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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050816025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905081602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905081602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-16
- Monat1905-08
- Jahr1905
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VezugS-PrrlS i» d« HavplerpedMo» «d« der»« «Mgav» stell« «bgeholt: vierteljährlich 8.—, bei tweimalig« täglich« Zifiell»«, ta« Hao« S.7L Durch di« Poft bezöge» stir Devtsch. laab a. Oesterreich vierteljährlich ^l 4.SO, für die übrigen Läad« laut Zeitunq-pret-liste. Liese Nummer toste« aus all« vahuhäf« »ob III ^I( I bet d« Zeitu»g4-L«källserv i * Uedatttou »nZ Erpebtttom 1L3 Fernsprrcha 222 JohauuiSgasi» L. H«a»t-SUtLir Dre«veu: Marien strafte 34 Terufprech« Amt I Nr. 1713). Hauor-Mliak Vertin: r«r!D»»<k«r, H«zaüBayrHofbllchba»Lla- Lühowstraft« 10 Eerof-rrch« Amt VI Nr. 4608). Nr. «5. Abend-Audgabe. MMer TaMM Handelszeitung. Ämtsiikatt des Lönigk. Land- und des Königs. Amtsgerichtes Leipzig, des Nates rmd des Vokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nu zeigen-PntS die 6 gespaltene Petitzeile 2ü Familien- und Stellen-Anzeigen 2V Finanzielle Anzeigen, »eschäftsanzeig« ant« Text ob« an besonderer Stelle nach Tarif. Di« 4 gespalten« Reklame,eile 75^. Anuahmeschlud für Anreisen: Ldenb-ttusgav» vormittag« 10 Uhr. Morgea-AuSgad« aachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an di« Expedition za richten. Ertra-Vetlagen mar mit der Marge». Ausgabe) nach besonder« Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet vo» früh ü bi» abend« 7 Uhr. Druck and Verlag von G. Pol» in Leipzig lJnh. Oe. R. L W. »ltakhardtt VerauSgeb«: vr. Victor Mtukhardt. Mittwoch 16. August 1905. 89. Jahrgang. Var Mcdligrte vsm Lagt. * Eine IuvalidenversicherungSnovelle, die die Frage der staatlichen Versicherung der Privatange stellten und Handwerker regeln soll, wird für eine der nächsten Tagungen des Reichstags (aber nicht für die nächste) angelündigt. (S. Disch. Reich.) * Die ManSfelder Gewerkschaft verteilt bei stark gestiegenen Gewinnziffern 10 Abschlagsausbeute. (S. Handelszeitung.) * Aus Christiania wird Blättern gemeldet, daß die norwegische Staatsregierung gestern definitiv be schlossen habe, beim Storthing die Wahl des Prinzen Karl von Dänemark zum norwegischen König zu be antragen. * Die spanischen Cortes werden am 10. August auf gelöst. Die Wahlen zur Kammer werden am 10. September stattfinden, die zum Senat am 24. September. Am 11. Oktober werden die CorteS wieder eröffnet. * In Riga sind bei Tumulten 52 Arbeiter, 1 Offizier und 8 Kosaken getötet worden. (S. Ausland.) * Der „Daily Telegraph" meldet aus Tokio vom 15. August: Die Besetzung von Kamtschatka wird bald verkündet werden. Seine Garnison bestand nur aus einem Bataillon und war ohne Verbindung mit den anderen russischen Streitkräften. stslrowrolv. Aus der Menge der durch die russische Kalamität her- dorgerufenen Gelegenheitsschriften ist heute eine im Ver- läge von Puttkammer und Mühlbrecht in Berlin ver öffentlichte Studie des Konsuls und Hofrats E. Ren 5 herauszuheben. Sie ist betitelt „Rußland und die ost asiatische Frage" und wendet sich, vor allem mit ökono mischen Beweisgründen, gegen den rugenseindlichen Kurs der öffentlichen Meinung. Wir drucken mit dem Einverständnis des Verfassers Abschnitte aus dem Kapitel ab, das von der Verwaltung des Fingnzministers Kokowzow handelt. Es heißt darin: Tie non der Regierung zum Schutze der russischen Währung eingeschlagene Politik, sowie die in dieser Hinsicht von Herrn v. Kokowzow getroffenen anderen An ordnungen haben sich bisher glänzend bewährt. Nach einem Verlauf von 11 Kriegsmonaten hat, dank der Wersen Politik des russischen Finanzministers, das Währungssystem des russischen Reiches seine volle Integrität und Stabilität bewahrt! Der durch das Gesetz bestimmte Wert des Rubels ist, infolge der unbeschränkten Einlösbarkeit dec Kreditbillettc gegen Gold, völlig uner schlittert geblieben. Ferner wurde der Bedarf des Binnenverkehrs an Metall- und Kreditvaluta ohne die geringsten Schwierigkeiten be friedigt. Dabei muß bemerkt werden, daß gegen Ende des Jahres 1903 in den russischen Handelskreifen, unter dem Einfluß der politischen Verwickelungen, das be- greifliche Bestreben vorhanden war, sich vor etwaigen Schwankungen des Rubelkurses durch Ankauf von aus ländischer Valuta sowohl gegen bar als auch auf Termine zu sichern. Der spätere Gang der Ereig nisse bat aber alle Befürchtungen als ungerechtfertigt erscheinen lassen. Der Krieg mit Japan begann zu einer Zeit, als die Finanzlage Rußlands eine durchaus günstige war und die ökonomische Situation des Reiches völlig befriedigend erschien. Die Staatsvoranschläge kamen be reits im Laufe einer ganzen Reihe von Jahren zu er heblichen Ueberscbüssen der ordentlichen Einnahmen, gegenüber den Ausgaben. Der stärkste Beweis für die Solidität der russischen Staatsfinanzen wird aber durch die Tatsache erbracht, daß der Goldvorrat des Reiches, Ende 1904, im Vergleich zum Schluß des Jahres 1903, um die beträchtliche Summe von 77,3 Millionen Rubel gestiegen ist, während der Goldbestand 5er Reichs bank und des Fiskus sogar einen Zuwachs von 181 Millionen Rubel aufweist. Nach den offiziellen Kasscnausweisen über die Ge barung im Jahre 1904 sind an ordentlichen Einnahmen der russischen Staatskassen 2017 Millionen Rubel eingegangen, das ist um 37 Millionen mehr als veranschlagt, um 14 Millionen weniger als im Jahre 1903 und um 111 Millionen mehr als in: Jahre 1902. Die ordentlichen Einnahmen überstiegen die ordentlichen Ausgaben, die 1910 Millionen betrugen, um 107 Millio nen Rubel. Im Extraordinarium waren für Kriegszwecke 641 Millionen und für Eisenbahnbaudarlehen an Eisen- bahngesellsckxtften 162 Millionen Rubel angewiesen. Zu deren Deckung wurden verwendet: der erwähnte Em- nahmeüberschuß von 107 Millionen Rubeln, der Ertrag der im Jahre 1904 realisierten fünfprozentigen Schatz scheine und Bonds der Reichsrentei in der Höhe von 431 Millionen, andere außerordentliche Einnahmen «m Betrage von 3 Millionen und Restbeständo früherer Jahre in der Höhe von 381 Millionen, zusammen mit 922 Millionen Rubeln. Zu Beginn des Jahres 1905 verblieben an freien Nestbeständcn 119 Millionen Rubel, wobei der Ertrag der v i e r p r o z e n t i g e n An leihe nicht einmal mitgerechnet ist. Im Jahre 1903 erreichten die S t a a t s einlagen in den Sparkassen seit ihrem Bestehen den höchsten Stand, nämlich 192,3 Millionen Rubel jährlich. Tas Anwachsen der Volksersparnisse in den Svarkassen dauerte auch im Kriegsjahre an. Im ganzen Reiche wuchsen die Spareinlagen in den ersten 10 Monaten des Jahres 1904 um 35,7 Millionen Rubel. Wie günstig die gesamte Wirtschaftslage Rußlands im vergangenen Jahre war, geht ferner gus der Tat fache hervor, daß 725 Millionen Pud mehr Getreide geerntet worden sind, als durch on'ttlich in den Jahren 1899 und 1903, und sogar noch mehr als 1902, dem ertragsreichsten Jahre des letzten Jahrzehntes! Der Mehrbetrag der vorjährigen Ernte belief sich auf 20 Prozent mehr als in den Jahren 1899 und 1903. — Daß auch der Handel durch den Krieg nicht beeinträcich tigt wurde beweisen am b-chen die Umsätze im inter nationalen Warenverkehr Rußlands in der Zeit vom 1. Januar bis Ende November 1904. Der Betrag belief sich auf 1375 000 000 Rubel. Diese Summe bleibt nur sehr wenig hinter dem Umsätze des ausnahmsweise günstigen Jahres 1903 zurück.. Die Warenausfuhr aus Rußland übertraf die Einfuhr gegen das Vorjahr um volle 300 Millionen Rubel. Trotz dem der Import des Jahres 1904 geringer war als im Vorjahre 1903, so hat er dennoch den Durchschnitt des Exports der letzten 3 Jahre noch uni 28,7 Millionen Rubel überstiegen. Wenn man dagegen Vergleiche mit England zur Zeit des südafrikanischen Krieges zieht, wo jener Krieg dem englischen Handel und der Börse die schwersten Wunden schlug, muß man die Finanzlage Rußlands als eine geradezu glänzende bezeichnen. Der Export Ruß lands übersteigt im Jahre 1904 sogar die Durchschnitts norm der Jahre 1901 bis 1903 um 20 Millionen Rubel und den Import um 28,7 Millionen Rubel. Ge stiegen ist besonders der Wert des Getreide exports, der fast die Halste der Gesamtausfuhr Rußlands ausmacht. Hierbei muß berücksichtigt werden, daß der Menge nach weniger Getreide als im Jahre 1903 exportiert wurde. Von den Staaten, wohin Rußland seine Ware exportiert, nimmt die erste Stelle Deutsch, land ein (1904 wurden nach Deutschland für 234,1 Millionen Rubel exportiert), dann folgen England (230,8 Millionen Rubel), Holland (99). Frankreich (61,6), Italien (53), Belgien (44,1) Oesterreich-Ungarn (40,4), Dänemark (30), Türkei (24.8), Schweden (11,2). Rumänien (9), Spanien (8,5), Norwegen (8,3), Ostindien (5,9), Vereinigte Staaten (4,3), Egypten (4,3). Auch inbezug auf den Import nimmt Deutschland den ersten Platz ein! 1904 importierte Deutschland nach Rußland für 225,2 Millionen Rubel, dann folgen Eng land (102,5), Vereinigte Staaten (62,5), Frankreich (26,1), Oesterreich-Ungarn (21,4), China (19,1), Egypten (15,8), Holland (11,2), Italien (9,9), Ost- indien (8,7), Norwegen (7.7), Belgien (6,8), Däne mark (6,6), Türkei (6,1/; Schweden (5,2). Im Jahre 1904 wurde also der Export nach Holland, Frankreich, Italien, Egypten, Rumänien, Norwegen, Ostindien und Vereinigte Staaten geringer. Der Import nach Rußland reduzierte sich durchweg ausgenommen: Belgien. Schweden, Norwegen. Holland, Egypten, China, Dänemark. Der Handel mitFinnland l>at sich im Be richtsjahre im Verhältnis zum vorangegangenen Jahre nur wenig geändert. Im Jahre 1904 wurde nach Finnland für 46,3 (1903: 46,7) Millionen Rubel expor tiert und für 245 Millionen Rubel importiert. Bei der näheren Betrachtung der Tabellen, betreffend die Menge und den Wert, der aus den hauptsächlichsten Staaten eingeführten Waren bemerkt man, daß die jenigen Waren, die im Berichtsjahre aus E n g - land weniger importiert wurden, gleich zeitig aus Deutschland mehr eingeführt worden sind. Ein krasses Beispiel hierfür bietet der Import des Baumwoll-Rohstoffes : Im Jahre 19.03 wur den aus England für 18,163 und aus Deutschland für 17,833 Tausend Rubel importiert. 1904 aber impor tierte England für 13,979 und Deutschland für 21.608 Tausend Rubel! Seltener bemerkt man eine umgekehrte Erscheinung, d. h. die Vergrößerung des englischen Imports bei gleich zeitiger Verringerung der deutschen Einfuhr. In dieser Beziehung ist nur die Erhöhung des Steinkohlen imports verhältnismäßig bedeutend: England im portierte 1903 für 11.552 und 1904 für 15,322 Tausend Rubel, während Deutschland 1903 für 4181 und 1904 für 3924 Tausend Rubel importiert hat. Auch der Fifchimport aus England war größer als der aus Deutschland: England importierte 1903 für 4005 und 1904 für 6106 und Deutschland für 423.3 bezw. 3318 Tausend Rubel. Dasselbe konnte man auch beim Im port von Zinn beobachten. Während die Zolleinnahmen des Jahres 1904 gegen die de? Jahres 1903 um 13,102 Tausend Rubel geringe,- wuroen, überstiegen ne die Zolleinnahmen des Jahres 1902 um 1536 Tausend Rubel, wobei die Erhöhung der Zolleinnahmen auf der europäischen Grenze im Verhältnis zu 1902 etwa 4511 Npbel ausmacht. Die Verringerung der Zolleinnahmen auf der asia tischen Grenze beträgt im Verhältnis zu 1903 etwa 4036 und zu 1902 etwa 2615 Tausend Rubel- tvas durch die verminderte Tätigkeit der wichtigsten sibirischen Zollämter erklärlich erscheint. So wurde z. B. durch das Irkutsker Zollamt 1904 für 2239 und 1903 für 5336 Tausend Rubel Tee importiert- während die Durch schnittsziffer des Tecimports über Irkutsk für 1901 bis 1903 etwa 7794 Tausend Rubel ausmacht. Aus den Angaben über den Export und Import durch die ent sprechenden Zollämter ist ersichtlich, daß 7ast der ganze Weizen durch die S ch w a r z m e e r - undAsow - Häfen exportiert wurde: 67,8 Prozent davon kommen auf Odessa- Nikolajew, Rostow a. Don, Noworossijsk, Feodosia und Taganrog. An dem Export der testieren den 32-2 Prozent nahmen u. a. teil: Berdjansk, Marin- Pol. Eupatoria, Genitschesk- Petersburg, Riga, Reval und Libau. Im Jahre 1904 wurden auch über Arch angelsk 47-11 Tausend Pud Weizen exportiert. An dem Absatz von Rogen waren hauptsächlich beteiligt: Rostow- Petersburg, Nikolajew. Odessa und Nowo rossijsk, die insgesamt 76,5 Prozent exportiert haben. Der Hafer ging über baltische Häfen, wobei 1904 Libau den ersten Platz einnahm: Gerste und Mais wur- den von Südrußland ausgcführt- wobei für Gerste Rostow und für Mais Odessa den ersten Platz einnahmen. Die Handclsschiffahrt ergab keine bedeutenden Schwankungen. Aus den angeführten Tatsachen und Zahlen geht jedenfalls klar hervor, daß der schwere Krieg-,den Ruß land jetzt durchzumachen hat, bisher keine irgendwie in Betracht kommende Störung des Staatsbau.shaltes und der Volkswirtschaft verursacht hat. Allerdinos muß an- erkannt werden, daß das Russische Reich das Glück hatte hintereinander eine Reihe bedeutender Finanzmänner an der Spitze der russischen Finanzverwaltung zu haben' Ich erinnere nur an die großartigen Leistungen eines Wyschnegradski und Witte! Ter gegenwärtige Finanzminister Rußlands, der Staatssekretär Herr v. Kokowzow, hat es unbedingt ver standen. die russischen Finanzen, welche sein großer Vor- gänger, Herr v. Witte, und dessen Gehülfe v. Plcske in glänzender Weise geleitet hatten, auf Poller Höhe zu erhalten. Seine geschickte Hand hat sich auch brillant be währt bei der Beilegung der letzten großen Streiks und der damit verbundenen Arbeiterunruhen in Petersburg. Herr v. Kokowzow dürfte daher Wohl berufen sein, bei dem auf Befehl des Kaisers Nikolaus in Angriff ge nommenen Reformwerke demnächst eine große Rolle zu spielen. vrr lluktanff in ZiiStvertsstilra. Mißlungene Frke-ensverhandlungein. lieber mißlungene Friedensverhandlungen der Hottentottenbäuptlinge Morenga und Cornelius mit der deutschen Schutztruppe schreibt ein Missionar der „Köln. Volksztg." aus dem Schutzgebiet unter dem 21. Juli: Tie Hottentottenhäuptlinge Morenga und Corneliu« hatten er klärt, daß sie kriegsmüde seien und ihre Waffen und ihr Vieh ab geben wollten, so wie es die Proklamation des Oberkommandos vorsckrewt, sofern ihnen das Leben gesichert würde. Nack Denkart der Eingeborenen schien ihnen aber das geschriebene Wort der Proklamation keine genügende Garantie für ihr Leben zu biet«, und sie baten daher, daft ihnen mündlich durch Offiziere, mit Lenen sie unbewaffnet zujammentreffrn wollten, ibr Leden noch- mals zugesichert würde. Zu dieser, bei d« Uuzuver- läjsigkeit ber Eingeborenen immerhin reckt bedenklichen Ent- sendung halten sich freiwillig erboten der Hauptmann v. Koppy, Hauptmann Thewait (rin Kölner) und der durch seine kühnen Patrouillenritte bekannte Leutnant von Trotha. Die beiden ersteren Herren, denen ich mich al» Dolmetscher anschloft, sollten zu den »«einigten Häuptlingen Morenga und Morris, Leutnant v. Trotha zu Corneliu» gehen. Bei CorneKuS angekommen, wurde Herr v. Trotha meuchlings er- schossen. Cornelius selbst ist an diesem Morde wahrscheinlich unschuldig. Irgendeiner seiner Unterführ«, der de« Morde» an Farmern schuldig, nicht unter den Begnadigten der Proklamation miteinbegriffen war, hat auf diese Weise den Frieden vereitelt, um nicht odne Sckutz und Anhang vogelfrei im Lande herumzulaufen. Cornelius hat die Sache so darzuslellen versucht, als ob Leutnant v. Trotha von einer deutschen Borpostrnkugel getroffen sei, was aber als unrichtig klar erwiesen wurde. Wir empfingen die Todesnachricht auf dem Wege zu Morenga, und da auch der überdies durch einen Schrapnelschuß verwundete Morenga leicht die Gewalt über seine Unterführer verlieren kountr, unter denen sich auch überführte Mörder befanden, traf un» diese Trauerbotschaft doppelt hart. Als Zusammenkunft war eine Mass er stelle, unweit des Lagers MorengaS vereinbart. Wir trafen ohne Waffen und Bedeckung pünktlich dort ein und schickten, al» Morenga nach sechs Siunden noch nicht kam, eiueu schwarzen Diener nach seinem Lager. Dieser brachte die Meldung, daß MorengaS Werft tm Abzüge sei. Gleichzeitig merkt« wir, daß wir von feindlichen Spähern umstellt waren. Wir schickten nun zurüch um unsere Eselkarre mit Waffen und Proviant zu holen. Ta stellte sich heran», daß der Buren kutscher an einer zebn Stunden zurückliegenden Wasserstelle anS Furcht zurückgeblieben war. Bis zum abend des nächsten Tage» mußten wir ohne Waffen zwischen seindlichen Spähern zubringen. Tie Nacht wird uns wohl allen unvergeßlich bleiben. Tags daraus erhielten wir durch einen Bries MorengaS die Erklärung. Line deutsche Kompagnie, welche inmitten der KerraSbrrge der helio graphische Beiehl zur Waffenruhe nicht hatte ««eichen können, war der feindlichen Spur direkt auf das Hottentottenloger zu gefolgt, und halte nicht weit davon Halt gemacht. Das hatten die äußerst mißtrauischen Schwarzen io aufgesaßt, als ob während der Unter handlungen das sührerloje Lager überfallen werden sollte, und waren eiligst geflohen. Nun wurde uns auch unsere Uebrr- wachung klar. Bei der geringsten verdächtigen Bewegung deutscher- seits wären wir offenbar sämtlich erschossen worden. Schade, daß sich durch diesen unglücklichen Zufall das Zustandekommen des Friedens zerschlug. Da aber inzwischen Morengo abermals um Frieden gebeten hat, so werd« ich ihm folgen und versuchen, ob Feuilleton. 53 s Oie beiden Hallermunds. Bon A. Dom. »taLdruct verdate». „Ich leide ja nicht, Arnold!" DaS hatte sie schon ein paarmal leise gesagt. — Am zweiten Tage, — der Arzt war eben einge- treten — wachte sie wieder einmal auf aus ihrem Schlummer. Sofort flößte der Arzt ihr einen stärkenden Trank ein. — Ihre Blicke suchten den Gatten. „Du Treuer, Lieber!" flüsterte sie. „Richtet mich auf, Ihr beiden, so ja, halte mich, Arnold, halte mich fest bis zuletzt. Ich fühle mich besser, — ich möchte wohl die liebe Frau Moeller noch einmal sehen?" „Sie soll kommen, Carola, gleich schicken wir zu ihr!" Sie lächelte ihn an. „Gib ihr das Kreuz mit den Brillanten als Gruß und Dank von mir, Arnold, und sage ihr sage ihr " Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und schon schloffen sich die Augen wieder. Behutsam, o, so sanft und leicht bettete er die Geliebte wieder auf das Lager zurück. Der Arzt wich nicht, er zählte die Pulsschläge, mit der Ubr in der Hand. — Wohl zehn Minuten lag sie regungslos, leise ging der Atem, eine zarte Röte trat in das leidende Gesicht. — Groß und weit schlug sie die glänzenden Augen auf. „Bist du bei mir, Arnold?" „Immer, immer bei dir, mein Weib!" „Wie dumm von mir, wie konnte ich mich nur so von den Hunden erschrecken lassen, sie meinten es doch so gut, die armen Tiere", sagte sie. Ihre Stimme klang klarer und zum ersten Male erwähnte sic ihr Erlebnis auf dem Felsen. — „Aber mein dummes Herz, — ich hätte es dir sagen müssen, Arnold, es war oft so schmerz haft und konnte bis zum Zerspringen innen hämmern. Jetzt ist alles ruhig, so himmlisch ruhig. Arnold, gib dem Bruder meines Vaters alles, was mein ist, ich glaube, er könnte es gut gebrauchen meine Ersparnisse ", setzte sie leise lächelnd hinzu. „Willst du?" Er nickte nur, sprechen konnte er nicht, sein Herz brach fast vor Weh, und er durfte nicht zeigen, was er litt, jetzt nicht, ihretwegen mußte er den namenlosen Schmerz bekämpfen. „DaS ist gut, ja, so ist's gutl Und Lieber, — Ge liebter, sage auch deiner Mutter, daß ich'S versucht haben würde, mir ihre Achtung, vielleicht auch ein bissel Neigung zu erwerben, wenn ich wenn ich Zeit dazu bist du hier, Arnold? — Ich sehe dich nicht, lege deinen Arm noch einmal um mich, küsse mich, Arnold!" Der Arzt legte seine Hand auf deS Fürsten Schulter. Er richtete sich auf, verstört, Qualen der Verzweiflung in den Zügen. — „Lassen Sie sie ruhig einschlafen l" mahnte er ernst. Minuten vergingen, Carola lag ganz ruhig, nur die Augen ließen den Gatten nicht mehr loS, da auf einmal, leise zwar, aber rein und frei intoniert, klang von Ihren Lippen sein Licblingslicd, ein paar Takte nur, und dann verklingend: „O Vöglein, du hast dich betrogen, „Sie wohnet nicht mehr im Tal, „Schwing' auf dich zum Himmelsbogen, „Grüß sie droben zum letzten Mall" Und noch bange, schwere Minuten, die weit geöffneten Augen sahen schon nicht mehr in diese Welt, ein leises, banges Stöhnen, ein letzter, zitternder Seufzer, und Fürstin Carola hatte ausge ¬ litten, nun streckten sich die jungen Glieder znm letzten, langen Schlaf. XXXII. „So, Papa, hier ist die Zeitung, denn ohne sie kannst du ja nicht einschlafcn", — neckte Loni und rückte dem Oberstleutnant den bequemen Stuhl noch mehr ins Licht. Er haschte nach der Hand seiner Tochter. „Ach, Lonichen, mußt du nun wirklich wieder fort? Es geht mir an'S Herz, Mädel komm bald wieder, sag Ja!" Loni beugte sich über das welk und schmal gewordene Gesicht. „Ja, Papa, ich komme bald zurück!" antwortete sie prompt. „Ich hab'S mir überlegt, in einem halben Jahre wäre ja ohnehin die Zeit um, und Ulla ist ein so großes, gut entwickeltes Mädchen, es wird der Fürstin nichts ausmachen, ob Ulla nun ein paar Monate früher nach dem Breslauer Institut kommt! Daß du in diesem Klima nicht noch einmal einen Winter bleibst, — ich bin froh, und dein Abschiedsgesuch, — na, ich glaube, es ist Mama ganz recht gewesen, — und es zieht ench ja dock, zu den Enkelchen. Gelt, Papa?!" Er antwortete nicht gleich und sah gedankenvoll vor sich hin. „Ja, weißt du, Loni?" sagte er dann. „Das ist alles ganz gut! Gewiß, ich gehe gern nach Hildbcrg zurück, schon Karls wegen, denn die Schule dort ist doch gut. Aber nun, ich nieine mit Liebigs, was soll denn so'n armer Kerl mit den zwei Würmern machen! Ich fürchte, ihm bleibt beinah nichts anderes übrig, als sich wieder zn verheiraten, und nun denke dir, die Mama, als Großmama, und dann eine andere, eine zweite Frau ach, du liebe Zeit!" Die Frau Oberstleutnant war leise eingetreten. In dem Trancranzug sah die klapperdürre Gestalt noch ver gehender aus, und die Augen blickten so matt aus dein vergrämten Gesicht. — „Ich dachte, dn schliefest!" sagte sie „willst du denn nicht versuchen, ein bißchen zu schlummern?" — „Bin gar nicht müde, Weibchen. — Mir will's nickt in den Kopf, daß Loni morgen fort muß." Sie setzte sich und die matten Augen sahen versonnen inS Leere. Ein paar Tränen liefen ihr über das Gesicht, sie trocknete sie verstohlen. „Liebig hat geschrieben, da. lies ", sie reichte ihrem Mann den Brief. ..Die Hausdame hat gekündigt. das ist natürlich nur so eine Finte. Man kennt daS ja, sie haben alle gleich Heiratspläne im
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