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Dresdner Journal : 29.06.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186406292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18640629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18640629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-06
- Tag1864-06-29
- Monat1864-06
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 29.06.1864
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.N E. 18V4 Rittwo». dm LS. Juni. 2lk«lllrmrit<»rrift: ck-krlivk: k Tblr. — Kxr. ü» Iw 1 „ IS „ „ „ stritt ko»1- uuä tu vr,^i«»: IS Kxr. f krewp-lru- Kowweru: 1 Kssr. 1 ,edl»^ bluro. -oseratrnpreise: kür 6«o R»um «iu«r es»z>»It«ueii 2«il«: 1 Kxr. Unter „Linx«»»nät" äi« 2sU«: 2 Kxr. Srschrtnrn: PllqUvli, ">it Lnenniim« ä»r Koon- nnä Xdenä» kür ä«n kolxeoäso T»x. DreMerImmmü Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmauu. Ioscratrnannahme auswärts: i». Unmvsrnrrii», Oomwissioniii- 6e» Dresäner ckourn»!»; »ben6»».: tt. N. Ii.l.o»:Ki Ssmdurx-Llloo» Uni>r»«i-Lii, L Voo^u; »«rlin: Uxoi Nuek- l>Lu<Il., k-ircncririt'« Iiur«»u; Nrswen: t). 8cui.ori«; Lre.lLn: l-oi-i, Lrxxoek«; rr»n^kurl a. Ll.: .iLuotiu'evI'" Ouckb.; Xölo: ^voi.i' liXoe«, >,; keri»: v. I^ü,v>md«i.« (28, rue 6« Koo, ens-tu»); kr«ss: t u. Kii«k.,^n-, IIuokk.; Vi«o: Uoroptoir >1. Ir. tVieovr Ltekenspl. 807. Herausgeber: Uöaixl. Lipeäitio» 6s» vrsiäoer ^ournnli, vrssäeo, L1»risn»tr»i,« K«. 7. Amtlicher Theil. DreSde«, 21. Juni. Er. König!. Majestät haben dem zeithrrigen Kirchenvorstrher, Etrumpfwirkermeister Johann Friedrich Nitzsche in Pleißa, die zum Verdienst orden gehörige Medaille in Silber zu verleihen geruht. Nichtamtlicher TIM. Übersicht. Telegraphische Nachricht«« Zeitun-sschau. (Botschafter. — Allgemeine Zeitung. — Kölnische Zeitung. — Nürnberger Korrespondent. — Norddeutsche Allgemeine Zeitung ) TaqrSgeschichte. Dresden: Schlußbericht über die Reise Er. Majestät drS König-, Kammerverhandlun gen. — Wien: Tagesbericht. — Prag: Andrea- Haase -f. — Berlin: Vermischtes. — Stuttgart: Die letzten Augenblicke de» verstorbenen König-. Re gierungsantritt de- König- Karl. Letztwillige Verfü gung d«S König- Wilhelm. — Karlsruhe: Kam merverhandlungen. — Paris: DaS Arrangement mit Japan. Nachrichten auS Tunis. — Turin: Kam merverhandlungen. Maßregeln gegen Ruhestörungs versuche. — Amsterdam: Vom Hofe. — War schau: Aeitungsveränderungen. — New-Bork: Neue stes vom Kriegsschauplätze. Schleswig-Holstein (Schreiben des Kaisers von Ruß land. Von der Konferenz. Vermischtes.) Landtag-Verhandlungen Provinzialnachrichten. (Großenhain. Löbau.) Statistik re. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Danzig, Montag. 27. Juni, Abend». Nach der „Danziger Zeitung" haben drei dänische Schiffe unter Parlamrntärflagge die Blokade de- hiesigen Platze» anaezriat. Neutrale Schiffe haheu 2VTage Frist zum Auslaufen. Bremen, Dienstag, 28. Juni. Bon dem Leuchttburme bei der Wesermüvdung wird soeben, früh A7 Uhr, die Ankunft einer preußischen Cor- vette, auS Jrdd» kommend*), gemeldet; dieselbe zeig e auch di« französische Flagge. *) Im Telegramm steht: »preußische Korvette Jeddo"; wahr scheinlich ist das früher in den japanesischen Gewässern stalionirte preußische Kriegsschiff gemeint. Helgoland, Montag, 27. Juni, Abends. Eine englische Fregatte nebst einem Avisoschiffe ist hier anwesend. Nach eingegangrnen Mit theilungen dürfte in den nächsten Tagen ein Zu- sammentreffen der dänischen und der österreichisch preußischen Klotten in hiesiger Nähe stattfinden. Paris, Dienstag, 28. Juni. Der heutige „Moniteur" bringt folgende Veränderungen rn der Besetzung französischer GesandtschaftSposten: Graf CommingeS Guitand ist zum Gesandten in Brüssel, Graf Reculot als solcher für Lissabon, Bicomte des MeloizrS- -resnoy für München und MarquiS Cadore für Karlsruhe ernannt worden. London, Montag, 27. Juni, Mittags. Si cher» Vernehmen nach hat Lord Palmerston die Ermächtigung der Königin erhalten, das Parla ment aufzutösen, wenn die Opposition gegen seine, die Erhaltung teS Frieden» bezweckende Politik Feuilleton. AuS dem zoologischen Garten. Der gegenwärtige Sommer in seiner Launenhaftigkeit weniger zu Naturschwelgereien in die Ferne lockend, weist um so nachdrücklicher auf daS Gute hin, das — nach Schiller — uns so nahe liegt, auf den zoologischen Garten, dessen thierische und landschaftliche Reize be schaulichen Gemüthern Trost und Ersatz spenden können für das Daheimbletbenmüssen von der Sommcrreise, für verregnete Landpartien und die fehlende Villeggiatura in den Kaseinen von Dresden in Losch- oder Blasewitz. In regster Weise ist die Verwaltung des zoologischen Gar tens bemüht, dem Publicum den Besuch desselben, ebenso wie den Pensionären d«S Institut- da» Leben daselbst so angenehm wie möglich zu machen; dem einen Theil durch einen interessanten Thierbrstand auf pittoresk landschaft lichem Hintergründe, dem andern Theil durch zweckent sprechende, da» Wohlbefinden der Thiere fördernde Ein richtungen. Rasch hat sich so da» genannte Institut zu einem der schönsten Thtergärten unter den gegenwärtig wenigsten» in Deutschland vorhandenen entwickelt, der nicht nur dem einheimischen Publicum eine dauernde Quelle reinen BergnügrnS bietet, sondern auch den durchreisenden Fremden überraschend zu fesseln weiß. Wenige auf den Localpatrioti-mu» und daS moderne AfsoeiationSwescn sich stützende Unternehmungen der letzten Zett sind in Dres den so glücklich gediehen, wenige haben so schnell etwaige rntgegenstehend« Borurthetle zu widerlegen, sich in Gunst zu setzen und zu bewähren verstanden, als der zoologisch« Garten. Einmal eingerichtet wird er, wie di« Erfahrung lehrl, t« Stande sein, sich za erhalten und zu vrrvoll- ständigen. Die zahlreich« Errichtung drrarttgrr Anstalt«« aller größere, Orten gehvrt zu den bedeutendsten Erschei nungen der Zeit, in welchen die Populariflrung und Ver ein TadelSvotum durchsetzen sollt«. E» ist aber unwahrscheinlich, daß die Opposition die Majori tät erhalten wird. Loudon, Montag, 27. Juni, RachtS. Im Oberhause legte heute Graf Russell die Conferenz- Acten vor, gab einen kurzen Abriß drr Conferenz- vrrhaudlungen und sagte dabei: Oesterreich bade in der letzten Sitzung erklärt, die deutsche Mächte beabsichtigten nicht, die Aeindsrligkeitrn über die Grenzen drr Hrrzogthümcr hinaus auSzudrhnen; indessen verdiene die» doch keinen unbedingten Glauben. Englands Ehre erfordere nicht die Theilnahme am Kriege; England habe Dänemark niemals materiellen Beistand versprochen, Frank reich und Rußland hätten »hm diesen geradezu verweigert. England müsse, die», seine maritim-n Interessen und etwaige Feindseligkeiten Amerikas erwägend, seine Neutralität beidehalten, obwohl weitere Eventualitäten seine Theilnahme am Kriege nicht absolut ausschließen würden. — Lord Derby will vorerst keine DiScussion über diesen Gegen stand, dennoch tadelt er die Haltung der Regie rung. Earl Granville ersucht, die DiScussion aufzuschieben, bis man die Vorlagen durchstudirt habe. Im Uuterhause legte Lord Palmerston die Con- ferenzacten vor, gab ebenfalls eine historische Ein- leitung dazu und schließlich die Erklärung ab, daß England seine Neutralität bribehalten werde, in dem er zugleich bemerkte, daß da» Parlament, im Falle r» sich um eine Theilnahme England» am Kriege handeln sollte, befragt, resp. eivberufen werden würde. — DiSraeli äußerte, daß «r demnächst die DiScutirung dieser Frage anrrgeu werde. Sowohl die Darstellungen Lord Palmerston'S, wie die des Grafen Russell, waren zwar dänen freundlich, ohne jedoch die Verschuldung Dänemarks abzuläugneu. AuS Kopenhagen wird über Hamburg telr- graphirt: Die Abendausgabe drr „BerlingSke Ti- drnde" vom 25. meldet, baß der Reichsrath durch den Minister Monrad eröffnet worden ist. Die dabei gehaltene Thronrede fagt unter Andrrm: Dcr Reichsrath wird wegen der Billigung der von der Regierung getroffenen Maßregeln und der Bewilli gung der erforderlichen Mittel schon jetzt eröffnet. Wir sind von überlegenen Feinden angegriffen unter dem Vor wande, die Verträge von 1851—52 nicht erfüllt zu haben. Vor dem Ausbruch des Krieges habe man sich geweigert in eine Konferenz mit den Mächten, die den Londoner Tractat unterzeichnet haben, einzutreten, und Unterhand lungen anzuknüpfen. Nachdem man sich des größten Theils dcr dänischen Halbinsel bemächtigt batte, habe man in die Konferenz gewilligt, und sich an die Ver träge von 1851—52 nicht mehr für gebunden erklärt. Als England und die übrigen neutralen Staaten auf dcr Konferenz vorschlugen, daß wir das Land südlich von der Schlei und den Danewerken abtretcn sollten, be schlossen wir, dies schmerzliche Opfer zu bringen. Die deutschen Mächte haben es aber nicht angenommen. Wir können nicht mehr opfern. Wir haben die Aufforderung dazu mit „Nein" beantwortet, überzeugt, daß unser „Nein" da- de- dänischen Volkes ist. Gott wende die Herzen Derer, welche die Geschicke Europas in ihren Händen Haden, so, daß mindestens an einer Stelle das Mitgefühl zu kräftiger Mitwirkung wachse. Dresden, 28. Juni. Das uns heute zugegangene Londoner Telegramm über die Erklärungen, welche Graf Russell und Lord Palmerston gestern im Parlamente abgegeben haben (s. oben), überhebt uns der Mühe, hier noch speciell darauf zurückzukommen, in welcher Weise die englischen Blätter allgemeinerung der Naturwissenschaften ihren Ausdruck findet, und die Zoologie im eigentlichen Sinne des Wortes lebendig geworden ist. Die Rückwirkung dieser Anstalten auf die Wissenschaft und Volksbildung wird nicht aus bleiben- Mit der wachsenden Zahl dcr Thiere hat in unserm Garten die Erweiterung und Verschönerung der land schaftlichen und baulichen Anlagen gleichen Schritt ge halten. In recht malerischen Motiven entfaltet sich jetzt die Scennerie an dem Wasserstück, welches den Garten quer durchschneidet und den bewaldeten schattigen Garten« theil von dem offenen baumfreirn trennt. Auch ist der letztere Theil, der un- noch im vorigen Jahre wie ein Stück Lüneburger Haide angähnte, jetzt durch Anpflan zungen, eingehegte Rasenflächen, Blockhäuser und beson ders durch eine große mit Geschmack entworfene Voliere belebt und in ein gefällig wirkendes Stück Gartenland mit scenischer Abwechselung verwandelt. Die Haupt errungenschaft in diesem Theile jedoch ist das an dem nach der Stadt zu gelegenen Ende de- Gartens neu erbaute Hau» für die größern Raubthiere. DaS Haus ist ein galrrirartiger Langbau, im Innern mit geräumigen prak tischen Winterkäfigen, an welchen sich zugleich nach außen die Sommerquartiere der Thiere anschließen. Die lange Fronte dieser äußern, offenen Drathkäfige, welche archi tektonisch geschmackvoll gegliedert und verziert ist, wird an den beiden Ecken von zwei großen, vorliegenden Kä figen flankirt, so daß das Ganze gut in seinem Total rindruck ist und zugleich von den Bänken auS, welche vor dem Gebäude ausgestellt sind, einen Ueberblick über sämmtlichr hier befindlich« Sommerkäfig« gewährt. Ueber di« innern Einrichtungen sprechen sich die Sachverstän digen sehr anerkennend auS; haben sich doch überhaupt die Einrichtungen drr UcberwinterungSHLuser unser- Gar ten» schon trefflich bewährt, auch den letzten Winter wir- nach dem AuSeinandergehen dcr Konferenz sich über die von dcr englischen Regierung cinzunchmende Haltung au-sprechen. Das gedachte Telegramm beweist aufs Neue, welcher Werth englischen Drohungen beizumessen ist, wenn die Verwirklichung derselben die „Interessen" Englands " nachtheilig berühren würde. Ucbrigens haben auch die deutschen Zeitungen, bevor sie noch die neueste Erklärung des englischen Cabincts kannten, sehr wenig Furcht vor jenen Drohungen gezeigt. Der Wiener „Botschafter" begleitet die Meldung von dem resultatloscn AuSeinandergehen dcr Londoner Konferenz mit folgenden Bemerkungen: „Die letzte friedliche Bemühung der deutschen Großmächte ist geschei tert, und wenn dcr Krieg nicht sogleich wieder thatsäch- lich ausbricht, so liegt die Ursache hiervon nur darin, daß kein Streitobjekt vorhanden, gegen welches zu sich die Kriegsoperationen mit Raschheit richten könnten, wie etwa beim Beginne de» Krieges. Dcr Rest von Jütland und die Insel Alsen, das sind für die Landtruppcn, die Flotte für die Flotte die Angriffsobjecte. England hat sich sichtlich entschlossen, dem Kriege vorerst fern zu blei ben, wenn es auch vielleicht eine Flottendemonstration in den eigentlich dänischen Gewässern macht. Frankreichs Haltung macht jede kriegerische Action Englands unmög lich. Nicht weniger mag zu der englischen Friedensstim mung das Bewußtsein beitragen, daß die Macht eines Staatencompleres von 70 Millionen Einwohnern eine überwältigende ist. Denn, wie wir vernehmen, ist in Karlsbad über wichtige Punkte einige Einigung erzielt worden, wenn wir auch des Gerüchtes, daß zwischen Oesterreich und Preußen ein Schutz- und Trutzbündniß abgeschlossen worden sei, als eines sehr unklaren und offenbar ungenauen erwähnen möchten. Daß in Frank furt in der Erbsolgesrage endlich eine Entscheidung hcr- bcigeführt werden soll, dürfte vielleicht auch zu den Re sultaten der Karlsbader Besprechung zu rechnen sein." In Bezug auf den vom Großherzog von Olden burg an den Bund gebrachten Antrag sagt die Augs burger „Allgemeine Zeitung": „Dieser Antrag wird eine neue Verschleppung der Sache zur Folge haben, denn es muß nun ein neuer Bericht darüber erstattet werden und eine Abstimmung darüber stattfinden, bei der die Zu- oder Abneigung gegen den Herzog von Augustenburg abermals auftauch < wird. Auf jeden Fall wird dadurch die Entscheidung der dynastischen Frage in unendliche Ferne gezogen, während gerade von dieser Frage Alles alHängt. WaS Hrn. v. Beust betrifft, so hat er neue sten- an den Schleswig-Holsteinvcrein in Stuttgart ge schrieben : cs bereite sich die Fortsetzung des Krieges vor, in dem es gelten werde, die schönen Worte in Thaten zu bekräftigen. Das sieht nicht danach aus, als wäre Herr v. Beust einem Kriege des Bundes für Schleswig- Holstein durchaus abgeneigt; aber er wird nur für Schleswig Holstein nnd sein Recht das deutsche Schwert ziehen wollen, nicht für die Personalunion, noch für ein particulares Interesse Preußens oder Oesterreichs. Hat Herr v. Beust bisher keine bestimmten Instructionen vom Bunde bekommen, so hat-er selbst sich diese Instructio nen gegeben und den Bund in fortwährender Kenntniß von seiner Handlungsweise gehalten. Und dcr Bund hat diese Handlungsweise ausdrücklich gutgeheißen, wie unter Anderm aus dem Beschlüsse vom 28. Mai hervor geht, daß die Anerkennung der Erbsolgeberechtigung des Augustenburgers gesichert sei. Jetzt kommt der olden- burgsche Anspruch dazwischen, und die Cabinete, die die sen Anspruch unterstützen, machen sich schuldig, den Bund mit sich selbst in Widerspruch zu bringen, und ihn aufs Neue lahm zu legen. Gegen Herrn v. Beust aber ist die „Kölnische Zeitung" mit dem ganzen Anhänge der preußi schen halbosficiellen Presse aufgeboten." Die „Kölnische Zeitung" brachte jüngst einen heftigen Anklageartikcl gegen Herrn v. Beust, aus Lon don datirt, dessen Quelle aber wohl anderswo zu suchen sein möchte. Es ward Herrn v. Beust u. A. darin vor geworfen, daß er Preußen auf dcr Konferenz nicht ge nügend unterstütze, denn — er habe sich für keine be stimmte Thcilungslinie ausgesprochen, so daß die Neu tralen dcr Meinung seien, der Bund würde sich auch mit dcrum, wo unser Garten abermals verhältnißmäßig we niger Verluste gehabt hat, als andere zoologische Gärten. Die Quartiere des geschilderten Neubaues sind bereits sehr besetzt und zwar von sehr distinguirtcn Bestien, von verschiedenen Löwenfamilien nämlich. DaS Interesse dcr Gartenbesucher conccntrirt sich denselben gegenüber na mentlich auf ein Löwenkind, das seiner unnatürlichen Mutter, die es mit dem Tode bedrohte, entrissen, von einem kleinen Pinscher aufgcsäugt worden und unter der Beaufsichtigung und Pflege des Jnspcctors, Herrn Schöpf, in dessen Zimmer ausgewachsen ist. Nachdem daS Thier die bei den Löwen besonder- gefährliche Periode des Zah nens glücklich überstanden, Hal man Hoffnung, dasselbe dem Institute erhalten zu sehen. Der junge hoffnungs volle Leu scheint bereits an drr Schwelle seiner Flegel jahre angekommen zu sein; mit seiner Bonne spielend macht er in seinen munter», täppischen Bewegungen ge genwärtig ganz den Eindruck eine- jungen FleischerhundcS. Wa» übrigens seine pflichtvergessene Frau Mama betrifft, so können wir zur Ehre des LöwcngcschlechtS berichten, daß sie eine Ausnahme von der Regel bildet. Man hat in der Gefangenschaft, in Thierbuden selbst, da es nichts Seltenes ist, daß eine Löwin hier Junge wirft, oft beob achtet, daß die Löwin für letztere die größte Zärtlicheit zeigt, und man soll sich kaum ein schönere-Schauspiel den ken können, als eine Löwenmutter mit ihren Kindern, wenn diese wie Kätzchen munter mit einander spielen, während die Alte in geruhiger Würde an dem kindlichen Treiben sich erfreut. In der Freiheit soll die Löwin, so lange die Jungen saugen, höchst selten da- Lager verlassen; der Löwe sorgt für die Nahrung und schützt sie und ihre Jungen mit großer Aufopferung. Er lebt, indem er lange Zeit noch bei der säugenden Löwin bleibt, gewisser maßen in der Ehe mit dieser, wa- kein andere- Raub thier thut, und welcher Zug geistigen Wesen-, wie ein der Schleilinie zufrieden geben! Der „Nürnberger Korrespondent" bemerkt zu diesem Artikel: „Wie ist cs möglich, solche Rabulistereien vorzubringen angesichts der Erklärung des Herrn v. Beust vom 9. Juni, in welcher er ausdrücklich ganz Schleswig-Holstein als be reits erworbenes deutsches Territorium bezeichnet hat, von welchem nur insoweit etwas abgetreten werden könne, als die Bevölkerung selbst in freier Abstimmung sich für Dänemark erkläre! Außerdem klagt der Artikel auch über Oesterreich und stellt Preußen als ganz isolirt dar. Oesterreich sei am 2. und noch entschiedener am 18. gegen die Befragung der Bevölkerung aufgetreten. „„Wie wich tig aber — fährt er fort — die Befragung der Bevöl kerung ist, um für das von England vorgcschlagene Schiedsgericht das statistische Material zu gewinnen, braucht wohl kaum hervorgehoben zu werden."" Der ganze Artikel, eine Diatribe dcr widerwärtigsten Art, macht den Eindruck, als ob Preußen zum Nachgeben be reit wäre, aber gern die Schuld auf andere schieben möchte. Die „Kölnische Zeitung" selbst begleitet den Artikel ihres würdigen Berliner Londoners mit einem wahren Schlammausöruche von Schmähungen gegen Hrn. v. Beust. Es ist die Verschwörung des officiösen Preu ßens gegen den Bundesbevollmächtigten, von der wir hier ein Stück vor uns haben." Den Nachrichten der „Kölnischen Zeitung", nach denen eine in Kis singen verhandelte Convention der drei östlichen Mächte ihren Besitzstand in den polni schen Landestheilen garantiren, sie zu einem gemeinsamen Handeln in allen europäischen Fragen verpflichten würde u. s. w., tritt die „Nordd. Allg. Ztg." aufs Neue mit einem bestimmten Dementi entgegen. Dagegen ist nach einer Mittheilung des ministeriellen Blattes aus Karlsbad dort „in Betreff des weitern Vorgehens ge gen Dänemark eia aufrichtiges Einverständniß und Einvernehmen zwischen Preußen und Oesterreich er zielt worden." Tagesgeschichte. Dresden, 28. Juni. Wie uns über den Schlußtag der Reise Sr. Majestät des Königs heute noch aus Zwickau mitgetheilt wird, begaben Allcrhöchstdieselben Sich am 25. Juni früh über Werdau, Langenhessen, Langenbernsdorf, Oberalbertsdorf und Chursdorf nach der Enclave Loitzsch. Beim Eintritt in dieselbe wurden Se. Majestät vor dem Dorfe Hilbersdorf an der dort errichteten Ehrenpforte von dem Gcrichtsamtmann Barthol aus Werdau an der Spitze dcr versammelten Vertreter eines großen Theiles der Gemeinden der Enklaven ehr furchtsvoll begrüßt, während bald darauf bei einer an der Grenze der Enklave Liebschwitz errichteten Ehren pforte Allerhöchstdieselben von dem Besitzer der in den Enklaven gelegenen Rittergüter Liebschwitz und Loitzsch, Friedensrichter v. Ziegenhierd, durch eine herzliche An sprache bcwillkommt wurden. Eine weitere Bewillkomm nung erfolgte bald darauf in dem Dorfe Niebra durch den dortigen Ortsgcistlichen, der mit dem Lehrer und andern Einwohnern dieses Dorfes an dcr Spitze der ver sammelten Schuljugend die Ankunft Sr. Majestät er wartete. Nachdem Allcrhöchstdieselben mit Interesse die alte Kirche in Augenschein genommen hatten, auch in das Schulhaus eingetreten waren, erfolgte bald darauf die Ankunft in dem am Ufer der Elster reizend gelege nen Liebschwitz. Die Freude, welche d'e Kunde von der Absicht Sr. Majestät, die Enclavcn zu besuchen, un ter der dortigen Einwohnerschaft allgemein erregt hatte, fand ihren würdigen Ausdruck namentlich auch in dem Sr. Majestät bereiteten höchst festlichen Empfange in Liebschwitz. Zunächst wurden Allerhöchstdieselben an der am Eingänge des Dorfes in sehr ansprechender Weise errichteten Ehrenpforte, vor welcher dcr Gemcinderath, die Mitglieder des Turn- und Gesangvereins und eine große Menschenmasse sich versammelt hatten, von einem Mitgliede des Gcmeinderaths, Kaufmann Böhme, durch eine längere Ansprache begrüßt, eine weitere Begrüßung erfolgte bald darauf durch den vor dem Eingänge in die Kirche an der Spitze der mit ihren Lehrern versammel neuerer Forscher mit Recht sagt, den Löwen allein schon groß macht. „Er ist," nach einem Ausspruche Scheit- lin's, „ein Mcnschenthier, so gewiß es unter den Menschen noch Thiermenschen giebt." Neben der Löwenwaise, welche sich, wie gesagt, der Theilnahme namentlich des schönen Geschlechts ebenso zu erfreuen hat, wie einst „die Waise von Lowood", ist noch von einem zweiten Wunderkinde, das im hiesigen zoologischen Garten die Welt erblickte, zu berichten, von einem jungen Seehunde. Derselbe war ein munteres Thier und gewährte in seinem Spiel mit der Alten einen unterhaltenden Anblick. Oft lag er am Ufer seine- Bassins; wie träumend bald das überblendete Auge geschlossen, bald daS runde be wegliche Köpfchen, das wunderbar mit dem ungeschlachten schwerfälligen Körper contrastirt, neugierig dem Besucher zugewendet, und wenn da- Thier sich dann ins Wasser kollerte, behend dort verschwand und auf dem Rücken der sorgsamen Alten wieder emportauchte, um das große schwarze Auge wiederum scheu und klug auf unS zu richten, so denkt man unwillkürlich an die neckischen Meerweibchen, von welchen unS die Mythe erzählt, und möchte an die shetländische Sage glauben, daß der Seehund ein gefal lener, in- Elend verbannter Geist sei, der in seiner Er niedrigung noch den herrlichen Blick al» Zeichen seine überirdischen Ursprungs bewahrt habe. Die freundlichen märchenhaften Augenlichter unsrer jungen kkoea waren jedoch, wie wir leider melden müssen, bei unserm letzten Besuche dem Erlöschen nahe. DaS Thier hat sich auS seinem heimischen Element weit auf da» Ufer herau-ge- schleppt und lag krank und elend da. Wahrscheinlich ist es gegenwärtig bereit» au» der Liste der Pensionäre de» Garten» gestrichen. DaS Absterbrn de» Thiere» ist inso fern kein Verlust für die Verwaltung, al» seine Unter haltung sehr hoch kam und man für diese Unterhaltung».
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