Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 13.07.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187107138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-07
- Tag1871-07-13
- Monat1871-07
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.07.1871
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
qSrschelitt: Ulkich frich 7 ly» Svserale »ee»«n «m^cnosm«».' »iS «bcndS K. SoantaaSr W Mittag- 12 UV» Marle«stratz« LS» t» Reustadt: E»ch»rn>ck«rr1 »Oi So». PLsjlrr. Ok. Klostergasse». >W»pn k dies. vlatt« O»« ei« erfolgreich, veebreituag. »»flage, Sxemplare. Tageblatt sSr Ullterhaltaug mb Geschäftsverkehr. DruS «K Vgenchum v« HomsgÄen Eiepsch K Neichardtff VrranvMtty« Vldaetarr: Illllsr Nrkchsröt. VirrlelMrlich SÜND» »ri uttnrgcldlichkrtt». ferung in'» Haue Lurch di« L-a«gl. lpost »ierktljüffrl. 28'/,Agr. »Mjklu« Nummer« i Ngr SstfenltegPnVp Fstr de. Reu« «>», irfpeitrne, Zetl« wlk« „«»xstMO «» Zrlle « Rr. 101 Lechszehnter Jahrgang. Dresden. l!i. Juli. — Das „Dr. I." dringt folgenden „Tagesbefehl" am II. Full 1871. Soldaten! Nack' siegreich volldrachtcin Kampfe -eiffc Ich Euch herzlich willkommen lm Vatcrlandc. In man Der heiße» Schlacht unter vielfachen Beschwerde» und Bind jalcn dadt Ihr (euch auf's Neue alö treffliche Krieger bewährt mit im Verein mit allen deutschen Stämmen wesentlich dazu ocigetragen, dasi daö gemeinsame Vaterland gegen einen ungc- ecchtc» Angriff gcsct'üist und ein rudinvoller Friede errungen worden ist. Die umsichtige und kiiegskuntige Leitung Euerer Führer, die treue Pflichterfüllung in allen (Graden, die Tapfer keit und Ausdauer der sächsischen Gruppen hat daü p'incrkcniit- nisj aller Euerer Kampfgenossen und des höchsten Führers des deutschen Heeres erlangt, und mied in Feindesland dadt Ihr den Nus der Mannözucht und Bienschllelsteit znrückgclaffc». Empfangt dasnr Bicincn Dank. Zwar dabc» wir manchen derben Verlustzu beklagen, aber der Gcdantc erbebt unv, das, die auf dem Felde der Ehre Gebliebenen für eine gerechte und heilige Sache gefallen sind. Ihr aber die Heimgekedrtcn ge niest die wohlverdiente Nnde und die errungenen Lorbeeren ln der Mitte der Eurigen. Iohan n. Der gestrige Tag, an welchem Meine tapferen Truppen, nach langem, gewaltigem Kampfe deimkcdrcnd, siegcSsroh in Meine Hauptstadt cinzogcn, wird durch den warmherzigen. be geisterten Empfang, der ihnen und idren Führern, Meinen ge liebten Söhnen, von alle» Schichten der Bevölkerung zuTbeil wurde, alten Bctdeiligtcn ein Tag freudigster Erinnerung blei ben. Von diesem Empfange froh bewegt und tief gerührt, kan» Ich cs Mir nicht versagen, Meinen wärmsten innigsten Dank dafür, nicht minder aber für die glänzende, geschmackvolle Aus schmückung der Straffen und Plätze, die umsichtig getroffenen Anordnungen und insbesondere die treffliche Haltung der Ein- wolmcrschait Meine Anerkennung hiermit öffentlich anszusprcchcn. Pillnitz, den 12. Juli 1871. Johann. — Bei der vorgestrigen große» Hoftaicl im König!. Schloff licö Se. Majestät der König die tapfere zurückkedrende Armee leben; Prinz Georg wurde gleichzeitig zum Ehe! des Regiments Nr. IW und dessen zweiter Sohn Prinz Johann Georg zum Ehcf des achten Jnk.-Neg. Nr. 107 ernannt, waS den an wesenden Gästen feierlich verkündet wurde. — Dem bisherigen Prcmierleutnant im Schiitzcnregimcnt Freiherrn von USlar - Gleichen ist die erledigte Stelle eines PlatzmajorS bei der König!. Eommandantur der Haupt- und Ncsidenzftadt Dresden übertragen worden und hat der Ge nannte die Platzmajorö-Function mit dem 1. Juli bereits an getreten. — Noch klingen die Melodien der fröhlichen Märsche in unser Ohr, nach welchen die Truppen ihren Einzug in Dresden hielte», noä) ist nicht ganz das Hurrah verhallt, das die Menge »cn Kriegern daracbractst, deshalb können wir auch nicht umhin, noch einen Rückblick zu werfen am all' das Gesehene und Ge schchene, daö in so bunter Mannigfaltigkeit sich vor unfern Augen entfaltete. Bunt war zwar auch die seit langer Feit uns dem Altmarkt paradircntc Statue der Germania, aber daö weiße Festkleid hätte ihr jedenfalls ebenso gut gestanden, als den geschmückten Ehrensungfraucn, besser wenigstens als der neue Anzug, der schon mehr an die >< ciligcnslatucn in den Wall fahrtsorten des benachbarten Böhmerlandes erinnert. Man sicht, der Geschmack ist manchmal sehr pcrschiedcn. Es hat in des; an sinnigen und hübschen anderen Dekorationen nicht ge fehlt. Wir sehen ab vorläufig von den künstlerisch angefcrtigtcn Bildern, welche hiesige Künstler bereitwilligst und unentgeltlich für die Ausschmückung des oberen Thcilcö der Ehrenpforten verstellten, wir erwähnen bloö, daff einzelne der Tableau einen ergreifenden (Andruck, selbst aus taS härteste Herz machen. An der Kreuzung der Pragcrstraffe und Sitonicnstraffe erhob sich das erste Triumphthor, ein stattlicher, zwei Stockwerk hoher, mit Scitcngängcn versehener Bau in Balkacl'inform. Die Säulen, rvclclie den mit rothen und gelben Stoffen reich und geschmackvoll drapirten Baldachin trage», enthalten, unter zwei groffcn Schilden mit Trophäcnkranz die Inschriften: ,,Dem siegreichen Heere" und „Das dantbarc Dresden". Oben, an der Krönung, liest man: „Willkommen", ebenso auf der Nöck- feite: „Victoria". Tiefes Thor ist mit den obcmzenannten Flaggenmasten durch ein höchst anmuibiaeö Blumenarrangement verbunden, während andererseits von hier aus die ganze innere Prager Straffe mit Flaggenstangen besetzt ist, die ebenfalls durch doppelte FcstonS, Kränze und Bvugucts in eine reizvolle Vcr- bindung gebracht sind. Nach der Mitte der Straffe zu schwebt über derselben daö eiserne Kreuz mit eine Krone! ebenso lfstngt weiterhin, den reichen Schmuck der Straffe erhöhend, eine Valerie herab. Das Bild derselben ist von unserem Altmeister, dem Dir. Prof. Ur. Schnorr v. KarolSi'eld schön c»n,po»strt und nach einer Farbcnscizzc des Prof. Hoimann von den Herren Griebel, Dietrich und Simonson ausgcinhrt. Dasselbe zeigt die Germania, in deren Schutz die alten Ncichölänber Eliaff und Lotbringen znrückkcbren, während die Muse der Geschichte die Siege der deutschen Waffen verzeichnet; darunter steht: „Mit goldncn Fügen strahlt in der Geschichte, was Ihr gctban für s deutsche Vaterland." Ein Herr wurde z. B. vor der Ehrenpforte am Eingänge zur Landbauöstraffe am Pirnaische» Platz so überwältigt von den darauf, nach dem Entwürfe dcö Herrn Diethe, von den Herren Sachse, Rictschcr, Hemken und Kicffling gemalten Scene» auö dem Leben dcö letzten Krieges, daff er sich zu der Acuffcrung veranlasst fühlte: „Hier muff man weinen!" Ein ähnliches Tableau präscntirte die letzte Ehrenpforte der vis lriunmlmli?, am Bautzncr Platz. Auch hier bieten sich die Erlebnisse der Krieger dar. auf der linken Seite der Ilcbcrwölbung daö trau liche, fröhliche „Daheim", auf der rechten die tapferen, zurückgc- kehrten sächsischen Krieger, wie sic der siegreichen Germania die Fahnen alö stolze Siegeszeichen zu Füffen legen. Mach Angabe der Herren Pros. Hübner und Eln bardt, von den Herren Brandncr, Leineweber, Nudow, Kadner und Nautnitz gemalt) Folgende Strophen charakterisircn daö Ganze: „Nun sitz' am trauten Heerte friedlich wieder, Geliebter, Gatte. Vater. Bruder — Du! Nach langem Kampfe doppelt süffc Nu»' Genietzc jetzt im Arm der Deinen wieder." Mitredacteur: Theodor klroinsch. Donnerstag, Ist. Juli 1871. Die Krieger, welche der Germania die Waffen und Fahnen weihen, thun dies mit den Worten: „Die wir erkämpst, die stolzen Siegeszeichen, Wir legen sic zu Deinen Füffen nieder; Dein Friede» klingen unsre Siegcslicdcr O. mög' er nimmer ferner von uns weichen!" So gab sich in Schrift und Wort allüberall die Freude dcö Tages, der Patriotismus der Bewohner kund. Bunt und sinnig waren oft die Dccorationcn und ihre Devise». So batte na mentlich die Firma Joseph Bicher i.Xn pcstit I»a/.ai-> an einem Fenster dcö am Ncumarkt bcfindliclM GeschäftSlocals eine idealisirtc weibliche Gestalt vorgestihrt, welche einem links unten liegenden sächsischen Krieger den verwundeten Arm verbindet, während sic einem rechts zur Seite ruhenden verschmachten den Franzosen mit dem Wasscrkrug erguickt. Der Künst lcr hat der „Albcrtincrin" die Füge der, Kronprinzessin Earola gegeben und ist daö Ganze eine Leistung, die dem Artisten, Herrn Moritz Nötig, alle Ehre macht. Die Fen ster der Kncppcr sehen Tapcten-Fabrik in Neustadt waren durch ein sinniges Transparent geschmückt, während im Goldenen Schwan an der Frauenkirche Herr Adv. Kuntzsch in einem Transparent eine sinnige Anspielung auf unsere Prinzen und ihren früheren, bereits verstorbenen Erzieher, den Präsidenten deö König!. Obcrappcllationögcrichts I)r. v. Langen», durch fol gende Worte kund gab: „Zwei Söhne und ein Gedanke — Zwei Helden und ein Schlag. Waö Langen« lehrt, wird gut!" Im Innern der Stadt flackerten am Abend allerwärts zahlreiche Illuminationslämpchen ebenso würdig in die Nacht hinein, alö die von NathSwcgcn flammenden Gaökandclabcr der öffentlichen Plätze, als die Illumination der amtlichen Gebäude. Ein selt sam schönes Gegenspiel bot das bengalische Flammenmeer deö Avendö an der zur Hauptallee in Neustadt führenden Ebren- Pforte, daS von der Höhe des Königlichen Belvedere ebenso feurig in rotbcn und grüncri Flammen und durch den Zauber der Melodiec» sceundirt wurde. Die Flainmcnunic» am der Mitte der alten Brücke leuchteten weithin und lieffen die oben schwebenden Sicgcögenicn in Hellem Lickst erscheinen. Daö Georgcntbor schwelgte in vollem Sonnenglanze, der sich über daö Dunkel der katholischen Hoskirche auch diesmal wunderte, umsomehr, alö die katholische Kapelle in Neustadt - Dresden wenigstens einige Kränze über ihren Fenstern und eine Guir- landc am Portal zeigte. Die Scl'itterstraffc und Baukncrstraffe entlang war vielfach illuminirt und das Schillcrschlöffchcn licff Abcntö seine 5000 Gatz/lammcn leuchten. Es ginge zu weit, wollten wir Alles erzählen — soviel stetst fest, Dresden hat das Seine gctha» und die elnziehcntcn Truppen baden eö durch ihre Freude, ihren Jubel bestätigt. — Daö Soldatenfcst aus der Sangcrwiese. Eine der originellsten, farbcnkräftigstcn und von echtem Sol daten- und Volkshumor durchwehten Scencricen entwickelte sich von 5 llhr ab auf den Wiesen, die sich entlang der Elbe zwi schen Walt- und Schillcrschlöbchcn hinziehcn. Daselbst erhoben sich 08 BcwirthungSzeltc, in welchen unter der Oberleitung des Kaufmann Bargeldes, der sein allbekanntes Organisationstalent in der glücklichsten Weise abermals zu bewähren verstand, je 2 Bürger die freundlichen Wirthe der Soldaten macksten. Die Waldsckstöffchenbraucrei batte unendliche Blassen von wahrhaft crguickcndcm Erportbicr geliefert, von welchem sich vor jedem Zelte eine groffe Fässerbarrikatc erhob; hinter derselben waren Berge von kaltem Braten, Brod und Butter auigtschichtet. Unsere Soldaten, die sich von den Strapazen des Einzugs mit der ihnen eigenen Elaslicität schnell erholt hatten, drängten sich nun vor diese Zelte, um zunächst unter ter Eontrolc von Bicr- und Spclfcmarkcn. dann aber, als tic!c verbraucht, Eff- und Trinlluft jedoch noch nickst gestillt waren, nach völlig freiem Belieben einen Lgbetrunk und Imbiff zu nehmen. Den erstcrcn empfingen sic in Gläsern, die, ans der Natcbcrgcr Glasfabrik bervorgegangen, das eiserne Kreuz und einen Wilitennnengruff zeigten; das Abendbrot jedoch auf einem Teller von feiner, wciffcr Pappe, den die Eartonagcnfabrit von Wcntzcl hcrgcstcllt batte. Der Teller diente nach slattgchabtem Gebrauch zu einem Spiel, daS lebhaft an das Teilcrwcncn erinnerte, welches l7N0 bei Gelegenheit des Lagers von Zeitbavn unter August dem Starken stattgeiuiiten batte und damals in ganz Europa be sprochen wurde. Nur mit dem Unterschiede, taff damals 20,000 Soldaten auf allerhöchstes Eonunanto ihre von Ltaatswcgcn beschafften Holztcller mit einem Male in die Elbe warfen, wäh rend jetzt gegen 15,000 Soldaten stundenlang hintereinander mit de» Papptclicrn freiwillig ein Bombardement gegen ein ander unterhielten, welches freiwillige Beiträge der Bürgerschaft und die Freigebigkeit der Eommnnc Dresden ihnen gewährte. Die Soldaten sosten sich mit ihren Gaben an die langen Tasti- rciben, welche in den Zeltgasscn aufgeschlagen waren und die sämmtlich den Namc» berühmter Schlachten, wie Sedan, Wörth, Paris u. s. w. führten. Jenseits dieser Tenelreihen glänzte die Leinwand der Zelte, in denen die Herren Offiziere mit Wein, Bier und kalter Küche bcwirtbct wurken, und noch weiter die sansic Höbe hinan warcn Zelte aingeschlagcn, die dem bürger lichen Publikum offen standen und die an iorcin Eingang die Namen berühmter Heerführer, Albert, Moltle, Werder n. i. w. zeigten. Außerdem empfingen die Loidaten von dem Eomitcc Eigarren in reicher Anzahl und auch das Publikum kargte nickst mit dieser Spende. Ein hiesiges Bankgeschäft lieff cs fick'nicht nehmen, durch seine Ebels viele Tausende von Eigarren bün delweise an die Soldaten zu vertbeile». Eine besondere Zierde des FcstplatzcS bildeten die Marketenderinnen. sämmtlich rci zendc Töckster hiesiger anständiger Bürgerffunilien, die, in ei» reizendes Kostüm gekleidet, die Nolle der Negnncnkstoclstcr mit ebensoviel Gewandt! eit, als Takt und Deeenz dmrchfübrten. Wir heben dies; umsomehr hervor, als einige jener blasirtcn Stutzer und Pflastertreter, welche zur Mittagsstunde auf der Sck'loffstraffc ihre lackirten Stieseln und gclangwcilten Gesichter zur Schau zu tragen pflegen, auf jene Marketenderinnen ihre Lorgnons richteten. Daö Leben, daö sich aus dem Festplatze entwickelte, war ein äußerst launiges, durchaus anständiges und an reizen den Bildern reiches. Alle Stände warcn vertreten und cs fand In der Tt'at ein Fraternistren zwischen Volk und Soldaten statt. wie cS sich die kühnste Fantasie eines Socialtemokrate» «ich besser auodcnkcn kann. Dazwischen spielten die Musik-Ebdre, unter denen auch ei» bergmännisches sich vorfand. Dresdner Gesangvereine lieffen ihre patriotische» Weisen erschallen unv rin Tanz auf den dazu gedielten Plätzen führte bald Soldaten mit Mädchen, bald mit Kameraden, bald mit Eivilisten zusam men. Gegen 0 llbr erschienen die allerhöchsten Herrschaften auf dem Festplatze, der König, der Kronprinz und der Prinz Georg nebst deren Gemahlinnen und einem glänzenden Gefolge von Offizieren. Die Ecrrschastcn unternahmen mehrere Nundgänge durch die Zeltstadt, überall jubelnd begrüßt von der Bürger schaft und de»Soldaten. Sic bewegten sich vollkommen unge zwungen in der freudigen Menge und die Turncrschaft muffte oft ihre Hand zu einem dicksten Krciic schlingen, um dem An prall der Bi enge an die höchsten Personen zu wehren. Die prcuffischcn Offiziere, die im Gefolge warcn, sahen nicht offne weundliche Zustimmung daö Schauspiel eines inmitten seines Volkes sich ohne jede behördliche oder militärische Maffregel be wegenden Landcövatcrs und seiner Söhne. Unter den distinguir- ten Personen, die sehr lange auf dem Fcstplatz verweilten, be merkten wir die Minister dcö Kriegs und deö Innern, v. Fabricc und v. Nostitz-Wallwitz. Auch sie amusirten sich allem Anschein nach von Herzen über daö bunte, frohe Treiben. Alle Welt fühlte sich eben wohl. Der König unterhielt sich mit einzelnen Soldaten, sic nach ihren kriegerisck-cn Erlebnissen, den Schlach ten, denen sie bci'gewohnt, fragend. An den einen richtete er die Frage: „Wo sind Sie denn zuletzt gewesen?" „Majestät,— in Potschappcl!" war die mit einer groffcn Heiterkeit von den Umstehenden begrüßte Antwort. Die Zeltstadt gewährte, als die Dunkelheit hcrcingcbrochen war, namentlich von den Höhen deö WaldschlöffchenS aus, einen zauberisch schönen Anblick. Hunderte von Kicnkörben, von Peckffackeln und Jlluminationökcr- zen beleuchteten ein kriegerisch-frcundlicheSBiid gerade genug, um die reizendsten Gruppen ffcrvortreten zu lassen. Herr Baron von Kaökel hatte seine der Zeltstadt gegenüberliegende Elbvllla in feenhafter Weile illuminirt: sie spiegelte sich prächtig in den Fluthcn der Elbe. Gegen lO Ubr trieben starke Winde die Ge witter, die sich während des TageS am Horizonte gelagert hatten, mit ratender Eile herauf und machten dem Treiben ge raume Zeit vor dem officiellcn Schlüsse ein Ende. Die Dampf- schifffahrts und die Omnibus-Gesellschaft hatten einen guten TranSportdicnst arrangirt; die Droschken und Fiacres verlangten aber Preise, die förmlich unerhört waren. — In der Johannisstraffe, wo in der ersten Etage der Bürgerschule sämmtlichc Fenster von Schülerinnen der ersten und zweiten Elaste bcscfft warcn und die jugendlich frischen Kinder, sämmtlich in wclffen Kleidern erschienen, erregte beim Truppcn-Einzugc das Zujauchzcn und Tüchcrschwcnkcn der enthusiaSmirtcn Kleinen besonders die Aufmerksamkeit bejahrter Offiziere. Wir sahen so manchen Oberst und Major dankbar grüßend seinen Säbel hinausschwenken und wenn im Zuge irgend einmal ein Halt gemacht wurde, so beeilte man sich, mit Soda- flaschen und gefüllten Biergläscrn in die Neiden zu kommen. Bei der Mittagsblnc war die Labe höchst willkommen und Damen in höchstcrTvilctte säumten hier nicht aloKclliicrinncn zu fungiren. Zeitweilig kam auch von splendider Hand eine geöffnete Eigarren- kiste in irgend eine Neide, wo man im Zugreifcn natürlich nicht blöde war. — An einen hiesigen Bürger und Stadtverordneten war auö der sranzösiichcn Statt La ferme von 2 dort zurückgeblie benen Kameraden der 2:i. Division folgendes Telegramm gestern Morgen clngclaufcn: „La ferme, den 11. Juli 1^71: Ein drei mal donnerndes Hock' Ihren heute siegreich Anziehenden Ka meraden." — Biedre der hier lebenden Franzosen, denen das Weh ih res Vaterlandes tiei zu Herzen ging und am Tag der allge meinen Freude nur trübe Stunden gehabt hätten, vereinigten sich am Montag zu einem Ausflug nach Tctschen, um dort zwei Tage in den Bergen zu verleben. Alö sic die Prager Straffe hinauögingcn und den großen Schmuck der Häuser, die Kränze und bunten Flaggen sahen, da verstummte die sonst so muntere Rede und Einem der Jüngeren, dessen Aeltern zu Paris HauS und Vermögen cingebüfft, standen Tffräncn der Rührung im Auge. Alle grdörien dem gebildeten Stande an und eö wir» ihnen Niemand zürnen, wenn sie am Tage eine ihnen lieb ge wordene Stadt verliehe», um in der Einsamkeit und in Gotte- Natur einigen Trost zu finden. — Bei dem vorgestrigen Trupprneinzuge wurde in der Waiscnffausstraffe durch herabgcwonene Blumenkränze daö Pferd eines höheren Offiziers scheu und warf seinen Reiter ab Ob gleich Letzterer für den Augenblick besinnungslos liegen blieb, erholte er sich intcff glücklicher Weise bald wieder so weit, daß er sein Picrd erneut besteigen und den Truppen nachcileu konnte. — Leiter sind durch die Anstrengungen deö Einzuges mehrere Soldaten matt und unwohl geworden, und haben namentlich auf der Ostra Alice Einzelne, nachdem sic über die neue Brücke wieder nach Altstadt gekommen, um sich in ihre O.uarticre zu begeben, nickst mehr weiter gekonnt, so daff sie erschöpft liegen blieben. Wie uns Augenzeugen versichern, baffe» sich die An wohner jener Gegend, »ntcr Andern die Kauflcute Schumann. Bierling, Goldickstäger Schulze und Frau Fabrikant Viehhäuser der Aeiinstc» liebevoll angenommen und sic i» ihre Behausung zur bessern Verpflegung schaffen lassen, wo sic sich nach un» nach erholten. Die Hitze des Tages war eine zu große, zu bren nende, so kaff schon ruhig stcbcndc Zuschauer ermattet den Schatte» suchen muffte». — DaS sächsische ArmeccorpS verlor wahrend des Kriege» 1«->70—71 an Todtcn ll.'>Offiziere und 1078Unteroffiziere UN» Soldaten; an Verwundeten 202 Offiziere und 4180 Unter offiziere und Soldaten, mithin betrug der gcsammtc Verlust mehr als den sechsten Tl'eil des Bestandes. Dasselbe nahm an 102 Aktionen Tbeil. Die Artillerie hat 15,521 Schuß, die In fanterie 0 Millionen Patronen verbraucht. — Auf der Sck'loffstraffc wurde vorgestern einer Dame daS Portemonnaie auS der linken Tasche dcö Kleides gestohlen, in dem sich auffcr Effstd noch verschiedene Abonncmcntömarken eines hiesigen Sprach Instituts Veranden. Die bei solchem Men-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite