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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940116026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894011602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894011602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-16
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»»« HlNtzlUpitMsl od«- »« t« »»^4. t«dck U»d dl» vmwrtr» «rrichtekea Lu«- Aetz-llru «bgeholt: »tertelMrNch ^44.50. kck «tm-Ua-r tdgücher Knsiettung i»r SL0. Dnrck dir Post bezogen für -«tichlaad uud Oesterreich: viertel,ährlich K.—. Direct« tätlich« Kre-zbandieiid»,,- i^ Lusland: monatlich 7.S0. riePioraeu-Lusgad« ericheiul tLgllch ' ,7 llhr, dir «bead-Lusgade Woche-Uagi ö Uhr. Xrd«ti«« m»d Lr-editio»-. S*h«mr»,afi« 8. Di» Expedition ist Wochentag» unmlterbrochr» ^öffnet »o» früh S bi» «be»d« ? Uhr. Ltt» ««»»'» Sorlt«. mm» UaiaersttStrstraße 1, Loui« Losche. stathanaevstr. 14, »art. uud LS»ig«»latz 7. Abend-Ausgabe. und Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgrschichte, Handels- «nd Geschüstsverkehr. L«zeige«.Vr»is dir 6 gespaltene Petttzeile SO Pfg. Leclame» outer d» RebackionDstrich (4a«» ivaltr») ÜO-E. vor da» Familie»!,schrick»» (6 gespalten) 40^. Proper» Schrisleu laut uufere» Vrei»- verjelchuip. Tabellarischer und Ziffer»fatz nach höherem Tarif. «rtr»-vetla,r» (gesalzt), nur mit d« Morgen-Ansgad« , ebne Postbefvrderuug 60.—, orrt Posidesorderuag ^4 7V.—. Lll»ich«eschinb für Anzeigen: Abenb-AuSgab«: Bormittag» ,0 Uhr. Morge».Lutgab«: Siachmittog» 4Uhr. Kon», »ud Festtag« früh '/,S Uhr. Vat de» Filiale» und Lanadmchellea ^ «iue Haide Stunde früher. find stets ,» die Erpedttia» za richte». Druck uud Serlaq von L. Pol, in Leipziß. ^-28. DienStatz den 16. Januar 1894. 88. Jahrgang. Sie Eröffnung des preußischen Landtages. Ter Kaiser hat heute Mittag dru preußischen Landtag mit folgender Thronrede eröffnet: Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern de« Landtage»! Indem Ich Sie bei dem Beginn eines neuen Abschnitte- der parlamentarischen Thätigkeit begrüße, vertraue Ich, daß da- Bestreben meiner Regierung, ren Bedürfnissen de- Lande- gerecht zu werde», in Ihrer bereitwilligen und einsichtsvollen Mitwirkung auch ferner eine sicher« Stütze finden wird. Die Finanzlage de- Staate- bat sich noch nicht gehoben. Die Rechnung de- Jahre- 1892/99 ergiebt, wesentlich in Folge de- Zurückbleibens der Einnahmen rer Staat-eisenbahuen gegen den Anschlag, einen Fehlbetrag von rund 25 Millionen Mark, welcher durch eme Anleihe zu decken sein wird. Die beim Schlüsse der letzten Tagung de» Landtags ausgesprochene Hoffnung, daß der im Voranschläge für da- laufende Jahr vorgesehene Fehl betrag die veranschlagte Höhe nickt erreichen werde, hat nch zwar in Betreff der eigenen Einnahmen und ZluSgaben Preußen» bestätigt, wird jedoch in Folge de» Rückganges rer Ueberweisungen des Reiche- und der bedeutenden Steigerung der Matricularumlagen nicht in dem erwarteten Maße erfüllt werden. In dem StaatShauShaltS- Etat für 1894/95, dessen Entwurf Ihnen al-batd vor gelegt werden wird, erweisen sich die Einnahmen de- Staate- wiederum als unzureichend zur Deckung de- AuS- gabcbedarss, und c- muß dazu der StaatScrrdit noch in größerem Umsauge in Anspruch genommen werden, als für da- laufende Jabr. Dieses unerwünschte Eigebniß war, obgleich bei Bemessung des Aus- gabebedarsS die strengste Sparsamkeit obgewaltet hat und obgleich bei den StaatScisenbahncn für das nächste Jahr größere tteberschüsie in Aussicht genommen werken konnten, incht zu vermeiden, da die Anforderungen des Reiches an die Einzelstaaten in erhöhtem Maße gestiegen sind. Tic hieraus erwachsenden Schwierigkeiten können nur durch eine durch greifende Neuordnung der finauzicllrn Verhält nisse de« Reiches und eine angemessene Bcrmeh. rung seiner eigenen Einnahmen gehoben werden. Die Fürsorge der StaatSregicrung für die äußere Lage der Beamten hat sich unter diesen Umständen im Wesentlichen daraus beschränken müssen, das System de« AvssteigenS im Gehalt nach TicnstalterSstusen auf die höheren Beamten au-zudehncn und die Mittel bereit zu stellen, um diese« System für die mittleren und unteren Beamten gleichmäßiger und durch die Mitberück- uchligung diätarischer Dienstzeit günstiger zu gestalten. Für die Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen uichtstaatlichen mittleren Schulen soll durch eine Vorlage gesorgt werden, welche das Ruhegehalt des LchrpcrsonalS, itzwie das Wittwcn- und Waisengeld für ihre Hinterbliebenen zu regeln bestimmt ist. i» Auch in diesem Jahre wird Ihnen ein Gesetzentwurf Wege» Erweiterung dcS StaatSeisenbahnnetzcS durch Herstellung neuer Eisenbahnlinien zugehcn. Um den llnternehnicru vc» Eisenbahnen uud Kleinbahnen de» Neal- credit, dessen sie bisher entbehrten, zu eröffnen, bedarf e« eines Gesetze-, welches die recht-wirksame Verpfändung des Bah»eigenthumS ermöglicht. Ter Entwurf eines solchen wird zu Ihrer Bcratbung gelangen. In Folg« ungewöhnlicher Dürre im verflossene» Früh« jabr sind umfangreicke LandcStkeile von bedrohlichem Streu- und Futtermangel betroffen worden. Zur Bekämpfung desselben haben im Anschlüsse an die Maßnahme» Meiner Regierung die Organe der Selbst verwaltung und die landwirtbschaftlichen Vereine, wie Ich gern anerkenne, umsichtig und tbatkräftig einzegrisfen. Tank diesem Zusammenwirken und der späteren fruchtbaren Witterung ist dem befürchteten Nothstande gesteuert worve». Mit um so schwererer Sorge erfüllt Mich die schwierige Lage, in welcher aus anderen Grün den die La n d w i rt h s ch a s t zu einem großen Theile sich befindet. Angesichts der hohen Bedeutung der Landwirtbschast für das StaatSwohl erkenne Ich es als die Aufgabe Meiner Regierung, nicht nur fortgesetzt das Gedecken der Lankwirthschast zu fördern, sonder» auch eine Gestaltung der Rechtsverhältnisse dcS läntlicke» Besitze« zu erstreben, die ibn in den Stand setzt, auch ungünstige Zeiten zu überwinden. Em so schwieriges Werk ist nickt durchführbar ohne die dauernde Mitarbeit selbstständiger, aus öffentlich- rechtlichem Gründe ruhender Organe der Bcrussgcnossen, an welchen e» bisbrr der Lankwirthschast fehlt; die Herstellung einer allgemeinen corporativcu Vertretung der Landwirtbschast ist daher der erste nockwendige Schritt zu deul bezeichnet«: Ziele. Diese Vertretung wird be rufen sein, die Hebung der Landwirtbschast Lurch gemeinsame Einrichtuugcu zu betreiben, der Regierung als Beirath zu dienen und bei der Vorbereitung und Durchführung der Maß regeln der Gesetzgebung und Verwaltung mitzuwirkc», welche auf die Verbesserung dcS Ercditwesciiö und die Beseitigung der Uebelftände gerichtet sind, die auf der übermäßigen Verschuldung dcS Grundbesitzes und den ungeeigneten Formen derselben beruhen. Zu diesem Brhufe wird Ihnen der Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung von LandwirthschastSkammcrn vorgelegt werden. In einer Zeit» in der die Unzufriedenheit viel fach geschürt und der Kampf der Meinungen und Inter essen mit zunehmender Schärfe gesührt wird, gilt es, durch die versöhnende Wirkung gemeinsamer Arbeit den Ausgleich der Gegensätze zu fördern und ibn zu finden in dein aufrichtigen Streben nach dem unverrückbaren Ziele, dem Woble dcS BatcrlandcS. Dazu gebe Gott Segen und Gelingen! Diese Thronrede widerlegt die vielfach verbreitete An nahme, daß in der ersten Session dcS im Herbste neu gewählten Abgeordnetenhauses Vorlagen oder Anregungen der Negierung pru weittragender Bedeutung nickt ;n er warten seien. Denn zu der Ankündigung der Thronrede, daß Vorlage» zur Verbesserung der äußeren Lage der Beamten, sowie der Lehrer und Lehrerinnen an nicht- staallickeii mittlere» Sckulen, und die längst erwarteten Gesetz entwürfe wegen Erweiterung des Eisenbahnnetzes und Wege» rer rechtSwirksamen Verpfändung des Balmcige»» thiiniS zu erwarten seien, kommt die Anlüiidigiinz. daß auch ein Gesetzentwurf «der die Errichtung von Laukwirtb- suiasl-kammcrn vorgelegt werden wird. Durch diesen letzteren Gesetzentwurf erhalt die beute cröffnete Session ihre besondere Bedeutung nickt nur für Preuße», sondern auck für da- ganze Reich. Denn cs liegt aus der Hand, daß eine korporative Vertretung der Landwirtb- sckasl, die der Regierung als Beirath bei der Vorbereitung und Durchführung von Maßnahmen der Gesetzgebung und Verwaltung dienen soll, nicht eine ans Preußen beschränkte Einrichtung bleiben tann. Da« ,st um so weniger möglich, als diese Maßnahme» sich auck aus Be seitigung der übermäßigen Verschuldung deS Grund besitzes und seiner ungeeigneten Formen erstrecken sollen. Unmöglich können in Preußen Maßregeln zur Beseitigung dieser Uebelftände getroffen werden. ohne in äbuticher Weise auck in den übrigen Staaten nackgeahuil zu werden. Ja, cS wird auch die RcichSgesetzgebung cinzu- grciten haben, um eine gleichförmige Neuordnung der ländlichen Verschüttung berbeizusudren. Werden schon dadurch die Blicte de- ganzen Reiche- aut die Verhandlungen de- preußischen Landlag« gelenkt, so geschieht die- auch durch den Zusammen hang, in dem die geplanten Maßnahmen zur Förderung der Lautwirlhsckasl mit der hochgebenden agrarischen Be wcgung in« ganzen Reiche sichen. Diese Maßnahmen haben wenigstens nebenbei den Zweck, die agrarische Bewegung in Preußen »» ein rubigerrS Bett zu teilen und die schroffe Opposition der preußische» Agrarier gegen die ha»idetSpvlitischcn Ziele der RcichSregicrung zu mäßigen. Dieser offenbare Zusammenhang ist cs auch wahrscheinlich, kcr von der Absicht hat zurücktomnicii lasse», i» der Thronrede die Uebcrcinstimmung der preußischci« Politik mit der Rcich-potitik ausdrücklich zu betonen. Daß eine solche Uebcremstüilmung besteh», ergiebt sich auch aus dem .Hinweise, daß die Lag« der preußischen Finanzen rinc durchgreifende Neuordnuiig der finanziell«»» VcrbälUltffr de- Reiche- und eine angemessene Vermehrung seiner eigenen Einnahmen dringend ersorvert. Wie bringend diese- Bcdürsmß ist, wird sich bei den Etatsberatbungcn immer klarer Herausstellen. Die preußischen Landtag-Verhandlungen werden dadurch förderlich aus die weiteren Brralhungen de- Reick-tagS über die RrichSstcuerrcsorur cinwirlen. Wir begrüßen daher den heule zusammen getretenen preußischen Landtag und die ihm gestellte» 'Ausgaben mit freudiger Hoffnung, auch mit der Erwartung, daß seine Mitglieder ckrcr Pflicht mit größerem Eifer »achlomiiit», als leider so viele Mitglieder des deutschen Reichstag«, Politische Tagesschau. * Lechzt«. 16. Januar. Bier volle Tage hat die erste Bcratbung der Tabak- stcuerdsrlagc im RrtchStazc gekauert. Aber wenn man daraus schließen wollte, daß von allen Seiten deS Hauses dem hochwichtigen, so tief in unser Erwerbsleben ein schneidenden und einem so bedeutungsvollen Zwecke dienen den Gesetzentwürfe das lebhafteste Interesse entgcgr»- gebrackt worden wäre, so würbe man sich sehr täuschen. »Tic ganzen bisherigen Verhandlungen über die Tabak slcucrrorlage haben vor beschlußunfähigem, theilweise geradezu kümmerlich besetztem Hause stattgcsunden. Am Tonnabend loninc die Bcratbung nur darum nicht zu Endo gcsübrt werten, weil die Socialdemokratcn »och sprechen wollten und mit Auszählung de- Hauses drohten. Und mil dieser Theilnahmlosigteit so vieler Abgeordneten vergleiche man liiin die unstreitig tiefgehende Erregung im Volk und die heftige Agitation, die gegen die Vorlage sich richtet! Da- sind unwürdige Zustände, die da« politische Ansehen des Roick-tagS nickt erhöben könne». Wenn die Wähler nun dock einmal mehr und mehr imperative Mandate aus- zuerlegc» für gut finden, so sollten sie in erster Linie fordern, daß ihre Abgeordnete» olme die allerzwinaendste Verhinderung pflichlgetreu u»d au-dauernd an seine», Platze sind. ES zeugt von cine», hoben Mangel an Gewissenhaftigkeit, wenn in wachsendem Maße die Abgeordneten ihre eingegaogenen Vcr pslicktungen so lcickl nehmen. Es war aber noch in keiner Session in dieser Hinsicht so schlecht bestellt. Daß die über eine angebliche KanzterkrisiS verdichtet gewesenen Gerückte, die de» Ossiciösen 'Anlaß zu Klage lieder» über böswillige Absichten der Urheber und Le» breiter Anlaß gaben, zn'in großen Tbeile aus das Ungeschick und die unniitzc Gcl>e>i»tbuerei dieser selben Osffciösen znrückzcsührl werden niüisc», haben wirsMon tunlich bargeleg«. Jetzt liegt cm »euer Fall solchen Ungeschickes vor. der abermals der Gelücktbiltung Vorschub leiste« Als vor einigen Wecken ans Wien verlautete, der deutsche Bot sck>ai tcr Prinz Reust »verte zurücklrctcn. solgte dieser Meldung nickt nur ein geharnischtes ossiciöscS Dementi, sondern e« wurde sogar den Verbreitern dieser Nachricht vorgeworsen. sic hätten eine Hetze gegen den Botsrbaster inscemrt. Und jetzt stellt fick licrans, daß Prinz Rcuß schcn vor Wochen lein EntlasiungSgesuch cingcrcickt bat. bas er mit seinem 'Atter und seiner schwankenden Gesundheit inotivirtc. Ist rS da ein Wunder, »venu die Vermutdung austaucht, der Rück tritt des Botschafters bade andere Ursachen und sei kichwedrr nicht ganz freiwillig oder häugc mit Differenzen zusammen, die man vergeben- zu begleichen versucht bade? ES liegt ohnehin Nicht allzuffi n. den Rücktritt des Botschafter- mit politischen Re, bringen »n Verblutung zu bringen, tvekcke dieFolgcn de- iirBrrki.r eittgcschlagene» neuen Eurses seien. Man wird sich erinnern, daß der Besuch des I ü r st e n Bis in a r ck in Wien im Somnicr 1892 »nd der „UriaSbrics" dcS Grasen Eaprivi, der de» Prinzen Reust von der Fa»iilic»sc>cr des ehemaligen Reichskanzler- sernbicll, den Prinzen damats »r eine pein liche Lage versetzte, die dadurch »ock schlimmer wurde, das; Fürs» Bismarck, in Unlennlniß diese- Erlasses, dem Botschafter »i seinem Palais einen Besuch abslattcle, der wieder zu Gegen besuchen tcr Prinzessin Rcuß und der Fürstin Bismarck Anlaß gab. Schon damals wurde von RücktrittSabsichtrir des Prinzen Rcuß gesprochen. Um so dringendere Ver anlassung hätten also die Ossiciösen und ihre .Hinter männer gehabt, bei dein türzlich cingercichtcn Entlassung- gesucke des Prinzen nickt Verstecken- zu spielen und tcr Lcgcntcubildiing dadurch neue Nahrung zu geben. Jetzt wirb cS zu spät sein, diesen Gerückten enlgegenzutretei, uns der Wahrheit gemäß zu versickern, Laß der Prinz lediglich wegen seines Alter» nnb seiner Gesundheit ins Privatleben sich zurüctziekcu will. In weiteren Kreisen wird uiarr dock' glauben, baß an dieser Erklärung ebenso etwa» unrichtig sei, wie an beul kürzlich erlassenen ossiciösen Dementi. Und waS ta- Schliniinste iit: inan wird um eben dieser Vermuckung willen dem Nachfolger des Prinzen, mag er nun Gras Ferrillrtsn. Auf und nieder. I2> ffomon von Edwin Heinz. »M« RtHic rekietiallai I (Fortsetzung) Zu dieser innerlichen Aufregung kam nun noch die Auf regung der Wahl und die anstrengende Tbätigleit >m Ge schäft. E« war natürlich, daß dir« einige Spuren auf dem sonst frischem rotlckäckigen Gesichte Trübe» hinterließ. Das sagte ihm auch sein Freund vr. Reinhold, als er an einem Nachmittag bei ihm eintrat. „Da- macht nicht« lieber Toctor", entzegnete ckm Trübe. ..babe schon einmal solche Arbeit durchgemacht. Wissen Sic noch vor zebn Iabrcn, als wir die Bank umgründetcn. Ich tonnte fast nicht mehr schlafen, so ginge» mir die Zahlen durch ren Kops, ich sab Nackt und Tag nichtt als Zahlen, — ist auch vorübcrzezangen, die Zeit". „Da- ist richtig, lieber Direclor» und koch wieder nicht", erwiderte vr. Reinhold, „damals waren Sie ersten- zebn Jahre jünger und zweitens konnten Sie ganz gut die Sach, läge überschauen, Sic wußten, wie da« Ende ausgeben mußte, denn c« handelte fick nur um watbeniatischc Zeichen, um Zahlen, die bekanntlich doch stimmen mußte»". „Ist cS diesmal ander«?" „Ich möchte Ihnen nicht webe tbun, aber ich finde aller dings die Situation ganz ander«. Ich will offen mit Ibnen reden, Trübe, denn cs wäre doch nicht recht, wenn ich Ihnen meine Beobachtungen verschwiege. Bon der Arbeit in der Bank will ich nicht weiter sprechen, obgleich e« viel bester wäre, wenn Sie nickt Alle« selbst machten, Sie müssen doch auch schließlich einmal auSspannen und da wäre r« gut, wenn Sie einen geeigneten Vertreter hätten. Ihr Amt legt Ihnen einen groß«» Posten Arbeit und Berantwortlichkrit auf und strengt Sie auch physisch an, so daß Sie doch einmal an ein« größere Rübe, Reise oder Sommerfrische denken müssen. Wir werden ja Alle nervös, warum sollen Sie eine Ausnahme machen? Nun kommt aber noch die Wabl. ja diese glänzende große Wahl, di« Ihnen so viel Ebren einbringen wird und unk die doch nicht zum Guten ausschlagen wird. Unterbrechen Sie mich nicht. Sie wrrden ohne Zweifrt Alle« daran setzen, für die Stadt eine große Arbeit zu verrichten, für da« Wobt Ihrer Mitbürger bestrebt zu sein, aber, aber ... die Enttäuschung wird auf beiden Seiten liegen. Sie werden nur Undank haben und Ihre Wähler, zu deneu ich selbst gehöre, aber au« anderen Gründen, werden sich nicht befriedigt fühlen. Sie sollen den Herkules abgeben, der womöglich in einem Monate unsere etwas eingerostete Verwaltung aufrüttelt, der überall mit seiner Wünsckelrutbe Milch- und -Honigbächc dem Boten entlockt. Da« können Sie nicht. Sie naben den besten Willen zu schaffen, aber der Erfolg wird nicht so schnell kommen, Sie haben mit Personen zu tbun, die festgesahren sind im alten Geleise, die verrannt sind in gewisse alte Ideen »nd vor allem Personen, die eben auch Menschen sind, von Fleisch und Blut wie wir, und die sich in ihrer Stel- lvng verschanzen werden und die Ihnen mit ihrer ganzen Höflichkeit und gesellschaftlichen Küble cine so große Oppo sition macken, einen so passiven Widerstand entgegensetzen, daß Sie erst nach Jahren an das Ziel kommen, — wenn Sie kommen " Trübe war wäbrcnd der Worte Reinbold'S unruhig im Zimmer auf und ab gegangen, manchmal vor Reinhold stehen geblieben, batte ihn aber nicht unterbrochen. Jetzt blickte er ikn ruhig lächelnd an. „Weiter nichts, lieber Doctor? Ich glaubte schon ein großes Grbcimniß offenbart zu erhalten. Wa« Sic mir da sagen, ist doch nicht neu, daS ist mir ja Alles bekannt. Ich weiß, daß ick manchen Verdruß mit den Herren vom grünen Tische baden werbe, aber daS kann mich nicht anscchtcn und waS da« Versprechen anbrtrifsl, das ich meinen Wähler» gegeben habe —, nun ich bade ibnen kein« gegeben. Ich babe vor Jabr und Tag einmal im Vereine darüber gesprochen, waS zu thun wäre, und wie meiner Meinung nach die Statt gehoben werden könnte, das ist aber Alle«. Jetzt sind die Leute zu mir gekommen und baden mich um Uebrrnahme der Eandi- datur ersucht, und ich bin so frei gewesen, sie anzunehmeo im Interesse für die Sache, denn so kennen Sie mich wohl, daß ich einem schnöben Edrgeiz nicht aesröbnt habe, dazu kenne ick die Arbeit gut genug Aber freie Hand babe ick mir in allen Stücken Vorbehalten, und ick werde erst nach einer sehr genauen Prüfung aller Verhältnisse mein Unheil abgeben." „Ich habe keine andere Antwort erwartet", erwiderte Reinbold, „aber ick hielt e« für meine Pflicht, schon daS Bild zu zeigen, wie ich eS vorau-schaue, dem, ich als Jurist beurtheile die Leute nickt nack idrcn guten, sondern nach »Kren schlechten Seilen, und davon haben unsere verehr» lichea Mitbürger ein« ganz ausehutichc Menge. Ich wollte Sie weder der Eandidatur entfremden, noch eine Einwirtung auf Sie auSüben. ich wollte Sic nur auf den Undank vor- bcreiten, den Sic ernten werden." Er erhob sich, um zu gehen und reichte Trübe die Hand. Da fiel ihm plötzlich noch Etwas ein. „Gut, daß ich daran denke, die Hcndrich befindet sich aus dein Wege der Besserung. Sic ist schon einmal vernommen worden. Es wird nicht schlimm werden, man kann ihr nur die Nichtanmeldung deS Kinde« verwerfen. Vergeben gegen die Beurkundung de« Personenstände« klebrigen« der jetzige Assessor Berger hat die Sacke, Sic kennen ihn, er ist ja der zukünftige Sckwiegersobn Ihre- Bruder«." Ohne Trübc'S Antwort abzuwarten, ging er rasch davon. Wenige Stunde» später erschien Franz Kübnc in dem Eontor Trübe «. E« wurden nur geschäftliche Dinge ver handelt. Man sprach über die Ereditc, die die Bank einigen Leuten cingeräumt hatte. Kühne prüfte als AufficktS- rathSmitglicd einige Eontcn von Debitoren, die ibnr persönlich bekannt waren. Trübe »nlersckrieb Briese und gab hier und da einige Auskünfte. Da« dauerte längere Zeit und schon hatte die Ubr sieben geschlagen, als Trübe anscheinend fertig war und de» ruhig tasitzenten Kübnc mit jovialer Stimme aiissordertc. auch seinerseits die Arbeit zu beendige». Kühne batte aber schon längere Zeit nicht« mehr gemacht, sondern den Stadtplan studirt, der an der Wand hing. Trübe merkte das. „Ei, ei, lieber Kühne", rief er, „Sie studircn wohl gar, wo der Magistrat cine neue Straße anlcge» könnte. Over suchen Sic den besten Platz für den große» Eentralbahnbos, der immer noch nicht tommen will?" „Das letztere nun gerade nicht, aber vielleicht daS erstere." „Eine neue Straße. Das ist interessant. Darf man sragcn, wo diese hinkommen soll?" „Gar nicht schwer zu crrathen. Sebrn Sie", hier nahm Kübae Trübe bei der Hand und trat vor den grotzenSladtpla», „tner geht die Breite Straße, hier die Lange Straße, hier liegt die Sandstraße und hier der Mumpendorser Weg. Dieser große Häusrrcompler versperrt aber den Weg zur Karlstratze und der ganzen Karlvorstadt, dir Häuser da unten sind altcS Gerümpel, da« nichts wertb ist und da« man sür eia Dudeldei bekommt. Hier ist die Brrtuch'sche Brandstelle, wenn w.r diese medr bicrber verlängern, kommen wir aus daS Mrißncr'sche Hau«, da« wir jüngst im Subbastalion-wege übernehmen mußten und das uns jetzt gar nicktS cinbringt. Wenn w»r aber die Bertuch'sche Brandstelle kaufen und links und rechts die Häuser dazu, daun kämen wir zu eurer Straßeoaulage, die eine Hauptstraße werden wird, weil sie »ach Norden da« Wesl- vicrtct mit der Karlvorstadt mit »ach Westen mit der Muiiipcntorscr El>a»ssec verbindet" Trübe kalte n»t Interesse der Eröffnung der Rede zu- gehört. Be» Erwähnung der Brandstelle war ein Schütteln durch seine Glieder gegangen, die Erinnerung an den Bor mittag, a>« der grausige Fund gemacht wurde, war plötzlich in ihm wach geworden „Nun." fragte Kükue, „wie denken Sic über die Sacke. Ich glaube nicht, baß die Bank dabei ein schlechte- Geschäft niackt, im Gegentbcil, daS Mcißner'sche Grundstück gewinnt an Wertb und wir können bei Gelegenheit einen schweren Ballast abschütteln." „Hm, hm," machte Trübe. „Sie baden nicht Unrecht und wen» man sich die Sache ordentlich überlegt, kommt man zu Ihrer Ansicht. Die Brandstelle," hier zögerte er etwa«, c« wurde ihm schwer, daS Wort auSzuspreckcn, „werden wir billig haben, die drei aiidern Häuser auck Mit -Hilfe de« großen Mcißner'schcn Hose« uud wenn wir da« -Han« ganz umbauen, kommt eine ganz passable Straße heran», die Lust und Lickt in da« Viertel bringt und die eine ausgezeichnete VerkekrSstraße zu werben verspricht." „Meinen Sic nickt, daß wir dem AuffichlSrath iiumal diese Idee rortragen?" „Ganz gewiß, sie ist wertb, besprochen zu werden. Doch kommen Sie. lassen Sie »in« geben, tie jungen Leute da draußen schlagen sehr laut die Bucker zu nnb geben eifrig h»n und her, damit »vir inerten sollen, daß die Scklußitunde schon vorüber ist. Sie wollen auch ins Freie. Der Tag ist zu sckön." „Eigentlich, meine ick, daß sich die Gekilscn nach unö zu richte» Kälten. Sie habe» sie in dieser Beziehung verdorben. Dock wie dem sei, geben wir" Auf der Straße brachte Kühne da« Gespräch wieder auf sein Projcct und er war so verliest in seine Berechnungen, da« Trübe ihm anbot, doch bei ibn, inil zu Abend zu essen» dann könne man ja noch weiter darüber reden. „Ick werde mit zu Ibnen tommen", nahm Kübne die Einladung an, „meine Frieda wollte Ihre Frau besuchen, vielleicht treffe ich sie »ock, ick tann sie dann gleich initnehuien." So gingen sie in eifrigem Wortwechsel fürbaß und waren bald in ^rubcS Wohnung angelonimc». Hier war cS rrckl lustig. Laute» Lacken tönte ihnen entgegen uud als Trübe mit Kühne in da« Speisezimmer trat, von wo an- eine Treppe in Len Garten führte, ries Frieda schon vo» Weitem mil ihrer silberhellen Stimme, indem sie ihrem Vater rntWß«« eilte:
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