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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.03.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100319026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910031902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100319
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910031902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-03
- Tag1910-03-19
- Monat1910-03
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Diese» Vlatt wird -«» Lesern von Drr-ben und Umgebung am Lage vorher bereit« aiß Mena.-Illrgade zugeftellt, wahrend e» di« Poft-Sbonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. 54. Jahrgang. Z 77. vezu,»grtü»r «ianljedrl tiir r»«e- »»„ ixi ia,l,ch j»«l- mallgkrAulra,ung Sonn- and Mittila»»» ,ur cinmav L »0 Mt., durch auLworua« a»,n, »ujlchnar« »ÄI Mt. »ri «nm.Nger jia- Irilun, durch -i, P»g .'IM.>»dn,!v«sleUgkId,. ki« d«ir krler» »o» rrrSde» u. Ilingeba», am lag« vorhrr arslrl»«» ildkNd.Au«- qavrtt rrbalun die au«- waruae» Pe,««tzer mit der M°r,rn.Att«g»e« julanlmen juaesiellt. «Lchdrua»», mit »eu«> »cher Qaellenana«»« <,r,esd. Slachr."» »u- Mlstg. — Unvarlangi« Sianulkriat» werden nicht auwemadil. IW Nl k! M lu Ml! Sonnabend, 19. März 1919. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Heg^LrrrSeL 1858 Druck und Verlag von Licpsch §c Rcichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrasre 5» W. Fernsprecher: 11 » 2t»»6 . -ktiOI Auzetgeu-Tarif digungen blö nachn, n Uhr. LonntL«^ nur Maiienslrahe 28 vc-u I I bt«r '/,! Uhr rmipaltige Otrundie, c ita. 8 bilden, 25 . Familien Nach» lckn uu-ä Dresden 2u P' : i»ejä-asi--Äni<igc»> au, der Pruratseile Zeit :iVPs.. du: ^vtlspoUige Zeile a. Ter tietik i-O i. — In Nummern n»>h Sonn u Herrtiqcu die cinwatNtzc l^ruud /seile .ousPnua s-itk 40 P». ^onnticn '.«tactnichieil o. ri.Ldcu die (Äi und,eile 25 Pt. — AuSwanize Nuttia,^ r.ur gegen LlirauZdc Zahlung. -- Jede; Be. lcgdlait koilcl 10 '^s. ir a LL rr» LL r» 8 4 — — Vre8<ien-/s.. VictorisstrsKe 5 — 7. - Künrtlerizcste VVoknunxieinriclitunxen in mallernen und 8tiikormen von 2500 dtack an. Läse formen, echtes dlntcrial. o 6rokes, koniausenil cr^.in/.le-, taxer in orientallrclien unck Seutsciie» leppicken. c> Kunstwerke, Antiquitäten, Kieinxerät, keramische uncl textile krreuxnisse, keleucktunxskorper, " n :: :: :: :: Oaröinen, Stickereien, Stoffe, o VorscliläAe nnck X^oransclilaxe kostenlos. :: :: MD! ertrSo LeseD7. In der heutigen Sitzung der Zweite n K n lil m e - verlas Präsident Tr. Vogel ein Schreiben des Pkinisteriums des Innern, in dem mitgetcilt wird, das; «Finanzminislec Tr. v. Rüger die (Genehmigung zur nnchträglichen Einfügung des ^Zwischenrufes: „Pfui Leusel!" in das amtliche Stenogramm erteilt hat. Der Dienittnccht Heinze Hut sich heute vor dem hiesi gen Schwurgericht wegen des Raubmordes an de m F l e i i ch c r l e h r l i n g H occh .zu verantworten. Die sür Metz und Strahburg nvrgesehene» militüriichcn L n f t s ch i s s m n n ö v e r werden in Anwesenheit des Kai sers Mitte April stattsindcn. Die Eröffnung der l. Internationalen Iagd- „ nSstcllung in Bö i c n criolgt am 2. Mai. Fünfzehn Fischer wurden vergangene Rächt an der sinnücken Küste ans einer Eisscholle ins Meer hinaiisgelricoen. Neuerte vrahtimlÄungei van, 18 Mm; Die Märzgefallcncu-Fcicr in Berlin Berlin. «Priv.-Tcl.l Der heutige Auszug zur Feier der Märzgefallenen ans dem Friedhof in Friedrichshain war normittags vom schönsten Weiter begünstigt. Die Polizei prüfte die Schleifen der Kränze, welche nieder- gelegt wurden. Sie verfuhr dabei mit g r o s; e r M l l d e. Konfisziert wurde u. a. der Kranz der Lcivziger Anarchürc», die sechs Mann hoch ankamen. BtS Mittag habe» etwa i 2 <1 llt« V e ii t e den Friedhof passiert. Bis dahin waren Löt> Kränze nicdergelegt. darunter auch ein solcher ven der deutschen Sozialdemokratie in Amerika. Die demo kratische Bereinigung kam in acht Eanipagen an und legte im Auftrag von M demutratiichcn Bereinen Deutschlands .Kränze mit schwarzen und aoldcncn Schleisen nieder. TnS Militär war in den .Kasernen t o n s i g n i e r t. Militärische ^»stschissmanüver. Metz. iPriv.-Tel.» Die sür Metz und Strahburg vor gesehenen L u s 1 s ch i s f m a n v v e r werden Mitte April nattfiiiden, gleichzeitig mit der Anwesenheit des .Kaisers in Metz. Z»m Diiezschen Millionenskandal Paris. Der AnSschus, für die GerichtSresorni nahm einen tzicsetzantrag des Deputierten Ütanuond einstimmig an, durch den die weitere Abwicklung der 61rschäste der i g n j d a t o r c n de r K v n g r e g g t i o n e n dem l^e- neraldirektor der slaattichen Dvinäncnvcrwaltung über wiesen wird. Danach werden die r'liniidaroren sofort nach .inlrasttreten des nicietzcs i»re Tätigkeit cinsicllen. der Teniänenverivgltiiiig unverzüglich ihre Kassen übergeben und binnen drei Monaten den zuständigen Behörden Rech, nnng oblegen müssen. Die Regierung hat dem «-äesetz- gniiag zugcstiinmk. — Die radikalen Blätter erklären be züglich der gestrigen Scnoisdcbatte. man müsse die Piauida- tü'nSangelcgcnhelk. wenigstens insofern die Berant- n'i'rtung der Regierung in Frage käme, nunmehr als er ledigt ansehen. Das Parlament habe den Bemühungen der Regierung, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen »nd Ordnung zu schassen, Eiercchtigkeit angrdeihen zu lassen. Der glänzende Sieg des Ministeriums werde dem parlamentarischen Unbehagen, das durch die PiguidationS- ikandalc hcrvorgerusen sei, ein Ende machen. Die An gelegenheit der Ciguidatoren gehe jetzt ausschliehlich die ttzerichtsbehörden an. — Nach den der Polizei zugegange- nen Nachrichten dürste Dncz die veruntreuten Gelder i m Anol a nde » n t e r g e b r a ch t haben, und zwar vor nicht allziilangcr Zeit. Es werden deshalb in Brüssel, London und Newnorl Nachsorschungen angestellt. Tie Unterschlagungen in sranzüsischc« Mariuearseualeu. Paris. Aus Cherbourg wird gemeldet, dah die Polizei am dortigen Bahnhof einen Waggon beschlagnahmt hat. der fast durchweg aus dem M a r i n c m a g a z i u gestohlene ttz e g c n st ä n d c enthielt. Als Absender wurde ein Trödler ermittelt, der siu, jedoch bisher weigerte, die Namen derjenigen anzugebcn, von denen er die ge stohlenen lyegcnsiändc erstanden hat. Ans einer Eisscholle ins Meer getrieben. Petersburg. lPriv.-Tel-s Ans einer Eis scholle sind in der letzten Nacht 15 Fischer, die au der finnischen Küste ihrem (bewerbe oblagen, ins Meer h i n a n s g e t r i c b e n worden. Sie verschwanden in der Dnntelheit. Man hat bisher nichts von ihnen gesehen. Berlin. tPriv. Tel.1 Der bekannte Sprachforscher Professor Adolf Tvbler, ordentlicher Professor der rvmaniichen Philologie an der Berliner Universität, ist heute vormittag au Altersschwäche und Lungenlnhmung im Alter von 75 Jahren gestorben. Plauen i. B. Wie der „Bogtl. Anz." meldet, ist der Streit der Buchbinder und Kartonnagcn- arbeitcr nach achtwöchiger Dauer beigelegt worden, nachdem der Tarif von den Arbeitgebern und der Leitung der Arbeitnehmer unterschrieben worden ist. yrttlicbe; u«a Säcbrkcber. Dresden. 18 Marz —* Sc. Majestät der König empfing heute vormittag die Herren Ltaatsminister und den KabinettMkretär zu Borträgen und nahm hierauf die Borstcllnng der in die Armee übertretenden Kadetten entgegen. Aus dem Landtage. Die Vorzeichen eines grostcn Tages machten sich heute in der Zweiten Kammer schon lange vor Beginn der Sitzung bemerkbar. In der Mitte sah man die Abgeordneten Hettncr, Langhammer, Sindcrmanli »nd ttzünthcr in erregtem Gespräch mitein ander verhandeln, und aus der rechten Seite hatte sich eine giöstere Gruppe von Konservativen gebildet. Als nach lan gem Warten das Präsidium erschien, dauerte cS noch ge raume Zeit, ehe die Abgeordneten ihre Plätze cinnahmcn. Bon den Ministern erschien nur Gras Bttuhnm an den Regieriingstischen. Dann erfolgten die vorher angekündig tcu Erklärungen. Ministerialdirektor v. Lcydcwitz hatte den Erfolg ans seiner Seite, als er crtlärte, dnst ihn der beschimpfende Zuruf des Abgeordneten Heldt nicht be rührt habe, da solche Auslassungen aus deu Zwischcuruser ,iirückfallen. Aus der dann folgenden -Verlesung des Ministcrialschreibcus über die ominöse St c n og ra mm- Affäre ergab sich, das, der Landtagoberichtcrstatter des »Drcsdn. Iourn." den Ruf ,.P s n i Teufel!" nach tele phonischer Zustimmung des Herrn Finanzministers cinge- sstgt hat. Präsident Dr. Bogel verteidigte sich darauf gegen den von ihm gebrauchten Ausdruck „Tatsächliche Fälschung", der falsch ausgesaht worden sei. Als schltestlich dann be zweifelt w»rdc, das, die Journalisten auf ihrer Tribüne den Ruf „Pfui Teufel!" gehört haben tönnicn, crtlärten die Abgeordneten Greulich und Hosmann, das, sie cbensglls das Fallen dieses Rufes bezeugen könnten. Nach den Osterferien sollen die ganzen -Vorgänge nochmals in der Kammer aiisgcrollt werden. Für heule schied man von einander mit den besten Osterivünjchen ! —< lv. Meistner Dombaukotteric. Fn der heutigen Ziehung entfielen 10<Mi Mk. ouk Nr. I tüWll: .'ilMn Mk. am Nr. Ri 185: INA, Mk.. auf Nr. 38 587 und 84 472: 500 Mk. ans Nr. 13, 552: 300 Mt. auf Nr. 3483. 92 030. 100 522, 128 721 und 148288 — Lessrntlichr oder nichtöffentliche Stadtverordneten- und GemriiideratSivahle». Weder die Revidierte Städte- »och die Landgeniemdeordiuiiig eiilhcOle» ausdriickliche Borichriste» darüber, dag der Wablakt bei den Stadtverordneten- oder Gemeinderats- ivablen ösientlich oder iiichtösieiolich zu bewirken sei. Es kann daher »vbedenkack davon ausgcgavgev werde», das; eine Bestim mung über die Lesienttichkeii oder Nichtösieiillichkeit des Wahl aktes der vrtsjtatvtarlschen Regelung überlassen sei. wen» und so weit dazu eine BeraiOnssiurg gegeben ist. Tatsächlich besteht im Laude auch ohne ausdrückliche ortsstatukaroche Regelung in den Gemeinden die allgemeine Uebnng, de» Wahlakt öffentlich vor sich gehen zu lassen Mit Rücksicht aus hierüber entstandene Zweifel hak das Ministerium des Innern den Gemeindevcrwal inngcir eröffnen lassen, dah thm, soweit nicht ans orlsgesctzlichcm Wege eine gegenteilige Regelung erfolgt ist. ans de» Gemeinde- ordmnigen herznlertende Bedenken gegen die öffentliche Vornahme von Stadtverordneten- und Gemeinderatswahlen entsprechend der allgemeinen Nedung im Lande nicht beigehen. — Preisvertcilnng an die Teilnehmer am Prcis- schrcrbcn für die stcuographiekiinSigen Konfirmanden de, Stadt Dresden aus den Mitteln der Fohannes F o c r st c r - S t i s t u n g und an die Teilnehmer kür das Preis schreiber der Schüler und Schülerinnen der höheren Lehr anstaltcu und Fachschulen in Dresden. Am Sonnabend, den 12. März, fand im „Bolkswohl" die Preiswertertung an die Teilnehmer an den vom S t c » o g r a v h e n - B e r ein „G a b c l s b e r a c r" veranstalteten PreiSickreiben für die Konfirmanden und die Schüler höherer Lehranstalten und Fachschulen statt. Unter den Ehrengästen war auch Herr Stadtrat Professor Dr. Lehmann als Vertreter des Herrn Oherbürgermcisiers erschienen. Herr Kommerzienrat Fscrster, dessen Namen die Konsirmaiiden-Stiftung trägt, war ebenfalls anwesend. Sämtliche Teilnehmer am Preisschrelbcn, etwa 000 Schüler »nd Schülerinnen, waren mit ihren Angehörigen eingetrossen, so das; die Vera» Haltung non fast 1000 Personen besucht war. Zn dem erst genannten Prcisschreiben wurde in zwei Abteilungen mit einer Schnelligkeit von 40-00 und 80—10» Silben ge schrieben. Von der Abteilung I wurden 322. von der Ab teilung II 5l Arbeiten abgclieicrt. Es konnten im »osten Falle 4 Ehrenpreise, 0 erste, 30 zweite und 56 dritte, zu sanunen 108 Preise für ausgezeichnete Arbeiten ziierkanni werde». Zn der Abteilung II wurden 2 Ehrenpreise, 9 erste, !> zweite und 2 dritte Preise verliehen. Drei Ar beiten, welche sowohl in der Ucbertragung. als auch im Stenogramm fehlerlos waren, erhielten Lvarkaiscirbücher mit einer Einlage von lO Mark. Die übrigen Elirenpreise bcstandc» ans wertvollen Füllfederhaltern, gestiftet von der Firma M. ». R. Zocher. sowie aus Büchern. Aus den Mitteln der Johannes Focrstcr-St'stung standen ebenfalls 300 Mark sür Preise und Unterstützungen zur Verfügung, ebenso hatte der Verband der Metall Fndnstricllcn in Dresden eine grvstcre Summe für die Preisvcrtcilung überwiesen. Die Schüler der höheren Lehranstalten hakten 215 Arbeiten abgegeben. Geschrieben wurde, in den Ab tciliingcn 60, 80, 100, 120, 140, 160 und 180 Silben in de, Minute, fünf Minuten lang. Von den abgegebenen Ar beiten konnten 73 mit Ehrenpreisen oder ersten, zweiten Huiitt «nik Mrrenrchakt. Hauneleö Himmelfahrt. Trairmdichtnng in zwei Teilen von G e r h. H aupt m a n n. Ats das arme Hannele Matter» zum erstenmal seine <'immelsahrt auf der Bühne des König!. Prellst. Schau- 'picthauscs in Berlin antrat, waren ihm die Zeiten nicht überaus günstig. Der „Realismus" schos; noch ttpvig in dir Ranken und man vermutete bei allen Poeten soziale Ten denzen und grollendes i'uoon»». Es waren ja a»ch noch die Lage, in denen man Ibsen „erklärte" und die Ansicht noch nicht allgemein war, die Grundzitge der Dichtung als ein fachen Fall zu nehme». Hannrlcs Auftreten auf den von Hoslust nuiiptelten Brettern war nur ein kurzes. Man cmv fand an dic>er Stelle die ans tiefstem Mitleid geborene, innig naive Dichtung als eine Profanierung heiliger Glau- bensdinge. ats wenn auch nur eine Wendung darauf hin- wicse, das, man cs hier nicht mit einer aus innerer Wahrheit und reiner Empfindung heraus entstandenen Dichtung zu tun hätte. Honneles Himmelfahrt ging bald nach der Urauf führung an die eigentlich richtige Stelle, an üaü Deutsche Theater Berlin, damals unter Otto Brahms Leitung. Es hat dann auch in allen gröberen Städten Deutschlands leine eigene Wirkung aiisgrübi. Bon geschäftlicher Nach Halligkeit konnten diese Erfolge nicht sein, denn dos Publi kum ist nun einmal so geartet, das, cs nicht gern bei der stmpcln Not, Angst und Verzweiflung eines gequälten, zertretenen Mcnschcnherzcns verweilt. Die aber, denen die Beglückung eines groben Teils der menschlichen Gesell schaft: die innige Glaiibensiibcrzeugui'g, als „frommer 2-2ahn" erscheint, gingen achiclziickcnd über das Werk hin weg, als an einer blobcn Verherrlichung naiver GlaubenS- mustik. >7 Jahre sind nun verflossen, man steht Haupimann jetzt anders gegenüber als ehedem und damit ist auch dem ilcinen Hannele Gerechtigkeit widerfahren. Man nimmt die Traumdichtiing — was man bei jedem .Kunstwerk tun sollte - nicht als Absicht, als Ausstns; einer poetisch verklärten Tendenz, sondern als eine der Früchte vom Bannie des Poeten. Es kieste sich ja mancherlei über die dramatische Berechtigung von Fieberphantasien, aus schwersten Lcbens- nöten geschaffen, sagen. Der Traum Hannele Mattcrns nimmt zuweilen Formen von realer Plastik an, die man allerdings beim Lesen der Dichtung wett weniger emp findet, als bei der körperlichen Verwirklichung aus der! Bühne. Die eigene Phantasie des Lesenden kann eben intensiver Mitarbeiten, wenn das Auge nicht an eine be stimmte Erscheinungswelt gebunden ist. Aber selbst da, wo mährend des Fiebertraumcö der feiner Empfindende ge legentlich in seiner Ltiinmung irritiert wtrd. fühlt er das Schlagen des Herzblutes einer dichterischen Persönlichkeit. Zu der Schilderung der Umwelt des schlesischen Armen hauses. in der knappen Lkizzteriing ausgeprägter Tnpen zeigt sich Hauptmann als Meister des Stifts, auch nicht eine einzige Gestalt hat an ursprünglicher Wirkung eingebübt. Diese Vorzüge finden sich bei Hauptmann fa immer wieder, aber Verse wie die der Engel, »nd die Preisung der ewigen Seligkeit sind ihm nur selten in glückgeiegncten Stunden geworden. Leute, die auch in Emanationen zarter Lnrik nach Offenbarungen einer Weltanschauung suchen, mögen die Tröstungen des armen Hannele für Zuckerbrot halte». Zn unseren Tagen, in denen der Geschäftsgeist jedes neu erscheinende Vühnenwrrk a!s „Saisondichtung" abhaspelt, erscheint die einfache Feststellung bemerkenswert, dah dieses Werk Hauvtmanns so gar keine Sensation war oder ist. Er schürft eben Gold mit reinen Händen und einem nicht von geschäftlichen Rücksichten bewegten Geist, und dieses Gold ist dreimal im Feuer geklärt. Es ist ein dankens wertes Beginnen der König!. Generaldtrektlon der Hof- thcatrr, die Traumdichtiing in den Sviclplan aufzunehineii als ernsten Klang in der sonst sehr aus Heiterkeit und Lachen gestimmten Folge von Bühnenmerken. Die feier liche Stimmung, die stumme Ergriffenheit des Publikums, das taktvoll jedes verletzende Aneinandcrklatschcn der Hände vermied, zeigen am eindringlichsten, welche Empsin- düngen aiiSgrlöst wurden. Die Regie der Ausführung hatte Herr Lew in ger. Man spürte in ihm das Fluidum des Werkes, »nd das ist , wohl immer das beste Kompliment, das man einer Regie machen kann. Es war alles vermieden, was auch nur ent fernt an Ausstattung erinnern konnte. Man spürte das Walten eines auf Einfachheit grstiminten würdigen Ge schmcicks, störend war nur, das; man allzu deutliche Einblicke ! in das Technische des Bühncnbetriebcs erhielt bei der Be nütziing von Versenkungen und tleincn Verwandlungen bei offener Szene. Erfreulicherweise Halle man jedes Stilisieren in modernem Sinne vermieden. Wünscht man sich dies oder jenes szenische Detail anders, so ist cs wohl auf Erinnerungsbilder an früher Gesehenes zurückzusül, rcn. Die drei lichten Engel dürfen nicht ohne Bewegung sein, sic wirkten allzu sehr als redendes, lebendes Bild. Das Zneinandcrflicbcn der Traumerschcinnngen ohne Realität ist wohl überhaupt nicht zu erzielen. Mustcrgül tig in der Anordnung und der Steigerung war der Ehor der leidtragenden Frauen. Hier hatte man die Empfindung ineinander gewobener Traumvorstellungen. Die Verklä rnng des kleinen Hannele, ihre Wanderung unter Palmen in die Lande ewigen, goldenen Glanzes, mar kindlich nain und schlicht gestaltet. Man fühlte die Hingabe, die alle be tciligtcn Kräfte der Dichtung zuwan-ten. Frl. Lichten egg war das Hannele übertragen, sie allein kam auch beim gegenwärtigen Personalbestand sür dir Besetzung der kindlichen Gestalt in «Frage. Sie war rührend, von dem schmerzlichen Zauber einer geknickten und zertretenen Blüte umgebe», sic war einfach und von aufrichtigem Gefühl, aber es fehlte das Nachklingcn, die Ekstasc und der Begriff für die Untertöne der Gestalt, bei spiclsweise das erwachende Wcibcmpsiiidcn sür de» Lehrer Gottwald, das das Tragische in ihr noch vertieft. Immer hin ist anzunchmcn, dah Frl. Lichtcncgg sich völlig in ihre ergreifende Ausgabe einleben wird. Ohne an Einfachheit zu verlieren, könnte sic für Stellen, wie: mich friert, mich hungert, cs tut mir so weh, und dann beim Ausbruch: Engel — Engel — Engel, stärkere Atzenie finden. Dun dcrvoll schlicht, tief und beseelt gab Herr Wiecke den Lehrer Gottwald, von ihm ging das stärkste Fluidum an diesem Abend aus. Herr Fischer spielte den Säufer
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