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Sächsische Volkszeitung : 26.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192606264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1926
- Monat1926-06
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- Monat1926-06
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- Sächsische Volkszeitung : 26.06.1926
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Nummer 140 — 25. Jahrgang «mal wöch. vezugoprel, für Juni ».— ^ einfchl. «estellgels. «azetgenpreise: Di« I-esp. PetttzeUe »0L« Stellenaesuche tt F. Di« Petitreklamezell«. 89 Milli meter breit, 1 ^t. Osfertengebühren für Selbstabholer L0 L. bei Uebersendung durch di« Post außerdem Portozulcklag. E!nzel-Nr. 10 H. Sonntaps-Nr. 15 L. Deschäftlicher Teil: I. Hillebrand ln Dresden. SiicklMe Sonnabend, 26. Junt 1926 Im Fall« höherer vemalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzelgenaufträg«, u. Leistung v. Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern ruf üdermitt. Anzeigen übernehmen wir kein« Ver antwortung. Unverlangt eingesandt« u. m. Rückporta nicht versehen« Manuskripte werd. nicht aufbewahrt. Sprechstunde der Redaktion 2—Z Uhr nachmittag». Hauptschriftlelt.: Dr. Iojeph Albert. Dre«de» Kampfs (sm dleumsrlcl) »lll'0- llNÜ li»«1ei»inS!i«l neu unä xebssucbt volrsmtuna ?«Innvi>>« vmsrdeilung Ilepsrstur ^ukdecvskrunx Vonier Ucesäeo StrekIenerStr.S Kui 45477 <S«schits«eft,Ue, Lruit and «vertag, Saroma» tvuchdnickerei «LmbH» Dre«d«»A. I, Polierslrabe 17. Fermu» 21V12. Poltlcheckkonlo Dretden >4797 Baiillonlo: Bossrnge L gridtchr. Dretden. Für christliche Politik und Kultur r Strdakttoa der Drerden-MIIIadt l. ESchslschea Bolk»z««t»»g Polierstrahe 17. Hernru« 997» und 270IL Der Kampf um die Schule Von unserem Zg.-Vertreter. Wien, 25. Juni. Wohl eines der fcywlerigsten Probleme, die in Oesterreich der Lösung harren, ist das Schul wesen, dem man immer ans dem Wege zu gehen sucht, da eine definitive Regelung unter dem gegenwärtigen Kräfteverhältnis nur in der Form eines faulen Kompro misses möglich ist, so daß an dem Reichsvolksschulgesetz aus dem Jahre 1878, das ganz den Stempel des dama ligen liberalen Regimes trägt, wohl als dem kleine ren Uebel festgehalten wird. Wie schwierig und wie ungeklärt gerade die Schulfrage in Oesterreich ist, erhellt allein schon die Tatsache, daß der Episkopat sich bis heute in dieser Frage nicht einigen konnte und nach drei Rich tungen hin scharf geschiedene Anschauungen vertritt. Im Zusammenhang mit den Ereignissen der letzten Tage wird selbst von christlich-sozialen Blattern die Forderung er hoben, die Schulfrage bis auf weiteres ruhen zu lassen und seinerzeit einfach das deutsche Reichsvolksschulgesetz zu übernehmen, wobei darauf verwiesen wird, daß dafür auch die Großdeutschen stimmen werden, weil dies ein weiterer Schritt wenigstens des geistigen Zusammen schlusses Oesterreichs mit Deutschland wäre. Die solches fordern, kennen entweder nicht die Verhältnisse in Deutschland oder nicht die Verhältnisse in Oesterreich,- denn in beiden Reihen bieten sich ganz wesensungleiche Grundlagen, und vergessen, oatz die Katholiken in Deutschland eine Minderheit, wenn auch eine bedeutende, sind, während in Oesterreich die Zahl der Katholiken über 90 Prozent beträgt und die Akatholiken eine verschwin dende Minderheit sind. Umso unerwarteter war der Kampf, der plötzlich durch rin übereiltes Kompromiß zwischen den Sozialdemokra ten und einigen christlich-sozialen Parlamentariern ohne Auftrag und Kenntnis der Partei über ganz Oesterreich 'hereingebrochen ist und Regierung und Parlament schwer bedroht, so daß es nach Lage der Dinge niemanden ver wundern wird, wenn die Negierung kapitulieren und Neuwahlen für den Nationalrat vorzeitig ausgeschrieben werden sollten. Als im Jahre 1920 der Unterstaatssekretär für das Schulwesen, der Sozialdemokrat Glöckel, im Verord nungswege einen Lehrplan für eine Reform- und Ar beitsschule herausgab, war man sich von vornherein be wußt, daß dieser einseitig auf die Bedürfnisse der Sozial demokraten eingestellt sei und keinen anderen Zweck habe, als das bisherige Reichsvolksschulgesetz, vor allem in bezug auf den 8 1 der sittlich-religiösen Erziehung abzu bauen. Die Folge bestätigt selbst die ärgsten Befürch tungen. Der Glöckelsche Lehrplan fand in Wien eine Lehrerschaft, die jenem auch den Inhalt gaben, der ihm Zugrunde lag, so daß man wohl mit Recht von einer s o - zialistischen Schule in Wien sprechen kann, in der in vielen Fällen der Religionsunterricht vollständig ausgeschaltet, oder wo dieser eventuell fortbesteht, völlig illusorisch gemacht wird durch die atheistische Lehrerschaft, die nicht nur in der Lebenskunde (lies „gottlose Laicn- moral"), sondern auch in den übrigen Fächern bemüht war, jedes religiöse Empfinden in der zar ten Kindesseele zu töten, wozu auch die Lehr bücher beitrügen, die von einem Herrgott nichts mehr wissen, um so mehr aber von Karl Marx, Engels usw. er zählen. Dieser Schulplan blieb als Versuchsballon vor nehmlich auf Wien beschränkt, wo Glöckel, der bald darauf vom Unterrichtsministerium in den Stadt- und Landes schulrat einzog, alles daransetzte, ihn für Wien nicht nur zu erhalten, sondern durch Verordnungen noch auzubauen, während in die Ländern nur der Name drang, im übrigen aber nach wie vor die sittlich-religiöse Erziehung des Reichsvolksschulgesetzes respektvolle Anerkennung fand. So entstand eine Doppelseitigkeit, nicht nur in der Volksschule, sondern auch hinsichtlich der Mittelschulen, da Wien eine Reihe von Mittelschultypen versuchsweise schuf, die insonderheit den fremdsprachlichen Unterricht zu beseitigen suchen, der materialistischen Weltanschauung dagegen Tür und Tor öffne. In den Ländern aber be stehen die alten erprobten Mittelschultypen fort. Diese Doppelgleisigkeit sollte zum Verhängnis werden und die Bombe früher zum Platzen bringen, ehe es manchem lieb erschien. Die Regierung verlängerte immer wieder das Provisorium. So sehr sie sich bewußt war, daß eine de finitive Regelung die erbittersten Kämpfe heraufbeschwö ren werde, so war es dock auch wieder klar, daß dieser Worauf die Soztaldemokralen bestehen — Eine Verständigung mit Links möglich Die Opposition -er Deutschnationaten Berlin, 25. Juni. (Drahtbericht.) Die Situation in der Fiirstenabfindungsfrage hat sich km Laufe des gestrigen Abends im wesentlichen ver schärft. In den Besprechungen zwischen den Fraktions- Vertretern der Negierungskoalition einerseits und den So zialdemokraten anderseits haben die Sozialdemokraten ent sprechend ihrer Ankündigung des Abg. Rosenfeld erklärt, daß für sie als unerläßliche Vorbedingung zur Zustimmung zum .Kompromiß noch das Zugeständnis gemacht werden müsse, daß die bereits abgeschlossenen Vergleiche zwischen einzelnen Ländcrregierungcn und ihren früheren Fürstinhänscrn auch auf einseitigen Antrag der Landesregierung wieder aufgerollt werden könne», während das Kompromiß für einen solchen Schritt den beiderseitigen Antrag der Regierung und des Für stenhauses zur Voraussetzung mache? Das Zentrum und die Demokraten haben zu dieser Forderung der Sozial demokraten gestern «eine abschließende Stellung genommen, aber in der Bolkspartei, die gestern abend eine aus gedehnte Sitzung abhielt, ist man der Ansicht, daß diese Forderung für die Fraktion nicht tragbar ist. Die „Germania" sagt, cs bestehe die Hoffnung, daß di« Koalitionsdparteien sich mit der Linken verständigen wür den. Schwieriger lägen die Dinge bei den Deutsch- nationalen, die dem Gesetz eine Gestalt zu geben wünschten, wodurch es in Wirklichkeit zur formal-juristi schen Bedeutungslosigkeit herabdrückcn würde». Es sei selbst verständlich, daß auf dieser Basis kein« Verständigung ge funden werden könne. Freilich hätten auch die Deutsch nationalen das letzte Wort noch nicht gesprochen, auch sie würden sich ernstlich die Frage vorlegen müssen, ob es nicht vorteilhafter sei, auf der Grundlage der Regierungsvorlage mitzuarbeiteu und dafür zu sorgen, daß ein befriedigenldes Kompromiß zustande komme, als das Volk in neues Un recht zu stürzen, denn sie würden sich darüber klar sein müssen, daß ein Scheitern der Verhandlungen zur Auf lösung des Reichstages führen müsse. Das Zentrum werde auch im Laufe der nächsten Tage unverändert an seinem bekannten Standpunkt sesthalten und versuchen, durch Verhandlungen mit den Flügelparteien eine Mehrheit für das Gesetz zustande zu bringen. Es könne sich nicht mit einer formal-juristischen Regelung begnügen, sondern werde die Lösung suchen, die den gesamten Politischen Interessen des deutschen Volkes gerecht werde. Es habe keinen Zweifel daran gelassen, daß es zur Erreichung dieses Zieles jedes parlamentarische Mittel gebraucht werde. Die Deralung -er Parteien Berlin. 2S. Juni Nach Schluß der Vollsitzung des Reichstages hielten gestern abend fastsämtliche Fraktionen Sitzungen ab, in denen sie sich vornehmlich mit der Fürstenobfindungssrage beschäftigten. Die Sozialdemokraten nahmen den Be richt ihrer Vertreter im Rechtsausschuß entgegen und beschlossen, auch in der heutigen Sitzung des Rechtsausschusses ihre Anträge zu den noch unerledigten Paragraphen der Regierungsvorlage aufrechtzu erhalten. Die Fraktion wird heute in einer neuen Sitzung zur Fiirstenabfindungsfrage noch einmal Stellung Zustand nicht von Dauer sein könne, nicht erstarren dürfe, um unsere Jugend nicht ganz den gottlosen Sozialisten auszuliefern. Das Unterrichtsministerium arbeitete daher einen Schulplan aus, den Unterrichtsminister Dr. Schneider am 4. Juni ohne die Parteien vorher in Kenntnis zu setzen, veröffentlichte. Der Lehrplan fußte auf dem § 1 des Reichsvolksschulgesetzes, der die sittlich-religiöse Erziehung gewährleistet und diese noch dadurch zu er weitern suchte, daß der Anschauungsunterricht sich nicht nur auf profane Objekte zu erstrecken habe, sondern auch Kirchen, kirchliche Geräte usw. mit einbeziehe und daß das Kirchenlied nn Rahmen des Religionsunterrichtes zu pflegen ist. Begreiflicherweise entfesselte dieser Lehrplan auf Seite der Sozialdemokraten einen Sturm der Ent rüstung und man drohte alle zu Gebote stehenden Macht mittel ins Treffen zu führen. Auch die großdeutfchen KoalitionsbrUder fanden den Lehrplan „zu klerikal", obwohl sie im übrigen behaupten, auf dem Boden des Reichsvolksfchulgesetzes zu stehen. Wohl oder übel mußte man den anstürmenden Kräften Rechnung tragen, man sekte sich daher an den Verhandlungstisch. Das Ergeb nehmen. — Die demokratische Reichstagsfraktion nahm ebenfalls Kenntnis von den Vorgängen im Rechtsausschuß. In der Fraktion herrscht die Meinung vor, daß es gelingen werde, mit den Sozialdemokraten zu einer Verständigung zu Kommens Man beschäftigte sich dann noch mit der Regierungsvorlage, die in Aufwertungssragen den Volksentscheid ausschließen will, und gab der Meinung Ausdruck, daß die Regierung am besten tun würde, wenn sie diesen Entwurf noch vor der bevorstehenden Reichstagsdebatte zurückziehen würde. — Die Zentrums fraktion billigte die Haltung ihrer Vertreter im Nechtsaus« schuß. Die Notwendigkeit einer erneuten Stellungnahme in der Fürstenabsindungsfrage wurde nicht für notwendig er achtet. — Die Fraktion der Wirtschaftlichen Vereint- gung beauftragte ihren Vertreter im Rechtsausschuß, alle Be mühungen der Regierungsparteien aus Schaffung der notwendi gen Mehrheit für das Abfindungsgesetz aus dem Wege der Ver ständigung zu unter st ützen. Aus der gestrigen Abstimmung des Vertreters der Wirtsäwftlichen Vereinigung im Rcchtsaus- schuß gegen den von der Mehrheit angenommenen sozialdemokra tischen Antrag zur Kronftdeikomißrente darf, wie dem Nachrich- tenbureou des V. D. Z. versichert wird, nicht der Schluß gezogen werden, daß die Wirtschaftliche Vereinigung sich von den Regierungsparteien bei den Versuchen zur Herbeifüh rung einer Verständigung trennen wolle. — Die deutsch- nationale Reichstagsfraktion hielt gestern abend keine Sit zung ab. Der Rechlsausschich Berlin, 25. Juni. Von der Regierungsvorlage über die Fürstenabfindung sind gestern im Rechtsausschuß die 88 9 bis 11 noch erledigt worden. Diese Paragraphen bestimmen, was aus der Streit« mass« den Ländern vorweg ohne Entschädigung zuzuteilen ist (Schlösser von kulturhistorischer Bedeutung, Museen, Park anlagen usw.) und was aus dem Privatvermögen der Fürsten gegen Entschädigung an das Land abzutrcten ist. — Die von deutschnationaler Seite beantragte Strei chung dieser Paragraphen wurde gegen die Stimmen der Antragsteller abgclchnt. Staatssekretär Joel vom Ncichsjustizministerium er klärte, die Rcichsregierung betrachte die im 8 9 bestimmt« entschädigungslose Enteignung von Schlössern, Tkeate.n usw. als verfassungsmäßig zulässig, weil sie nach dem Wortlaut des Gesetzes vom Lande aus Gründen der Kultur oder Volksgesundhcit in Anspruch genommen wer den. Der 8 9 wurde schließlich, auch unter Ablehnung der sozialdemokratischen Aenderungsanträge, in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. Verlängerung -es Sperrgesetzes Berlin, 25, Juni. Der Reichsrat nahm in seiner Sitzung am Donnerstag die Verlängerung des Gesetzes über die Ausset zung von Verfahren (Sperrgesetz betr. die Fürsienabfindungf bis zu Gide des Jahres 1928 an. Der Berichterstatter der Ausschüsse hob hervor, daß dieses Gesetz eingebracht worden sei. weil das Schicksal des Rcgierungsentwurses zur Fürstenabfindung noch nicht zu übersehen wäre. nis dieser Verhandlungen war für die christlich-sozialen Unterhändler zweifellos ein höchst erfreuliches, zum ersten- male anerkannte Glöckel für den Lehrplan die sittlich re ligiöse Erziehung, stimmte der christlich-soizalen Forder ung bezüglich der Kirchenlieder zu und verzichtete gleich zeitig auf die Lebenskunde als eigenes Unterrichtsfach, was Glöckel allerdings um so leichter vermochte, da er die Grohzahl der Wiener Lehrerschaft auf seiner Seite hat, die mit dem Geiste der Laienmoral den gesamten Un terricht „würzt". Ferner mußte Glöckel noch davon ab stehen, vom Unterrichtsministerium nicht approbierte Lehrbücher für den Unterricht zu verwenden. Dieser Rück zug und diese Nachgiebigkeit war der sozialdemokra tischen Parteileitung nicht genehm, die Glöckel charf zu- setzte. Große Versammlungen der Freidenker forderten die Zurücknahme dieser Vereinbarungen. Es folgten schließlich neuerliche Verhandlungen, während deren die christlich-sozialen Vertreter sich zu gewissen Zugeständ nissen herbeiließen, die im wesentlichen darin gipfelten, daß die mit Glöckel getroffenen Vereinbarungen nicht nuv für Wien, sondern auch für alle autonomen Städte undi Orte wo der Schulrat zugestimmt, zu gelten habe- Be-
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