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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 10.07.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19080710022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1908071002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19080710
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1908071002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1908
- Monat1908-07
- Tag1908-07-10
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Fernsprecher: Nr. tt und SOS« Anisen-r«»N Nnmch»« « d»gun^«n dt« nuch«. »Uhr, Sauuta»« «ur M»rt«»arait « «a >l bl« >/,l Uhr Dt« «tolpaltru« »rund»»«!« <ca. » «lb«n, Ni M. Kaiuilten-Nochrtchtrn au« Dr««»k» N> P>. ; »«schät«^Än»«i,«n aus der Prioalftile Zeit« !ft> Pt ; d>« »ivettpaktq« ZkÜ-,.r«kt1«««-««P,. — In Nummrrn nach Sonn->l »rirrtaa«»: dt« «tntpaltist« »rund- »eil« .tOP»,, auf Pnval- feite «0Ps., Familt«». Rachrtchtrn -> Drelde» di« G> und,«tte 2»Ps.— Auswltrlift« Auftrag« ,mr gegen »araudde- «ahlung. — Jede« B«- kegdlatt l^t» t» »>. WS8 bfLuelik iek fSf l!ie Kei8« su8 liei' Kpollielik? ««gen Sie In^itonplrge: DK>moIin r.vvtupkon ä. Sticke, 'rk>molin8ckntrcrknm r. I'vrnkaltgll äor lii8elct.: Sisimücknlotivii-Stikto jv KO kk. ttexen tdiiixllillisei!, Volk, tionneii- iiiftl iilekeker- i>r»«ti: Luis. Salio^l-l'ouristsllvreÄM i. i-rskt, Duk. 50 kk. Ke««» iilüinerrüxeli stc.: üoi nkaut- pti»8tsr 50 kl. Xm isstdst- nnt «mchllbee: „6dIoroäont"-^Lkacroftm i. pr-rkt. '1'iiben, a>8 Lrsfttr k. 2uknpuiv«r u. -VVL88or, 75 kl. Kezeii /»lmskhmn!, tvpsnelimorr, ielivittvin st«, laut spvrisil. ülociilnuukmtsn-LlsrlcklÄtt, <ift8 gratis unä franko vorteilt ivnä in äor Lövsn-Lpolkokv vresäen-^.., ^Itrourkt. Lk liomplvttv tLvisv-^potkvkvn. orkiAs Lesov. König Friedrich August und die Präsidenten der beiden sächsischen S t ä n d e k n m »i e r n Koben dem Grafen Zeppelin zu seinem 70. Geburtstag Glückwunschtelegramme ge sandt. General Keim hat der „Deutsch. Ztg " zufolge seinen Aus tritt aus dem Flottenverein erklärt.' der Landesverband Schwarzburg-Rndolstadt ist aus dem Gcsamtvcrbande ausge treten. Major Parseval-Berl!» hat einen lenkbaren Ballon unstarren Systems sertiggestellt. Die im Bau befindliche südliche Rheinbrücke in Köln ist e i n g e st ü rz t. Admiral Veresford stellt in einem an die Admirali tät gerichteten Memorandum sest, das, er mit der unzulänglichen Flotte die Sicherheit Englands nicht gewährleisten könne. In den von der Eunard-Linie benutzten Hafenanlagen in Boston wütet ein großes Schadenfeuer. Neueste DruhtmeldmMn von, 9 Juli. Köln a. Rh. Die im Bau befindliche südliche Rhein- brücke ist vormittags e i n g est ürzt. Soweit bisher er mittelt. sind 1ä Personen ertrunken und 0 erheblich ver letzt. London. Admiral Bereösord hat ein in scharfen Worten abgefasstes Memorandum an die Admirali tät gerichtet, i» dem er scslstellt, daß er mit der unter seinen Befehl gestellten unzulänglichen Flotte nicht imstande sei, die Sicherheit Großbritanniens gegen einen fremden An griff zri gewährleisten. Petersburg. Die „Petcröb. Telcgr.-Agcntur" meldet ans Täbris unter dem gestrigen Datum: Durch Brotmgngel wird die Lgge wieder verschlimmert. In einigen Mvscheen wird von einem zahlreichen Publikum gegen die Negierung agitiert. Tie Basare bleiben ge schlossen. Rio d e I a n c ir o. Brasilien hat die revolutio näre Regierung von Paraguay offiziell an erkannt. Ceuta. Neue Meldungen ans Tetuan bestätigen die Absetzung des G o u v c rn e n r s Lcbad y. Der Sultan kündigte in seinem Abberiisnngsschrciben die An kunft eines neue» Gouverneurs mit 400 Fußsoldaten und IW Reitern an. LSbadn traf auf der Flucht aus Tetuan mit seinen Söhnen und der Dienerschaft hier ein. vertliches und SiichsischeS. Dresden, S. Juli —* Se. Majestät der König und Se. Königs. Hoheit Prinz Johann Georg besuchen nächsten Sonntag vormittag 11 Uhr im Konzerthanse des Zoologischen Gar- icns die :15. ordentliche Bllndesgeiieralvcrsammlnng des Hönigl. Sächsischen Militärvereinsbnndes. König Friodrich August wird ferner nach einem dem Vorstände der Privi legierten Bogenschützengesellschast durch das Kämrnercramt zugegangenen Schreiben die Vogelwiese Donnerstag, den 6. August, mittags 1 Uhr besuchen. —* Der Herzog und die Herzogin von Sach. sen-Altenburg treffen am Montag nachmittag 4 Uhr 40 Min. zum Besuche des Königlichen Hofes hier ein. Aus dem Bahnhofe findet militärischer Empfang statt. Die Ehrcnkviiipagnie stellt das Schützen-Regiment. Am Diens tag besichtigt der Herzog das 12. Iägcr-Balaillon in Freiberg. —* Ehrungen des Grasen Zeppelin z»m 7». Geburts tage. K önig F riedri ch A n g n st hat dem Grafe» ein herzliches Glückwunschtelegramm zngehe» lassen. — Die Präsidenten der «beiden sächsischen Stande- k a m m e r ii haben an den Grasen Zeppelin folgendes ge meinsame Glückwunschtelegramm abgesandt: „Wenn auch der Landtag des Königreichs Sachsen zurzeit nicht versam melt ist, so wissen wir »ns doch am heutigen Tage mit dem selben in voller Uebcreinstimmung in dem warmherzigen und dankbaren Ausdruck unserer allsrichtigsten Wünsche für Eure Exzellenz: Möchte es dem bewundernswerten und rnhmgekrönten Erfinder, dessen schöpferische Kraft und un- beiigsgme Energie die Gewalten der Lüste dem Menschen untertan machen und der den Namen deutschen Geilstes in höchsten Ehren durch die Welt trägt, vergönnt sein, noch lange Jahre in rüstiger Frische seiner unvergleichlichen Schöpfung sich zu erfreuen, gez. Graf Vitzthum v. Eckstädt, Präsident der Ersten Kammer, Dr. Mehnert, Präsident der Zweiten Kammer. — Der Nationalliberale Ver ein in Zittau sandte folgendes Glückwunschtelegramm: „Der Nationallibergle Verein Zittau sendet Ihnen znm Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche. Möge Ihnen das neue Jahr zu Ihrem ruhmvollen Verdienste neue Er folge und stete Gesundheit bringen. Deutschland in der Welt voran!" —* In der letzten Sitzung der Stgdwerordneten ln Leipzig wurde unter lebhaftem Beifall die Bestätigung der Wahl des Bürgermeisters Dr. Dittrich zum Ober bürgermeister von Leipzig bekannt gegeben. —* Der Bronzeguß der Schillingschen Fignrengrnppcn. die gegenwärtig noch in Sandstein die Treppe nach der Bvühlschen Terasse schmücken, ist in der Erzgießerei -von Pirncr u. Franz in DreSden-Löbtan nahezu voll endet. Die drei Gruppen „Morgen", „Mittag" und „Abend" find bereits vollständig sertiggestellt, während sich die kom plizierteste Gruppe, die „Nacht", noch in Arbeit befindet. Vorgestern mittag erfolgte, wie bereits kurz erwähnt, in Gegenivart Sr. Majestät des Königs der Guß des obe ren Körpers dieser Gruppe. Der Monarch hatte den Wunsch geäußert, die bekannte Erzgicßerei einmal zu be sichtigen und nahm sie unter der «Führung des Herrn Erz- gießcrs Franz .in Augenschein. Nach der Vollendung des Gusses besuchte Se. Majestät noch die Zisclicrwerkstatt, in der ein Relief für das Albertinum aus einer großen Knp- serplatte gehämmert wurde. Der Entwurf hierzu stammt von Hern Geh. Hvfrat Prvsesior Diez. Auch ein inter essantes Grabmoiliiment in der Form eines Eichbaumes, entworfen von Herrn Proiessor Naumann, wird hier in getriebener Arbeit hcrgcstellt. Ebenso lmt die bekannte Gießerei den Auftrag erhalten, den Bronze ^Sarko- p Hag für di e K önigin - W itwe Earola auszu- sühren, dessen Entwurf von Herrn Hvfbaurat Frölich stammt. Die vier Schillingschen Gruppen dürften noch im Laufe dieses Herbstes zur Ausstellung gelangen, worauf die jetzt noch an der Treppe flehenden Sandstein sign reu nach E h e in n i tz übcrsnhrt werden sollen. Die Ausführung des Bronzegusses sämtlicher vier Gruppen, die als vorzüg lich bezeichnet werden kann, kostet insgesamt '!4000 M. —* Der heutige Morgen brachte endlich den langersehn ten Regen in ergiebigem Maße. Nach dem Barometerstand zu urteilen, ist cs nicht ausgeschlossen, daß in den nächsten Tagen noch mehr Regen niedergehen wird. Seit 4 Wochen hat es, abgesehen von einzelnen Gewittergüssen, nicht ge regnet. Kein Wunder, daß seitens der Landwirtschaft und Gärtner sehnsüchtig in der letzten Zeit danach ansgesehen wurde. Tie Wieicn, welche das erste Heu in prachtvoller .Qualität und Quantität geliefert hatten, standen säst noch kahl und zum Teil braun versengt da. Der Nachwuchs fehlte infolge der Trockenheit säst gänzlich. Ebenso erging es den Feldfrüchtcn. Kraut, Rüben und Kartoffeln. Das Getreide hat sich verhältnismäßig gut gehalten, es stand beim Einsetzen der Trockenheit meist schon in der Reise. Aber auch von anderen Seiten wird der Eintritt von durch dringendem Regenwetter gern gesehen werden, nicht am letzten von den Interessenten der Schiffahrt. —* Sonntagsruhe im Handelögcwcrbe. Zu dem Ent würfe sprach sich die Dresdner G e w e r b e k a m me r infolge mehrerer Eingaben Beteiligter dem Ministerium des Innern gegenüber dahin ans, daß eine Ausdehnung der Sonntagsruhe, abgesehen von einigen Gewerben, wie dem der Bäcker und Konditoren, vielleicht für die Großstadt un bedenklich sei, aber schwere Beeinträchtigungen für den Geschäftsbetrieb der Gewerbetreibenden in den mittleren und kleineren Städten mit sich bringe. Hinsichtlich des Marktverkehrs gingen die Ausschüsse von der Voraus setzung aus, daß er nicht unter die Bestimmungen über die Sonntagsruhe falle, und traten dafür ein, daß dies auch künftig so bleibe, daß jedoch die ansässigen Geschäftsleute während der Marktverkausszeit ihre Geschäfte ebenfalls often halten dürfen. Ferner hat der Verkehrsausfchuß der Dresdner Gewerbekammer die Eingabe des Sächsischen Hilssvereins „FreundschaftSbund" für reisende Geschäfts leute an den Rat zu Dresden, daß die Marktsteranten bei Einführung des 8 Uhr-Ladenschlusses in Dresden von dieser Beschränkung freigelassen werden, befürwortet, jedoch unter der Bedingung, daß nach Einführung des 8 Uhr-Ladcn- schlusses in Dresden an den Markttagen auch in den stehen den Geschäften der Verkauf vis um !> Uhr gestattet werde. —* Mit domÄnbruch der Ferienzeit tritt an einen Teil der Menschheit die Frage heran, wie die kürzere oder län gere Frist, die den zerguälten Muskeln und Gehirnen oder den zermarterten Nerven zur Wiederherstellung gesetzt ist, am besten zu nützen sei. Gar manche unter denen, die sich erholen könnten, gehen einen sehr verkehrten Weg, der ihre Gesundheit nicht nur nicht fördert, sondern ge radezu schädigt. Unser Erwerbsleben hat das Problem mit sich gebracht, in vier bis sechs Wochen wieder gut zu machen, was in zehn bis cl!f Monaten systematisch ruiniert worden ist. Das ist an sich eine mißliche Sache. Es ist ja allerdings richtig, daß viele Sommerfrischler sonnver brannt und mit gestählten Nerve» und Muskeln heim- keheren. Aber nur zu oft folgt dieser Restaurierung des Organiömus ganz unmittelbar ein jäher Rückschlag, der zu denken gibt und cs recht fraglich erscheinen läßt, ob die Art und Weife, wie in der Regel die Erholuiigswochcn ver bracht werden, mich richtig fei. Kaum sind ein paar Tage tm alten Gleise verstrichen, so kommt ungeachtet des blühenden Aussehens, das man -von der Reife heimbrachtc, ein jähes „Znfamiiicnllam'cn". Wo irgend ein Organ des Körpers schwächer geartet ist, macht sich der Angriff fühlbar. Die Aerztc kennen diese Erscheinung sehr wohl und werden auch stets versuchen, ihr vorzubeiigen, sofern sic eben Gelegenheit -dazu haben. Die vielen aber, die mitten aus angespann ter Biireautätigkcit heraus ein paar freie Tage benützen, um sich ans Gebirgstonrcn oder übertriebenen Märschen abz-nschindcn. fragen keinen Arzt und halten ihr Tun oben drein noch für sehr wei.se und gesundheitsfördernd, ohne zu ahnen, daß durch derlei G cw a l t e r h o l n n g e n den K r a n k h e i t sk e i m e n Tür und Tor geöffnet wird. Es handelt sich eben darum, allzuplöhliche Ueber- gänge zu vermeiden -und ein Zwilschenft-a-dinm zwischen der sportfrohcn Lebensweise der Ferien und den Anspannun gen. die durch die Stadt geschaffen werden, cinziischalten. Man muß sich davor hüten, mit einem Schlage alle Körper- Kunst und Wissenschaft. s* Geh. Rat Prof. Dr. Wach Inbilänmö-Nektor der Leipziger Universität. Wie verlautet, ist auf Grund der bereits stattgehabtcn Vorbesprechungen mit Sicherheit zu erwarten, daß Geh. Rat Prof. Dr. Wach für das Jahr 1900, in welchem das 500jährige Jubiläum der Leipziger Universi tät festlich begangen werden soll, zum Rektor gewählt wer den wi f* Dresdner Männergesangverein. Am Mittwoch gab der Dresdner Mannergesangverein im „Linckeschen Bade" sein Eonimerkonzert. Jupiter pluvius, den Sängern hold ge sinnt, beherrschte seine Launen und bescherte wider Erwarten einen regenfrcien, wenn auch etwas kühlen Abend. Die 17 Nummern umfassende, dreiteilige Vortrags-Ordnung, deren Er ledigung mehr als drei Stunden Zeit in Anspruch nahm, ver- zeichnetc neun Vokaldarbietungen, die in ihrer Zusammenstel lung an Mannigfaltigkeit zu wünschen nichts übrig ließen. Im Grade des geistigen Zusammenhanges der zum Vortrag gebrach ten Werke hat man im allgemeinen einen Wertmesser für die Güte des Programms. In diesem Punkte hatte es sich die Ver- cinsleitung diesmal etwas leicht gemacht. In bunter Folge er griffen alte, gute Bekannte das Wort, wohl erprobte Meister dir Liedes, mit oft und gern gesungenen Gaben, sodaß der Abend nichts weniger als eines der beliebten Novitäten-Konzerte bot. Es berührt wohltuend, wenn man einmal grundsätzlich verschont bleibt von mehr oder weniger fragwürdigen Proouk- " " ' sucht und - bekann- tionekl gehalten, doch gut gesteigert, erossuete die Reihe der Ge sänge. Desselben Tondichters wirkungsschöne Abendfeier" kam in den Tenören etwas mühsam und ließ teilweise im Zusammen- gesange den gewohnten Edelklang vermissen. Der nunmehr ge Wiener Ehormeister E. Lremser war mit zwei^ ge- cht dankbl haltvollen und recht baren Weisen vertreten: „Wenn Zweie sich gut sind" und „Fröhliche Armut". Auch heimische Kunst war bedacht worden. R. Beckers „Hochamt im Walde", leider nicht immer rein gesungen, erzielte starken Beifall, und Hel M elle Begeisterung erweckte abermals Züngsts „Schöne , Jii , anja": es siel auf, daß auch bei der Wiederholung der letzte Akkord recht unsauber gegeben wurde. Sehr dankbar war man für das am Schlüsse als Zugave gewährte „Spinn, spinn". Aus gezeichnet gefiel der von beifallssreudiger Stimmung gehobenen Hörerschaft das „Abschied hat der Tag genommen" von B. Neß- ler: bei dem „sturmbewegten Herze" ließen sich die Bässe aller dings zu einem Gefühlsüberschwang verführen, der die Grenzen der Tonnoblesse streifte. Weit mehr Gegenliebe als I. Dürr- ners „Auf der Wanderung" fand das klippenreiche „Heute ist heut'" von M. v. Weinzierl, im ganzen schwungvoll ersaßt und mit charakteristischem Uebermute wiedergegeben. — Die Veran staltung war die erste öffentliche unter der Leitung des neuen Chordirigenten, des Korrepetitors an der Hofoper, Herrn Kurt Striegler, der erst vor wenigen Monaten die musikalische Führung des Vereins übernahm. Er hatte keinen leichten Stand. Bei der Kürze der Zeit war ein geistiges Zusammenftihlen mit der vielköpfigen Sängerschar noch nicht zu verlangen. Herr Striegler besitzt Organisationsgeschick: das hat er an andrer Stelle genugsam bewiesen. Wir hegen keinerlei Zweifel, daß iuhezeit zum ^ vc nutzbar zu machen. Anraten möchten wir etwas Sammeln der Kräfte. — Mag das Winterkonzert echte'Früchte gewissenhaften Fleißes zeitigen! Anspruch aus einen nicht un beträchtlichen Teil am Segen künstlerischer Ernte hatte die Kapelle des Königl. Sachs. 12. Infanterie-Regiments Nr. 177 unter Leitung des Königl. Musikdirektors Herrn H. CH Röpenack, die in beifallswerter Ausführung eine lange Reihe chaltvoller Orchesterstiicke (Kretschmer, Thomas, Saint-Saöns, leinecke usw i bot. W. Kienzls Vorspiel und Szenen des 2. Aktes a. d. Oper „Der Evangelimann" will uns namentlich in so wahlloser Breite für ein Garten-Konzert nicht geeignet er scheinen. Es berührte seltsam, daß man den Leistungen des mit- wirkenden Orchesters verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit zuwendete. Q?. Berliner Leben. L. Berlin. 8. Juli. „Der Prozeß." Man spricht in aanz Berlin, soweit gegenwärtig überhaupt noch von „tz-ignz-Verltn" die Rede sein kann, von nichts anderem. Man braucht auch nicht erst zu sraaen, welchen Prozeß man meint. Das ist ja selbstverständlich. Ein Miltagsblatt, das sich die Ans- schlachtuna der hinter verschlossenen Türen stattsindendcn Verhandlung zur Hauplausgabe acinacht hat und im Hor chen an Schlüssellöchern, im Aiissorschen der Augen- unk Ohrcnzeuae», sowie im — Erfinden angeblicher sensatio neller Zwischenfälle und „lwclidramatsicher Szenen" Er staunliches leistet, lebt seit 10 Taacn förmlich von diesem seiten Bissen. Man reißt sich »m die neuen Nummern bei den zahllosen Händlern, wie um ein Brot an Bäcker- tttrcn während einer Hiiiiacrsiivt. und je saftiger der Prozeßbericht, desto größer der Absatz des Blattes. Frei lich, nicht jedem wacht dieser abscheuliche Prozeß die gleiche Freude. Bielen hat er einen dicken Strich durch schöne Urlanbsträiime aemacht. Die bctciliatcn Richter und An wälte können von den am 15. Juli beginnenden Gcrichts- fcrien zunächst keinen Gebrauch machen. Die 20 Geschwore nen und Ersatzleute, sowie die vielen Zeugen müssen ihre gewohnte Sommerfrische diesmal vorläufig noch in dem roten Zicgelbgu in Moabit zubringen, wo sich ein beispiel- lvses forensisches Drama abipiclt. Am übelsten sind viel leicht die zalilrcichcii Berliner Berichterstatter dargn. die ihre teilweise schon gepackten Koffer als angenehme Zim- merzicrden stehen haben, aber noch nicht annähernd den Tag ihrer Abreise bestimmen könne», dg sie das Ende dieses Prozeßes abwarten müssen. Zn der gestörten Ur- laubSsreude kommt bei itznvn noch -4e Qual, bab fie. t»
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