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Sächsische Volkszeitung : 06.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190303066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-06
- Monat1903-03
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.03.1903
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Sächsische MköMmm Erscheint tiigltch «ach«, mit Ausnahme der Sonn« u. Festtage. Vez«gSpk-1S r Bierteljährl. 1M». 8« Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 6888. Bei außerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. vucftaniclttsel. betlaktion und kerckättrrtelle: Presde«, Pillnitzer Straße 43. Anserate werden die 6 gespaltene Petitzeiw pder deren Raum mit 18 Pf, berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. ISS«. Nr. 84. Freitag, den 6. März 1903. 2. Jahrgang. Line neue „politische" Partei. Als ob unser Parteiwcsen noch nicht zerfahren genug wäre, rüstet sich eine neue „anti-ultra montane" Partei, in den bevorstehenden Wahlkampf einzntreten. „Zur Ab wehr des ttltramontanismus" ist ein Aufruf über- schrieben, der in der „Täglichen Rundschau", dem früheren Organe des Exjesuiten Grafen Hoensbroech erscheint und die Unterschrift von 400, der Mehrzahl nach der national liberalen Partei angehörenden Politikern, Beamten und Ge lehrten trägt. Tie neue antikatholische Wahlvereinignng will aller- dings nicht als „Partei" im landläufigen Sinne gelten. Tie null aus allen möglichen Parteien Truppen werben gegen den Einfluß des Zentrums und der katholischen Kirche in Deutschland, ganz in dem Sinne, wie es der sattsam bekannte Erjesuit Hoensbroech in seinen Schriften seit Jabr und Tag ansposannt hat. Der „zersetzende Ein fluß" des Zentrums wird ungefähr in derselben Tonart behandelt, wie die antisemitischen Zeitungen den zersetzen den Einflug des Judentums behandeln. Was da dem Zentrum alles vorgehalten wird, ist gräßlich: es lähmt das nationale Bewußtsein, unterbindet die freie Entfaltung des geistigen Lebens, bahnt eine klerikale Bevormundung an, beinmt den Fortschritt in Politik, Kunst und Wissenschaft, macht die Kräfte unseres Volkes einem internationalen und antinationalen Herrschaftssystem dienstbar, zerstört und zer setzt die deutsche Kultur — kurz: es muß mit dem Zentrum endlich einmal talmin ras-ci, gemacht werden, damit es anders wird, und dazu müssen sich eben alle antiultra- montanen Leute znsammentun und bei den Wahlen „fest und treu" zusammenhalten. Es scheint den 400 Herren mit ihrem Unternehmen wirklich bitterer Ernst zu sein. Wer aber so daran gewöhnt ist, „Feinde ringsum" zu sehen, wie das Zentrum, wird vor der neuen Partei nicht gleich ins Bockshorn kriechen. Tie Unterzeichner des Aufrufs sind offenkundige Knltnr- kämpfer von Beruf. Sie mögen sich ruhig den Bruder- knß geben: Aergeres, als was sie bisher dem Zentrum und der Kirche angetan haben, werden sie auch in ihrer neuen Organisation, falls sie überhaupt znstande kommen sollte, nicht anssinnen können. Tie neue Partei sieht allerdings schon jetzt so ans, als ob sie ein totgeborenes Kind wäre. Das tut uns auf richtig leid. Denn es könnte uns Katholiken nur erwünscht sei», wenn sich unsere Gegner in möglichst viele Teile zer splittern. Darin liegt ja schließlich das ganze Geheimnis von der Machtentfaltnng des Zentrums, daß die Regierung mit keiner anderen geschlossenen Partei von ähnlicher innerer .grast eine fördersame gesetzgeberische Tätigkeit entsalten kan». Der Aufruf ist, wie gesagt, in der „Täglichen Rund schau" erschienen, welche sich stets liebevoll der Interessen des „Evangelischen Bundes" angenommen hat. Das Organ des Bundes der Landwirte, die „Deutsche Tageszeitung", wittert schon allein deshalb Unrat und winkt ganz deutlich ab: „Welchen politischen Zweck eine „antiultramontane Wahlvereinignng" haben soll — es sei denn, daß man den Leserkreis der betreffenden Zeitung erweitern will — ist nicht erfindlich." Der „Bund" fürchtet natürlich auch eine Zersplitterung in seinen eigenen Reihen und zwar ans guten Gründen. Er hat nämlich selbst mit der Ver sicherung angefangn, daß er keine neue Partei bilden, sondern nur die Interessen der Landwirtschaft vertreten wolle. So hat er in die vorhandenen Parteien einen prächtigen Keil getrieben und bildet den linken Flügel der Konservativen und den rechten Flügel der Nationalliberalen. Inzwischen aber hat er seine politische Macht so erweitert, daß er seinen Bundesgenossen bei den Wahlen harte Bedingungen diktieren kann', eS hat sich eben von selbst gemacht, daß der „Bund der Landwirte" eine politische Partei wurde. Das zeigt sich doch auch bei allen Ein brnchsversnchen des ..Bundes" in die Zentrumswahlkreise. Die dem „Evangelischen Bunde" nahestehende „Deutsch evangelische Korrespondenz" baut ähnlichen Einwürfen vor. Sie will „keine neue Flagge gehißt", sondern nur einen ! „Notanker" ausgeworfen haben', darum werde die Vor ! einignng niemals störend in das vorhandene offizielle ! Parteigetriebe eingreifen. Ungefähr dasselbe sagte der „Bund" auch, aber es ist ganz anders gekommen. Wieviel Leute sich unter dem neuen Panier sammeln werden, wollen wir erst einmal abwarten. Zunächst sehen wir nur die demokratische „Volkszeitnng" und die „Tägliche Rund- schau" sich in den Haaren liegen. Vielleicht kommt »och die freisinnige Vereinigung von der Eonlenr des „Tage blattes" dazu, dann sind auch die nötigen Inden bei dem Geschäft beteiligt. DaS Zentrum aber wird sich die Gesell schaft in Ruhe besehen und bleiben was cs ist: „Der feste Turm!" „Die Gesellschaft Jesu." Der „Vogtländische Anzeiger", ein Blatt, das sich in früherer Zeit uns Katholiken gegenüber durch ein anständiges Entgegenkommen anszeichnete, bringt in seiner Nr. 40, Blatt 4 vom 28. Februar d. I. einen Artikel unter der Ucberschrift „Die Gesellschaft Jesu", von dem wir einige Proben niedriger hängen wollen; das Blatt schreibt: „Ter blutigste Hohn, auf das Wesen denen, der sein Leben gab. ans daß wir erlöset würden, ist das Wirten des Ordens, der die Stirn gehabt hat, sich nach Jesus zu nenne», der „Gesellschaft Jesu", der Jesuiten. In der Vorstellung weitester Kreise unserer und anderer Völker ist ein Jesuit der Inbegriff der verächtlichsten Eigenschaften des Menschen. Aber nicbt nur das Volk, auch die Regierungen haben die Geineingeiahrlichteit der scheinheiligen Ge sellschaft erkannt. Selbst in Paraguay und Brasilien, in Portugal und Spanien, in Frankreich und Italien, diesen crzkatholische» Ländern, hatte sich der Orden in den vorigen Jahrhunderten der maßen verhaßt gemacht, daß er einfach ausgerrieben wurde. Tiefem Beispiel ganz katholischer Länder folgte das zu zwei Drittel protestantische Deutschland ei» Jahr nach dem siegreiche» Feldzug gegen Frankreich. Das Jesuilengescb jagte die schwarze Schar der römischen Dunkelmänner über die Grenzen. Innerhalb derselben aber ließen sie eifrige Fürbitter zurück. Das Zentrum har nicht ausgehört, die Aushebung des Jesnitengesetzes zu ver langen. So lange Bic-marck am Ruder des deutschen Staalsschiffes stand, habe» die Jesuiten innsonst aufbegchrt. Dem vierten Kanzler des Deutschen Reiches aber scheint es angebracht, das fast selbstverständliche Gesetz zu zertrümmern, indem er zunächst den § 2 aufzuheben unternimmt. Der Orden hat etwa 15000 Mitglieder, von denen jedes einzelne dem jeweiligen General mit Kadavergehorsam ergeben sein muß. Von diesen >5 000 gehören fast 4000 l'k!> der deutschen Assistenz an, bei weitem das größte Kontin gent aller Assistenzen. Da sie zur Zeit nicht ins Land kommen können, treiben sic sich an den Grenzen Dentschlands umher, wartend, daß ihnen das herrliche Land doch wieder überantwortet werde. Daß die Jesuiten den Krieg für Deutschland, und zwar den Konfessionskrieg bedeute», darüber können sich nur Toren im Unklaren sein." Diese Auslassungen, die jedenfalls einen dem Blatte fernstehenden Verfasser haben, lassen an Gehässigkeit, Lügen und Verdrehungen nichts zu wünschen übrig, und Luzifer kann mit seinem Schüler zufrieden sein. Dem Verfasser möchten wir aber znrufeu: Wenn beim jüngsten Gerichte über jedes unnütze Wort Rechenschaft gegeben werden muß, wenn Christus ein „Wehe" denen, die Aergeruis geben, — zurnsl — welche Strafe wird den einst treffen, der wissentlich alte, längst auch von Protestanten anfgedeckte Lügen anftischt, nur um Haß und konfessionellen Hader zu erregen? Armes protestantisches Volk, das mit solchem Gifte gespeist wird, statt mit Wahrheit, das in künstlichen „Lntherzorn" versetzt wird, während bereits der Unglaube auf seinen Lehrstühlen sich breit macht. Ans die Jesuiten aber und die damit zugleich an gegriffene katholische Kirche und ihre Geistlichen und ihre Lehre lresfen die Worte Ehrisli zu: Johannes l 5 P. 18—21. Wenn Euch die Welt hasset, wisset, daß sie mich zuvor gehaßt hat. Wenn Ihr von der Welt wäret, die Welt würde das Ihrige lieben. Weil Ihr aber nicht von der Welt seid und ich Euch erwählt habe, darum hasset Euch die Welt. Der Jünger ist nicht über den Meister. Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch Euch ver folgen. — Ebenso die Worte: Apostelg. 0. V. U>- ll betr. desgl. Stephanus: Und sie vermochten nicht der Weisheit zn widerstehen und dem Geiste, der da redete. Ta stifteten sie Männer an, welche sagten: sie haben ihre Lästerworte reden gehört wider Moses und wider Gott. Sie erregten nun das Volk x. Dev Jesurtenerö. Hundertmal widerlegte Ladenhüter aus der Rumpel kammer des Kulturkampfes werden hervorgeholt, um dem Volke vor den Jesuiten das Gruseln beiznbringen. Durch die Zeitungen geht wieder die Tage vom „Eid der Jesuiten". Darin soll jeder in den Orden Eintretende schwören müssen: „daß dem Pachte die Macht gegeben isl, abznsetzen die j ketzerischen Könige, Fürsten, Staaten l!>, Republiken <!> und Regierungen, welche alle ungesetzlich sind . . . und daß man sie mit guten Gewissen zerstören kann." Weiteres: „Ich entiage und verweigere jede Treue den protestan tischen Königen, Fürsten oder Staaten, ebenso wie jeden Gehorsam ihrer Obrigkeiten und unteren Beamten" ?c. .'c. To steht es in vielen sächsischen Zeitungen zu lesen. Jin Goldfieber. Ein Roman ans dem Kapland. Von Erich Friesen. <?>2. Fortsetzung.) «Aachdriics verboten.) Atemlose Stille Niemand wagt, sich zu rühren .... Irenes Augen hängen wie gebannt an den Lippen des Zeugen .... „Ja," ertönt es klar und fest durch den Saal. „Ich babe dem Angeklagten am 20. November in meinem Bureall einen Eheck eingehäudigt." Wie elektrisiert fährt alles empor. Lady Elisabeth schreit leise auf. Irenes Brust hebt sich in schweren Atemzügen. Lord Roberts stößt einen unterdrückten Fluch zwischen den Zähnen hervor. „Ruhe. Ruhe!" mahnt die tiefe Stimme des Präsi denten. „Auf welche Summe lautete der Eheck, Zeuge Förster?" „Auf zweitausend Pfund Sterling." „Von wem war der Eheck unterschrieben?" „Von Lord Roberts." „Und in wessen Auftrag übergaben Sie dem Auge- klagten den Eheck?" „In Lord Roberts' Auftrag." Tie allgemeine Aufregung wächst. Irene ist emporgesprungen. Voll tiefster Verachtung blickt sie auf Lord Roberts, der, vor Entsetzen kreidebleich, vor sich hinstiert. Auch der Angeklagte hat sich von seiner Bank erhoben. In seiner vollen Größe, das blonde Haupt stolz aufge richtet — so steht er da gleich einem Helden. Und weiter spricht John Förster, klar, deutlich ohne Stocken .... Und immer erregter wird das Publikum. Gemurmel. Pfeifen, Zischen, Entrüstnngsrufe allüberall. Kaum vermag es der Präsident mehr, Ruhe zn schaffen. Lord Roberts hat die Empfindung eines Ertrinkenden. Es braust ihm in den Ohren. Er versteht kein Wort mehr. Er will sich von seinem Sitz erheben, will fliehen, heraus ans dieser erstickenden Atmosphäre, hiuans in die freie Lint — aber wie mit unsichtbarer Gewalt hält es ihn fest ans seinem Platz. Er fühlt, ivie alle Angen ans ihm ruhen — verwundert, schadenfroh, entsetzt .... Und was ist das? Ist das eine Täuschung seiner überreizten Sinne? Oder spricht wirklich John Förster soeben den Namen „Alfred van Gülpen" ans — den Namen von Pauls Vater? „Nein, nein, unmöglich!" Lord Roberts ist es. als drehe sich alles um ihn im Kreise Stützesnchend greift er nach der Stnhllene. Vor seinen Augen tanzen feurige Punkte. O fort, fort! Nur fort! Ec witt davonschleicheu. Da legt sich eine Hand ans seinen Arm. „Bleiben Sie!" rannt ihm die Stimme eines Poli zisten ins Ohr. „Sie dürfen den Saal nicht mehr ver lassen!" Und die leise, aber vollkommen klar verständliche Stimme des Zeugen spricht weiter und weiter — bis sie plötzlich, mitten in einem Satze abbricht. Ein dumpfes Geräusch, wie wenn ein Körper > l Boden fällt Ohnmächtig wird John Förster ans dem Gerichtssael getragen. Jetzt bittet Sir Arthur Donald, der sich bisher völlig im Hintergrund gehalten, ums Wort. „Herr Präsident! Ich beschuldige hiermit Lord He::ro Roberts des Meineids sowie der Anstiftung znm Morde!" Ein Wink des Präsidenten — zwei Polizisten führen Lord Roberts gefesselt aus dem Gerichtssaal. Für Irene waren die Anfregnngen der letzten Minuten zn viel. Jubelnde Freude über die erwiesene Unschuld des Geliebten wechselt mit Abscheu »or dem Mensche», der sich ihr Vormund nannte und der soeben hier des zweifachen schweren Verbrechens beschnldigt wurde. Ein Schwindel erfaßte sie. Mit geschlossenen Angen lehnt sie ivie geistesabwesend an der hohen Lehne der Bank. Da flüstert eine liebe, ach so wohlbekannte Stimme in ihr Ohr: „Komm, Irene! Ich bin frei!" Wenig Augenblicke später verläßt sie am Arme ihres Bräutigams den Gerichtssaal. XVIII. Tie so eigentümlich verlaufene Gerichtsverhandlung gegen Paul van Gülpen hat lies eingeschnillen in das Leben aller Beteiligten. John Förster erliegt nach wenig Tagen seinem Herz leiden. Tie steten Aufregungen haben sein ohnehin nicht kräftiges Herz dermaßen geschwächt, daß es den letzten T'oß, die Gerichtsverhandlung, in welcher er sein Gewissen d v ch offenes Bekennen der Wahrheit erleichterte, nicht mehr ansbiiKen konnte. Als man ihn bewußtlos nach seiner Wohnung bringt, lammt er zwar noch einmal zur Besinnung. Noch einmal Xus er sein treues Weib, seine liebe kleine Mary, dir u i in.-gesetzt an seinem Lager weilten, umarmen. Tann schließt er die Augen für immer. ..Siehst Tn. Mama!" flüstert Mary unter Tränet l i-hclnd. „Ter liebe Gott null den guten Pappy obei b.i sich haben, nachdem er ihm sein Unrecht verziehen hat. Ich will recht brav und artig feilt, damit ich enor Papvu o ).'i im Himmel wiedersehe!" lLgllllß folgt.»
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