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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar, Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-02
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1884
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ch <eö«ti»» »ad Lilpr-sli», JohoaarSguff« SL. HPrrchß»»dk» -rr Nkdarti»»: Vormittag« 10—1» Uhr. Nachmittag Uhr. «-» —- V«»»tz«« de, f»r die »Lchftfelgead« N»»«er des»1««tett Laserete a» Wacherrtagen dt» Z Utzr N«ch«ttta»». aa Ga»»- »ad -eftta,e» srtttz dt»'/,» Utzr. I» °>e» Filialr» siir Ins.-Änaahme: Li » Klem». UniverstlätSstraße »1. L»»t» Lösche» kalharinrnstraße 18, p. »ar dt» '/.» Utzr. 'chnMr T llgMIt Anzeiger. Lrga« für Politik» Localgeschichte, Handels- und Geschiiftsverkehr. 184. Mittwoch bm 2. Juli 1884. Auflage 18,0V«. Adonnrmentspreis oiertelj. 4'/, Md tack. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» sin Tageblatt. Format gefalzt) atzne Postbesördrrniig SS Mk. »att Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. ÄrSbece Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffcrnsatz nach Höhen» Tarif, lieelamkn unter dem Krdlutionostrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet» an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneuuweranito oder durch P'st- nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekanntmachuns. Aus dem städtischen Lagerpl«tze vor dem Dresdner Thorr sollen «« 7. Ialt «»., Donntttng» » Uhr ca. 355 Lilogr. alte Dachrtnnenetsra, - 1200 » alte» Gutzrisea, kvo - alte Osrnplntten, « 175 - alte Blechthürea, - 550 » alte Osenkastra und tplatte«, sowie eine Parti« alte Thiire», Kasten, Weiden» und Draht kelche (DecorationSgegenstände) gegen sofortige Baarzahlung und unter den im Termine bekannt zu machenden Be dingungen a» d«» Metstvirteudra verkauft werden. Leipzig, am 25. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CichoriuS. »kklNittmachML. Die Herstellung, Anlieferung und Ausstellung de» eisernen lleberbaue» der Brücken in der verlängerten Sidoaten- und Hohe« StraPe soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau». 2. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingeschen» resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: <Utser»rr Uederba» der Brücke« ta der »erk. Tido«iea» u«d Hohe« Straße versehen ebendaselbst und zwar b>» zum 0. I«lt «rr». Rachmttta-S S Uhr «nzureichen. Leipz g. a« 28. Juni 188«. De- Raths der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. St-verpachtung. Anm Verkaufe der der hiesigen Lommnne gehörige» Hartobfi- Plautagen wird hiermit ein neuer Termin ans Neu-te». tzea 15. Aalt «r„ vormitt«»» 1t Utzr» in unserem Geschäftszimmer aus dem Rathhause anberanmt, »ozo wir virtungtlustige hierdurch «inlad»». Laucha a. U., den 27. Juni 1884. Ter Akagiftrat. Nichtamtlicher Theil. Vas Unsallverficherungsgesetz. i. » Wohl keine» der in der letzt,n Session de» Reichstag» zu Stande gekommenen Gesetze dürste eine so tief in alle soualen Verhältnisse der Gegenwart einschneidende Natur haben al« da» UnfallversicherungSgesrtz. Mit Recht hat man die An nahme diese- Gesetze- al» einen Schritt betrachtet, welcher in ein neue« Gebiet der wirthschaftlichen Entwickelung führt und die Brücke bildet zwischen einer alten Weltanschauung und einer neuen, deren allmälige Entwickelung wir nicht vorher bestimmin können. Dieser Schritt, welcher auch im Necht-gebiet nicht ohne Folgen bleiben wird, wir erinnern an die zwang-weise Herbeizirhuna eine- ganzen Industrie zweig- zur Deckung der Schäden Einzelner, an die Herein ziehung ver Autorität de« Reich- bei Bildung oder Auslösung der Genossenschaften, dieser Schritt stellt sich al- so wichtig dar, daß man r» Denjenigen, welche meinen, mit den alten socialen Principien au-kommen zu können, nicht verdenken kann, wenn sie sich gegen da- Gesetz im Ganzen wie im Einzelnen gewehrt haben, soweit sie die- thun konnten. Glücklicherweise ist e- aber nnr eine Minderheit, welche au- ganz verschiedenen Gründen sich ablehnenv gegen da» Unfallversicherung-gesetz ausgesprochen hat; die große Mehrheit de» deutschen Volke« steht in dem Gesetz thatsächlich einen Fortschritt, wen» sie sich Vielleicht auch nicht ganz klar über besten Tragweite ist. Mit Unrecht hat man in den letzten Jahrzehnten die Macht de« Staate« ans wirthsckaftlichem Gebiet einzuengen versucht und hat sich für ein freie» Walten der Privatthätig- keit ausgesprochen, ein Walten, da» schließlich dahin geführt bat, daß man sich wieder nach der Omnipotenz de» Staate» sehnt, daß man, au» einem Extrem in da« ander« über schlagend, nun die ordnende Hand de« Staate» überall haben wollte» auch da, wo die Pnvatthätigkeit noch vollkommen »»»reicht. Bon den verthetdigern de» freien Walten« der Pnvatthätigkeit ist dabei, al« ein lange Zeit wirksame» AgitationSmittel für ihr Prineip. der Staat und die Regie rung al- eine Person hingestellt worden und mit diesem Popanz, welcher doch nur bet einer sehr leichtgläubigen Menge verfangen kann. Mancher erschreckt worden. Aber dieser Popanz ist nun glücklicherweise auch beseitigt und das Bol! sich bewußt geworden, baß eS selbst der Staat ist und daß die Negierung, abgesehen von ihrer Eigenschaft al» Ordnerin der politischen Verhältnisse, nur da» zwischen den Parteien, hier unter sind aber nicht die Parlamentarischen Fraktionen zu Verstehe«, vermittelnd« Element ist, welche« di» Wohlfahrt de» Ganzen stet- im Auge hat. Den besten Beweis hierfür hietet da» UnsallversicberungSgesetz. Da» Unsallversickerung-gesetz soll einem Theil« der Arbeiter bet vorkommrnven Unglücksfällen aus jeden Fall den Bezug «ner Unterstützung sichern und somit die Härten beseitigen, ivrkche bisher iin Haftpflichtgesetz enthalten war«. Nach der hiSher geltenden Haftpflicht mußt« der Unfall, welchen der Arbeiter im Betriebe erlitt, von dem Unternehmer de» Be triebe» verschuldet sein, der Unternehmer mußte durch die Nichtanbrinaung von Echuhmaßregeln die Verletzung ver- scboldet haken, wenn die Haftpflicht eintreten sollte. Au« diefe« Verhältnisse entsprangen eine Menge unerauickliche Zustände und laute Klagen, die oft genüge zu kostspieligen Processen führten und di« Wohlthat de» Haflpflichtgesetze- illusonsch machten. An stand privatrechtlich o«r ver letzt« nun dem Bet sich somit eine ein liche zu. Daß dadu geglichen wurden, ist b kennt diesen persönlichen bmer gegenüber und e» spitzte Differenz ans da« Perstzn rlen Gegensätze nicht au- a» Unsallverficherung-geseft ' nicht, e« kennt aber auch nicht den Beweis der Unterlassung, sondern e« stellt generell den ganzen Industriezweig. Arbeitgeber und Arbeitnehmer, dem Unfall, nicht dem persönlich verletzten, gegenüber, gleichviel ob der Unfall durch eigene« verschulden de» Verletzten (Bvr- ätzlichkeit ausgenommen) oder durch eine Unterlassung von Sicherheil-maßregeln bewirkt wurde. Der Verletzte erhält eine Unterstützung dez. Rente und die Gcsammtbeit eine- Industrie zweig«, die BerusSaenofsenschaft, kommt dafür auf. Wir sagen die Gesammtheit, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, denn durch den Ausbau de- Gesetzes, wenigstens eine- Thetl» desselben, aus dem Krankenversichrrungsgesetze, durch die Einfügung der von den Krankencassen zu gewährenden Unterstützung während einer dreizehnwöchentlichen Carenzreit. sind auch die Arbeiter durch die Krankencassen zu den Lasten de- UusallversicherungS- zesetzc- herangezogen worden. Ueber diese Heranziehung im Prineip »nd über die Höhe der Heranziehung im Besonderen st viel debattirt worden. Wir sind entschieden für diese Heranziehung eingetrelen, weil wir in dem Nnsallversicherung-- esetze nicht blo- eine sogenannte Wohlthätigkcit für die lrbeiter erblicken, sondern weil un«, wie schon Eingang bemerkt, dieses Gesetz al» ein Schritt zu einer neuen socialen Entwickelung scheint, die nicht einseitige Rechte oder Pflichten, sondern nur Rechte und Pflichten der Gesammtheit kennt und dem Gedanken, daß der Staat die Einheit de- Volke- ist, weiter Bahn brechen will. Eine» bestimmten Au-druck erfährt dieser Gedanke in der Be stimmung de- Gesetze-, daß die Betriebe einer aufgelösten Genossenschaft einer anderen überwiesen werden könne», bier ist also die Interessengemeinschaft sämmtlichcr BcrusSgenossen- scbaften au-gcsprochrn. eine Interessengemeinschaft, wie sie der Staat für jeden Bürger ist. Die Organisation de» Gesetze- entspricht nicht ganz dem Gedanken, den e« au-drücken soll. Da« Gesetz soll aus Grund de- staatlichen Prineip« die Industrie für die Schäden, welche sie hervorbringt verantwortlich machen, e» dürfte daher auch keinen Unterschied innerhalb der versicherunq-pflicktig gemachten Industriezweige kennen. Der gesammte ündustrie- W«g hatte sich von Rechtswegen zu vereinigen, jede Sondcr- »estrebung sollte in der Gesammtheit untergchcn. Dieser socialistische Gedanke ist ans Betreiben de» CenlrumS durch löchert worden, insofern eS gestattet ist, für sich kräftig genug fühlende Branchen mehrere Berus-gcnossenschasten nach den LaubeSgrenzen einzuricbten, und der Gedanke ist weiter durchlöchert worden, indem man den vou der Regierung so warm vertheidigten Arbeite-au-schuß verwässerte und dafür eine Vertretung der Arbeiter einsetzte, welche Ver Vertretung der Arbeitgeber in der Genossenschaft wahr scheinlich nicht gleichkommcn wird. Es stellte sich bei der DiScussion de- ArdeiterauSschusseS und ebenso bei der Diöcussio» Le- Decknng-versahrenS und der Zulassung der Privalversicherung recht deutlich heran«, daß sich die Mehrheit durchaus mit dem Griindaedankcn des Gesetze» nicht vertraut machen konnte. Die Mehrheit sah und sieht immer noch in dem Gesetz eine erweiterte Haftpflicht, sie kann immer noch nicht den Einzeluntrrnehmer von dem Ganzen trennen. Zu rer Industrie als solche gehören Arbeitnehmer in gleichem Maße wie die Arbeitgeber, sie sind in gleicher Weise an ihrer Prosperität interessirt, und speciell in diesem Falle sind sie gerade Diejenigen, welche hauptsächlich betroffen werden. Warum ihnen also nicht ein gleiche- Uebexwachung-rccht ein räumen? Der Gedanke, daß eS zwischen Principal und Arbeiter etwa zu Differenzen kommen könnte, ist doch wirklich hinfällig, denn ein solche- persönliches Berhältniß kennt die Berus-genoflenschast nicht, und der Hinweis, daß der Arbeit, geber durch di« Beitragizahlung belaitet wirb und deshalb eine bevorzugtere Stellung rinzunehmen habe, muß ebenfalls zurück- aewiesen werden. Den Beitrag zahlt die gcsammle Industrie, Keiner hat somit vor dem Andern etwa- voraus, der Beitrag gehört unter die Generalunkosten wie die Steuern und muß vei Berechnung der Waarc wie der Löhne i» Betracht gezogen werden. Analog steht e» mit dem DeckungSvcrfahren. Eine starke Minderheit wünschte Capitaldeckung, d. h. bei jedem Unfall die Ausbringung eine» Capital-, welche« die gesetzlich vor» geschriebene Rente eraiebt. Wenn sich das UufalldersicherungS- gesetz nur aus eiue« kleineu Theil Arbeiter in den Industrie zweigen erstreckte und diese nicht unter sich allesammt solidarisch verbunden wären, so wäre da« verfahre» jedenfalls da» Richtige gewesen, allein hier bei diesem Gesetz, wo jetzt bei. nahe die halbe, später auch jedenfalls die ganze Industrie sammt Landwirthschaft und TranSportgewerben solidarisch verbunden ist, dürste da« Umlageverfahreu da» einzig Zit treffend« sein, selbst wenn man nicht die Frag« aufwersen wollte, wo man denn schließlich dies« kolossalen, der Industrie entzogenen Capitalirn noch zu einem Halbweg» erträgliche» ZinSsuße unterbringen wollte. ES ist hier nicht der Ort, weiter aus die für unsere ge- sammte wirthschastliche Entwickelung bedeutsamen Eonscquenzen de« Gesetze« einrugrhen. Wir wokien nur m kurzem Abriß den wesentlichen Inhalt de« Gesetze» mittheilen. Leipzig, 2. Juli 1884. * Die zahllosen Kundgebungen von Vereine», Wähler. Versammlungen, Handelskammern und anderen Körperschaften anläßlich der Postdampfervorlagr und der sich daran anschließenden Erörterung der colonialen Frage sind rin untrüglicher Beweis, wie tiefgehend und mächtig die Theilnahm« ist. die sich im deutschen Volke gegenwärtig diesen Fragen zuwendet. ES liegt allen diesen Kundgebungen da« bestimmte Gefühl zu Grunde, daß Deutschland, seit e« ein große« und mächtige« Reich geworden, den Beruf und di« Aufgabe hat. auch in die Fragen der Über- seeischen Politik aetiver, a?» e« biSber der Fall gewesen, einzugreismi, dem Ueberschuß seiner Menscbenkraft, seine« Nntrrnehmunglgeisie», seiner industriellen Produktion neue Gebiete zu erringen, dem EnverdStrieb de« Belke», für den die Heimath z» eng wird, neue Babnen zu erschließen. Diesem mächtigen Zuge der Zeit wird sich aus die Dauer keine Regierung und keine Parte, entziehen könuen; schon sehen wir, wie die ..Deulsch-Freisinnigen" sich dagegen verwahren, al» ob ihre ablehnende Haltung im einzelnen Falle eine all gemeine und principiell« Verwerfung dieser Projekte bedeut». Im nächsten Reichstag wird di« Postdampsirvorlage ohne allen Zweifel wieder eingebracht und angenommen werden. Wknn daran noch ein Zweifel bestehen könn.. oder wenn sic!» die Regierung durch die unfreundliche A isnalnne ihre« Vor schlag» seiten« einer freisinnig-klerikalen Mrbrbeit de» Reich«- tag» enkmulhigt fühlen sollle, so müssen die massenhaften kundgedungen der öffentlichen Meinung au» den verschiedensten ?anve«tbeilen und Erwerb»kreisen den Bewei» liefern, daß die Herren Bamberger und Windthorst in dieser Frage daS Volk nicht hinter sich habe». * In den nächsten Tagen wird, wie auch in früheren Jahren, im Aufträge der national liberalen Partei eine etwa vier Bogen umfassende, ganz objektiv gehaltene Darstellung der gesetzgeberischen Thätigkeit de- Reichstag- in der jetzt abgelausenen 5. Legis laturperiode (t881— 1884) herauSgegrben werden. Die- elbe wird im Verlag von Putlkammer öd Mühlbrecht in Berlin erscheinen und zum Preise von 1 Mark im Buch handel zu beziehen sein. * OssiciöS wird geschrieben: „Die Frage de- Zusammen tritt» de» voraussichtlich im Oktober neu zu wählenden Reichstage» wird bereit- verschiedentlich erörtert. Wenngleich eine definitive Bestimmung an maß gebender Stelle bisher noch nicht getroffen »st, so wird unS doch versichert, daß die Absicht bestehe, den neuen Reichstag im November zu berufen und ihm sofort den ReicbShauS- >altS-Etat zur Berathung vorzulrgen, um so viel al- thunlich wieder Zeit für dir Erledigung der großen socialresvrmato- rischen Aufgaben zu gewinnen. Dem entsprechend sind die diesbezüglichen Etat-Arbeiten im Reichsschatzamte schon ziem lich weit gefördert. WaS dagegen die Aller«» und Jnvaliden- BersorgungS-Vorlagen angeht, so wird man kaum fehlgehcu, wenn man anliimmt, daö zur Zeit kaum die technische» Vor arbeiten. welche jedenfalls sehr umfangreich sein müssen, zum Abschlüsse gelangt sein dürften. Auch ist eS sehr wahrschein lich, daß. noch epe an eine definitive Gestaltung der Grund züge herangetreten wird, zuvor Sachverständige und Jnter- esscillcnkreise gehört werden." * Die Erklärungen deSStaatSsecretairS vr. Stephan in der letzten Verhandlung der Budget-Commission de« Reichstage» lauteten im Wesentliche» dahin: Aus die Anfregen de» Ab». Bamberger (ob. wie er vernommen habe, die Vorlage mit finanziellen Projrcte», Speculattonen in Samoa- Aktien »«. in Zusammenhang gehe) antworte ich mit einem kate- gorischen „Nein". Daß ein solcher Zusammenhang nicht möglich ist. geht, abgesehen von der über jede derartige Bermuthuag erhabene» «tellmia der verbündeten Regierungen, schon an« der historilchen Thatiache hervor, daß der Plan der Begründung überseeischer Post- dampsrrlinien bereit» im Jahr« 1874, und zwar, wie ich persönlich »ersicher» kann, am lenäemnin der Seburt de- Weltpostverein« zu Bern entstanden ist und so zu sagen entstehen mußte, weil gerade bei den Verhandlungen de- Weltpostvertrage» die Schwierigkeiten und Abhingigkeiten deutlich hervortraten, in welchen sich Demschland wegen de» Mangel» an solchen Verbindungen den anderen Groß- möchten gegenüber besand. Daß nicht sofort aa die Ausführung gegangen wurde, lag einfach daran, daß im Innern de» eben erst durch die Verschmelzung einer großen Zahl von Einzel - Post- aebieten entstandenen ReichS-PostwesenS noch große Organisations- Ausgaben zu erfüllen waren, welch« sehr bedeutende Mittel in Anspruch nahmen, so z. B. die Anlbreitung der Post- und Telegraphenanlagen über das ganze Reich, durchgreifende Resormen de- Laiidi'ostwkjenS in allen Provinzen, Erhöhung der Beamtem gehülter, Wohnung-geldzuschüsse, Herstellung unterirdischer und über leeischer Telegraphenanlagen »c. Nachdem der Ueberschuß der Post Verwaltung von k Millionen Mark im Jahre 1875 aus mehr al« 31 Millionen Mari im letzten Jahre gestiegen war. woran der Aus schwung de« vaterländischen Erwerbslebens in Folge der neuen Wirtschaftspolitik weseullichen Antheil hatte, konnte an die Ber- wirklichung de» überseeischen Plan» herangetreten werden. LS wurde diele Vorlage lm RcichSpostnmt bearbeitet und Mitte August 1883 eine Denkschrift an ben Herrn Reichskanzler nach Kissingen ab- gesandt. ES kommt in derselben auch nicht einmal dar Wort „Samoa" vor, und was den Zusammenhang mit Neu-Euinea be- trifft, io würde dem Herrn Abgeordneten Vr. Bamberger ein Blick aus die Karle klarlegen, daß Nen-Guinea über mehr alt 300 deutsche Meilen von dem Endpuncte unserer Dampserlinte »ntsernt liegt. Bereit« binnen wenigen tagen ging von Gostein die sie- nehinigung de« Herrn Reichskanzler« zur weiteren Bersolgung der Am gelegenheit ein. Demnächst haben, wie ich dem Herrn Ada. Richter aus drücklich erwidere, sogleich Verhandlungen zwischen den einzelnen ReflortS, und zwar der Marine, dem Auswärtigen Amt. dem Reich'schätz- amt, dem RetchSamtdrS Innern und dem Reichs-Postamt, ftattgefnnden, bei welchen auch eine genaue Prüfung der finanziellen Frage ersolgt ist, über deren angeblich nicht genügend« Berücksichtigung einzelne Herren Abgeordnete Ausstellungen zu erheben beliebt haben. Nachdem der Schriftwechsel zwischen de» einzelne» Ressort« beendigt war, haben unter den Eommissariea derselben mündliche Berathungen llaligesunden. ES ist vou denselben sodann ein« Smbcommissiou ge- oildrt worden, welche sich nach Hamdnra und Bremen begeben hat, um durch Einziehung von Lrkundigunaen vei sachverständigen Rhevrrn eine sichere Unterlage für die Ausführung der Vorlage zu erhalte». Die Sach« ist mit dem größten Eifer seiten« aNer Ressort« behandelt worden, so daß der definitiv« Bericht aa de» Herrn Reichskanzler tn der zweite» Hälfte Mürz erstattet und von dem- selben am 33. März d. I bei Gr. Majestät die Genehmigung zur Einbringung einer Gesetzesvorlage nachgejucht werden konnte. Wie Ihnen der Herr StaaiSminister v. Boetticher bereit« im Plenum mitgelheilt hat, ist die Ermächtigung Sr. Majestät in kürzester Frist erfolgt und der Entwars demnächst an den Bun de«rath gelangt, von welchem er zunächst an die AuSfchüsse sür Finanzen, sür Eisenbahnen, Posten und Telegraphen und sür Handel »nd Gewerbe üüerwieien worden ist. In diesen Ausschüssen ist di« Vorlage eben falls ohne allen Verzug eingehend behandelt worden; sie Hot daselbst »icht «ehr Zeit gebraucht, al« znr Einholung von Juftrnctioneu feiten« der Vertreter der VnudeSregierungen nothwendig war. Der Herr Reichskanzler hat im Plenum bereit- autgesührt, welcher er hebliche Unterschied ta dieser Beziehung zwischen den Verhandlungen de« Reichstag« und de» BnndeSrathS besieht. Der Gesetzentwur konnte nach Berathung im BundeSrath dem Reichstage am 33. Mai vorgekegt werden. Der Reichstag hat somit zur Berathung desselben fast et« Drittel der Zeit gehabt »t« alle übrigen In- sianzea zusammen. Aus die Frag« de« Herrn «hg. De. WiadtLorst, ob mit bestimmten Gesellschaften über dle zu vergebende» Leistungen bereit» Verhandlungen gepflogen oder bestimmt« Melellschaft», « AnSstcht genommen seien, kann ich ebenfalls mit eine» kurze» bestimmten „Nein" antworten. Der Herr Abgeordnete WgM dir Varloge nicht genau gelesen zu Hab'», da tn derselden tiWrücklich hervor- gehoben Ist, daß die Vergebung der Leistungen km Wege »e« öffent- lichen AnbietnngSverfahren« erfolgen soll. Dir Nebrrtrogung wird an diejenigen ftattfinden, »Ache bei größter »arnntt« sür die Erfüllung der BedtNMND»» die «ohlsetlsten Preise» strllni. E« wird hierbei, wie oach brr Herr Reichskanzler de«it» httnor- gehoben bat. ans Berstckflchiigung der bereit« bestehwade« Gesell- schäften »hunlichft Bedach« genommen werden, da die Brr«,thun« dafür spricht, daß sie dir meisten Garantie» sstr gch«» Betrieb bieten können. Uebrigen» nebme ich mit Befriedigung Net von der on«drstck. lichen Erklärung de« Herr, Abgeordnete, De. Wtudihorst, daß « di« Lolaniatpolittk dr» Herr, Reichskanzler» l» dem Sinn«, wir drrlrltz« sie im Pl«»,m ,,» i« drr Budget-Sommissio» «»»»ickelt hat, acrrptire. Mit Bezug aus die Äußerung de» Grasen Ballestrem, daß die Regierung die Bewilligung der Vorlage al- LertrauenSjaihe bezeichnet habe, und daß die» ein Grund mehr sür ih» wäre, egen die Vorlage zu stimmen, da er dieser Regierung, welche dni nlturkamps herausbcschworen habe, kein Vertrauen enlgegenbringcn könne, möchte ich hervorhcben, daß e« sich in diesem Sinne gnr »icht um eine VectranenSsache handelt, und daß ich nur mein leb hafteste- Bedauern darüber auSdrückea kann, wenn eine so große nationale Sache, welche sür die gesammte Industrie und unsere wirthschaftlichen Verhältnisse, wie nicht minder ür daS Ansehen und die Stellung Deutschlands von eminent er Wichtigkeit ist, unser solchen Ge>ichtspunclen behandelt wird. Die Taktik der Freisinnigen, welche heute mit den ver- meintlichen Enthüllungen eines der Herren Vorredner beobachtet wurde, ist doch gar zu durchsichtig l Nachdem die freisinnige Partei mit allen Einwänden zurückgewiesen und au- allen Positionen iegreich herausgeschlagen worden ist und nachdem die von anderer Seite gehegten augenscheinliche» BerschleppungSbestrcbungen an ihr Ende gelangt sind, versucht man jetzt, um in der öffentlichen Mei nung die Vorlage zu dtScreditirrn, ihr die garstige Schleppe einer „faulen Gründung" — ich acceptire diesen von dem Abg. Richter soeben gebrauchten Ausdruck — auzu- hängen! DaS ist mindesten« nicht schön, noch viel weniger aber klug von Ihnen, und wird Ihnen vor dem Lande noch mehr zum Schaden gereichen, als Sie dies bet dieser Angelegenheit ohnehin chon besorgt haben. * Die von Reichswegen au« Anlaß de» Cholera» AuSbruchS in Toulon berusene Cholera-Commission, zu welcher bckanntlichMax von Pettenkoser auSMiinchen nach Berlin beschicken worden ist und an Welcher außer den Ministern die Gehriniräthe Koch, Skrzecka u. A. Theil nehmen, hält täglich eine bi» mehrere Sitzungen, und sollen die durch dieselben sestgestellten BorsichtS» und Schutzmaßregela so bald als möglich bekannt gegeben werden. * Eine schon vor zwei Jahren getroffene, aber immer von den Interessenten noch nicht genügend beachtete Neue rung in der russischen Gerichtspraxis wird von compctenter Seite wiederholt in Erinnerung gebracht. Die selbe besteht darin, daß nicht-russische Staatsangehörige im Verkehr mit russischen Behörden ihre Urkunden nicht mehr wie früher vom Ministerium de« Auswärtige» in St. Peters burg legalisiren zu lassen brauchen, damft dieselben vor den russischen Gericht«- und Verwaltungsbehörden Giltigkeit er langen, sondern daß hierfür die Beglaubigung durch eine russische Gesandtschaft oder ein russische- Eonsulat im Aus land« vollständig genügt. - r * Die Besorgnisse wegen der Cholera sind in Frankreich im Steigen, was gegenüber der Thatsache, daß die Krankheit sich auch in M arsei lle gezeigt und somit ihren Ursprung-Herd überschritten hat, erklärlich genug > scheint. Dabei bleiben die Toulon er Aerrte auf G .nd ihrer Beobachtungen bei der Ucberzeugung, daß eS ^ , um die asiatische und nicht um die sporadisch« .yolera handele und lassen sich darin nicht durch da« abweichende Urtheil ihrer von der Regierung hinaeschickten Pariser Collegen irre machen. Sehr beunruhigend hat auch in Pari« die in Toulon erfolgte Erkrankung eine« dieser Letzteren, de« Prof. Brouardel, gewirkt» welche sofort zu dem Gerüchte Veran lassung gab, vr. Brouardel sei in Folge seines Wissenschaft, lichen EiserS der Seuche zum Opfer gefallen. Diese Nach richt wird allerdings von der ,Corr. HavaS" dementirt, doch muß da» Regierungsorgan zugeben, daß vr. Brouardel allerdings bettlägerig sei, indessen trage sein „an- Ueber- anstrengung- hervorgegangenes Unwohlsein keinen bedenklichen Charakter. WaS aber vor Allem einen dcprimirenden Einfluß aus die allgemeine Stimmung au-übt, ist die Beobachtung, in welchem erheblichen Grabe schon jetzt Handel und Wandel unter der Epidemie zu leiden haben. Ein Pariser Cor- respondent schreibt der „Vossischen Zeitung" darüber: „Ist e» die asiatische, ist eS die sporadische Cholera, die in Toulon wachet I Ich weiß e« zur Stunde noch nicht zu sagen. Sie mag aber die eine oder die andere sein, sicher ist, daß sie der Stadt Toulon und dem ganzen südlichen Frankreich berettS schweren Schaden zugefügt hat. Der Touloner Handc!Ssta»d hat wohl keine große Bedeutung, da die Stadt eigentlich blos vom Arsenal und der Marinevrrwaltung lebt, allein Zahlungseinstellungen oder ein Moratorium, wie e« von den Kautleuten gefordert wird, ziehe» doch weite Handelskreise in Marseille, Lyon und selbst Paris in Mitleidenschaft. Die Quarantaine, welche in allen M tteluieer- Häfen von Gibraltar bi« nach Syrien hin gegen Schaffe aus Frankreich angeordnet ist, versetzt dem Marseiller Ha"*"I - schweren Schlag: sie macht zahlreiche Hafenarbeiter trägt in alle kaufmännischen Pläne »nd Berechnungen Au« den Städten drr „Toneiche" endlich, aus Monaco, HyäreS u. s. w., hat eine allgemeine Fremden begonnen, von denen die Gegend davon ist der Ruin der Gastwirthe und a-'"- wiesener Berufskreise. Das sind die nächste, die Touloner Epidemie hervorqerusen hat, cu,„ Einfluß, ben sie aus die Börse und den ohnehc.. allgemeinen Geschäftsgang übt. WaS nun die Epid. so zeigt sie eiaenthümliche Merkmale, die eS schwer in. ihre Natur bestimmt zu äußern. Die Anzahl der < verhältnißmäßig gering, sie beträgt bisher etwa 12 Droe krankungey; sie tritt nicht nachweisbar herdweise auf, font» fällt ihre Opfer einzeln; ihre Tendenz, sich auszubreiteii, ist ,. Alle« das, sowie die Unmöglichkeit» eine Einschleppung scstzust. würde für die wenig bedenkliche sporadische Lksolcra sprech Andererseits aber haben die löbtlich endenden Fälle einen merkwürdi,. raschen Verlauf; sie treten plötzlich aus und führen in « bi» 18 Stunden zum letalen AuSgana«; die Flüchtlinge aus Toulon haben an ihren Zufluchtsorten, lvo sie in anscheinend guter Gesundheit aagekommen sind, — in Marseille und in den Dörfern um Toulon — mehrere TodeSjälle gküesntt, also den keim der Seuche mit sich verschleppt; und die kvankheit dauert ooch schon gerade 14 Tag« ohne sichtbare Abnahme. Da» sind Züge, die der oboler» noztrna er- sahrungSgemäß nicht zusammen und auf die asiatische Tholera hin deuten. Die Regierung und die Localbehörden sind durchaus e der Höhe der Situation. Die De-iafection in Toulon wird energisch und gründlich betrieben, wie es die Localverbältnisse irgend gestatten. Arrzte sind überreichlich vorhanden. Den 8 wird ausgiebige Pflege »nd Unterstützung zu Tbeil. Die Be« ungesunder Häuser erhallen von StaalSwegen Zelte und Feld.. .... im Freien. Die italieniichen Arbeiter, die in Toulon sehr zahlreich sin», werden mit Freibilleten zur Rückkehr in ihre Heimath versehen. Jo Marieille votirt die Gtadtvertretung ansehnlich« Summe», um »it Behörden in den Stand zu setzen, sich auf den Einbruch der Seuche vorzudereiten, und selbst in Pari«, da» noch kaum bedroht lcheiut, »erden schon ähnliche Anstalten getroffen (DcSinscction der Eüuäle, Vorbereitung von Specialipitälern, gründliche Revision der Arbeiter-Quartiere re.). Hoffentlich wird die Energie der Behörde 1 keine schwereren Proben zu bestehen haben." Leider machen die neuesten Nachrichten die Erfüllung dieser ffnung keineswegs wahrscheinlich; im Hegentheil scheint in oulon d>e Seuche im Steigen bear» > zu sein. — ^cbe»
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