reiche. Eisenstuckl gestelltem Strafantrag und nach geführter Vertbeldigung selten ter ge nannten Herren Verlhcidiger verurthcilt das Schöffengericht, unter Vorsitz des Herrn GcrickstSratd Einer», den Angeklagten Böhme zu 2 Jahren und «i Monaten Zuchthaus, den rückfälli gen Böse zu :i Jahren gleicher Strafe, Weindold zu 2 Monaten Gefängniß und Ebert zu i) Monaten gleicher Strafe. Riemer dagegen wirb frciaesprock'en; auch werden die Vcrurtdeiltcn je ans 2 Jahre der bürgerlichen Ehrenrechte stir vcriusttz erklärt und unter Polizeiaufsicht gestellt. Hamburg, 8. September. Der Mechsclmakier Julius NIckstcr soll Direktor ter Commcrzbank werden. — Prinz Adal bert ist hier. Wien, 0. September. Die diesmalige Session deö Reichs tages wird eine kurze sein, «veil die Regierung den Rcichsratb schon am 27. September zusammcntreten lassen will. — Aus London wird der „Neuen freien Presse" tclegraphlrt, daß der Prinz von Wales, nachdem er kaum seine Reise nach Frankreich angcttete» hatte, piötz ich zurückgckchrt ist, da der Zustand der Königin sich verschlimmert hat. Die französische Krlegöverwaltung arbeitet unablässig air der VerthcikigungS-Jnstandsetzung des Landes. Noch ist ein großer Tdeil Frankreichs von den Deutschen occupirt, und trotz dem trägt man sich mit den großartigsten BesestigungSpläne». Paris soll durch Anlage von Forts aut der Höhe von Orae- ment, bei Moulin-Saguct unb BruyöreS gegen ein Bombarde ment sichergcstcüt werden. Daß man BcUort, dessen Räumung durch die Deutschen gar nicht abzwehen ist, zu einem großarti gen Waffenplah Herrichten will, ist bereits gemeldet worden. Neuerdings ist jedoch im Plane, auch die Ostgrenze zu befesti gen. Zu diesem Zwecke sollen Mözii-res und Sedan erweitert, Vertun verstärkt und der Moscl-Ucbcrgang bci Frouard, nächst Nancv. befestigt werden. Den Abschluß dieser Besestigungö- Linic nach Süden wird Langrcs bilden. Zur Deckung Süd- trankrcick'S Ist eine von Westen nach Osten gehende Linie pro- jectirt. die sich einerseits an die Loire und andererseits an den Doubs lehnen wird. Die in dieser Linie zu befestigenden Punkte wären Bourgeö, Ncberö. Avallon, Autun lind Chagnv. Die beiden letzteren Orte sind ans dem Ostteldzuac Garibaldi'» bekannt. Woher Frankreich, welches noch drei Milliarden der Kriegsentschädigung zu bezahlen hä», die zu Befestigungszwecke» notinvcndigen neuen Milliarden nehmen wird, danach fragt natürlich Niemand. — „Paris Journal" weilt mit, daß der Kricgsminlstcr die Errichtung von :il» Mitrailleusenbatterie» nach dem System Gattling bekohlen hat. Mit den bereits vor handenen Batterien nach französischem Svstem würde danach die Artillerie bis zum Jahrcöfchluh 98 Batterien dieses Genre» zählen. Skutari, 8. September. Die Albanesen sammeln sich im Gebirge, weshalb die Dcstleen von den RegierungStrupve» besetzt sind. Die jungen Leute flüchten. Kvntaltche» Hostheater. Sonnabend, am 9. Sept. König Heinrich der Sechste. <Erster The».) Histo risches Drama von Shakespeare. Nach Schlegel s Ucbcrsetzung frei bearbeitet von Dingelstedt. Wenn wir unserer kunstsinnigen Regie dankbar sein müssen, die Geistcöwcrke jenes schöpferischen Genius vorznführen, nickst bloS im Sinne entbusiastischer Vergöttercr. so liegt cS klar aut der Hand, daß dieses nur in Bearbeitungen geschehen kann, um das große Publikum an Shakespeare zu gewöhnen, da vom Anschaucn biS zum Genießen hier und da noch eine Klus» vorhanden ist. Sie förmlich auSzufüllen, wird — offen gestanden -- noch einiger Zeit bedürfen. Einen großen Thcik der Zuschauer stört der vielfache Sccnen- und Dekorations wechsel. Sic horchen aus bei dem fantastlsch-witzclnden Dialog voll Sllbcnmnsik, Wortspielen, moralischen Zweideutigkeiten und Euphemismen, was Alles wobl naturgemäß und historisch begründet sein könne, ohne deshalb gerade höhere Ausgabe der Kunst zu werden, da inan nach solchen Prlncipicn in den altgotbischcn tragikomischen Haupt- und Staatöactioncn daö vollendete Urbild aller romantischen Poesie erblicken müßte. Man verstehe nnS durchaus nickst falsch, wen» wir Schatten an der Meisterschaft dieses größten aller -HcrzcnStüntigcr aufzu- flndcn suchen,«wo Manche sich gleich mit A. W. Schlegel den Zwang austcgen: „stierend zu bewundern unb bewundernd zu frieren". Die Naturiautr auskochendcr Leidenschaften lassen sich freilich nicht nach AlbcrtiS Complimciitirbnch scandiren, aber ioli denn die Bühne nichts und wirklich gar nickstö weiter alS ein Hörsaal für pstsckwloaiich-anthropologischc Studien sein, die sich aus lärmendem Markte und In ;ck'änwäuscrn weit iu- structivcr und ohne alle kostspielige Vorbereitungen treiben las sen würden. Muß nicht »der dramatische Dickster, gleichviel der Vergangenheit oder der Gegenwart angchörig, mit dein Publikum tn Wechselwirkung stellen, aus das er durch daS Me dium der Darstellung Einfluß üben soll ? — Unser jetziges dra matisches Kunstgesübi verlangt es nun einmal, daß die tragische Würde zugleich eine Art Heiligenschein um den Gegenstand unserer Theilnabme verbreite, und dieses Gefühl kann recht wohl mit der »»gemessensten Bewunderung der Riescnschöpsun- gen jenes tragisch.'!! Titanen bestehen, ohne ihnen deshalb un beschränkte, allgemeine Darstei'barfeit i nd eine kurcharestrnbc Wirkung auf ein Tbeatcrpubllkum zuzugesteben. aw eln Tbeaier- publlkum, das -war keineswegs den KunstcnwusiaSmvS vcs Volkes zu Atbcn, wohl aber einen Nachhall von testen drs» malischem Zartgefühl geerbt -u hahrn scheint.
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