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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010321010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901032101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901032101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-21
- Monat1901-03
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.03.1901
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Während diese seit Jahren fort gesetzt das allgemeine Interesse in Anspruch nimmt, bleibt daneben die innere Entwickelung im Zarenreiche fast völlig un beachtet. Das liegt zum guten Theile daran, daß sich di« inneren Angelegenheiten des russischen Reiches der Erörterung und Be- urtheilung entziehen, weil davon herzlich wenig in die Oeffentlich- keit dringt. Die russische Presse genießt zwar ein gewisses Maß von Freiheit in Bezug auf das Ausland, über die Vorgänge im Innern hat sie in der Regel zu schweigen, wenn sie sich nicht der Gefahr der rücksichtslosen Unterdrückung aussetzen will. In Folge der Abneigung der Petersburger Regierung, auch nur in den be scheidensten Grenzen eine Darstellung und Besprechung der inneren Zustände und Bewegungen in den Zeitungen zu gestatten, bleibt daS ungeheure Zarenreich den Ausländem, die sich nicht aus eigener Anschauung über dessen inneres Leben informiren können, meist ein großes Räthsel. Dieses Geheimniß, in das sich Rußland hüllt, daS Dunkel, daS geflissentlich von der russischen Regierung über ihre innerpolitischen Maßregeln verbreitet wird, pflegt, wenigstens für das Ausland, nur wie ein jäher Blitz durch eine Blutchat oder durch außergewöhnliche Ereignisse durchbrochen zu werden, die nach Außen hin um so sensationeller wirken müssen, weil zu ihrer Erklärung der herkömmliche westeuropäische Maßstab nicht auSreicht. Vor Kurzem wurde gemeldet, daß auf den russischen Nnter- richtSminister Bogolepow von einen^Studenten ein Anschlag verübt worden sei. Der Vorfall fand wenig Beachtung: erst als «weiter berichtet wurde» daß der Minister den Folgen dieses Anschlages er legen ist und daß gleichzeitig an den russischen Universitäten ernste Symptome der Gührung zu Tage treten, begann man im Aus lande aufmerksam und sich wieder bewußt zu werden, daß die rastlos fortschreitende äußere Politik des Zarenreiches doch nicht darüber hinwegtäuschen darf, daß die inneren Kämpfe keineswegs zur Ruhe oder zum Stillstand gekommen sind. Die Demonstra tionen und Unruhen, die in letzter Zeit an den russischen Universi täten vorgekommeu sind, scheinen einen bedrohlicheren Charakter zu haben als ähnliche Vorgänge aus früheren Jahren. Schon aus dem vorliegenden amtlichen Berichte des Petersburger „Regier ungsboten", der gewiß nicht übertreibt, läßt sich das erkennen. Dieses Regierungsblatt berichtet von wiederholten Krawallen an der Petersburger, Charkow« und Moskauer Universität. Ueberall ist es zu blutigen Zusammenstößen der Studenten mit der Polizei und dem Militär gekommen, und die Zahlenangaben üb« die Mengen der revoltirenden Studenten und Studentinnen, von denen jedes Mal Hunderte verhaftet werden mußten, beweisen, daß die Bewegung einen großen Umfang angenommen hat. Nach den Mittheilungen auswärtiger Blätter haben sich vielfach Arbeiter den Studenten angeschlossen. In Petersburg mußten bei dem neuesten Krawall außer der gesammten hauptstädtischen Polizei nicht wenig« als zwei Regiment« Kosaken und eine Schwadron Gen darmerie aufgeboten werden, und der Straßenkampf soll stunden lang gedauert haben. Es sind verschiedene Momente, die den gegenwärtigen Studenten- revolten das Gepräge geben, spezifisch studentische, religiöse und all gemein politische. So haben sich in Petersburg allem Anscheine nach den Demonstrationen kitchenpolitische Tendenzen beigesellt, die durch die Exkommunikation Tolstoi'- geweckt worden sind. Den unmittelbaren Anlaß zu dem Ausbruch der Leidenschaften hat wohl die tiefgehende Unzufriedenheit mit dem herrschenden System ge geben, nach dem die Universitäten verwaltet werden. Der Träger dieses harten verhaßten Systems war der erwähnte Uuterrichts- minister Bogolepow. Die russischen Studenten erstreben daS gleiche Maß von Freiheiten, das an den Hochschulen Westeuropas besteht, insbesondere ab« die Aushebung der „zeitweiligen" Bestimmungen Bogolepow'S, wonach Hochschüler, die sich an Massenausschreitungen betheiligen, sofort unter die Soldaten gesteckt werden. Ein ge heim« allgemein« Studentenkongreß. zu dem die Studenten in Petersburg, Moskau, Charkow. Kiew und Kasan im Juli v. I. Ver trauensmänner nach Odessa entsendeten und der eine feste Organi sation der gesammten Studentenschaft zur Durchführung ihrer auf größere Bewegungsfreiheit gerichteten Forderungen bezweckte, war von der Polizei aufgehoben worden. Die Theilnrhmer wurden administrativ auf daS Strengste bestraft. In Folge dessen brachen kurze Zeit darauf Unruhen in Kiew auS. die meisten anderen Universitäten folgt«! diesem Beispiele, und Hunderte der Studiren- den wurden dann zur sofortigen Ableistung der Dienstpflicht ge zwungen. Wenn man sich indeß «innett, daß auch die nihilistische Be wegung an den Hochschulen ihren Hach hatte, so braucht man nicht im Zweifel darüber sein, daß das erneute Ausflammen des alten Feuer- unter den russischen Studenten zugleich einen revo lutionären Charakter hat. In Petersburg wurden bei den letzt« Krawall« revolutionäre Sich« gesungen, rothe Jahn« getragen und aufrührerische Proklamationen verbreitet. Auf revolutionäre Tendenzen läßt apch die Thatsache schließen, daß Studenten und Arbeit« gemeinsame Sache mach«. Der sozialistisch-nihilistische Geist unter d« Studentenschaft Rußlands ist hinlänglich bekannt. Die in wohlmeinendster Absicht erlassenen Reformen Alexanders II. batten gerade in dn akademischen Jugend des Reiches die um- stürzlerischen Neigungen befördert. Der Gegensatz zwischen den liberalen Erlassen des aufgeklärten „Zar-Befreiers" und dem vorauf gegangenen Despotenregiment Nicolaus 11. war zu groß: er wirkte verwirrend ans die Gemüther der stndirendcn Jugend. Wenn früher Unruhen vorkamen oder Anschläge auf Staatsbeamte und Generale verübt wurden, so waren dabei stets Studenten die thätigften Theilnehmer. Die meisten nihilistischen An schläge unter Alexander II. waren von Studenten mindestens begünstigt und cs gilt als erwies«, daß die Mörder Alexanders II. zu studentischen Kreisen in naher Verbindung standen. Rach der ruchlosen That. der dieser Zar zum Opfer siel, schien die Studentenbewegung zum Stillstand gelangt zu sei». Mitunter erfuhr freilich das Ausland Manches, woraus auf das Gcgentheil geschlossen werden konnte. Aber das Ver- tuschungssystem und die außerordentliche Tbätigkeit der Polizei be wirkten den Schein, als ob alle umstürzlcrischen Strömungen voll ständig verschwunden seien. Wie die jüngsten Unruhen an dm Universitäten beweis«, ist dies in Wirklichkeit nicht der Fall, und das Bedenkliche liegt darin, daß sich diese Aeußerungen des revolutionären Geistes offenbar nicht blos auf die akademische Jugend be schränken. Zwar wird man nicht übersehen dürfen, daß bei dem geringen Bildungsstande d« Masse des russischen Volkes nur eine schwache Minderheit jene Lust der Freiheit und des Rechtes entbehrt, welche die Lcbensatmosphärc der Völker Westeuropas ist. und daß vor der Hand alle Bemühungen d« Liberalm und der Sozialdemokraten, ihre Vorstellungen und Gedanken im Volke zu verbreit«, ein schweres Hindcrnlß in derDumpfgläubigkeit und Denkträgheit der russischen Massen finden: aber andererseits wird man nicht leugnm können, daß sich die revolutionären Keime im russisch« Reiche nicht mehr gewaltsam unterdrücken lassen, sondern einer weiteren Entwickelung und Ausbreitung fähig sind. Bis auf Weiteres werden voraussichtlich alle Explosionen einer umstürzleri- schen Propaganda in Rußland «folglos bleiben, weil die Masse der Bevölkerung noch völlig außer Stande ist, fortschrittliche Ideen irgend welcher Art in sich aufzunehmen und sich für sie zu be geistern. Auf absehbare Zeit fehlen im Zarenreiche fast alle Vor aussetzungen für eine konstitutionelle Verfassung, die im Stande wäre, den auf die Umgestaltung d« innerpolitischen und sozial« Verhältnisse abzielend« Bewegungen die gefährlichen Spitzen abzubrechen. Immerhin sollten die regierend« Kreise in Rußland weit mehr als bisher darauf bedacht sein, nicht starr und unbeweg lich bei dem alt« System des unaufgeklärten und brutalen Despotismus zu beharren, vielmehr einigermaßen den Forderungen nach den Grundlagen eines modernen Rechtsstaates zugänglich zu werden und auf dem Wege allmählicher Reformen Zustände an zubahnen. die d« gebildet« Elementen und ihren berechtigten und ununterdrückbar« Bedürfnissen Rechnung tragen und ihnen die Möglichkeit schaffen, sich zum Besten ihres Vaterlandes in loyaler Weise zu bethätigcn. Neueste Drahtmeldungen vom 20. März. (Priv.-Tel.) Reichstag. Die dritte Lesung des kuittRei' - ..... Berlin. . . , Etats, Abschnitt Reichsamt des Innern, wird f> Abg. Herold sCentr.)und Gamp (Reichsp.) wünschen allmonat lich umfassende Berichte üb« die Vorgänge aus dem international« Getreidemarkt, über Preisbildung, Verschiffung, Vorräthe u. s. w. — Staatssekretär Graf Poiadowsky sagt zu. diese Anregung zu Prüfen, und nimmt sodann den dem Ausstellungskommissar in Paris beigegeb« gewesenen Kunstverständigen, den Professor Hoffacker, gegen Vorwürfe in Schutz, welche Bebel bei der zweiten Lesung erhob« hatte. — Aba. Bebel <Soz.) wendet sich gegen die gestrigen Aeußerungen Stöcker's, der übrigens wochenlang nicht hier war und dann plötzlich erscheine, um anzugreis«, und dann wieder verschwinde: sei Stock« doch auch heute nicht anwesend. Stöcker habe ihm Leichtfertigkeit tn seinen Aeußerungen über dm sogenannt« Tuckerbrief voraeworf«. Der Abg. Schmidt-Elberfeld sei zugegen gewesen, als ihm, dem Redner, von einem hochangeseben« hoch achtbaren Herrn die Mittheilung über dm Tuckerbrief gemacht worden sei. Wenn dies sich hinterher als unrichtig herausgestellt habe, wmn er also damit hereingefallen sei (Rufe rechts: Hört! Hört, also endlich I), so habe er selbst jedenfalls in gutem Glauben gehandelt. Redner führt sodann eine Reihe bekannter Fälle an. um die Wahrheitsliebe Stöcker's zu illustrirm. Wenn ein Sozial demokrat ein« fahrlässigen Falscheides überführt Word« wäre, so Wäre n sich« auf so und w lange Zeit in's Gefängniß oder gar in's Zuchthaus gewandert, Herrn Stock« schütze sein Amt als Hof predig«. Stöcker habe es als unanständig bezeichnet, daß der „Vorwärts" den Scheiterhaufmbrief veröffentlicht habe. Die Ver öffentlichung solch« Briefe sei aber eine politische Pflicht. Der Versuch Stöcker'S, den Scheiterhaufmbrief zu rechtfertigen, sei ein ganz unglücklich«. Stöcker habe sich ja auch durch den Brief bei den Konservativ« ganz unmöglich gemacht, auch ein Beweis für die politische Bedeutung des Briefes. Dn Bttef habe dm Zweck gehabt, Bismarck zu stürzen. Er erinnere nur an die ei« Stelle: Man müsse dem Kais«, ohne Bismarck zu nenn«, beibringen, daß « in diel« Angelegenheit übel bcrathen war. DaS ist eine niederträchtige Jnirigue. (Präsident Gras Ballestrem: .Herr Abgeordneter, ein solch« Ausdruck gegen einen Kollegen ist un zulässig. ich mfe Sie deshalb zur Ordnung.") Rttm« vertheidigt schließlich dm Zweihundertjahrfeier-Artilel deS „Vorwärts" gegen Stöcker. D« Artikel enthalte nur historische Wahrheiten. — Aba. S ch m i d t» Elberfeld bestätigt die Richtigkeit der An gaben Bebel'S. D« H«r. d« Bebel die Mittheilung üb« den Tuckerbttef machte, sek auch ihm als zuverlässig und sehr vorsichtig bekannt gewesen. — Abg. Dr. Arendt (Reichsp.) spricht seine Genugthnuna ans, daß endlich Bebel bekannt habe, daß der Tuckel brief nicht bestehe. Leichtfertig war es aber jedenfalls von Bebel, daß ec die Sache dem Reichstag seinerzeit einfach als Thatsache mitgetheilt und nicht gesagt habe, daß er sie von einem Gewährs mann hatte. Es ist bei ihm stehend, solche Anschuldigungen, sobald Jemand kommt und sie ihm zuträgt, hier als wahr vor- zubrüig«. — Abg. Ledebur (Soz): Jedenfalls geh« wir guten Glaubens vor; bei Herrn Stöcker ist es dagegen ein konsti tutionelles Leiden, die Sachen falsch aufzufaff« und falsch wieder- zngeben. Gestern hat uns Stöcker aus das denkbar Schärfste an gegriffen und heute läuft er davon. Ist das noch ein ritterliches Verfahren ? Ein solcher Zustand der Moral ? .... (Präsident Graf Äallestrem: „Herr Abgeordneter, ein solch« Ausdruck in Bezug auf ein Mitglied des Hauses, verträgt sich wirklich nicht mit der Ordnung des Hauses.") Daß Herr Stöcker, ein Theologe, cs fertig bringt, so unsaubere Verhältnisse von Weibern zu einem preußischen König zu vcrtheidigen, wie eres gestern gethan hat, ist auch ein charakteristisches Zeichen seiner Moral. — Abg. Singer (Soz): Daß Stöcker erst sein Gift gegen uns verspritzt und dann nicht hier erscheint, um unsere Antwort zu hören, das beweist einen solchen Mangel an Anstand .... (Vice-Präs. Büsing: »Sie dürfen nicht einem Abgeordneten Anstand absvrechen, ich rufe Sie deshalb zur Ordnung.") Redner erinnert an die Busmfrenndschaft Stöckers mit Hammerstein und sucht dann den Kommerzienrath Sand« den Konservativen an die Rockschöße zu häng«. (Während dem betritt Abg. Stöcker den Saal). Bezeichnend für den Tief stand der Konservativen sei es, daß diese gestern Stöcker Beifall gezollt hätten, als er sogar eine politische Pattei mit Hunden ver glich : er erinnere nur cm diese Worte: Nrchts Hündischeres aiebt es als ein« Menschen, dessen Zunge zwiespältig ist. (Blee- Präsident Büsing ruft den Abg. Singer weg« dies« Aeußeruna zur Ordnung.) — Aba v. Levetzow (kons.): Ich will nur zw« Wvrte sagen: Herr Singer hat Herrn Sandcn mit den Konser vativen in Verbindung gebracht. Ich habe den Namen «st neuer dings zum ersten Male gehört. Der Mann ist mir ganz unbekannt» ebenso seine Frau. Zweitens kann ich mir sag«, daß die Brand- markung des Artikels im „Vorwärts" zur Zweihundertjahrfeier meinen Freunden und mir durchaus gefallen hat. — Äbg. Stöcker entgegnet zunächst auf eine Behauptung des Abg. Singer, er sei freiwillig aus dem Amt als Hofprediger geschieden, und zwar gerade um seiner Grundsätze will«. Wie diese An gabe, so würde er alle die anderen Angriffe auf ihn, während deren er noch nicht anwesend gewesen sei, spielend widerleg«. (Lachen links.) Alle diese Angriffe seien thöricht. (Vicr-Präsiomt Büsing bezeichnet diese Ausvrucksweise als unzulässig, nachdem er bereits zuvor den Abg. Stöcker dringend «sucht hatte, nur auf diejenigen Aeußeruna« d« Vorredner emzugehen, die er gehört habe, nicht aber auf die, die er nicht selbst angÄhört habe.) Im Uebrigen sei Singer ein Arbeitgeber, gegen dess« Sozius vor Gericht feslgestellt worden sei, daß er zu seinem Zwischenmeister gesagt habe : „Lassen Sie doch die Mädchen auf den Strich gehen!" und ebenso sei festgestellt, daß Singer nicht aus diesem Grunde aus seinem Geschäfte ausgetreten sei. Eine Partei, gegen deren Präsidenten so etwas gerichtlich festgestellt sei, habe das Recht verwirkt, von Sympathien für die Arbeit« zu reden wir einem Anderen Gewissenlosigkeit vorzuw«fm. Abg. Wurm (Soz.) verbreitet sich über die Gefahren des Steinarbeiterberufs unter Vorwürfen gegen die Gewerbeaufsichtsbeamt«. — Staatssekretär Graf Posadowsky theilt mit, daß ein Bervrdnungsentwurs bereits ausgearbeitct sei. über den sowohl Arbeitgeber wie Arbeit nehmer gehört würden. Wenn Vorredner wieder von einem Be amten im Reichsamt des Innern als von dem bösen Geiste der Sozialreforw gesprochen habe (v. Woedtke). so habe sich gerade dieser Beamte um die Sozialreform große Verdienste «worb«. — Abg. Singer: Der Unterschied zwischen Stöcker und mir besteht darin, daß ich ihn angreife, weg« dessen, was er selbst gethan hat, wäh rend er mich angreist, wegen dess«, was Andere üethan haben. D« von Herrn Stöcker erwähnten Ausspruch hat Niemand mehr vcrurtheilt als ich selbst. Im Uebrigen hat die Firma nach gcwiesenermaß« niemals nach jenem Aussvruch gehandelt. Ich möchte aber fürchten, daß Herr Stöcker wiederum mit dieser ge meinen Lüge und Verleumdung kommen wird. (Lebhafter Beifall links. Vice-Präsident Büsing ruft Singer sein« Aeußerung halber zur Ordnung.) — Abg. Bebel (Soz.) kennzeichnet das Verhalten Ttöcker's. der erst ongreise und dann zum Antwort« nicht er scheine. später die Antworten im Stenogramm lese, um dann nach 4 Wochen wiederum von Neuem anzugreifen. Das sei geradezu ein anarchistisches Verfahren. (Heiterkeit.) (Vice-Präsident Büsing bezeichnet diese Wendung als unzulässig. Erneute Heiterkeit.» Singer habe sich um seine Partei Hohe Verdienste erworben. Singer ist ein Mann, der jeder Pattei Ehre macht. Hätten wir freilich in unserer Pattei einen Mann von Ihrer moralischen Qualifikation. Herr Stöcker, dann hätten wir ihn längst hinaus geworfen. (Lebhafter Beifall. Vice-Präsident Büsing ruft de» Redner wegen dieser Schlußworte zur Ordnung.) — Abg. Stöcker: Das Verhältniß Singer's zu seinem Sozius Rosen tbal und sein (Redners) Verhältmß zu Hammerstein seien gar nicht zu vergleichen. DaS sei ebm tue öffentliche Perffdie, daß man immer so thue, als hätte er allein mit Hammerstein zu thun gehabt. Er hätte ihn im Jahre etwa nur 4 Mal besucht. (Ruse ^ Briefe! Politische Briefe!) Mit wie Viel« wechselt man nichi )t sodann Sing« die Worte in den prochm, was links stürmische Ruse räsident Graf Balleftrem ruft den ägunA gegm Singer zur Ordnung da Stöcker Einwendung« dagegen , . Daß die Patte! Herrn Singer halte, nde er begreiflich, denn er sei ja ihr Geldmaiin. (Stürmische iufe links: Pfui, Gemeinheit!) — Abg. Bebel: Herr Sing« hat nie mit seinem Sozius gesellschaftlich und freundschaftlich ver kehrt, Stöcker hat dies ab« gethan mit Herrn v. Hammerstein. Das zeig« auch seine Briefe, so der Scheiterhaufenbrief. Die Anrede lautet: „Lieber Hammerstein!" allo nicht einmal Herr v. Hammerstein. Da muß man doch schon sehr inttm sein. Der Schluß „herzliche Grütze an Sic und Ihre liebe Gattin!" (Hetter- keit> und die Unterschrift „Ihr treuer Stöcker". (Große Heiterkeit.) Miere volttische Briese. Redner l Mund, die sein Sozius g „Lüge!" zur Folge hat. Redner wegen dieser Bi. . und hält den Ordnungsruf, macht, ausdrücklich aufrecht.) s« Die Behsuvtung, daß unsere Partei Singer nur halte, weil er uni« Geldgeber sei, ist eine Gemeinheit. (Präsident Gras Balle - strem eltheilt hierfür einen Ordnungsruf.) Wenn Herr Stöcker überhaupt noch in der Achtung tiefer sink« konnte, dann hat er dies mit seinen heutigen Aeußerungen aetban. «Präsident Gras
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