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Sächsische Elbzeitung : 27.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-188505278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18850527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18850527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-27
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 27.05.1885
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MUche Llbzeitmg. Amts- u«H Anzeigeblatt für das Kömgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitnng" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 8 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuszeilc oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebercinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-BüreauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rud. Mosse. 42. Schandau, Mittwoch, den 27. Mai 1885. Politische Nundschnu. Der Antrag Preußens betreffs der Ausschließung des Herzogs von Cumberland von der Thronfolge in Braunschweig rnht nun einstweilen beim JustizauS- schlisse des BundcSrathcS, von dem er wohl noch nicht sogleich an das Plenum znrückgclangen wird. Die Verweisung dcö Antrages an den Jnstizauöschuß be deutet aber keineswegs eine Verschleppung der An gelegenheit, sondern beweist nur, wie prüfend nnd sorgsam der Bundeörath in dieser nach mehr als einer Seite hin dclicnlcu Frage vorzngchcn gedenkt. In zwischen erhalten die Bnndcöralhsinitgliedcr Zeit, sich Instructionen ihrer Regierungen über den vorliegenden Fall zu erbeten und man darf wohl nicht im Gering sten daran zweifeln, daß diese in einem dem preußischen Anträge zustimmenden Sinne lauten werden, unbeschadet der persönlichen Anschauungen dieses oder jenes BnndcSfürstcn betreffs der Legitimität der Thronfolge des Herzogs von Cumberland in Braunschweig. Daran wird anch die Reise dcö Ccntrnmsführcrs, Herrn Windthvrst, nach Dresden, welche man mit der braunschweigischen Thronfolgcfragc in Verbindung bringt, nichts ändern. Die nationale Gesinnung König Albcrtö und seine NcichSlrcuc sind zu bekannt, als daß man nur einen Augenblick daran denken sollte, der sächsische Herrscher würde sich von Herrn Windt- Horst znm Eintreten für die wclfischcn Interessen be wegen lassen. Uebcrhnnpt ist die Mitthcilung, daß die Anwesenheit dcö CentrumSführcrö in Dresden mit der Sache dcö wclfischcn Thronprätendcnten zu- sammcnhängc, einstweilen nur eine unverbürgte Zeit ungsnachricht; freilich ist die Möglichkeit oder sogar Wahrscheinlichkeit, daß er zu dem «»gedeutete» Zwecke i» der sächsische» Residenz weilte, nicht ausgeschlossen. Jedenfalls wird anch Herr Windthorst den Lauf der Ereignisse nicht aufznhaltcn vermögen und man wird im dcutschcu Reiche über den Herzog von Cumberland einfach zur Tagesordnung übergehe» u»d selbst wenn dieser noch nachträglich daö deutsche Reich und dessen Verfassung rückhaltlos anerkennen wollte, so würde eö anch für ihn heißen, wie cö schon oft in der Welt geschichte geheißen hat: Zu spät! Daß man in Braunschweig selbst mit dem Vorgehen Preußens gegen den Herzog von Cumberland in alle» Kreisen der Bevölkerung cinvcrstcmdcn ist, beweise» die Bci- fnllsä»ßcr»»gc», mit dc»cn die braunschweigische La»dcö, Versammlung die Mitthcilung von der Stellung des preußische» Antrages im Bnndcörathc entgegcn- genommeii hat nnd schon dies wird de» wclfischcn Agitatoren, die bereits begannen, die Gesinnung des braunschweigischen Volkes zu untergraben, sagen, daß ihre Bestrebungen keinerlei Aussicht auf neimcnöwcrthc Erfolge haben. In der deutsche» Colomalpolilik ist mit der i» diesen Tagen erfolgten Verleihung des kaiserlichen Schutzbricfcs an die Neu-Guinea-Compagnie wieder ein entschiedener Schritt nach Vorwärts geschehen. Durch den Schuhbricf des Kaisers werde» die deut sche» Gebiete auf Neu «Guinea in ihren Grenzen ge nau präcisirt und die vor diesem, officicll mit dein Namen „Kaiser-WilhclmSland" belegten Theile Neu- GuineaS liegenden Inseln, ferner die Inselgruppe Neu-Britannien (Bismarck-Archipel) nnd alle nord östlich von Neu-Guinea zwischen dem Acquator nnd dem 8. Grade südlicher Breite gelegene» Inseln als ebenfalls »ntcr deutscher Oberhoheit stehend bezeichnet. DaS französische Cabiuct Brisson hat dieser Tage im Senate eine bcmerkcnöwcrthc Niederlage erlitten. Eö wnrdc über das Listenscrutininm verhandelt und zwar spccicll über den Comnüssionöantrag, nach welchem bei Feststellung der Bcvölkcrungsziffcr als der Basis für die Anzahl der von de» einzelnen Departements zu wühlende» Dcputirte» die Ausländer anögcschlosscu werden sollen. Der Conscilpräsidcnt Brisson hatte sich energisch gegen den Antrag ausgesprochen und um unveränderte Annahme der Vorlage wie dieselbe von der Dcputirtcnkammcr genehmigt worden ist, ge beten, nm hierdurch die Einigkeit der republikanischen Partei darzuthmi. Trotzdem nahm der Senat den Commissionöantrag mit 129 gegen 121 Stimmen an, was großes Anfschcn erregt hat. Es verlautet, daß die Kammer die vom Senate beschlossene Ausscheidung der Ausländer bei der Berechnung der Bcvölkcrungs ziffcr annchmcn wcrdc, voranSgcsctzt, daß der Senat sich weiterer Abänderungen am Listcnscrulinium ent halte und wie die Dinge liegen, wird sich der Senat wohl mit diesen kleinem Triumphe begnügen müsse». Die französische Nation hat eine» schweren Vcr. last erlitten: Victor Hugo, der größte der zeitgenössi schen Dichter Frankreichs, ist der LungcMhmnug, die ihn vor kurzer Zeit aufs Krankenlager warf, am Frei tag Mittag erlegen. Victor Hugo, welcher ein Alter von über 83 Jahren erreicht hat, ist als das nnbc- strittenc Haupt der romantischen Schule iu Frankreich und als bahnbrechender Reformator auf dem Gebiete der poetischen Form und des poetischen Inhalts zu betrachten und zahlreiche lyrische und dramatische Werke legen Zcngniß ab von seiner Beherrschung dcö dich, terischcn AnSdrnckcS, seiner oft berauschende» Sprache, vo» seiner großartigen, echt dichterischen Phantasie. Aber auch die Fehler des Dichters treten uns in vic len seiner Werke mit erschreckender Deutlichkeit entgegen, seine Rhetorik wird oft zur schwülstigen Sprache, seine Phantasie schweift häufig das Barocke und Ungeheuer liche; er liebt eö, mit groteske» »»d bizarre» Schnör keln um sich zu werfen und nur zu oft ist in seinen Romanen das Vorherrschen einer geradezu monströsen Sprache, eine sich breit machende Verwilderung ästhe tischer Begriffe wahrzuuchmcn. In politischer Bc. zichung hat Victor Hugo früher eine ziemlich hervor, ragende Rolle gespielt, aber auch hier zeigte sich daö Waudelbare seines Characterö, er schwankte zwischen Bouapartistcn, Royalisten nnd Ncpnblikancr», bis er ich endlich definitiv für letztere Richtung entschied, in velchcr er sogar in das Extreme verfiel, wie seine Verherrlichung der Comnume beweist. — Die Auf bewahrung der Leiche Victor Hugo's unter dem Triumphbogen in den clysccischcn Feldern ist nun ans Wunsch dcö Kammcrprasidcntcn geschehen. Das Monnmcnt wird mit Trauerfloren und Tricolorcu dccorirt. Der Leichnam wird am Nachmittag vor dem Begräbnis; ausgestellt, Nachts soll die Todtcn- wncht bei Feuer- und Fackelschein vo» Militär ab- gchnltc» werde». Alle offiziellen Kmidgclmngcn finden dort statt. Daö Codicill voi» 2. September 1883 zn Victor Hngo'ö Testament lautet: „Ich gebe den Armcu 50,000 FrcS., ich wünsche mit dem Armem wagen begraben zu werden, ich weise die Litaneien aller Kirchen zurück, ich verlange ein Gebet vo» allen Seelen, ich glanbe an Gott." — Victor Hugo's Ver möge» betragt 5,600,000 Frcö., die ausschließlich in englische» Consolö und Aclic» der belgische» National bank angelegt sind. Die irische Frage hat im englische» Cabiuct plötz lich crustc Meinnngsvcrschiedcuhcitcu hervorgerufen, dic möglicherweise zu einer CabinctökrisiS führen können. Die radicalcn Mitglieder des Londoner Cabinctö, Chamberlain, Tilke und Lcferre, opponire» nämlich energisch gegen die Eriicncrung der irischen Verbrechen- Vcrhütmigöactc nnd gegen die nen-irische Agrargesetz gebung. Sic verlangen Herstellung einer administra tiven Autonomie und einer localen Regierung für Ir land und wollen, wie versichert wird, ihre Entlassung nehmen, wen» Gladstone ihren Forderungen nicht nach- gicbt. Ei» Auöglcich sei nur noch möglich, wenn daö Vcrbrcchcnvcrhütuugsgesetz lediglich auf ein Jahr vcr- längcrt wcrdc, um sodann cin ncucs Parlament über dic endgilligc Politik bezüglich Irlands entscheiden zu lassen. Wie die „Pall-Mall-Gazettc" wissen will, wcrdc Gladstone nachgebcn nnd der erwähnte Aus gleich zu Stande kommen; bezeichnend für die immer offener zu Tage tretende radicalc Strömung im Lon doner Cabiuct ist dcr ganze Vorfall jedenfalls. Entgegen den pessimistischen Meldungen Londoner Blätter über den Stand dcr AuSgleichSvcrhaudlungcn zwischen England und Rußland versichert die „Daily News" aufs Neue, daß diese Verhandlungen günstige Fortschritte machten. Gegenwärtig sei kein Grund zu der Annahme vorhanden, daß unüberwindliche Meinungs verschiedenheiten zwischen beiden Mächten entstehen würden, eine völlige Ucbcreinstimmnng sei indessen noch nicht erzielt. In Bczng auf die Sistirung dcr angcordnctcn Rückkehr dcr englischen Gardctrnppen aus Egyptcu nach England schreibt dasielbc Blatt, cö sci niemals beabsichtigt gewesen, dic Garde vor dem Ab schlusse dcr Untcrhaudlnugcn nach England znrückkchrcn zn lassen; dic Gardclruppcn würden wahrscheinlich in Alexandrien bleiben, bis daö Abkommen, dem sich dic beiden Cabinetc langsam, aber stetig näherten, cnd- giltig zu Stande gekommen sei. Am Freitag wurde in Bukarest dcr vierte Jahres tag dcr Erhebung Rumäniens zum Königreiche imtcr allgemeiner Thcilnahme der Bevölkerung festlich.be gangen. > Ucbcr dic Operationen des Mahdi im Sudan liege» zwei sich widersprechende Gerüchte vor. Nach dem einen hätte» seine Truppen dic Provinz Doiigola geräumt, welche erst kürzlich von den Engländern ge- ränmt worden ist. Das andere Gerücht will dagegen wissen, daß dcr Mahdi scinc Truppcn überall ziirück- gczogcn habe und auf dem Marsche nach Jabalctiri begriffen sci; seine Dampfer habe er auf dem weißen Nil znrückgclasseu. Kranke Zustände und ihre Heilung. lieber dic in nuferer heutigen Gesellschaft im Volksleben immer weiter nm sich greifenden Mißstände brachte das „Dresdner Journal" kürzlich folgende bcachtenswcrthc Betrachtungen. Eine Angelegenheit von großem Ernste, welche in allen staatscrhaltcnden und christlichen Kreisen auf warme Unterstützung zählen kann, ist dic Bewahrung des dcntschcn Hauses als Grundlage eines gcsnndeii Volkslebens. In dcr hculigcn Gesellschaft findet kein anderes Interesse Naum neben der Sucht nach Glanz und Wohlleben oder wenigstens nach dem Scheine des selben. Es ist wohl nicht zu hoch gegriffen, wenn man annimmt, daß in Deutschland drei Viertel dcr den ge bildeten Classen angehörigen Familien über ihre Vcr- Mtnisse leben und ihre Existenz untergrabe», um den Schein zu wahren. Alle wollen genieße», wolle» eine Rolle spiele» »nd den Leute» Saud iu die Augen Irenen. DaS fiebernde Verlangen nach Geld und Vcnuß steigert sich von Jahr zu Jahr mchr und nimmt i» den Städten erschreckende Dimensionen an. Niemals ist Deutschland so reich au äußerlich glän- cndcn, innerlich dunklen Existenzen gewesen, wie in diesem Augenblicke, so daß man unwillkürlich an gc- wisse Phasen dcr französischc» Geschichte erinnert wird, welche von einer furchtbaren Krisis gefolgt wurden; man weiß nicht, woher dic Mittel kommen, mit denen dcr Aufwand bestritten wird und wenn man hinter die Conlisscn blickt, so begegnet man dem nackten Elende, ja geradezu dem Mangel. Ein Todesfall, und dic Verhältnisse brechen nach allen Seilen zu- ammen. Dic luxuriöse Einrichtung wird von den Vlänbigcrn fortgcholt, und zwischen den leeren Wän den stehen die verwaisten Kinder: Bettler mit den Lebensbedürfnisse» von Millionäre»; Bettler, die «je mals gelernt habe» zu arbeite», die nichts kenne» nnd fühle» außer dem ficberudc» Durste »ach Geld u»d Genuß. Dic erste Grundlage einer Nation ist das HauS. Dcr Stolz dcö dcutschcu Mnuncö war von jeher, daß ein Haus eine Heimstätte dcr Treue und Liebe bis iu wn Tod, cin Hciligthnm des Glaubens, cin Tempel dcS Gebetes, ei» Wcihort dcr Erziehung zu allem Gu- cu, eine Schule der Pietät und Autorität sein mußte. )!c neue Zeit hat dem dcMschcu Volke in Stadt und Land vielfach neue Häuser gegeben, leider Stätten dcr Unzufricdcuhcit, dcö Mangels an Pietät, dcr Untreue >md Lieblosigkeit, des ehelichen Unfriedens. Wir ge ben zu, daß dic schwere Noth der Zeit gar oft Schuld an dieser Entartung des häuslichen Lebens ist; nicht minder aber liegt in den zahlreichen Fällen dic Schuld au dc» Menschen selber. Wohl Niemand kann bec streiten, daß gar viele Mißstände durch dic leichtsinnig-
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