Adorker Wochenblatt. Mittheilunge« über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Fünfzehnter Jahrgang. Prei« für de» Jahrgang bei Bestellung von der Post: I Thaler, bei Bestellung bet Blatte« durch Botengelegenhei«: , 22 Ngr. S Pf. — > " " —' -> > , E 25. Mittwoch, 1». Juni 185b» Otto Heubners Gedichte. Ja der Buchhandlung dcr Gebrüder Thost zu Zwickau sind Gedichte von Otto Leonhard Heubner erschienen, zum Besten seiner Familie herausgegeben von seinen Brüdern. Der Preis der einen Ausgabe beträgt 1 Thaler, der der andern 15 Ngr. Dem Schristchen ist auch ein Portrait und eine Le bensbeschreibung des Verfassers beigegeben. Das treueste, schönste Bild dcS ManneS leuchtet aber aus seinen Gedichten, wie der Himmel aus einer reinen Quelle, uns klar entgegen. „Seine Ge» dichte sind der wahrste und vollständigste Ausdruck seines inneren Lebens, mit wel chem sein äußeres nie in Widerspruch tra t", so heißt es in seiucr Lebensbeschreibung mit vollstem Rechte; denn was seine Lippe begeistert sprach, war im tiefsten Herzen warm gefühlt und wurd, mit ei friger, aufopfernder Hand treu auSzuführen gestrebt. Zum Beweise dessen erinnern wir nur an eine Stellt deS Turnliedes S. 57. „Doch gält es fürs einige Vaterland, Wir hielten dem Feind bis zum Tod« Stand." Wie hat er dies Wort — 14 Jahre nach der Dichtung mit Aufopferung seines ganzen Lebens glückes bewährt! „Der,Hle Geist reiner Sittlichkeit, der sein ganze- Leben u^h' Handeln durchdringt, weht auch durch all« seine Lieder. Sein tiefes religiöses Gefühl spricht sich in den Gedichten S. 20, 31, 49, 95, seine edle uneigennützige Menschenliebe in denen S. 5, 22, 27, sein reiner und tugendhafter Seelenadcl in denen S. 52, 82, 83, 97, seine glühende Begeisterung für Freiheit und Vaterland in denen S. 6l — 74. <„Der Turner Vaterlandslied" kann man qlS sein vollständiges politisches GlaubenSbekenntniß an sehen*), sein zartes und inniges Verhältniß zu den Stinigen in denen S. 3V, 31, 87, 91, 103, 105 auf eine Weise aus, die in dem Dichter den ganzen Mm» schen nach seiner vollen Eigenthumlichkeit vor da- Auge deS Lesers hintreten läßt. Sein empfänglicher Sinn für die Schönheiten der Natur prägt sich in vielen seiner dichterischen Ergüsse lebendig auS; aber sein« Nalurgedichte find nie bloße Schilderungen, son dern immer Ausdeutungen einer höhcrn Idee, die er in der poetisch erfaßten jund zum Menschenleben in Beziehung gesetzten Natur zu suchen und zu finden weiß (vgl. z. B. S. 13, 17, 22, 93, 104), und in man chem derselben aus früherer Zeit ist es, als ob er ge°- beimnißvvlle Ahnungen seines jetzigen trüben LooseS schon längst in dem lebendigen Buche der Natur ge lesen und sinnbildlich vorgcdeutet gesunden habe, sß» z. B. in den „RosenknoSpen" S. 17.") — Wir entnehmen der Lebensbeschreibung, die Jeder, -der Otto Heubner kennen g,lernt hat, als ganz wahr und treu anerkennen wird, noch einige Stellen. Er wurde durch den Spruch des Appellationsge- richts zu Dresden unter dem 14. Januar 1850 nebst Röckcl und Bakunin zum Tode vcrurtdcilt,") welche- Erkenntniß er am 19tcn desselben Monats mit der männlichen Ruhe und Würde vernahm, welche nur daS tiefe Bewußtsein einer reinen und «dien Ueber» zeugung zu verleihen vermag. ,, Möge man über dje Dresdner Maierhebunasöidst denken, wie man wolle, über Heubners Berheiligung an derselben — und nur von dieser kann und dass hier hi« Red« hirr — haben selbst stlZ« Feinde ') 8« ist dasselbe im I. aissohd«« in diesen Btättxr» emfpohte» und abgedruckt worden. Der Ein^ In den jüngsten,Tagen ist dieses Lrtheil auch d»m vde^ axxellalionsgerlchle bestätigt worden. ..