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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.01.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040120029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904012002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19040120
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904012002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
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Wieder fällt der Vorhang über eine der großen Tragödien des modernen Sozialismus. Die gewaltige Kraftprobe, die die sozial demokratisch organisierte Arbeiterschaft in Crimmitschau gegen daS Unternehmertum inszeniert und durch fünf lange Monate durch gekämpft hat, ist zu einem plötzlichen, überraschenden Ende gelangt. Wie bereits in einemTeile derAuflagc desMorgenblatlcs gemeldet, ist am Montag abend von der Stre.kleitung ein Flugblatt an das kämpfende Proletariat von Crimmitschau und Umgegend aus- gegcb«» worden, das dm Arbeitern empfahl, den Kampf zu be enden und am DienStag die Arbeit bedingungslos wieder aufzunehmen. Es ist zweifellos, daß dieser Be- schluß mit der Anwesenheit der Leiter des Deutschen Textil- arbeiterverbandes in Crimmitschau, des Vorsitzenden Karl Hübsch, des Generalsekretärs der deutschen Gewerkschaften Legten nud des Herrn Emil Siebers aus Berlin, in Zusammenhang steht. Wie unS weiter berichtet wird, hat diese von der Streikleitung er gangene Aufforderung auch unmittelbaren Erfolg gehabt: In sämtlichen Fabriken des Strcikgcbietcs ist am heutigen Dienstag morgen die Arbeit wieder ausgenommen worden. Die Stimmung der Arbeiterschaft sei eine gedrückte. Maßregelungen seien nicht erfolgt. So ist also trotz des bis zuletzt aufrecht erhaltenen höhnen den SiegeSbewußtscins der sozialdemokratischen Presse das ein getreten, was nach dem energischen Zusammenschluß der Arbeit geber kaum mehr zweifelhaft sein konnte: die Arbeitnehmer haben trotz ihrer straffen Disziplin und trotz der großartigen Unterstützung, die sie von ihrm organisierten Genossen erhalten haben, gegenüber der gleichfalls zur Organisation gedrängten Unternehmerschaft unterliegen müssen. Es ist ein schwerer, außer-, ordentlich zähe geführter Kampf gewesen, der aui dem Crinnnitschauer Jndustriefelde gekämpft worden ift und nun sein bitteres Ende gefunden hat. Zum ersten Male haben die Arbeit geber in gröberem Stile das Kampfmittel anzuwenden nötig ge habt, da« den Arbeitnehmern die stärkste Waffe war und ist: die Organisation. Zum ersten Male aber auch hat sich gezeigt, daß die Organisation allein die Gewähr des endlichen Sieges in sich birgt. Schreibt ja selbst das Zentralorgan der deutschen Sozial demokratie, der „Vorwärts", in einer Betrachtung über das Ende des Streiks, daß die Arbe^er in Crimmitschau zu der Ansicht ge langt zu sein scheinen, daß „der Kampf nicht in ungewisse Zukunft fortgeführt werden dürfe, weil das Unternehmertum ganz Deutsch lands den Kampf zu einer Machtprobe zwischen Kapitalistenklasse und Sozialdemokratie fälschte (!) und durch Hingabe gewaltiger Geldmittel die Fabrikanten von Crimmitschau auf un bestimmte Zeit in die Möglichkeit des Wider» stanbs setzt." Ein besseres Zugeständnis von beteiligter Seite, daß die Organisation der Arbeitaeber für eine wirksame Be kämpfung der sozialdemokratischen Verhetzung notwendig ist, läßt sich kaum denken. Daß die Crimmitschauer Fabrikanten, wenn sie allein geblieben wären, dem Ansturm der sozialdemokratischen Arbeiterschaft auf die Dauer nicht hätten Widerstand leisten können, steht außer Frage. Ein bitteres Ende ist es, daS die Sozialdemokratie dem Ringen der von ihr verhetzten und verführten Arbeiter nun bereitet hat. Eine bedingungslose Wiederaufnahme der Arbeit nach so langem, verzweifelt geführten Kampfe muß in den Herzen aller Betroffenen den Ingrimm erlittener Demütigung und die Wut' nach Rache zurücklassen, und es wird ans Seiten des Siegers der besten und schönsten Tugenden edler Menschlichkeit bedürfen, um allmählich den Weg zur Versöhnung wieder frei zu machen und das gefährliche Glimmen verhaltenen Grolles zu ersticken. Hieraus muß jetzt das ernsteste Streben unser aller gerichtet sein! Unübersehbar sind die Verluste und Schädigungen, die die Sozialdemokratie mit diesem Klasscnkampf unserer heimischen In dustrie und damit auch der heimischen Arbeiterschaft zugefügt hat. Es wird jahrzehntelanger Anstrengungen bedürfen, um die jetzt geschlagenen Wunden zu heilen. Aber freilich: was fragt die Sozialdemokratie danach, ob sie in ihrem brutalen Vorwärts- schrciten Existenzen zu Boden tritt! Den Nutzen hat sie ja in jedem Falle, und so muß von diesem Crimmitschauer Streik, mochte er nun mit dein Siege der Arbeiter oder, wie geschehen, mit dem der Unternehmer enden. Tenn ihr kommt cS einzig und allein auf die 'Disziplin, auf die blinde Gefügigkeit der organisierten Massen an, und um diese wohl exerzierten Truppen für den Ernstfall vorzuberc'tcn, dazu dienen ihr gerade jene groß angelegten taktischen Manöver, die man Streiks nennt., und die vermeintliche Menschenfreundlichkeit und Gerechtigkeit fälschlicher weise so oft unter dem einzigen Gesichtspunkte der christlichen Hilfe gegenüber Unterdrückten und Bedrängten angeschäut haben wollen. Wer die Verhältnisse in Crimmitschau von Anfang an öhne Voreingenommenheit betrachtet hat, der wird nie und nimmer den sozialdemokratischen und soz'alresormerischen Anschauungen bcipslichten können, als ob lediglich ungeheure Mißstände unter der Arbeiterschaft des Strcikgebietcs diese allgemeine Erhebung veranlaßt und in Fluß gehalten hätten. Das Streben nach Besserung seiner Lage wird kein gerecht Denken der dem Arbeiter streitig machen; aber gerade die Inszenierung des Crimmitschauer Streiks hat gezeigt, daß die Sozialdemokratie als Anwalt der Arbeiterschaft keineswegs die Verhältnisse ruhig überschaut und das Mögliche, das Erreichbare inS Auge faßt, sondern daß sie rücksichtslos Tausende von Arbeitern zu ihren „Feldübungen" einberuft und wieder „zur Reserve ent läßt", lediglich um sie in Uebung und Kampfbereitschaft zu er halten. Und von diesem Standpunkte aus muß man bei allem Bedauern, das man den zahlreichen Arbeitern und Arbeiterinnen in ihrem schiveren Los vom menschlichen Standpunkte aus ent gegenbringt, doch den endlichen, bedingungslosen Sieg der staatserhaltenden Partei als ein hocherfreulichcs Zeichen für die Erstarkung und Konsolidierung der antisozialistischen Kreise unseres Volkes begrüßen. DeS weiteren seien folgende Meldungen verzeichnet: Crimmitschau. sPriv.-Tel.) Der Arbeitsnachweis der Fabrikanten der Textilbranche teilt der „Sächsisch-thürin gischen Korrespondenz" auf Anfrage mit, daß eine Wiederein- siellung sämtlicher Streikenden ausgeschloffen ist. Damit berich- tigt sich eine Meldung des „Crimmitschauer Stadt- und Lond- boten", wonach bereits sämtliche Streikenden zur Arbeit zurück gekehrt sein sollen. Tie Einstellung von Streikenden kann übri- j gens nur sukzessiv erfolgen. Auf keinen Fall werden die Fabri kanten die Arbeiter, die fortgearbeitet haben oder während des Streiks eingestellt worden sind, zur Entlassung bringen. Dar nach dürfte ein Teil der Streikenden für nickt absehbare Zeit von der Arbeit in Betrieben ausgesperrt bleiben. Die Fabri kanten erklären, den Streik für beendet anzusehen. Ein Gesamt-^ ' überblick über die ueugeschaffcne Situation läßr sich im Augcn- blick noch nicht gewinnen. Neueste L iaNtmelduunen vom >0. Januar. Berlin. sPriv.-Tel.) Die V u d g e t ko m m i i s i o » des Reichstags setzte heute die Beratung des Posietats bcc den einmaligen Ausgaben fort. Tie fünitc Rate 120 MO Mark für ein Dresdner Postgrundstück wurde bewilligt. Ferner wurden bewilligt 3. Raten sür Posincnbautcn in Chemnitz 190000 Mi.. Neichenbach i.B. 92M0 Mk., Leipzig lAugustnsplätzt MOOO Mo in Leipzig, am künftigen Hauptbahnyof, 000194 Mt.. Plaue:' i. Vog». (Erweiterungsbau). Zur Errichtung und zum Aniam von Wohngebäuden sür Untcrvcamte und geringer besolden? Beamte an solchen Orten, an denen ein erheblicher WohmmgS Mangel herrscht, insbesondere an Landortcn, sind 800 OM Mt. eingestellt. Tann entspann sich eine längere Erörterung über die Ausgestaltung der Wohnungen. Die Forderungen wurden genehmigt, dagegen wurde gestrichen die Forderung sür die Herstellung einer Telegraphenlinie im Innern von Tcutich-O'! asrika von Tabora- nach Ujsti, als Fortsetzung der bereits bestehenden Linie von Dar-es-Salaam über Mpa.cin nach Ta bora. Erste Rate 300 OM Mk. — Morgen evcnt. Nachtrags- ctat und Etat des Reichsamts des Innern! Berlin. Das Abgeordnetenhaus wählte durch Zu ruf das bisyerigc Präsidium wieder. Vor der Wahl des Tr. Krause verließ ein Teil der Konservativen den Saal. Schwerin. Der Großherzog ist heute mittag von Cannes hier w eder aingetroffcn und am Bahnhöfe von der m ' witweten Großhcrzogin Marie, dem Herzog Johann Albrca. .. den Spitzen der Behörden und dem Hofstaat empfangen worden In den Straßen hatte sich eine zahlreiche Mcmchenmenge an gesammelt die dem Grotzhcrzog auf seiner Fahrt nach bei? 'Schlösse lebhafte Huldigungen darbrachte. Die Stadt ist scst lieh geschmückt. Köln. Ein Brief eines von der „Köln. Ztg." nach Süd wcstasrika geschickten Berichterstatters aus Windhock vom 7. d. M. beität gt. daß die Behörden in Südwestasrika an keiner!« Wirren dachten. Ter Brief enthält nicht die geringste Andeutnn,: von irgendwelchen Befürchtungen. Ter Berichterstatter wiederhol', die Klagen über den Zustand der Bahn von Swokopmund nam Windhock. Köln. Der Rent'er W lhclm Nauen in Düren, in Vierte! geboren, hat letzterer Stadt der „Köln. Volksztg." zufolge den größten Teil seines Vermögens vermacht zum Zwecke der Er Achtung eines Nauen-Stifts, in dem alte Leute ohne Unterschied der Religion Aufnahme finden sollen. Von dem Reste des Ver mögeiis, 100 000 Mk.. sollen die Zinsen sür arme, sunge, sich selbst ständig machende Handwerker verwendet werden. Alle ns! ein. Tie Gastwirtssrau Przygodda aus Röblan. die wegen Ermordung ihrer drei Männer rum Tode vcrurleili worden war, ist heute früh hingerichtet worden. München. Die Morgenblattcr veröffentlichen die Be gründung des Eintrags Moy betr. das Wahlrecht der Geistlichen. Darin heißt es: Viele Geistliche wie tief religiöse Laien halten die pol tische Betätigung unvereinbar mit den idealen Ausgaben des geistlichen Berufs. D e Parteileidenschaft setzt die politische Tätigkeit häufig in Widerspruch zu den Lehren des Friedens und der Nächstenliebe. Aus dem Anträge können die Aufgaben der Seelsorge und die Sache der Religion nur Nutzen z'ehen. Bezüglich der Militärpflicht und anderer öffentlicher An aelegenhe ten nehmen die Geistlichen schon letzt eine Ausnahme stellung ein: gleich de» Offizieren sollen auch die Streiter Gottes dem politischen Kampfplatze fern bleiben, wie dies in vielen Staaten bereits Gesetz ist. Zwar Herbere die Volksvertretung manche tüchtige Arbeitskraft, dafür kehre der rcligiösc Fried» wieder, den die Verquickung der Religion und der Politik cmmer häufmer störe. Wien. Infolge eines orkanartigen Schneesturmes ent gleisten bei Mrovaca zwischen Sinj und Spalat die Lokomotive und vier Wagen eines Zuges und stürzten von dem 20 Meter hohen Damm hinab. Ein Reisender wurde getötet, 12 verletzt. Wunft und Wissenschaft s* Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hof- tbejater. Der Ve,kauf zur 4. Bolksvorstellung des Schau- ivieldauseS (»DaS vierte Gebot" von Ludwig Anzengruber! findet Sonnabend, den 23. Januar, abends 8 bis 9 Uhr in der Turnhalle der 4 Bürgericbnle <T>eckstraße) statt. ff* Konzert Herr Emil Kranke, dkl seinen Konzerte» immer einen aparten, gefälligen Reiz zu geben weiß, biachte uns diesmal einen Grieg-Abend. besten Programm ans'cbi'cßlich Kompositionen dieieS Meister- entkiell Die geictnnackvvlle Wahl der Stücke vermied ebenso geschickt die aus derartige» einseitige» Veranstaltungen leicht sich iüulbar macheude Monotonie der Stim mung. «ie sie in der Reihen'olge und der Wirkung mit ent» Iprechender Abwechttung und Steigerung bedacht worden war Zu einer der schönsten und Interessantesten Darbietungen des Abends wurde gleich der erste der Bonrüge, die L-moll-Sonate für Klavier und VtoloneeL. die der Kouzertaeber mit Herr» Kultus Klengel aus Leipzig auSiüdrte. Die oft gerühmte Meisterschaft Klengels bewährte sich hierbei wieder in jeder Beziehung. Er spielt« seinen Par» technisch vollendet, mit großer, geiangreicher Tongebuna. in allem io vortrefflich, und oo» Herrn Kronke in vvrnedm künstle,sicher Weise unterstützt, daß das Werk. daS man an und sür sich als ein» der schönsten Grwgs bezeichnen kann, eine glänzende Aufnahme fand. Einen Erfolg für sich hatte dabei der Andante-Satz. au- dem Herr Klengel eine Art vollendet schöner Gktnnasizene zu gestalten wußte. Nicht weniger ge'ällig sprach die (4-clur-Donate für Klavier und Violine an. die Herr Kionke mit rl. Elsa Wagner als Schlußnummer de- Konzertes vorirua «r'chmol» sich das Svtel beider Künstler zu einem seit und sicher getilgten Ganzen, ohne daß darunter der rein solistitchc Teil der Partien eine Beeinträchtigung der aus virtuose Ausfüh- rung adzielenden Momente erfuhr. I» letzterer zeichnete sich Frl. Wagner str der brillanten Technik ihrer Kunst gleich vorteilhaft aus. «te sie ln Auffassung und künstlerischem Vorträge wieder dtstinguterten Geschmack und künstlerische Reife erkennen ließ. Außer den «st Herrn Klengel und Irl Wagner gripielten Sonate» erwarb sich Herr Kronke mit verschiedenen Soiostücken die volle Gunst der Hörer. Der glänzenden Virtuosität und der einwand« seine« Sowie« emivrach auf das vorteilhafteste die freien >1 seiner Soli: dir O-mall-Ballade. .Pavillon". Deinen ^ , »Zu Menuett" und andere Neine Stücke' die er in ieinfüh leiisch nobler AuSorbeiliing. der Indivldnalltät GriegS d. tpieste Lin ledrr dieser Vorträge wuide mit reichem L ausgenommen. Sehr günstig mutete» schließlich auch vier r a», von einer inngen. bisver tn DrrSden unbekannten Fit. Ellen Sarse» au« Hamburg, gesungen. Die stimmlichen Mittel Frl. Sarsen» sind nicht bedeutend, dafür stehen ihr LirbenSwürdigkert des Wesens und Distinktion des Vortrags zur Seite Tas Schönste was sie uns darbot. war das herrliche, liesrmpinndene Liedchen .Ueder Rosen", während ihr das berühmte „Ich liebe Dich" in seinen nach Temperament und Schwung ver langenden Ausbrüchen weniger zniagt. Als vortrefflicher Begleiter wir am Klavier bewähite sich wieder Herr Karl Pretzich. ü. 8t. Felix Dahn über die Jesuiten. err DaSbach hat Professor Felix Dahn in BreSlau auf ordert, einer der drei protestantischen Sch edsrichter in seinem trcite mst Graf Hoensbroech zu werden über die F'rage, ob Jesuiten gelehrt haben, daß der Zweck die Mittel heilige. Pro fessor Dahn hat aögclehnt in emcm Schreiben, das er der „Tägl. Rundsch." znm Abdruck zur Verfügung stellt. Es tautet: Geehrter Herr! Besten Dank für das ehrende Vertrauen, das Ihre Aufforderung mir bekundet. Leider kann ich ihr wegen Mangels an Zeit nicht entsprechen; vor Vollendung meines Werkes über dos germanische Königtum kann ich neuer Arbeit Last nicht auf mich nehmen. — Uebriacns ist meine Enthaltung günstig für Sie: denn ich müßte mich gegen Sie auSsprechen. Zwar Hab' ich die Jesuitenliteratur in bezug aus jenen Lehrsatz in »bstraeto nie durchstudiert — und müßte das also jetzt tun —: wohl aber Hab' ich schon vor 47 Jahren, im Jahre 1857, als ich in München zuerst meine Vorlesung über Geschichte der Rechts philosophie ausarbeitete und seither stets die Literatur verfolgend, eine e.nzelne bestimmte Anwendung des Prinzips erschöpfend verfolgt: nämlich die Frage, ob Jesuiten snatürlich nicht alle, aber hervorragende!) die Ermordung ketzerischer, die Kirche verfolgender Herrscher als erlaubt gelehrt haben. Diese Frage ist zweifellos zu bejahen. Und das ist doch iß eine Anwendung jenes Prinzips: der Zweck, die K.rche, «ir rechten Glauben gegen ketzerische Tyrannei zu schützen, heiligt bas Mittel deS Mordes. Es hieße Ihre Gelehrsamkeit zu ge ring schätzen, wollte man bezweifeln, daß Sie das wissen. Also nicht, um Sie Neues zu lehren, nur um Sie an Bekanntes zu gemahnen, führe ich ewige Beispiele an, die sich leicht mehren sießen. Fernando Vasquez Jesuit, gestorben A. 1566, lehrt in - ! feil 8 i die einen oontrovarsiao: verletzt der Fifirst die lox nntrrrnlin (ober >ie lex ckivinr»), so darf jedermann wn unbedingt töten, nicht nur die Gesaintheit. Nämlich schon viel früher war in der Scholastik tue Frage deS Tyrannen-Mordes erörtert worden, aber mir lchulmaßig. «me schon in der Ant ke, als Gegenstand rhetorischer Uebung, ohne ied« bösartige, gefährliche Spitze für daS Leben. Der ganz harmlos gemeinte, durchaus nicht Mord drohende Ausgangspunkt der später mißbrauchten Lehre war der Satz Sankt Augustins gewesen: Wo ungerecht regiert wird — übri gens gleichviel, ob von einem Fürsten oder vom Volk oder von einer Minderheit —. da ist nicht so fast ein schlechter Staat, als vielmehr gar kein Staat: also gelten auch die Gesetze dieses Staates, z. Ä das Mordverbost nicht mehr: „der alte Urständ der Natur kehrt wieder", wie Schiller im „Teil" sagt. Sankt Augustin denkt dabei durchaus nicht an Fürslenmorv. Ebenso wenig lehrt, empfiehlt Fnrstenmord Johannes Salesburicusts sgestorben Anno 1160s, obwohl er den Tyrannenmord ausfnhrücy besvricht, wie etwa den Notstand, z. B. das „Eine Brett im Schiffbruch, das nur Einen trogen kann". Auch darf nach jenen Lehren nicht der Einzelne, nur die Gesamtheit sich deS Tvrannen erwehren. Thomas von Aa»in <1224—1274!. Praktisch wird die Sache erst bei den Jesuiten in der Sicdhitze der religiös- politischen Leidenschaften des XVI. und XVII. Jahrhunderts (Bartholomäusnacht A. 15721. Zu den geistvollsten und gesähr- lichsten Lehrern solcher Grundsätze zäblt der Jesuit Robert Bell armin sA. 1542-1621). dessen Buch cko mamkrlz aooleolsk' militsnlin sogar aus den Jndcx gesetzt wurde. Er sagt: „Ver langt es das Heil der Kirche und die Abwehr der mißbrauchten lax tamnornii!,, so ist qiinlibat i-aliane nqanckiim in jeder be liebigen Weise zn handeln." Und die Schrift des bösartigen Jesuiten Dominikus de Soto sA. 1543—1617) „ckakonsio sickai aontrs sr"N8 nngliannieon seationis" tvurdc zu Paris von Henkershand verbrannt, weil sie lehrte: Jeder darf einen ketze rischen König ermorden, einen Tyrannen, der die Rechte der Kirche verletzt. Endlich der hochgelehrte, um die Geschichte der Westgoten in Spanien rcichvcrdiente Jesuit Inan de Mariana (1527—16241 lehrt in der 'Schrift „cka rexs <?t. rvxi« institrr- tione": „Wenn der Tyrann die in unsere Seele geschrieben«,c Gesetze, zumal die Rechte ^der K irche, verletzt, soll er in öffent licher Versammlung zuin Staatsscind erklärt werden und. wenn er eine solche nicht duldet, swas frellich bei einem Tyrannen ziemlich wahrscheinlich), tritt sofort Selbsthilfe ein und jeder darf ihn ermorden." Diese Beispiele genügen, denk' ich, zu zeigen, daß der Schutz der Kirche, des rcmcn Klaubens, den Königsmord „heiligt", d. h. rckstsertigt. Daß diese Lehren zahlreiche vlutigc Ergebnisse aezvsen habe», ist Ihnen bekannt. Ilebrigens: ist der Orden so ungefährlich, warum hat ein Papst ihn aufgehoben? Leider nicht „oL catlwclra"! . ... „Professor Felix Dahn. BreSlau. am Tage de» heiligen Felix von Noia ISO«.
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