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Sächsische Dorfzeitung : 06.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189703067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18970306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18970306
- Sammlungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-06
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 06.03.1897
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Sonnabend, dm 6. Marz 1897. 59. Jahrgang »der. > an IeuMekon. »brod«. >en u»d n gute» her Lust gründlich u lerne», L. Herr- s12s^ uer- rej das Vaterland sich des vollen Wertdes ihrer Mit wirkung und daher auch ihrer Noth, andererseits aber auch der eigenen Verantwortung an dem Ausgange mit seinen Folgen, an dem Leben von Tausenden seiner treuen Söhne hangt, bewußt werden wird! An dem deut schen Volke und seinem Reichstage ist es nun, solche Noth ernstlich zu prüfen, zu erkennen und baldigst zu beseitigen, damit schon nach kurzer Frist ruhigen Bewußtseins das aesammte Vaterland wie nach dem Rheinstrome und der Weichsel, so auch nach seinen Meeresgrenzen blicken könne! Bei dem nunmehr im Reichstage in zweiter Lesung angenommenen Gesetzentwürfe über die Zwangs versteigerung und Zwang-Verwaltung ist auch wieder der Versuch gemacht worden, die erheblicken Mißstände zu beseitigen, die durch den Bauschwindel herbei- gesührt worden sind. Man hat versucht, in den Entwurf eine Bestimmung hineinzubringen, worin anerkannt werden sollte, daß bei einem Gebäude die Ansprüche bevorrechtigt seien, die auf Lohn, Kostgeld und andere Bezüge wegen der laufenden und der aus dem letzten Jahre rückständigen Beträge denjenigen Arbeitern zu stehen, welche das Gebäude errichtet oder Reparaturen an demselben auSgeführt haben und man hat späterhin noch, um den Vorschlag annehmbarer zu machen, das Vorrecht auf den durch die Arbeiten geschaffenen Mehr- Werth des Grundstückes beschränkt. Der Versuch ist jedoch, wie alle bisherigen, mißlungen und somit scheint eS denn ziemlich sicher zu sein, daß dem Bauschwindel zunächst nur auf dem Wege der Specialgesetzgebung beizukommen sein wird. ES wird auch zugegeben werden müssen, daß der bei dem Subhastationsgesetze vorgeschlagene Weg schwer gangbar gewesen wäre, da sich der Betrag der den Hypothekengläubigern vor- gehenden Forderungen jeder Berechnung entzieht, ins, besondere da, wo Umbauten in Frage stehen. Darauf, daß der noch nachträglich beantragte Zusatz zu vielen Processen geführt haben würde, da vie Frage, inwie weit im Einzelfalle die Arbeiten den zur Zeit des Ver kauf- vorhandenen Werth des Grundstückes erhöht haben, schwer zu entscheiden ist, ist früher schon häufiger hingewiesen worden. Somit würde auch dieser Versuch der Beseitigung des Bauschwindels zu einer Unter- grabung des Realkredits geführt haben. Man wird deshalb zunächst gut thun, die Erfolge abzuwarten, welche auf dem Wege der Specialgesetzgebung zu er zielen sind. Die preußische Regierung hat schon vor längerer Zeit eine Kommission eingesetzt, welche die Frage der Abstellung der Mißstände prüfen und gesetz geberische Vorschläge machen soll. Die Arbeiten dieser Kommission sinv noch nicht beendet. Ihr Ergebniß wird abgewartet werden müssen, ehe bei anderen gesetz- Gasthofe des Dorfes zu fahren und dort auSzufpannen, nahm eine kleme Tasche, die er mitgebracht hatte, mit einer gewissen ängstlichen Sorgfalt in die Hand und folgte dem Pfarrer zunächst in- Haus. Schon nach kurzer Zeit erschienen Beide wieder, diesmal von Lydia begleuet, die plaudernd am Arme deS JustizratheS hing und in dem weißen, mit kleinen blauen Sternen bestreuten Sommerkleide und dem blauen Bande im braunen Haare ungemein lieblich auSsah. Die Wirthschafterin hatte bereits in der Laube den Tisch hergerichtet und brachte nun die schnell bereitete Eierspeise, kalten Braten, Schinken, Brot und Butter herbei. Justizrath Friebe ließ sich zwischen dem Pfarrer und Lydia nieder, sprach den aufgetragenen Speisen mit großem Behagen zu und trank ein paar Gläser deS funkelnden Rheinwein-, den der Pfarrer au- einer bestaubten Flasche kingoß. Dabei plauderte er über alle möglichen Dinge und erzählte auch, daß Graf Theodor Kunitz in den nächsten Tagen zurückerwartet werde, wobei er in schalkhafter Weise die bi- über die Stirn erröthende Lydia anblinzelte. Erst nachdem die Mahlzeit beendet, der Tisch abgeräumt war und der Pfarrer für den Gast Eigarren herbeigeholt, für sich selbst die geliebte lange Pfeife angezündet hatte, be merkte Friebe wie beiläufig: „Du hast nie wieder etwa- von Deinem Neffen Viktor Haberkorn gehört?" Der gute Pfarrer machte ein beinahe erschrockene« Gesicht. »Wa« bringt Dich denn auf den?" entgegnete er und sah dabei nach der Seite, wo Lydia saß, um an- »s ingungen broda, !81 T men vom kockritz s36j Politische Weltschau. DeutfcdeS Reich. Die deutsche Auf- fassung der kretischen Frage spiegelt die Besprechung eines osficiösen rheinischen Blattes wieder, in der es unter Anderem heißt: Man müsse die Augen mit Gewalr verschließen, wenn man nicht sehen wolle, daß die völlige Vollstreckung des Willens dcr Großmächte immer schwieriger geworden sei. Die deutsche Regierung habe mehrfach die An regung erhalten, zwecks gemeinsamen Vorgehens eine Verständigung unter den Großmächten anzubahnen, welche Aufgabe Deutschland als der unbetheiligste Staat unternommen und durchgeführt habe im Interesse der Erhaltung des Weltfriedens. Wie sich ferner die Dinge in Kreta gestalten, sei Deutschland gleichgiltig. Daraus habe das Berliner Kabinett den anderen Regierungen gegenüber kein Hehl gemacht. Deutschland stehe bei dem schließlichen Ausgange der Dinge nicht in erster Linie; es sei nur betheiligt, soweit eS sich um die Vollstreckung des einheitlichen Willens der Großmächte für den Schutz des europäischen Friedens handele. Recht unangenehme Dinge muß sich, wie bereits einmal erwähnt, der Reichstag jetzt fort gesetzt anläßlich der Diätenfrage sagen lassen. So schreibt z. B. weiterhin die „Deutsche volkSwirthschaft- liche Korrespondenz" zu diesem Thema: Durch Diäten soll angeblich das Niveau des Reichstages wieder auf seine frühere Höhe gebracht werden können; so ver sichern ganz ernsthafte Blätter, von denen man sonst annimmt, daß es ihnen ernst mit der Politik wäre. Wir glauben das Gegentherl. Ein Reichstag z B., der es nicht über sich vermag, sich gegen einen Ahlwardt zu schützen, scheint wenig geeignet für solche Hebungs versuche. Ahlwardt ist auf Grund des allgemeinen, geheimen, gleichen und direkten Wahlrechtes sogar schon zweimal in den Reichstag gewählt worden, während außer ihm niemand im Reichstage ist, der nicht die Ueberzeugung theilte, daß der „Rektor a. D." in ein ganz anderes HauS gehörte, als in das, in dem sich die Vertretung der deutschen Nation versammelt. Der Reichstag muß, bevor ihm Diäten bewilligt werden können, selbst dafür sorgen, daß sie nicht auch an Un würdige kommen. Mit anderen Worten, er muß sich das Recht verschaffen, Leuten das Reichstagsmandat abzuerkennen, die ihrem öffentlichen Lebenswandel nach unwürdig find, eS auszuüben. Daß der Richter Ver brechern das Mandat aberkennen kann, genügt nicht. Der Reichstag muß ein höchster Gerichtshof über den politischen Ruf seiner Mitglieder sein und muß sich da- beider Männer sein mochten. Bei den sehr seltenen Besuchen, welche der greise Pfarrer Dresden noch ab stattete, war Friebr'S HauS selbstverständlich sein Ab steigequartier und Letzterer, der als Srchverwalter mehrerer umwohnender Großgrundbesitzer öfter in der Nähe von Wiesenbu''g zu thun hatte, benutzte fast immer eine solche Gelegenheit, um für längere oder kürzere Zeit bei seinem alten Freunde vorzusprechen und sein hübsches Mündel zu sehen. Als er heute am Pfarrhause vorfuhr, glaubte Haberkorn, der vom Fenster seiner Studirstube aus den nahenden Wagen bemerkt hatte und ihm entgegen- kam, ihn wiederum auf einer solchen Geschäftsreise be griffen und begrüßte ihn, während er ihm den Wagen schlag öffnete, mit den Worten : „Alter Freund, das ist ja eine angenehme Ueber- raschung. Welch' em günstiger Wind weht Dich denn einmal wieder nach Wiesen bürg!" „Geschäfte, lieber Pfarrer, Geschäfte", erwiederte der Justizrath, indem er sich mit einer für den korpu lenten Mann bewundernSwerthen Leichtigkeit aus dem Wagen fchwang. „Aber ein paar Stunden habe ich doch Zeit für Dich und wenn Du mir etwas zum Frühstücke geben willst —" „Was Küche und Keller vermag", fügte der Pfarrer, dem Gaste herzlich die Hand schüttelnd, hinzu. „Ich kenne Deine Schwäche für das Tafeln im Freien und habe schon im Vorbeigehen der Frau Reinhardt den Befehl gegeben, in der Weinlaube zu decken. ES ist Dir doch so recht?" „Vollkommen", erwiederte der Justizrath, gab dem Kutscher seiner MiethwagenS die Anweisung, nach dem Recht erstreiten — letztere- wäre kaum nöthig — Volks vertretern das Mandat zu entziehen, die eS entwürdigen. Sobald der Reichstag über sich vermocht haben wird, einen solchen Antrag zum Beschlusse zu erbeben, dann wird sich leicht über die Diätenfrage hinwegkommen lassen. Man verlangt Diäten im Namen der öffent lichen Moral; sorge man in deren Namen dafür, daß sie jedem Reichstagsmitgliede nach ihren Gesetzen ge währt werden können! Für die Einbringung eine- neuen Socia- listengesetzes treten die „Hamburger Nachrichten" im Anschlusse an die letzte kaiserliche Rede wiederum in außerordentlich scharfer Weise ein. Es heißt in dem betreffenden Artikel zum Schluffe: „Wir vermögen die Gründe für die bisherige Nichteinbringung eines solchen Gesetzes nach allem Vorangegangenen auf dem Gebiete politischer oder juristischer Erwägungen nicht mehr zu finden, sondern müssen solche persön licher Natur annehmen und uns die Frage vorlegen, ob diejenigen, die zur Ausführung des kaiserlichen Willens nach Maaßgabe der Verfassung berufen sind, sich durch Einbringung eines Specialgesetzes dem Zorne oder der Rachsucht der Socialdemokratie auszusetzen glauben und dies zu vermeiden wünschen. Wäre La der Fall, so müßten wir sagen, die Furcht ist ein schlechter Rathgeber, wer sich fürchtet, gehört nicht auf einen verantwortlichen Posten an der Spitze des Staates und der Monarch sollte auf die fernere Mitwirkung solcher „ängstlichen" Männer (!) an der StaatSregierung lieber verzichten, wenn er, wie er selbst sagt, fechten will." Zu Gunsten der deutschen Flottenver mehrung regen sich in patriotischen Kreisen immer mehr Stimmen. Der deutschen Flotte Noth beruht in der That in dem Vorhandensein zweier gegensätzlicher Erscheinungen, von welchen die eine auf ethischem, die andere auf materiellem Gebiete liegt. Auf der einen Seite besteht der glühende Drang eines ausgezeichneten OsficierSkorps, der disciplinirtesten, hervorragend aus gebildeten, von bestem Geiste beseellen Bemannung, für der eigenen Flagge Ehre, für des Vaterlandes Ruhm und Heil rückhaltslos Leib und Leben einzusetzen, das Höchsterreichbare zu leisten und wetteifernd mit des Heeres alter Glorie, auch zur See dem Reiche neue Lorbeeren zu erkämpfen, auf der anderen die vollkommene Unzulänglichkeit der hierzu nöthigen sachlichen Mittel. Müssen, höchstes, bingebendes Wollen, erschwerte- Können und Vollbringen, gepaart mit dem Bewußtsein nicht allgemein genügender Würdigung ihrer hohen Bedeutung dürfte am Besten die Zwangslage kennzeichnen, in welcher sich die deutsche Marine befindet. Sie hofft, daß lange, ehe des obersten Kriegsherrn Ruf zum Kampfe wird ergehen müssen, Die Erbschaft. Kriminal-Roman von Ludwig Habicht. (Nachdruck verboten.) (6. Fortsetzung.) Wiesenburg lag nur eine Wegstunde von Dresden entfernt und war vermittelst der Eisenbahn, die ganz in der Nähe deS Dorfes eine Haltestelle hatte, in ganz kurzer Zeit zu erreichen; Justizrath Friebe, der, wo eS sich nur irgend thun ließ, das Nützliche gern mit dem Angenehmen verband, zog eS jedoch vor, in einem be- quemen Wagen dahm zu fahren und im süßen Nichts- thun den herrlichen Maitag zu genießen. Die Fahrt durch prächtigen Laud- und Nadelwald, durch liebliche, wohlangebaute, von der Elbe bespülte Thäler, vorbei an hübschen, gutgebauten Dörfern, an rebenumkränzten Höhen und stattlichen Landhäusern versetzte ihn m eine angenehme Stimmung. Mehr und mehr verflüchtete sich der Unwille, den er über da nach seinem Dafürhalten unverständige und ungerechte Testament empfunden und machte dem freudigen und gehobenen Gefühle Platz, der Ueberbringer einer um verhofften guten Botschaft zu sein. Als echter Lpikuräer beschloß er, dasselbe iecht auszukosten. Eine langjährige Freundschaft verband den Justizrath mit dem etwa um zehn Jahre älteren Pfarrer Haberkorn, eine Freundschaft, die in guten und bösen Tagen er probt worden und festgeblieben war, so verschieden auch die Lebenswege, die Anschauungen und Neigungen ll 90 )8 62 15 88 »7 40 Expit», u. Redaktion Dresden-Neustadt kl. Meißner <Mse 4. Dir Zeitung erscheint Tieuftag, Dannerstag und eonnabend früh. Abonnementt- PretS: dterleljährt. M. 1,50 Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- »nstaltcn und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung tnS Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pf. älhsische DochtüuW. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 15Pf. Unter Eingesandt: 30 Ps. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann ZNükker in Dresden. Jnseratcn- Annahuiestellcu: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvajidcndank, Haasenstein LVoglcr, Rudolf Moise, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kcsselsdors u. s. w.
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