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Dresdner Journal : 29.04.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185904297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-04
- Tag1859-04-29
- Monat1859-04
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 29.04.1859
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^-96. Freitag, den 29. April. 1859. LV— i«»—» '/ä>tt^.- 1 .. w.. ,x^.. »tu—Uiok u> 0,-4« > 1» ktxr. I ku>»«lu» ttuwuu!,«! k b>«r. 1» L»al—m» tritt ?u«t- uu>I tte«n>p»I«»- «o»t»L di»»». »nseenlttpreisr, pü, ck«n «.nm ei»«e ^»"p«>t.»rn L.U.! 1 tkgr. l^orer ,,1-iQ^GRKuäL" <1»O 2 «rschri»nt 1-»^Iicd, mit Xn.nnitm« 4«e So»»- «ick ^«t«t»U», >K«n<t» Mr ä.» solxoitck.» r»U. Dres-ncrIournal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. rvsilate—atzwe —wikrt«: l-olxei^: p». N.tnv.^rrrr«, 6ommi..i<>»Ii> <1,-, I»r«»cko-, ckournale; et„-uN»»^lk»t: tt. Iit'»»i»; tlltoo»: Ilai»«M,e«rn d Vuot.».»i LvU»: li.uriv»'m Itucbli., It»:r» «ür«» . Nu,^aa; Lremin: «. kirni olri i kronirkart «. N : »» »'»«-ii« Itn,a>t>»nckl.: N>un>o-—: »lniii/r.rrri!»'. liu- rr.i»; Lol»: >!»<".r Iilt>,»ilr.»: r»ri»! V. t'.'Ü, ru« <i«. bun» .»>»»»); kr.x: t ». L»»i.ie»', öutiill.uiiluttjs. l-erausgrbrr: lküuixl. Kepeckitlon ck«, Hr««6n«r ckooroal», 1)ee»<l«n, »lnrivnitr...« die. 7. Stachbestcllunge» auf da- „Dresdner Journal" für die beiden Monate Mat und Juni werden für Dresden zudem Preise von 1 Thlr. bei uns angenommen. — Für auswärts müssen die Bestellungen aufdas volle Quartal lauten (Preis 1 Thlr. 10 Rgr ) und find an die nächstgelegenen Postanstalten zu richten. Die InfertiouSgebühreu betragen beim „Dresdner Journal" für die Zeile oder deren Raum: i« Jnferateutheile des Blattes 1 Rgr., unter „Eingesandt" 2 Rgr. Aöin-t. Dpt-itis» -es Prer-ser Zsurvals. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Thtil. Bekanntmachung des KricgsminisieriumS, die Stellung des Hailpt- wntingentS der Königlich Sächsischen Armee auf den Kriegsfuß betreffend.' Nachdem in Folge gefaßten Bunde-beschlusse« da« Hauptcontingent der Königlich Sächsischen Armee in Marschbereitschaft zu setzen und d,-halb dasselbe auf den LriegSfuß gestellt worden, so wird solches hiermit zur öffentlichen Kenotniß gebracht. Drei den, den 26. April 1859. Kriegs-Ministerium v. -tabeahorst. Eckelmann. Bekanntmachung. Da der Zweck der veränderten Organisation der Ca- dettenschule, den Bedarf an Offizieren für di« Infanterie ausreichend zu decken, erst in mehr,»« Jahren erreicht wird, e« aber jetzt wünschen-werth erscheint, verschiedene fehlende Stellen möglichst bald zu besetzen, so haben Se. Majestät der König zu genehmigen geruht, daß unter denselben Bedingungen wie früher, bi« auf Weitere« wiedrr junge Leute aut den» Eivilstande al« Offiziert- Aspirante« für die Infanterie angenommen werden dürfen, »ob habe» dergleichen Anmeldungen h«i eines Eommaudo- stelle bn Infanterie zu erfolgen. Dresden, am 25. April 1859. Kriegs-Ministerium. v. Rabeahorst. Dresden, 19. April. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, die von dem Hauptmann v. Held- reich des 15. Infanterie-Bataillon« erbetene Entlassung aus allerhöchstem Kriegsdienst mit der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Uniform zu genehmigen, sowie den Oberleutnant Gehe de« 3. Infanterie-Bataillon- zum Hauptmann, und die Leutnants v. Tcützschler vom 10. Infanterie«, und v. Schönberg vom 2. Jäger- Bataillon», zu Oberleutnants der Infanterie zu befördern. Nichtamtlicher TM. Ueberstcht. rrltgraphisch« Racbrichtr«. Zritunsitschan. (Ost-Deutsche Post — National'Zeitung. — Allgemeine Zeitung.) Tagetsitschicktt. (Wien: Da« neu« Gemeindegesetz er schienen Pferde-Au-Hebung. Vom Hofe. Ergeden- dkitsadressen — Venedig: Truppentransporte. Be festigungen. Die Marine. Ausmünzung. — Ber lin- Ministerielle« Circular wegen der Kreistage. Die Bedeutung der Kriegsbereitschaft. — Hannover: Der König in Braunschweig. — Stuttgart: Adresse. — Kassel: Interimistischer Kriegsminister. — Pa rt«: Militärische«. Stimmung. Algerien. Da« A„PayS." — Bern: Schnecbruch auf den Alpen straßen befohlen. Einnahmen. Aus Italien. — Rom: Die preußischen Majestäten. Bewegung in Palermo. — Modena: Centralbahn. — Florenz: Auswei sung. Universitäten. — Turin, Genua: Mont- Ceni-straße. Die außerordentlichen Vollmachten. Di» piemontesiskht Antwort. Militärisches. — London: Vom Hofe. Wahlreden. Milizeinkleidung. — Bukarest: Jsraelitendeputation. — Bombay: Lord Elgin zurück. Au« Japan und Cochinchina. Ervennuuaen, Versetzungen rc. im öffcutt. Dienste. Dresdner Nachrichten. (Neue Postverdindung. Sonn- tagschule.) Vroviuziatnachrichtrn. (Chemnitz. Johanngeorgenstadt. Strehla. Mffrusckaft, Kunst und Literatur. Statistik u. LolkSwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 28. April, Nachmittage 2 Uhr. In der heutigen Sitzung dcS Äbgeord netenhauses erklärte der Minister des Auswär tisten: Der Gang der Ereignisse sei ein verhäng Nlßvoller; die Differenzen zwischen Oesterreick einerseits und Sardinien und Krankreick anderer seits hätten einen Grad erreicht, daß jeden Augen blick der Ausbruch des Kriegs zu erwarten sei. England habe einen letzten Versuch gemackt, den Frieden zu erhalten, aber die Hoffnung aus dessen Gelingen sei äußerst gering. Bei diesem Stande der Unklarheit könnten keine eingehenden Mitthei lungen erfolgen. Zur Kenntniß von den inzwi schen getroffenen Maßregeln genüge die Nachricht, daß drei Armeecorps kriegsbereit seien, und die Kriegsbereitschaft am Bundestage betrieben werde. Reben der eigenen Sicherheit habe Preußens Regierung auch d»e Deutschlands im Auge, und zwar um so »ehr, als die andere deutsche Großmacht am Rande deS Krieges stehe. Die Bundeökriegsbereit- schäft sei dem Charakter des Bundes entsprechend und wesentlich defensiver Natur. Preußen sei somit nach allen Seiten gerüstet, im Verein mit seinen deutschen; Bundesgenossen vor Allem dem Grundsatz folgend, daß die Interessen Deutschlands auch die Interessen Preußens seien Frankfurt a. M., Mittwoch, 27. April, Nachm. (W.T.B.) Nach hier eingetroffenen Nach richten aus Stuttgart sprach der Präsident bei der gestern stattgehabten Eröffnung des außer ordentlichen Landtags die Hoffnung aus, daß die Abgeordneten ohne Parteistellung einig sein wür den, wenn für Deutschlands Unabhängigkeit Opfer gefordert werden sollten. In einer hierauf fol genden geheimen Sitzung machte die Regierung eine Vorlage betreffs der Kriegsbereitschaft und Bewilligung von 7 Millionen Gulden. Frankfurt a.M.,Mittwock,27. April, Abends. Das „Frankfurter Journal" meldet in einem Te legramm aus Bern vom heutigen Tage, daß der. Bundcsrath von dem Divisionär Äontemps in Bellinzona soeben die telegraphische Nachricht erhalten habe, daß die Oesterreicher in der ver stoffenen Nacht über den Ticino gegangen sind. Paris, Mittwoch, 27. April, Morgens 5Uhr- Der heutige „Moniteur" giebt eine Auseinander setzung der Thatsachen, durch welche die Compli- cationen entstanden sind, welche die gegenwärtige Krisis herbeigeführt haben. Dieses Erposü wurde gestern dem Senate und dem legislativen Körper überhändigt. Es beginnt mit den historischen Thal-, fachen seit Januar d.J. und endet, indem cs sagt: In demselben Augenblicke, wo die Regierung eine friedliche Hoffnung nähren zu können glaubte, er- fuhren wir, daß das österreichische Cabinet den englischen Vorschlag »urückgewiesen und eine direkte Sommation an Sardinien gerichtet habe. Während Oesterreich den Eintritt der italienischen Staaten in den Congreß, den es so unmöglich gemacht, ver weigerte, förderte es sogar, daß Piemont abgeson dert entwaffne. Wenn die friedlichen Anstrengungen der vier Mächte Hindernisse gefunden haben, so find diese nicht durch Frankreich entstanden. Wenn der Krieg ausbricht, so würde Frankreich sagen können, es habe Alles, was seine Würde gestattet bat, gethan, um ihn zu vermeiden. Auf Frank- reich würde nicht die Verantwortlichkeit fallen; die Protestationen der vier Mächte bestätigen dies. Wenn angesichts dieser Thatsachen Sardinien bedroht ist, wenn, wie Alles annehmen läßt, sein Territorium gewaltsam ergriffen wird, so kann Frankreich nicht zöger», dem Rufe der alliirtrn Nation zu entsprechen, an welche es gemeinsame Interessen und traditionelle Sympathien knüpfen, die durch die neue Verbrü derung der Waffen und die zwischen beiden regie renden Häusern eingcgangene Verbindung erneut sind. So erwartet das kaiserliche Gouvernement, gestützt auf Mäßigung und Versöhnlichkeit, mit Ruhe den Lauf der Ereignisse und hat das Ver trauen, daß sein Benehmen der ungetheiltcn Zu stimmung Frankreichs und Europas begegnen werde. — Die 3proc. Rente wurde gestern Abend zu (»3 gehandelt. PartS, Donnerstag, 28. April. Der heu- ttge „Moniteur" meldet: Das ArmeecorpS, wel ches der Prinz Napoleon commandiren solle, werde nnverwetlt bet Toulon zusammengezogen. Die Gard« verbleib« unter dem Befehle ihres bis herigen Kommandanten, des Generals Negnault. Der „Constitutionnel" dementirt die Nachricht von dem Abschlüsse eines russisch « französischen Vertrags. Bern, Donnerstag, 28. April. Die Fran zosen finden große Schwierigkeiten beim Ueber- ganae über den Mont-Cenis. Viertausend Arbei ter find damit beschäftigt, den durch ungeheure Schneemassen versperrten Paß zu räumen. Andererseits haben 12V,AB Mann Ocsterrei- cher den Ticino überschritten. Davon commandirt Aeldzeugmeister Graf Gyulai 3V,VVV, Feldmar schallleutnant Ritter v. Benedeck 80,090, Feldmar schalllcutnant Freiherr v. Zobel 3V,VVV Mann. Dieselben sind über Buffalora auf Novara und über Mbbiatcgrasso auf Vigevano und Mortara marhhirtz^ Die sardinischen Truppen ziehen sich hinter den Fluß Teska (lenseit Novara) zurück. Der Eommandant der eidgenössischen Truppen in Tessin, Oberst Bontemps, verlangt Verstärkung. Turin, Mittwoch, 27. April. Ein königliches Manifest an die Truppen macht die Unabhängig keit Italiens und die gerechte, heilige Sache zum KriegSgeschrei. Der Prinz von Savoyen-Ca rignän ist in Abwesenheit des Königs zum Statt halter bestellt. Aus Florenz wird der Ausdruck einer Be wegung gemeldet, wobei die dreifarbige Kahne aufgrpflanzt worden sei. Der Grofiherzog habe den sardinischen Gesandten, Ritter Buoncompagni, zu sich berufen. Dresden, 28. April. Ueber den Entschluß Oesterreichs, mir der bekannten Sommation gegen Piemont vorzugehen, schreibt die „Ost-Deutsche Post": „Der Act bedarf keiner Erklä rung und keiner Rechtfertigung. Er ist eine durch den maßlosen Uebcrmuth der Gegner heraufbeschworne unab- weisliche Nothwcndigkeit. Mögen Alle, welche über daS letzte Wort Oesterreichs moralisircndc Tiraden declamiren, an das eigne Herz greifen und sich selber fragen, ob sie an dec Stelle Oesterreichs nicht ebenso gehandelt hätten. DaS eigne Rechts- und Ehrgefühl wird ihnen sicher eine Antwort geben, welche mit den Vorwürfen und Anschul digungen, die sie gegen Oesterreich erheben zu dürfen glauben, im direclen Widerspruch stehl. Wir sind jedoch weil entfernt, den verschiedenen ofsiciösen und officiellen Vor stellungen und Verwahrungen ein allzu großes politisches Gewicht beizulegen. Wir glauben sie großentbeil« al« ein diplomatische« Scheinmanöver bezeichnen zu dürfen. Man will nicht offen aussprechen: Oesterreich hat Recht und »S blieb ikm kein anderer Schritt mehr übrig; man fürch tet, „den Zorn de- Gewaltigen" zu erregen. Es ist dies immer noch dir scheue Rück- und zaghafte Vorsicht, durch welche eben der Hochmuth an der Seine so groß gezogen worden ist, daß er sich für den Mentor, Corrector und Censor Europas bält. Wenn im gegenwärtigen Momente ungeachtet alles selbstverständlichen Bedauern«, daß es so weit gekommen, doch überall die gewiß klar erkannte Wahrheit offen, ohne Vorbehalt und Clausel ausgespro chen worden wäre, so hätte diese- Wort die Bedeutung einer mächtigen Thal, und Napoleon III würde sich wohl hüten, den Wahrspruch Europas mit einer Ärieg-erklä rung gegen Europa zu beantworten. Aber man wird eben mit kräftigen Worten so lange kargen, bis man sich selber zur abwebrenden Thal gezwungen sehen wird. Man erleichtert dem NapoleonismuS das verwegene Spiel, in dem man sich je auf einem eigenen möglichst separaten Standpunkt isolirt, anstatt gegen die gemeinsame Be brohung einmüthig Protest zu erheben. Es ist unmög lich, daß durch daS letzte Wort Oesterreichs das Urtheil irgend eine« Cabinets über die Sache selbst geändert wor den sein könnte. Im Geqentheil, die Situation ist jetzt völlig klar geworden. Oesterreich hat durch die direkte Benehmung mit dem Gegner diese Klärung herbeiqeführt. Wenn irgend Jemandem die Gesinnung der Turiner Nsegierung und die französisch-sardinischen Pläne noch nicht klar waren, so muß er sie jetzt durchschauen. Die österreichische That hat eben dem trügerischen Gaukelspiel des Wortgefechtes rin Ende gemacht, sie hat die Gegner gezwungen, mit ihrer wahren Gesinnung hervorzulreten, sie durch die That zu offenbaren. Wenn nun bei dieser Sachlage sogar von förmlichen Protesten gegen das Vor gehen Oesterreichs geredet wird, so können wir vorläufig nicht glauben, daß irgend ein Cabinet den Begriff der eignen Skaatswürde so weit vergessen konnte, um gegen die souveräne Rechtsübung und Pflichterfüllung eines andern Staates zu protestiren. Sollte es aber wirklich geschehen sein, nun so hat sich der Protestirende als Ge sinnungsgenosse der Rechtsverletzer prcclamirt. Über flüssig ist es, Oesterreich auf die Folgen seiner That auf merksam zu machen, und gänzlich unzulässig ist es, uns die sittliche Verantwortung dieser Folgen aufbürden zu wollen. WaS die moralische Verantwortung betrifft, so liegt sie für Oesterreich in dem kurzen Satze: „Ich habe gethan, was ich nicht länger unterlassen durfte." Die „Natkdnal-Zeilung" läßt ihrer gestrigen Mit theilung über daSangrblicheZustandekommen eines russisch-- französischen Bündnisses folgende Betrachtung über dieTrag- weite eines solchen folgen: „Wir sind nicht im Stande, die nähern Stipulationen des AllianzverirageS anzugeben, na mentlich nicht, ob Rußland sich zu einem sofortigen feind seligen Vorgehen gegen Oesterreich verpflichtet hat, oder ob eS gegen die preußischen und österreichischen Grenzen vorerst nur demonstriren will, und erst dann sich am Kriege betheiligen würde, wenn derselbe am Rhein los bräche. Gewiß ist aber, daß ein französisch - russisches Bündniß schon au sich die Unabhängigkeit aller übrigen Staaten in die unmittelbarste Gefahr setzt. Hier kommt nicht mehr Italien allein in Frage, nicht mehr die Balkan halbinsel, auf welcher alle Minen bereits gelegt sind, so daß ganz Südeuropa binnen kurzem von den beiden ab solutesten Herrschern der Gegenwart zum Freihritskampfe aufgerufen werden mag, um dann zurcchtgelegt zu wer den, wie eS in ihre Interessen paßt. Sobald zwei Mächte von der Wucht Frankreich« und Rußlands sich zusam- menthun, um die Grundlage von 1815 aufzuhcben und eine Revision der europäischen Karte zu dictiren, bleibt allen andern nur die Wahl, sich entweder dieser Diktatur zu unterwerfen und damit einfach abzudanken, oder, bevor die Reihe an jede einzelne kommt, sich ver eint zum äußersten Widerstande zusammenzuschaaren. Wenn eine Combination, welche schon vor 50 Jahren einmal alle Selbstständigkeit, alle Freiheit, alles Recht in Europa niederbrach, sich erneuert, so hoffen wir, daß alle untergeordneten Eifersüchteleien schweigen und alle Parleistandpunkte ihre Geltung verlieren werden. Preußen ist dann die ernsteste und schwerste Aufgabe zuqefallen; eS ist nöihig, sie nüchtern ins Auge zu fassen, die Kräfte Nach dem Orient. Bon Prof. vr. Tischendorf. II. Arife nach dem Binai. lFsrts. aut Re. 9t.) Meine Beduinen versorgten sowohl fich al« ihr» Kameele reichlich au- den Mosttzquellen, während ich selber mit kost barem Nilwaffer au« Kosta'« Borrath »erseh«» war. Al« mir der Gärtner noch »inen prächtigen, duftreichen Strauß Rosen — am 25. Januar — au« seinem Gart«» gereicht Hane, saß ich auf und ritt in die fich mächtig vor un« auS- dehnende Wüste hinein. Zur Linken hatten wir den lang au«grstreckten Dschebel-Rahah, von licht-rdihlicher Färbung, zur Rechten den tiefblauen Spiegel de« rochen Meere«, hinter dem der Dschebel-Atakahr mit dunkler Stirn herübersah. Am Faß» diese« Berge« wird di« Anlegung einer Hafenstadt oder zunächst wenigstens einer Setstation von den Engländern be- abstchkigt. Da in eben dieser Entfernung von Suez alle größer« Schiffe wegen de« seichten Wasser« verbleiben müsse», so isi dieser Plan ganz gerrchtfmigt. Der Pascha ist ihm jedoch abgeneigt; e« wurde ihm »an französischer Seit« i» die Ohren geraunt: „Wenn di« Engländer nur »ine» Fuß breit Lande« erhalte«. s» vmd— st« bald alle« Urbrigr dazu neh men," wa« natürlich »et der weltbekannte» Genügsamkeit der Söhne Albion« eine höchst ungerecht, Verleumdung ist. Der erst« Tag der Wüsteureis« führt« un« größtentheil« dnrch öde Ebenen, bereu sogenannt« Wadi» mir durch kurze, mit niedrigen vträuchor» bewachsene Strich«, ohne irgend eine Quelle, bemerklich werden. Als ich Nachmittags gegen 4 Uhr am AuSgange deS Wadi Sakdr Hall machte, zeigte der Thermometer 18° R. Ungesähr dieselbe Höhe, bisweilen noch etwa- mehr, beobachtete ich in den nächsten Tagen; doch nahm die Hitze merklich ab, je weiter wir in die Bergregionen deS Sinai vorrücklen, und an den ersten beiden Februartagen hatte ich auf der Terrasse deS SinaiklostcrS früh 7 Uhr nicht mehr als 2 und 3° R. Am 26. Januar begrüßte ich daS reizende Gharandel- Thal. Die Anficht, daß hier daS durch seine zwölf Brunnen und siebzig Palmenbäume ausgezeichnete Elim der Schrift wiederzuerkennen sei, bestätigte sich mir immer aufS Neue, so oft ich hier war; eS ist noch jetzt der erste Wadi, der durch seine reich« Begetation den Wüstenwandcrer wahrhaft er quickt. Fast drei Stunden vor seinen Palmen hatte ich auS der Howara-Quelle getrunken. Ihr Wasser fand ich in die- ser Jahreszeit schmackhafter, al» auf meinen frühem Reisen im März und im Mai: wahrscheinlich hatte reichlich gefallener Regen den Geschmack verbessert. Aber die salzige Umgebung tritt bei dieser Quelle weit auffälliger hervor, al» bei irgend einer audern dieser Gegend; fle mag daher immer mit aller Wahrscheinlichkeit für die Bilterquelle der Schrift gehalten werden. Die am nächsten Tage berührten Wadi-, Wadi Useit und Wadi Tajib«, boten ebenfalls ein wenig Wasser und außer Tamarisken auch kleine Palmengruppen dar. DaS letztere hat eine Stelle, ganz deS Pinsel» werih. Den Blick vor un begrenzten nach drei Seiten Lehmbrrge, terrassenförmig, unten welßbräunlich, bald lichter, bald dunkler, in der Höhe dunkel« roth und braun. Zwischen dies,» Bergen ruhte da« Thal mit einem kleinen Tamari-kenwald«, überragt von mehrer« schmucken Palmen. Gegen Abend hielt Ich am Meere bei RaS-Zelinie. Trotz der ziemlich kühl gewordenen Temperatur ließ fich ein Bad nehmen. « Nach dein Aufbruch vom Meere, am 28. früh, führte unS der Weg wieder in die Region der Berge hinein ; der Dschebel- Dafari trat sehr bald imposant zu unsrer Linken hervor. Später feffelle un» fast ohne Unterbrechung der Anblick reizender Felsenbildungen und GebirgSqruppen, unter denen die Lehm- und Kalkarten noch immer vorherrschten, während bald an ihre Stelle Sandgestein und noch später die Granit berge traten. Gegen 4 Uhr de« Nachmittag» durchzog ich da» Thal Mokatleb, da» durch die rälhsrlhaften Inschriften auf seinen Felsenwänden so berühmt geworden. Im sechsten Jahrhundert bereüS gedenkt ihrer »in gelehrter Wander», mann, CoSma« der Jndienfahrer, ohne jedoch den Schlüssel zu ihrem Berständniffr zu besitzen. Dieser Schlüssel sollte erst vor 2V Jahren durch daS Siudium eine«, unter der Un gunst de« PrivaidocententhumeS wirkenden und verstorbenen Leipziger Gelehrten gewonnen werden, vermittelst dessen ein Deernnium später ein anderer Leipziger Belehrter, nicht minder scharfsinnig al« sein Borgänger, zuerst genauer nach- wie», daß die Jufchriften auf die nächsten Jahrhunderte vor und nach Christus zurückgehen und vorzugsweise arabischen Völkerschaften angehören, di» hierher zu heidnischen Götter festen, namentlich solchen de« sabäischen SterndiensteS, ge- wallfahrtet. In rlniger Entfernung von Wadi Mokattrb war jetzt eben ein »ngltscher Major mit Nachgrabungen beschäftig«. Araber erzählten von ihm Wunderdinge; doch möchten fich diese vorzugsweise auf di« reichlichen Bakschische beschränken, die der englische Gast selnen arabischen Gehilfen zuwrndet; denn schwerlich birgt Wadi Kinneh, wo Macdonald nachgräbl, große Geheimnisse in seinem Schvoße. Am 29. befand ich mich zu guter Stunde im Feuran« lhale. DieS ist die Perle der stnaitischen Wüste. Am reizend sten ist eS da, wo sich stundenlang ein reich bewässerter Palmenwald zwischen hoch aufragenden Granitwänden hin zieh«. Welche Bergangenheit mag auf diesem Thale ruhen. Gewiß reicht sie noch über Mose- zurück, der in diesen Gegen den dir Kämpfe mit Len Amalekitern zu bestehen hatte. Daß er aber hier sogar die lange Lagerung mit seinem Volke ge halten habe und ihnen vom Scrbal herab, zu dem die impo- santen Granitwände zur Rechten gehören, daS Gesetz Gotte« verkündet, ist mir auch jetzt durchaus nicht wahrscheinlich ge worden. Da fich frühzeitig christliche Elemente in Aegypten und seinen angrenzenden Wüsten geltend machten, so haben sie sicherlich sehe bald auch diese» Thal berührt. Außer Zweifel steh«, daß im frühen Mittelalter eine Stadt hier ge standen mit einem Bischossttze. Ruinen von Baulichkeiten find noch jetzt sehr zahlreich; besonder« zieht rin verfallene« Kloster auf einer felsigen Anhöhe im Thale die Betrachtung auf fich. Gerade diesen Ruinen gegenüber wollte der Berüner Aegypiolog, nach seiner bekannten Anficht über den binai, von einer majestätischen Granitspitze herab die Gesetzgebung erfolgt sein lassen. Da Scheck» Razar, mein Führer, mehrere Dattelbäume in dttsem Thale besaß und wenigsten« eben so viele Freunde, so war er sehr glücklich, daß ich schon Nach mittag« um 3 Uhr da» Zelt aufschlagen ließ. Den Genuß de- Abend» erhöhten noch die Stimmen mehrer Sänger de« Hain«, deren einer unsrer Nachtigall nahe kam. (Fortsetzung folgt.-
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