Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 12.08.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187708121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-08
- Tag1877-08-12
- Monat1877-08
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.08.1877
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Rr. 224 .c"Mr MWrsx."« «,»» » Mir, .L v»„. «Lt»l.rl>i«»«n> >oP>». »usi,» 320Q0 »i»l. GI» die «> »«»e ein»». findlee Vtaaulklidle »«chl sich die «edicii»» »ich» »erdt»dltch. j>nler,ie»-«»n<,»me,u». »«^«»inüdmliue». Ber. Iin. wie». t!'ip>,,. vaiel. »ee»«>i, FeinltunM- — viu». ««st« iii Äeeiin. Leiptia. V»«ii. Hiimdue^ Neanisurl ». vi.. Miin> che« — r«ud« «- a». dn geiiMuei ». M — »r. v«ia> »> ild»i»ni».— »»>»«, i »aii>'. ituiu«» >d O«. i» Pari». Lountag, »e« 12. August. Mrscnöericht und Iremdenlistr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: lUtpsch -c Rkichardt t» Dresden. Derantw. Rrdactmr: Ft. Goedscht in Dresden. S»Ire«te «eede» «»eie» Ule,»« >-i »>» «» » »di »i>,e»»m««». S«»«»«»» »„ Mti»a»d 1» Ude I, lieuilidii ,e°d» U>«il'»- »,<ie »d'««»ch» «U»L — Der «au» «i»«l »»« i«all>ie» Pelilttil« t»ii«t lä 1>I,e »,n,et«n»« tz» ^jeile iw Pt«,. »in« «Lr»,»te iiie »»» »!>chii>«»>i« itriche »»» de» mied »ich« »» »ede». vuriniiei,,, »nnonce»« iÜU>l,„g! N«„ Uii» und«» Iü»i»e,t gi»n,n u»d it>er» >oi>e» »«»men wie »u» »««en iUrL»uu.«,«»d,» A«i,lu»» durch »iicf- »>uil»i »der Pnileint»!,. Iui>„ Achl «>il,li> Idiie» U> Pige. 2ni«»»e >»« die 'Mo»io,k Hummer «der »>»1, eiiieui geitt«»« die itilUlj«,,, ^ Piue. XXII. Jahrgang. Mitredactcur: Für daö Feuilleton: I.inll . Dresden, 1877. »MW«»»»» PolittschkS. Neutralität ist eine hüb,che Lache; « in lateinisches Sprüchmort behauptet bekanntlich, daß, wenn Zweie sw! streiten, der Dritte sei nen Vortheil dabei findet. Aber dos Epeächieael gilt nicht sür uns Deutsche; w» haben vollständiges Pech wit unserer Neutralität iin russisch-türkischen Kriege. Unser „Erbfrcund" im Osten vergilt die tausend Liebesdienste, die ihm Deutschland leistet, mit fortgesetzter Undankbarkeit. Soeben hat Rußland eine Erhöhung deö Eingangs zolles auf Blättertabak von 4 Nubrl 40 Kopeken aus 14 Nudel vom Pud angeordnet, daü ist auf 1 ^ Mark fürs deutsche Pfund. Der meiste Tabak, den Rußland cinsührl, kommt entweder direct aus Deutschland oder indireet aus Amerika durch Deutschland. Aber unser östlicher Erbfreund vernichtet nicht blos den deutschen Tabaks Handel zu sich hin; er bedroht auherocm den Absatz der deutschen Pianosorte- und Piauino-Fabriken, indem eS ihm einsüllt, die Steuer auf jedes in Rußland ei>,geführte Instrument auf 100 Gold rubel zu erhöhen. Lite schwer dies die arme, jeder fremdländischen Eoncurrenz ausgesetzü, selbst aber vom ausländischen Markte immer mehr ausgeschlossene deutsche Industrie schädigt, davon könne» die Pianoforte- und Pianobauer in Berlin und Dresden (nicht wahr, Herr Ääpc>?> ein Liedchen singen. Nun sollte man aber doch denken: was Deutschland durch die auf einmal aus heiterem Himmel her niederregnenden russischen Mißhandlungen einbüßt, das prositirt es auf der anderen Seile wieder von den Türken. Ja, Kirschkuchen! Hören «vir ein preußisches Blatt, die „Köln. Ztg.", wie diese die Lage schildert.: „Die Stellung der Deutschen hat si» ln der Türke! seit kein Kriege wesentlich verschlechtert. Früher seien alle Fremden in gleicher Welle bcvanbclt worden, letzt aber spielen die Deutsche» bei der ottomanischcn Negierung die Parias. In allen Ncchtohändcl», bei welchen türkische Behörden zur Mit wirkung gezogen werden, zeigt sich eine geradezu verletzende Parteinahme gegen die Deutschen, bei allen Lieierungcn werde» die deutschen Kauilcute zurückgeletzt, kurz, eö macht sich in sctcr Beziehung ein fciiibscligcr Geist gegen das deutsche Elcincnt bei dec hohen Pforte geltend. Dieses Verhältnis, wirkt bc sonders ungünstig am die Interesse» der deutschen KauNcutc, Gcwcrbtrcibcnden und Handwerker, welche schließlich die über wiegende Mehrzahl der deutschen Kolonie bilden. Im Große» und Ganzen entspricht dieser Umschwung in der Gesinnung der Türkei dein Umliaade. daß die t» Konstantinopel zurückgc. blicbencn russischen Untcrthancn bet der Abreise der russischen Behörden unter deutsche» Schuh gestellt worben sind. Die deutsche Negierung bat sich durch diese Protektion der Nüssen in den Augen der Oümancn gewissermaßen mit den verhaßten MotkowS ibcntificirt, und seither benutzt die hohe Pforte jede sich barbtetcnbc Gelegenheit, um de» Deutschen in allen Fällen, wo eö straflos geschehen kann, einen Hieb zu versetzen. Der zweite Umstand, welcher hierbei tu Betracht kommt, liegt ln der Ernennung des Prinzen Neuß zum deutschen Vollcharter in Konstantinopel. Man wußte am der hohen Piorte sehr wohl, daß der Prinz Neuß in Petersburg in jeder Beziehung eine versoua ^rata gewesen war und das Vertrauen des Zaren in vollem Umfange besessen halte; inan wußte auch. daß der Priyz. wie dies unter Berücksichtigung der Vergangenheit ja auch kaum anders hätte sei» können. Nussophile war und mit zuin mindesten nicht günstigen Ansichten lür die Türkei ans Goldene Horn kam. Die Ernennung des Prinzen Neuß ver stimmte daher daü Kabinet aui dem Babalt ganz außerordent lich, und da man dem Botschafter gegenüber eö nicht wagte, unartig zu werben, so läßt man den verhaltenen Groll letzt an den Angehörigen dcö Staates auv, besten Inle»cstcn der Prinz zu vertrete» berufe» ist. Wohlverstanden, offenbare Rechtsver letzungen oder sträfliche Benaehiheiiigungen lassen die Türken sich natürlich bei Leibe nicht zu Schulden kommen; dazu sind sie viel zu schlau! Sie beschränken sich daraus, bet jeder Ge legenbelt deutlich an den Tag zu legen, baß sie keine Lust haben, den Interessen der Deutschen am Bosporus förderlich zu sein, und baö wird schon schwer genug empfunden." Moltke, bilden sich die Türken ein, habe den Russen den Feld- zugSplan ausgearbeitet, und das sei um so undankbarer von Moltke, da die Türkei „sein zweites Vaterland" sei. Letzteres ist eine An spielung auf das classischc, noch heute giltige Buch über die Türkei, das Moltke, seiner Zeit als junger Hauptmann die Balkan-Halbinsel bereisend, geschrieben hat. Wie tief die Türken Moltke beleidigen, indem sie es nur für denkbar halten, das, er den Russen einen so e... ehrenhaften Kriegsplan, wie den, den diese verfolgen, ausgearbeitet habe, daü leuchtet ihnen natürlich nicht ein. Wir in Deutschland aber dürfen wohl fragen, ist unsere Politik im Oriente wirklich so tadellos, daß uns Haß und Schaden von beiden Seiten auf den Hals fährt? Daß uns die Türkei nicht grün sein kann, das begreifen wir; daß uns aber der Russe trotz alledem und alledem noch mit Fußtritten lohnt, die wir uns ruhig gefallen lassen, das ist bitter. Wenn man sich in Ischl dahin verständigte, daß Oesterreich Serbien nicht erlaubt, sich auf den Kriegsschauplatz zu wagen, so freuen wir uns dessen aufrichtig. Es ist das freilich bescheiden genug; aber so hochgespannte Erwartungen, daß Central-Europa den Kämpfenden»im Osten ein „Halt!" zurief, haben wir uns abge wöhnt. Zwar wüßten wir nicht, wer Oesterreich und Deutschland daran gehindert hätte? Frankreich schlöffe sich gern einer Friedens- Vermittelung an, England ist auch nicht mehr geneigt, aktiv sich am Kriege zu betheiligen, seitdem ihm die Pforte abgeschlagen hat, Gallipoli anders zu besetzen, als indem England an Rußland den Krieg erklärt; die Türkei kann sich mit ihren Erfolgen begnügen, da sie ja ohnehin nicht auf Raub oder Eroberungen ausgcht und Rußland hätte zwar die Folgen seiner frivolen Kriegs-Erklärung und seiner Niederlagen in zwei Erdtheilen zu tragen, aber ein Friedensschluß jetzt rettete ihm vielleicht noch seine Heere in Bul garien. Also, der Pr.'fit wäre allseitig. Aber so kühne Hoffnungen knüpften wir nicht a„ Ischl, obwohl ganz Europa den Tag von Ischl gesegnet hätte, der de» Schlächtereien Einhalt that und Europa den ersehnten Oelzweig brachte. I Vielmehr schlägt m m jetzt in Bulgarien wahrscheinlich die > wichtigsten Schlachten. Sie lassen sich übel genug für die Rüssen an. Ihr Streben ist, Plewna dem Osman Pascha zu entreißen/ Sie suchten ihn vom Süden zu umgehen und nach Norden zu drücken. Aber Osman war wachsam. Ein erster Angriff schlug am 7. d. gründlich fehl. Aber der Besitz Plewna's ist sür die Russen eine solche absolute Nothwendigkeit, daß sie, koste es was es wolle, cs erobern müssen. Am 0. August unternahmen sie einen neuen Hauptsturin mit 70,000 Mann. Ausgang noch unbekannt. Wenn sich die Russen der eisernen, immer engeren Umarmung der Armeen OsmanS und Mehemcd Ali's nicht dadurch zu erwehren wissen, daß sie, nach dem Gesetze der relativen Ueberlegenheit, Einen von Beiden schlagen (und das kann nur Osman sein), so wird man bald sehen, was die einzige Donaubrücke bei Sistowa leisten muß. Aus Deutschland hört man immer vernehmlicher die Drohun gen der Steuerschraube ihr monotones Lied knarren. Daü Verfah ren, das hierbei von den nationalliberalcn Blättern angewendet wird, um die Ohren des steuerzahleirdcn Publikums an diese Musik zu gewöhnen, ist ungenirt genug. Diese Blätter setzen es als etwas ganz Selbstverständliches voraus, daß die indirekten Abgaben be trächtlich erhöht werden müssen. Man spricht von einer Erhöhung der Steuern auf Tabak, Bier und Petroleum, als müssen sie demnächst eintreten wie eine wohlbcrechnete Mondfinsternrß. Spe ziell der Tabak verträgt nach diesem Verfahren eine ganz beträcht liche Mehrbelastung und wenn dabei der Tabakshandel, die Cigarren- sabrilation und der Eigarrenankauf durch Privatpersonen eingeht — ah bah! was thut's? da führt daü deutsche Reich einfach das Tabaksmonopol ein. Nun fühlt man aber recht gut, daß die Erhöh ung der indirekten Abgaben vorzugsweise die Piaffe des Volkes, die breiten Schichten der Eonsumenten ungebührlich hart heranzieht. Wie zu helfen? Nun, da besteuert man die Wohlhabenden und Reichen noch extra durch eine ganz besonders gepfefferte Erbschafts steuer. In Preußen bringt die jetzige Erbschaftssteuer blos die Lum perei von 4—5 Mill. Mark ein, in England aber über 115 Milk. M Ist das nicht eine himmelschreiende Ungerechtigkeit? Müssen wir Deutschen uns nicht vor den Engländern schämen wie gezüchtigte Schulbuben? Also rasch an's Werk! Die Volksmassen besteuert man im Eigarrenetui und die Wohlhabenden im Testamente. Dann kann sich Keiner bctlagen. Oiolmtum «vb. Also zu lesen in der Nat.-Ztg. Geht das so fort, so wird in D>'>'llck,s.and die Zahl Derer, die überhaupt noch . in Erbe zurückta'sen, wenn rhr unsterblich Theil aus diesem Jammerthale scheidet, recht zusammenschmelzen uud statt des reichen Ertrags aus der Erbschaftssteuer werden sich an uner warteter Stelle lachende Erben cinstcllen. Diese nennt man heu tigentags Sozialdemokraten. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Athen, 11. August. Fortwährend rücken von hier Truppen unter begeisterten Zurufen und Gesängen, von der Bevölkerung mit Blumen beschenkt, nach der Grenze. Der König wird bei Lamia die Truppen inspicircn. Die Einberufung der zweiten Reserve steht bevor. In Kreta hat sich eine große Zahl Insurgen ten bei Rethymos angesammclt. Die Türken zogen sich in die Be festigungen zurück. Kreta ist von TürkencadreS strengstens blockirt. London, den 11. August. (Verspätet eingetroffen.) Im Oberhause erklärte Derby auf eine Anfrage Eolchcsters, daß die von auswärtigen Zeitungen verbreiteten Gerüchte: die englische Politik in der Oricntfrage wäre die, auf eine Theilung der Türkei zu war ten, um dann daran Theil nehmen zu können, jeglicher Begründung entbehren. Locale- ond SSchfifcheS. - An der stromauf gekehrten Stirnfläche hcS mittelsten StrompfcllcrS der A I d c r t b r ü cke prangt seit Freitag Mittag das von uns schon vor Kurzem ausführlicher besprochene Relics- portralt dcS Königs mit der künstlerischen Santstelnumrahinung und an der stromabwärts gekehrten Stirn desselben Pfeiler- prä- lentlrt sich das Stattwappcn. Beide Ausschmückungen beben den Anblick der Brücke gar sehr. die namentlich auf Altstädtrr Seite In den letzten Wochen bedeutend der Vollendung entgegen- geführt worden Ist. In langer Strecke, vom Brückenplatzc auS bis an daö Wasser, ziehe» sich bcrcitS sämintlichc Ellengcländer hin und sind die Granittrottoirs tu der Breite von 2,'.»!i Meter gelegt. Das Geländer Ist mit ganz besonderem Geschmack herge- stclit worden und giebt dem schönen Baue nach oben einen noblen Abschluß. Die MarmormcdaillvnS werden übrigens jetzt wieder vcrbülit, um sie vor etwaigen, während dcö ferneren Baues leicht möglichen Beschädigungen zu schützen. — Die überaus lebhafte Tätigkeit, welche seit Einführung deS neuen MünzgesetzrS aus sämmtllchcn deutschen Münz stätten enllaltet worden, beginnt jetzt nachzulassen, seitdem taS Maximum der auözuprägenden Relchömünzcn nach der Kopfzahl der Bevölkerung nahezu erreicht worden. Am meisten kommt dies in Ansehung der Sllbermünzcn in Betracht, von welchen augenblicklich nur noch 50-Pfenmgstücke geprägt werten. Der Vorrats) an Kuvlcr- und Nickel-Münzen ist so groß, daß ja bereits Klagen wegen dcö IleberflusstS an Kleingeld laut geworben find. Nur die Gold-Prägungen nehmen noch lebhafteren Fortgang, doch ist auch in Bezug aus diese, namentlich in Berlin, eine solche Einschränkung vorgcnommen worden, daß die Zahl der ArbeltS kräste'vcrrlngcrt werden mußte. — Da die diesjährigen Detachementöü düngen der k. preuß. 16. Brigade südöstlich von Altenburg in der Zelt vom 8. bis il. September stattfinden sollen, so werben in einigen an grenzenden sächsischen Ortschaften Einquartierungen von Brigadcbcstanbthcilen vorgenommrn werden. — — Bald wird nunmehr die Ucbcrsietelung der Strakgelange- ne» beim hiesigen Bezirksgerichte in taS neue stattliche GcIan. gen hauS an der Plllnltzerstraße. daö übrigens, wie wir hören. ctzigen den werten. — Die 3l4. Auktion deS hiesigen städtischen Leih hauses nimmt den SO. dies. Vormittags 10 Ubr ihren Anfang. Ten 20. und 21. August kommen Uhren, Pretiosen und verschie denes Silberwcrk. den 21. und 22. August seidene, leinene und baumwoiicnc Stoffe, Kieldnngöstückc. 2ischzeug, Wäsche, metallene Gegenstände u.l.ch., und den 2!»., 24.. 2b. u. 27. August Tuche, verschiedene wollene Stoffe, sowie Kicirungsstücke u. s. w. gegen sofortige baare 'Bezahlung zur Versteigerung. — Die Lokalitäten der S ta d t da ua mt Ska sie sind i wegen Ncinigung tcrjclbcn Pion tag und Dienstag ge sich losicn. — Repertoire der königl. Hoftheater. Altstadt: Sonntag: DerTempler und die Jüdin.— Montag: DerOheim. — Dienstag: Der Barbier von Sevilla. — Mittwoch: Das Urbild des Tartüffe. — Donnerstag: Die Foltunger. — Freitag: Athalia. — Sonnabend: A>da. — Neustadt: Sonntag: Der Hypochonder.— Riontag: Sie hat ihr Herz entdeckt. Gisella. (Ballet.) — Dienstag: Flick und Flock. — Donnerstag: Der Hypochonder. Sonnabend: Großstädtisch. (Lieschen: Frau Berg, vom Wallner-Theater in Berlin, a. G.) — Wenn die kaiserlich russische Ecnsur alle größeren poli tischen Zeitungen, welche freisinnig über die Kriegslage der Nüssen urthcUeu, so zurichtcn will, wie die Nummer216 der „Drcöt» ncr Nachrichten", dann müßte eigentlich die Drucker schwärze iin Preise steige». Man sendet uns aus Nußland ein Eremplar Nr. 2lü unseres'Blattcö. dessen erste Spalte der ersten Seite pechrabenmovrenschwarz angeplnsclt ist. Der Leitartikel handelte an ienciy Tage von der tieicn Melancholie des Zaren nach der verlorenen Schlacht bet Picwua und von dcu Klagen der russischen Blätter, daß ihnen alle zuvcrlässigcn Nachrichten über russische Niederlagen vorcnthaltcn würben. Dann war der schnelle Balkan-Ucbergang Gurko's (wie sich seitdem gezeigt, mit vollstem Rechts alS leichtsinnig und dessen Evrpo als Hanö-Damps in allen Gassen bezeichnet worden. 'Nicht eine kränkende oder gar iniuriöse Auffassung, sondern nur die bittere Wahrheit hat die russische Eeusur schwarz überpinselt. — Die Ursachen der Entgleisung von Eisen bahnzügen styl» «n den meisten Fällen nicht zu ergründen; denn eS können sich bei dergleichen Unfällen soviel Umstände zu ihrer Herbeiführung verbinden, daß von einer bestimmenden Ur. sache gar nicht nwhr gesprochen werden kann. So kommt in vielen EntglelsungStällcn zu schnelleSFahreniu Frage, aber fast nie altz erwiesene Ursache, sondern immer nur als vage Vermuthung, die sich häufig nur auf unvcrläßliche Angabe» leicht sich täuschender Passagiere gründet. Und wer vermöchte wohl in einem dabindrauscnden Eourierzuge die Ucbcrschreitung der zulässigen Geschwindigkeit mit Sicherheit zu erkennen? Hier haben schon längst die erfinderischsten Geister am Abhilfe gesonnen unv gestrebt, eine Eontrole zu schaffen, die mir unfehlbarer Sicher heit bezeugte, ob der Lokomotivführer seinen Zug tin richtigen Tempo oder mit unerlaubter Geschwindigkeit beförderte. Und endlich schclnt auch dieses Streben den erlebuten Erfolg zu errin gen. Den, Gencneral-Directiondralh Petri von der königl. valerischen StaatSbahn ist cö gelungen, einen Geschwinbig- keitömcsscr zu construiren. welcher bei einer kürzlich zwischen München und Berlin stattgcfunbencn Probefahrt stch vorzüglich bewährt hat. Dieser Apparat kann an Locomotlvcn und Wagen angebracht werden. Ei» Zifferblatt zeigt die jeweilig vom Zuge verfolgte Geschwindigkeit, während ein Zeiger die zulässige höchste Geschwindigkeit auf der betreffenden Strecke fortwährend markirt Wirb diese Geschwindigkeit überschritten, so setzt der Apparat eine Alarmglocke in Bewegung und warnt den Führer dcö Zuges in eindringlichster Weise. Daneben jedoch rontrolirt rer Apparat mittelst cmcö PaptcrstrcffcuS die Fahrgeschwindigkeit au« der ganzen Fahrt. Ein metallener Stsst drückt sich in Zwiichen- räumen von je 8«) Sccunden In dieien Streiten und markirt so die Fahrgeschwindigkeit und alle Auienthalte auf taS Genaueste Die AchiUcovcrsc solcher Control-Apparate ist ihre große Em pfindlichkeit gegenüber den Stößen und Schwankungen, denen sie a,f der Fahrt auSgelctzk sind. Der Pctri'iche Appar-ck scheint diese Empfindlichkeit glücklich überwunden zu haben, wenigstens arbeitete er auf der erwähnten Probefahrt ohne alle Störung und durchaus zuverlässig. — Der Eongrcß der Schneidermeister beendete seine Ver handlungen mit einer abcrmaligcn Bcratbung der Lebrlingo- irage und acceptirte noch einmal die Grundsätze, welche die vor jährige Resolution ausgestellt batte. Diese Grundsätze lassen sich kurz dahin zusammenfasscn: Ohne Lcbrcontrakt kein Lehrling; Gewährung von Entschädigungen an die Lehrlinge während der Lehrzeit; Verwendung der Lehrlinge auoschlicßltch zu gewerb lichen Arbeiten; Dauer der Lehrzeit höchstens 8'/^ Jahre; Schaf fung von Organen, bei denen sich die Lehrmeister über ihre Lehr- tüchtigkcit auBuweiscn haben; Förderung des Besuchs und Unter stützung der Fortbildungsschulen. Außerdem betont die dies jährige Ncsoltmon besonders, „daß cs Pflicht jedes Lchrberrn ist. den Lehrling In allen Zweigen seines Geschäfts anozudildcn" und beauftragt den Vorstand des Bundes, die Bildung von Fach schulen und Einrichtung von Lchrlingoausstettungen energisch in die Hand zu nehmen. — Schließlich erklärte der Eongrcß noch das bei der TcrtiOIndiistrie übliche Ausrccken der Tuche für eine nur auf Täuschung der Abnehmer berechnete Manipulation unv empfahl den Kachacnossen, die Namen derjenigen Grossisten rcsp. Fabrikanten, welche auögcreckte Tuche alS nadclfcrttg verkaufen, durch die Presse öffentlich bekannt zu machen. — Zahlreiche, in jüngster Zelt bei Neubauten vorgckommene UnglückdläUe haben dem Getankrn einer Ausdehnung veö HaftpslichtgesetzcS vom 7. Juni 1^71 aus die Bau gewerbe neue Nahrung gegeben. Eine Volksversammlung in München hat die dortigen beiden Reichötagöabgcordnetcn zur Stellung eines derartigen Antrages in der nächsten NeichStagS- sesjion ausdrücklich ausgefordert. Angesichts der bekannten betrü benden Vorfälle, welche sich gerade in Manchen ereignet haben, ist diese Aufforderung leicht begreiflich. An bie Einbezlebung der Baugcwerbc in den K 2 des erwähnten Gesetzes wurde bereits bei der Bcrathung desselben im Frühjahr 1871 gedacht. Wenn man damals nicht darauf cinging. so geschah eö einmal, weil man die Stipulirung einer derartigen Schadenersatzpflicht In Bezug aus die Bauaencrbe jedenfalls nicht iür io dringend nothwendig dielt, wie bei dem Bcrgwcrtö- und Fabrlkbetricb und dann, weil man sür die genaue und gerechte Feststellung deö ThatbcstandtzS noch größere Schwierigkeiten befürchtete, als bei den angegebenen GewerbSarten Der Reichstag wird sich indeß nunmehr kaum der Pflicht cnischlagen können, die Forderung der Einreihung! der Baugewerbe ln den K 2 dcö Gesetzes vom 7. Juni 1871, so daß also der Bauunternehmer, wenn ein Bevollmächtigter, oder ein Repräsentant, oder eine zur Leitung oder Beaufsichtigung dcS Betriebes oder der Arbeiter angenommene Person durch cinVcr- schuldcn in Ausführung der Dienstpcrrichtimgcn den Tob oder die Körperverletzung eines Menschen hcrbrigcsührt hat. sür den dadurch entstandenen Schaden hakten würde, einer nochmaligen gewissenhaften Prüfung zu unterziehen. Die Inzwischen auf den anderen Gebieten mit dem Hattpflichtgesetze gemachten Erfah rungen werden für dieselbe schätzenöwerihe Anhaltspunkte bieten können.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite