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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-09
- Tag1886-09-12
- Monat1886-09
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1886
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5140 eines neue» Fürsten e'nzuberusc» kütte; doch ist dies mir ein vor läufiger Gedanke, dessen Berwirklichuiiq wohl auf manches HinLermß stoße» dürste. WaS die Person des kuustigca Fürsten bciriffl, so erachtet man in türkischen Kreisen als den einzigen möglichen von allen bisher genannten Candidaten den Prinzen Waldemar von Dänemark, Candidamren, wie die des Fürsten Karageor- ayevic, des Fürsten von Montenegro, betrachtet man als publicistische Tendenzmacherei, die e» nicht verlohne, sich bei idr irgendwie aus. zuhallen. Ein Oldenburg oder Lcuchtenberq stieße, als zu einseitig russisch, aus Englands Widerspruch. Prinz Waldemar dagegen wäre eine Art Eoinvroiniß'Candidat zwischen Rußland und England, da er beiden Haien gleich nahe verwandt ist. England — da» weiß inan — würde gegen ihn kein Veto einleqen; doch weiß man noch Nicht, ob er in St. Petersburg genehni ist. Die Hauptgesahr, wie gesagt, hält man hier sür beseitigt, sobald Fürst Alexander auj dem lllande ist, aber bei Leide nicht alle Gefahr. Man lürchtet, daß ein Triumph Rußlands in dieser Frage weitere Begehrlichkeiten der Panslawisten wachrusen werde, und sragt sich mit Besorgnis, ob der russische Hos stark genug sein wird, sich ihnen zu entziehen und falls nicht, ob Europa einig genug ist, dein Vordringen Rußlands in den Weg zu treten. Tie Lage bleibt alio insolange kritisch, als rs nicht zweiselloS seststeht, daß sich Rußland mit der Entsernung des Fürsten Alexander begnügt und aus directe Eingriffe in Bul garien verzichtet. —— * Telegraphische Meldungen: * Moskau, 10. September. Die „Moskauer Zeitung" schreibt, der Battenberg sei mit dem nämliche» Triumphe aus Bulgarien auSgezogen, mit welchem er in dasselbe eingezogen sei, indem er daS Land in einem betäubten und dcinoralisirlen Zustande znrücklasse. Bei dem Abschiede hätten demselben einige Bulgaren zugerusen: Aus Wiedersehen! Nun, auch das sei möglich, aber lieber das, lieber zehn Battenderger, als daß Rußland durch caS Eingehen irgend einer Verbindlichkeit seine Freiheit einbüße. Rußland sei jetzt gesicherter und stärker denn lemalS. die geringste Einschränkung seiner Freiheit werde seine Stellung schnell verändern. (Wiederholt.) "London, 11. September. Die „Morningpost" erfährt, der heutige CabinctSrath werde über die Antwort aus die letzte Note der Türkei bezüglich der bulgarischen Frage berathen. Es handle sich um die sehr ernste Frage, ob die Siguatarmichle Rußland gestatten wollen, die Unabbängigkeit Bulgariens zu zerstöre» und sich die Straße nach Konstantinopel auszuschließen. Aus dem Ae» gleich des neuesten Artikels des „Journal de St. PöterSbourg" mit dem Ton der türkischen Note folgen die „Morningpost", daß das vielbehauptete Einvernednicn zwischen Rußland und der Pforte über die bulgarische Frage nicht existircn könne. — Der diesseitige Bot- schaster in Ko»stanti»opel, Thornton, hat gestern die Rückreise aus seinen Posten angelreten. "Petersburg, 11. September. Dem Herausgeber der „Mos kauer Zeitung" und Dircctor des Moskauer LyceumS, Katkotv. ist, wie der „RegierungSanzeiger" meldet, sür seine fruchtbringende Thätigkeit aus pädagogischem Gebiete und sür seinen jahrelange» unermüdlichen Eifer, klares Berständniß sür die wahre» Grundlagen des russischen StoatslebcnS im Publicum zu befestigen, der St. Wladimirorden ll. Llassc verliehen worden. Nachtrag zum politischen Tagesbericht. * Als Bsvollmächtigle zun, BunveSrath weilen gegenwärtig in Berlin: königlich sächsischer Geh. Finanz- Rath Golz, königlich wiirtlembcrgischcr Ober-Steuer-Ncrth Fischer, großherzoglich hessischer Mimsterialrath v. Werner, großherzoglich sächsischer StaakSrath I)r. Hcerwart, herzog lich braunschweigischer Minister-Resident Freiherr v. Eramm- Buradorf, Senator der freien und Hansestadt Hamburg, I)r. Versmann, sowie der BundeSralhS-Eommissar der Landes verwaltung sür Elsaß-Lothringen, Ober-Negierungö-Rath Hauschild. * Wie unS ein Telegramm auS Berlin meldet» ist Ludwig Löwe daselbst am Sonnabend Morgen gestorben. Der Verewigte war geboren an, 27. November 1837 in Heiligenstadt, besuchte daS Gymnasium seiner Vaterstadt und Uetz sich dann in Berlin nieder, wo er ein Haus sür Werk zeugmaschinen etablirte. Später gewann er einige vermögende Industrielle, mit denen er sich zur Gründung einer Gesell schaft für Maschinenbau nach amerikanischem Muster verband. Die Leistungen derselben zeichneten sich namentlich durch ibre in Europa bisher unbekannte Präciston auS, und so »ahm die Fabrik infolge großer Lieferungen von maschinellen Ein richtungen und Äaffen für die preußische und russische Regierung bald eine» bedeutenden Aufschwung. Seit 1865 Mitglied der Berliner Stadtverordneten - Versammlung war Löwe vornämlich thätig bei der Reform des Berliner VolkS- schulwesenS. Bon dem ersten Berliner Wahlkreis wurde Löwe 1877 in daS Abgeordnetenhaus und 1878 in den Reichstag gewählt, wo er sich der Fortschrittspartei und später der deutsch-freisinnigen Partei anschloß. Beiden parlamentarischen Körperschaften hak er seitdem ununterbrochen angehört und in ihnen seine Thätigkeit besonders der social- politischen und handelspolitischen Gesetzgebung gewidmet. * Die deutschen Vereine Vrünnü haben, wie von dort berichtet wird, beschlossen, aus Anlaß deS hundcrl- jäbrigen Bestandes dcS Brünner Augartens als öffent licher Belustigiingsort ein großes Kaiser-JoscsS-Fest im Augarten zu veranstalten. Die Abhaltung dieses Festes, dessen Ertrag dem Kaiscr-Ioscss-Deukmal-Vercine in Brünn gewidmet ist, wurde auf den 10. d. MtS. festgesetzt. Kaiser Joses ll. hat den bis zum Jahre 1773 im Besitze des Iesuiten-OrdenS befindlich gewesenen Augarlen gelegentlich seiner Anwesenheit in Brünn im Jahre 1786 durch ein Handschreiben an den damalige» Landesgouveriieur Grasen Eavriani der Benützung deS PublicumS gewidmet. In diesem Handschreiben, welches auch einige sür daS Emporblühc» deS Brünner Theaters förderliche Anord nungen enthält, heißt eS unter Andern,: „Nebst diesem finde ich auch nöthig, daß zur Ergötzung deS hiesigen Publici iür einen öffentlichen Spaziergarten gesorgt werde. Wohl seiler und besser kann hiezu nichts gesunden werde», als der ehemalige „Icsuitengarten". ES sind daher ex paito publici etliche hundert Gulden deS IahreS darauf zu verwenden, daß die Alleen in gutem Stand gehalten, gesäubert :c." Bis zum Jahre 1828 wurde der Augarlen von staatsmegen erhalten, in diesem Jahre kam er in die Obhut der Gemeinde Brünn, und seit dem Iabre 1836 befindet sich die Verwaltung des selben in den Händen der mährischen LaiiLsiäiide. Der pro visorische Landtag des IahreS 1848 erklärte im Jahre I84S den Augarten, daS Kaiser-IosesS-Denkmal bei Slawikowitz und den Franzensberg sür alle Zukunft alS National-Dciik- inäler, welche unter dem Schutze LcS Landes siehe». Seil dem Jahre 1861 ist der Augarten grnndbücherlichcr Besitz des Landes Mähren. Wie sehr der Augarlen de» Bewohnern BrünnS, und zwar in erster Linie Len unbcmilteltcn Elasten derselben zu Gute kommt, und daß derselbe sür die Stadt eine wahre Wohlthat, sowohl in sanitärer Beziehung als in seiner Eigenschaft als BclustigungSort ist, haben die Erfahrungen der ersten hundert Jahre seines Bestandes als össcillichcr Garten zur Genüge bewiesen, und die Bevölkerung der ii'ährischcn Landeshauptstadt, welche Kaiser Joses II. so viele Wohlthakcn und Beweise der Fürsorge zu danke» bat, wird gewiß nicht verabsäumen, durch allgemeine Theilnahme an dem JubiläumLsesle die Schaffung eines würdigen Denk- inaleS sür den unvergeßlichen Kaiser thalkräftig zu fördern, * Nach einer Meldung auS Lemberg wurde der Zu sammentritt der gemischten österreichisch-russischen Eoinmission sür die Regelung der Weichsel und LeS San an der Grenze sür den l5. September anberauiilt. Die Com mission wird die in den Negulirungsplan enibezogenen Strecken bereisen, die sertiggesiellten Arbeite» besichtigen und über die demnächst in Angriff zu nehmenden Arbeiten Berethunzen pflegen. * AuS Paris, 8.September, wird der„Vossischen'Zeitung" geschrieben: „Nachdem er lange genug den Pariser» gezeigt worden, ist der sudanesische „Prinz Karamoko" nebst Gefolge abgereist oder vielmehr abgeschoben worden. Vorher hat er Gelchcnke erhalten, welche an, besten zeigen, wie doch der Jüngling in den Augen der maßgebenden, eingeweihlen Personen gewerthet ist. Der Kriegs,,unister Boulangcr gab ihm zwei Kürassier-Rüstungen. Im Lager bei ChalonS hätte nämlich Karamoko ei»:» Panzer anprobirt und dabei seinen Kummer auSgehaucht. sein Vater werde ihm denselben ab- nebinen; deshalb erhielt er einen zweiten. Der Marineminisler gab ihm einige Filzdecke». vier Feldslühle. acht kleine Klapp stühle. ei» Kropalschek-Gewchr mit lvO Patronen, einen abgeschrägten Spiegel mit silberner Fassung, Glasperlen und einen Kaste» Glasstücke. Hierzu kommen 12 auSrangirte Dragoncrhclme sür die priiizlichc Leibgarde, rothe Stieseln für den Prinzen und sein Gefolge, ein Paar Iagdstiesel und bronzene Taschenuhren für den Prinzen, seinen Vater und daS Gefolge. Eämmtliche Kosten der Reise Karamoko'S und Sippe betrage» 50.06U Franc- und werden vom Au-wärtigcn Amte getragen. Die Blätter schwindeln trotzdem vor. Lamorv, der Vater Karamoko'S. sei der mächtigste Fürst deS Sudans und gebiete über 1,57 Staaten, welche zusammen ebenso groß seien alS Frankreich und Spanien." * Zur Lage in Spanien wird der „Nationalzeitmig" auS Madrid, 7. September, geschrieben: Bor etwa zwei Wochen brachten die ossiciösen Blätter die Nach richt, Sagasta wolle in die Granja iabre» »nd der Königin eine Badereise nach San Sebastian empfehlen. Reiseroute und Stunde der Abreise waren schon beinahe anqckündigt. als sich erwies, daß die Rechnung falsch war. Maria Christina hat erklärt, daß sic bis Ende dieics MoualS in der Granja bleiben und bann direct in die Haupt- stabt komme,, werde. Die „Evoca" bemerkt «reffend, daß sie damit ibren Ministern eine Lehre habe geben wollen. Diese sind aller dings in Verlegenheit gebracht und die Combinationen hinsichtlich der Bildung eines Labinets Martinez EamvoS werden wieder in polnischen Kreisen eifrig besprochen. Daß die Krisis unabweisbar geworden, ist ohne Zweifel, nur könnte es geschehen, daß ebenso wie im Herbste 1883 ein Versuch mit der Linken gemacht wird, um deren Ungeduld zu zügeln; und daS ist um so wahrscheinlicher, als eS dadurch möglich wäre, den unbequemen General Sala- mau ca unschädlich zu machen, indem man ihm die Gelegenheit giebi. sich zu verbrauchen. General Salamauca steht schon seit einige» Monaten im Vorder- grinide und Hai sich sogar erlaubt, gegen die Negierung sehr deut liche Droliungcn zu machen, welche er seinem Rivalen Jovellar eiitgegeiischleuderte, weil dieser ihn von seinem Posten absetzle. Ursache dieser allerdings Nicht übliche» Zurücksetzung war die Oppo- sition, die Salamanca den Militairresorinen des Ministers im Senate machte. Es handelte sich nämlich um die Verminderung des Ossicier- corps. blas von den Generale» sollten etwa 120 verabschiedet werde». Diese riese» Salanianca an ihre Spitze und begannen zu droben. Noch ist die Frage nicht entschieden, da der ehrgeizige General mi Heere sehr populär ist und Alles zu thun scheint, um sür den äußersten Fall vorbereitet zu sein. Im Militair-Casino, dessen Präsident er ist, veranstaltet er Festlichkeiten sür tue Osfieüre, und ebenso bevorzugt er die Presse ganz besonders. Ter Besuch der sü»sz,g italienischen Pudlicisten wurde zur Veranlassung, daß er gegen die Regierung eine neue Herausiorüerung ricytete: Cavallotti. der wenig bedeutende Theaterdichter, hatte sich durch tactlose Redens- arten über Republik und lateinische Union in den osficiellen Kreisen unmöglich gemacht. Trotzdem wollte ilm und seine Landsleute der Präsident des MililaircasinoS festlich im Vereine einpiangcii. Tie Ungunst der Regierung zeigte sich darin, daß der Militairgouverneur Pavin nicht zu finden war, als zwei Oificiere bei ibm ansragen wollten, ob es gestaltet sei, zum Empsange Militairmusik kommen zu lassen. Ohne die sormelle Erlaubniß erhalten zu haben, wurde die Capelle besohlen, indem die Oificiere später versicherten, daß sie glaubte», dieselbe würde nicht verweigert werde». DaS würde auch gewiß nicht geschehen sein, wenn Salanianca nicht durch eme tactlose Festrede die Entrüstung der Freunde Alsonso's XII. und der Königin her- vorgerusen hätte. Er vergaß nämlich vollständig, ein Hoch aus die »önigssamilie auszubringen: ohne derselben Erwähnung zu thun, feierte er blos Amadeus von Savohen als da» Muster eines Königs. Gewiß hätte er auch einige Worte über den kürzlich verstorbenen Alionso XII. und besten Witiwe cinslechlen solle», doch scheint er absichtlich die Unterlassung gemacht zu habe». Da die Regierung offenbar sich scheut, gegen den einflußreichen General vorzugehen und ihr auch der formelle Borwand dazu schlt, muffen die Oificiere büßen, welche die Musikcapelle ohne Erlaubniß Pavias Herbeiriesen. Der Coinumndant und Schatzmeister des Casino, Bueno, ist zu einem Monat Gesängniß, kcr Sccretair, Lieutenant Zcnvrra zu vierzehn und der Oberst Caballero zu acht Tagen Arrest verurtheilt worden. Man muß gestehen, daß diese Bestrafung überall einen sehr schlechten Eindruck gemacht hat, besonders gährt es in Osficierskreisea mächtig. Pavia's Handlungsweise war nicht blos ungerecht, sondern sehr unklug, besonders da das Mlitair mit Jovcllar'S Reformen unzufrieden ist, und die republikanischen Elemente recht ralilrcich sind. Der Besuch der italienischen Publiciste» hat manchen Mißio» kiervorgernsen, an dem allerdings der Wortführer derselben, der Phrasenheld Cavallotti, die Schuld trägt, indem derselbe das Gastrecht zu republikanischer Propaganda mißbrauchte, wodurch sich die Vertreler der spanischen und italienische» Regierungen gezwungen sahen, sich ablehnend zu verhalten. Nachdem die Gaste gestern Madrid verlasst», hat eine recht unerquickliche Zeilungspolemik begonnen, indem der zorrillistische „Progresso" die Regierung beschuldigt, der inlernattonalen Höflichkeit nicht entsprochen zu haben, während die „Epoca" treffend bemerkt, daß die Freunde deS „Progresso" durch Hincintragen politischer Tendenz-» den Charakler des Besuches geändert und tliattächlich die Pflchlcn der Gastgeber vergessen hätten. Der „Tiglo Futuro" weist auf die Ausschließlichkeit der sür die lateinische Völkerverbrüderung schwärmenden Republikaner und Liberale» bin, die an manche» Taellosigkeiten schuld gewesen sei. Im nächsten Jahre werden die spanischen Publizisten den Besuch erwidern. Musik. Neues Theater. Namiro, romantische Oper von E. Lindner, „Dichtung" von Th. A. Herrmann und de», Compoiilsien. I. Leipzig. 1>. September. Tie neue Oper „Namiro" von Eugen Lindner, Text von Th. A. Hrrrmann und vom Eom- pviiisten passirte am Freilag zum ersten Male unsere Bühne. Zui» Ereigniß gestaltete sich diese erste Anssührung zwar nicht, wie die Freunde deü Eoiiipoilislen eS gewciffagt Hallen, aber die Oper fand eine srcundliche Ausnahme, der Eomponist wurde nach einigen Höhepunkten seines Werkes mit hcrvor- gcrufcn, immerbin ein sehr erfreulicher Erfolg, wenn man bedenkt, daß „Namiro" ein Ersttüigöwerk ist. Hoffentlich nimmt der Eoinponist diese Kundgebungen, so wie sie von dem wohlwollenden Theile LeS Pubi»cu»rS gemeint waren: als Ausmunlerung zu fernerem Streben und nicht etwa als Zeichen der Anerkennung einer „Meister"that. Dann dürste von dem Eomponlsteil bei Bewahrung eines offenen BlickcS. besserer Wahl seiner Stesse und scharfer Selbstkritik noch GuleS aus dem Gebiet der „Oper" zu erwarten sein. Bei einer kritischen Belrachiung des „Namiro" ist zunächst die textliche Unlerlage ins Auge zu fasten. Der Cardiiialschlcr der allen „Oper" ist darin zu suchen, daß in derselben daS Drama zu der nichtssagenden Stellung dcS scciiischen Hintergrundes herabgewürdigt erscheint, die Musik als Selbstzweck austrstt »nv der Text so verarbeitet wird, daß der Eompouist bequem seine Arien, Duetten, Chöre, Balletsceucn :c. ganz nach Belieben ciiibringcn kann. Der eigentliche Zweck des Ganzen, daS Drama „wird znm Mittel, daS Mittel dcS Ausdrucks die Musik zum Zwecke". Auch Lindner'- Oper huldigt diesem Schlendrian, diese schreiende Verkebriiiig der natürlichen Verhältnisse, denn die Forderungen deS DramaS, Leidenschaftlichkeit und Wahrheit werden in kein Texte mit kalten Höstichkeitcphrasen abgesprist. Der In halt dcS Textbuches ist kurz folgender: Namiro, „der rechtmäßige Tbronsolger deS Fllrstentbum» Leon" gewann sich aus seinen Ltreiszügen im BaSkenlande die Liebe LustlaS. cincS armen, aber sehr schönen Fiscber- inädchciiS, eine Thatsache. welche die „Dichtung" der Oper mit folgenden schönen Versen schildert: Forschend zog ich durch die Gauen, Wollte Länder, Menschen schauen. Kam am fernen Meercsstraude Zu der lapjcrn Basken Lande, Tort ist's, wo deS Wandrers Hand Eine edle Perle fand! Während der junge Fürst nn BaSkenlande sein Liebesidhll träumt, stirbt dabe»» der Vater. Tückische Feinde bedrängen taS Land, bis Enrique, der jüngere Brudcr Na»iiro'S. alle Gesabren siegreich bestehend, in Abwesenheit deS rechtmäßige» Thronfolgers selbst die Krone sich aneignct. Namiro, endlich ziirückkehrend, sieht sich um sein Erke betrogen und erbebt die Hand gegen de» Bruder, um Bcrrath zu rächen. Zur Strafe wird er aus eine einsame Felseninsel verbannt. Raiiiiro'S Trost ist die Liebe und Treue Lusita'S, aber unvor- ichtiger Weise ruft er Enrique zu: Raubst Du mir Tkro» und Heimathlaud, Nie reicht Lusita Dir die Hand, Ihr treues Nugenpaar mir lacht Durch Einsamkeit und düstre Nacht. So schwungvoll diese Verse sind, so unvorsichtig war eS von Namiro. mit ihnen Enrique zu leidenschaftlicher Neugierde zu entstammen. Und daS Furchtbare trifft ein. Enrique zieht mit seinem Troß nach dem BaSkenlande, um sich Lusita zu gewinnen, und sinket auch, merkwürdiger Weise ohne die nähere Adresse Lusita'S zu besitze» — BaSkenland MeereSstrand. einsame Fischcrhütte — die „Perle" deS BaSkenlande». Mit Hilfe der allen intriganten Pflegemutter Lusita'S, Uraca, ver leitet er endlich Lusita zur Untreue: sie folgt ihm al- Geinahl nach Leon. Aber die Undankbarkeit deS jungen Paare« entflammt Uraca zur Rache. Hat sie Lusita erst zur Untreue gegen Namiro verleitet, so erscheint ibr der Letztere ctzl alS ein willkommenes Werkzeug zur AuSsübrung ihrer chwarzen Pläne. So zeigt unS der dritte Act Uraca, wie ie in finsterem Sinnen auf der einsamen Felseninsel Ramiro'S harrt. Nachdem Namiro durch Vorzeigung deS von Lusita verächtlich weggeworsenen BcrlobungS- ringeS von der Untreue der Geliebten überzeugt ist, scheu wir ihn zum finstern Rächewerk bereit. Er entreißt der Wunderblume den Herrscherring, der ihn „zum Herrn macht der Geisterschaaren" und ihm die furchtbarste Gewalt zur AiiSsührung seiner Rache, welche zugleich die Uraca's ist. ver leiht. Er überrascht die von Gewissensbissen gefolterte Lusita und ibren Gemahl beim trauliche«, Zusammensein und aus sein Machtwort werden beide nebst dem Fürsienschloß von den Finthen dcö MeereS verschlungen (1. und 2. Tod). In eine», Nachspiele wirb das Schicksal Ramiro'S unv Uraca'S besiegelt, die Letztere springt, wahnsinnig geworden, inS Meer (3. Tod) nnd Namiro stirbt, nachdem er erfahren hat. daß Lusita eigentlich schuldlos war, augenscheinlich an Altersschwäche, denn einen anderen Grund kann man nach dem Texte nicht herausfiuteii (4. Tod). Die verklärte Lusita erwartet ihn auf einem Felsen langsam auS dem Meere einporsteigend. Dies in kurzen Zügen der Inhalt der „Dichtung", welche znnächst die Eigenlbüiiilichkeit zeigt, daß keine der geschilderten Charaktere rein und tadellos ist. Namiro wird zum Be herrscher der Geister unv furchtbarem Rächer des VerrathS, Lusita ist dem Geliebte» untreu und motivirt diese Untugend sehr schwach damit. Sein (Enrique'S) Blick bannt Willen mir und Stulle, Ich finde keine Kraft ihn abzuwehren. Biel bester wäre eS gewesen, Halle der Textdichter ihr diese Kraft verliehen und den Knolen anders geschürzt. Enrique endlich ist ein ebenso großer Intrigant auf dem Throne, als Uraca eine Intrigantin in der Hütte. WaS bleibt also noch GuleS übrig? Daß alle vier Hauplpersonen auf offener Scene sterben, verzeiht man ibnen gern, da die Oper doch ein Ende haben muß und der Dichter offenbar kein andere- finden konnte, als daS. olle vier Hauplpersonen sterben zu lasten. Diese Energie der Erfindung ist namentlich vielen Capell- nicister-Opcrntext-Dichtern zu empfehlen, die Anwendung dieses Mittels, ein Ende zu gewinnen, sollte möglichst schon in, ersten Acte, erste Scene, statlsinben. Dadurch würde der Zuhörer am sichersten auS der Gcsahr errettet, in einer solchen Oper den gräßlichsten aller Tode, den der Langeweile, zu sterben. Nun, langweilig ist die Liudner'sche Oper nickt und sicher auch keine Eapellmcisler-Oper, vor diesen, Geschick hat da« Talent dcS Componisten, trotz der Gefahren des Textes. daS Werk bewahrt. Aber der Text strotzt von Unwahrscheinlichkciten und un- motivirtcn Vorgängen, kein Charakter entwickelt sich, da» an scheinend Gute wird plötzlich zum Bösen, meistens ohne jeden Uebcrgang. Man kann also unmöglich dem Verfasser des Textes Eomplimeiite machen, und höchstens zur Entschuldigung aiifübren, daß die Oper auch in dieser Beziehung ein Erst lingswerk ist, Herr Lindner wird auS der Anssührung seine« Werkes viel lernen und an eine» anderen Text wählerischer und strenger herantreten. Seine Musik, über welche in der nächsten Nummer eingehend beurlhcilt werden soll, ergiebt viel mehr Lichtblicke als sein Text und erklärt genügend die wohl wollende Ausnahme der Oper. Möge Lusita'S Wort Ramiro bleibt so lang! Vielleicht Hat er das User nicht erreicht! keine böse Prophezeiung aus die Lausbahn deS Componisten sein. M. Krause. * Leipzig, 12. September. In vollster Uebereinstimmung mit den AnSsükrungcn unseres geehrten Herrn Berichterstatters weisen wir noch einmal daraus hi», daß die Oper „Namiro" vom Publicum reckt wohlwollend ausgenomnien worden ist. Dieser günstige Erfolg dcS dramatischen Erstlingswerkes von unserem Mitbürger Herrn Eugen Lindner läßt erwarten, daß die heutige Wiederholung beinjeuigen Publicum, welches die Abwechslung liebt und nicht allzu bekannte Musik hören will, eine willkommene sein wird. * Leipzig, 12. September. Aus daS heute Sonntag, den 12. September, Nachmittags 4 Uhr in der Pauliner- kirche statlsindende Kirchen-Eoncert machen wir noch besonders ansmerksam. DaS Programm ist ebenso gediegen alS reichhaltig und enthäl Eomposition von Papperitz, Kaiser, Rheinberger, Schubert, Bach. Neinecke, Liszt, Wintcrbcrger, NleS, Mendelssohn und Neinthaler. DaS Sängerpaar Hungar steht von vorigem Iabre der noch in gutem Andenken und da in dem Concerte außerdem noch die ausgezeichneten beimischen Kräfte, die Herren Capellmeisier Silt und Paul Homcyer, Organist deS Gewandhauses. Mitwirken, so dürste sich daS Concert nicht nur zu einem genußreichen, sondern auch zu einem gut besuchten gestalten. Programm mit Text, zum Eintritt berechtigend, kau» man am Eingänge zur Kirche zum Preise von 50 ^ haben. Liszt - Verein. Leipzig, 10. September. Eine exnsie Feier hatte gestern Abend eiu zahlreiches Publicum in der Poulinerkirche zusanniiengesührt: eS galr, das Gcdächiniß des am 31. Juli d. I. entschlafenen Meisters Franz Liszt zu ehren. Den, Vereine, dessen Banner den Namen des Verewigten trügt, stand es wohl an, mit diesem Act der Pietät voeanzugehen. Er batte freilich gehofft, unter ganz anderem Sterne leine Thätigkeit in diesem Herbste zu beginnen; ein großes künstlerisches Fest sollte den Meister inmitten seiner zahlreichen Freunde und Verehrer an seinem Geburtstage be willkommnen: statt dcssen ist es des Meisters jäbes Hin- scheidcn, dem die erste lünstlcrisch: Kundgebung des Vereins gelten muß. Aber wie der Verewigte in einem Gloubensbekenntniß (welches die . Neue Zeitschrift sür Musik" kürzlich mitgetbeilt hat) äußerte: „Nicht kann ich mit Shakespeare sagen: „Sterben ist Scklaien" — Sterbe» ist Erwachen, eine Lichtung deS Dunkels, in welchem wir aus Erde» wandeln", so mag und wird auch dem Verein der Verlust der Persönlichkeit des Künstlers, weit ent- scrnt, eine resignircnde Stimmung in ihm zu nähren, nur ein Antrieb zu immer zielbewußiercin und konsequentem Bersolgen seiner Bestrebungen sein. Hot er doch Grund genug, durch das bisher Erreichte sich ermuih'gt zu suhlen, und eS ist ihm dabei ein tröstender Gedanke, daß auch noch der Meister zu derselben Zeit, wo er seine küiistl-rischen Triumphzüge im Ausland« hielt, von dem überraschenden Erfolge, der dem an die musikalische Welt gerichteten Ruse de'- jungen Vereins von allen Seilen her ward, Kenntniß erhalten durste und so seinen Grundsatz vom ruhigen Abwarten glänzend gerechtfertigt fand. Für den. der sich in Liszl'S künstlerischer Wett heimisch gemacht hat, liegt in dessen Werken selbst die Bürgschasr daiür, daß eine allgemeine Anerkennung seiner Bedeutung nicht ausbleiben wird. Wie sollte es auch nicht so sei» bei einer Künstlernatur, die eine so seltene innere Harmonie auS« strahlte, bc, welcher der, von LiSzt einmal gesvrächsweise als Grund- jatz sür die künstlerische Darstellung getdane Ausspruch: Lt Verbum caro kactum e,r (Und das Wort ward Fleisch) sich ebenso in Bezug ans den Menschen Liszt, wie aus das Verhältnis dcS Menschen zum Künstler und endlich in Bezug aus den stilistischen Charakter seiner Schöpsungea in so schöner und lebensvoller Weise zur Wahrheit wurde, und die von einem so wahrhaftigen, ausrichttgen Drange nach Ver wirklichung deS Ideals in der ganze» Persönlichkeit erfüllt war. Und gerade in Deutschland, meiiien wir, sind die Voraussetzungen sür eine sympathische, verständnißvolle Ausnahme seiner Schöpfungen gegeben, und zwar nicht trotzdem, sondern weil auch ein romanisches Element in ihnen mit lebt. Denn ein ähnliche» Gefühl, wie jenes, welches einen Goethe nach Italien trieb, die Ahnung, daß er in der Anschauung der reinen Formen der Antike eine Ergänzung seines Wesens finde, wird unS auch immer aufs Neue zu Liezi's Werken hinziehen. Auch in ihnen giebt sich jene Unmittelbarkeit der Empfindung, jene frische Sinnlichkeit, jene kräftige, reine und treue künstlerische Anschauung, ein so sicheres Form- und Stilgciühl, da« Vermögen plastischer Darstellung kund, wie es aus den Schöpfungen der Antike und deS ihr coagenialea Südens zu uns spricht. Ta ist kein »er- schwommenes Wesen, kein Suchen, der künstlerische Gedanke tritt in sprechender Bestimmtheit verkörpert, sicher unirissen, so lebenswahr uns gegenüber, daß Richard Wagner beim Anhürea eine« Liszi'schen OrchesterwcrteS schon nach den ersten Tacte» aus- rusen durste: „Genug! Ich habe Alle-!" Und in diesen plastischen Formen pulsirt ein dem deutsche!, Empfinde» innig verwandte- see- lischeS Leben, waltet ein edler, hoher, feuriger, zartsinniger und an- muihvoller und dem Idealen zugewendetee Geist. Und zwar ist eS. wenn wir die Grunbrichiung von Liszt'» Schaffen uns ge- nauer zum Bewußtsein bringen und ihn mit seinem vor drei Jahre» iin Tode vorausgegangenen großen Kunstgenoslen in Parallele stellen, der in seinen Dramen vorwiegend die Tragik de- Leben» uns enthüllt hat, die Berklärung des Lebens, der Wirklichkeit, in der Fülle ihrer concreten Erscheinungen, die den Inhalt seiner Schöpfungen bildet. Aber nicht eine oberflächlich optimistische Welt anschauung ist es, von der der Künstler beherrscht erscheint; die Nachlieitca deS Lebens sind ihm nicht minder vertraut, wie dies, abgesehen von eigenen, hierfür bcweiskrästigea Schöpsungen, auch der universelle rcproducirende Künstler zur Genüge dargeihan hat. Liszt erschaut die ihn umgebende Welt mit dem Blick der Liebe, ohne.sich jedoch an die Erscheinungen zu verlieren, dem Stand- punci LeS Idealisten untreu zu werden, der über den Erschei nungen steht, sie sub speeis aeterui saßt. So hat er eine Fülle von Stoffen aus dem äußeren und inneren Leben in den Bereich seiner Kunst gezogen, sie in reichem Farbenspiele in einem Geiste widerspiegeln lassen, auch in dieser Beziehung eine bewunderungswürdige Universalität der Phantasie und Gestaltungs kraft bezeuge»!», mitunter scheinbar au die Grenze dessen gehend, was die Gewohnheit in der Siosswahl als zulässig betrachtete, aber immer durch die überlegene geistvolle Behandlung dcS VorwurseS die idealisirende Krast seiner Künstlernatur bewährend. So bildet LiSzt in seiner das Leben verklärenden künstlerischen Richlung zu dem pecifisch nationalen Dramatiker Richard Wagner wiederum eine Er gänzung, und man wendet sich gern abwechselnd, bald von der, bald von jener Seite neue Bereicherung und Anregung suchend, von dem einen zu dem anderen Künstler. Halte» wir an der Voraussetzung fest, daß wie in Liszl einen idealistischen Künstler zu sehen haben, Io können wir nun auch in seiner Thätigkeit aus dem Gebiete der Kirchenmusik nicht» mit der eben bezeichneteu Richtung seines Schaffen» im Widerspruche Stehendes finden; der idealistische Ärundzug bildet daS Euiheils- monieni sür Weltliches und Geistliches. Und so sehen wir teil» in der Thal Liszt's kirchlichen Stil organisch auS seiner Küiistlernorur erwachsen, indem sich objectiv-würdcvolle Eiiisachheil und Größe mit einem moderu-jubjectiveu Zuge auis glücklichste verschmelze», ent« prechend dem Sioabpuncre der persönlichen Ucberzeugung, de» ubjecttvea DurchdrungenscinS vom Inhalte der Religion. Daß im Allgemeinen der Stil de» Requiem sür Münnerchor und Org-I, mit welchem die »estrige Feier, der ein trefflich zusammen- gestelltes Programm zu Grunde lag, eröffnet wurde, strenger ist, als m dem 23. Psalm sür Sopran-Solo, Harse und Orgel, der dritten Nummer dcS Programms, war bedingt durch die Charakter- Verschiedenheit der beiden Texte. In, ersteren Werte hat LiSzt mit den augeweadetea geringe» äußeren Mitteln doch reiche und wonnig» altige Wirkungen erzielt durch eine lebenvolle, interessant gruvpirende, dabei immer klangschöne Behandlung der Singstimmen. Der Text ist mit charakteristischer Treue, deklamatorisch bestimmt wiedergegcbc»; die originelle Harmonik greift mit entschiedener Wirkung bei der Aus prägung der Worte mit ein. Soll Einzelnes besonders hervorgehoben werden, so sei hiagewiesen aus die markige, wuchtige Darstellung des viesirns (mit seiner iuteressaitten Durchführung des Aiisangsniotivs), in welcher der uuvermuthcte Eintritt der Trompeten, Posaunen und Pauken bei vollem Eingreisea der Orgel von gewaltiger Wirkung ist. Einen chönea Gegensatz zu solchen majestätischen Zügen bildet das überaus innige, sprechend ausdrucksvolle liecoräare, 3esu pis und tjui Sla- riam absolviert, mit dessen Andeutung da» Dies iras in mysteriösem Pianistin,» crgreisend ausklingt. Die AuSsührung des Requiem durch den unter Leitung deS Herr» Siegelt stehenden Lehrergesang» Verein war eine ausgezeichnete Leistung, die um so höher anzu- schlagen ist, als dem Vereine die Zeit zum Studium nur kurz be messen war. Trotz des letzteren Umstandes zeigte sich der Verein vollständig eingelebt in seine Ausgabe. Die AuSsührung war bis ,n alle Einzelheiten sorgfältig ausgearbeitet; die mancherlei Schwierigkeiten, namentlich der Intonation, wurden, eine vorüber gehende Schwankung in dieser Beziehung abgerechnet, mit glücklichem Gelingen überwunden, der Ausdruck erschien stets wohl abgewogen und künstlerisch abgestust. Vielleicht wäre nur hie und da un In teresse einer leichteren Uebersicht über die melodischen Satzgruppca eine elivas weniger breite Temponayme za empsehlen gewesen; die Teinpobczeichnungeo haben unsere» Erachtens nicht immer die Be deutung eines zwingenden conveuiionellen MaßcS sür die Be- wegung der Tacteinheiten, sondern beziehen sich auch oft aus den bloßen Charakter des Tonstückes, welcher daun seinerseits die Bewegung bestimmt. — Nicht zu unterschätzen ist'die Schönheit und Fülle des Stiinmmaterials, über welches der Verein verfügt. Es war eine wahre Freude, ein so marligeS und dabei edles, schön klingende- Forte zu hören, wie eS der Thor im Dies irae, Laoclus und anüer- wärts entsaltete. Jedenfalls Lars man den Verein und seinen Tiri- genicn zu ihrer Leistung, die ihrer Intelligenz und Schlagsertigkeit zu höchster Ebrefgereichte, sowie dem Liszt-Verein, der diese Corpora tion gewonnen hatte, freudig beglückwünsche». TaS aus den HH.Salzmann, Klemm, Echaarjchmidt undJugel bestehende Soloquartctt griff dem Chore ebenbürtig in die AuSsührung ein. — Das als zweite Nummer aus dem Programm stehende Xvxelu» sür Streichinstrumente ist den Mitgliedern des Liszt-Berems nicht neu; die Wirkung, die daS reizvolle, sphärenhajt klingende Tvnstück in einer Kammermusik ausübte, war, bei gleich unübertrefflicher, klangschöner und fein poetischer Ausführung durch die Herren Petri, Boiland. Unkenstein und Schröder» bei dieser Gelegenheit, an diesem Orte womöglich eine »och gesteigerte. Ja dem 23. Psalm-vereinigt sich inbrünstige, im Verlause de- Werkes eine» mächtigen Ausschwung nehmende und zuletzt wieder in sausten Cha rakter übergehende Empfindung mit einer eigentdünilich poetischen, lieb- lichen, mit dem dichterischen Bild, welches der Text Vorfahrt, harmo- nirenden Gejannntsärbuiig, zu welcher die Verwendung von Harse und Orgel das Ihrige beiträgt. UebrigenS sind die musikalischen Mittel die einsachsteu. Was kann einfacher sein, als die ersten ungesähr zwanzig Tacle der Singstimme? Und doch liegt eine unsagbare Anmuth darüber gebreitet. Frau Jahns-Stein- bach, die mit ihrem rajche» Eintreten für den erkrankten Herrn Hedmondt wieder einen Beweis ihrer edlen künstlerische» Hiljsbcreit- schasi gab, legte in den Vorlrag des PialmS jene Wärme und Innigkeit des Gesühls. die sofort beim Hörer eine sympathische Wirkung üben. Die Stimme entsallele in den Räumen der Kirche ihren ganzen Wohllaut, und lieh dem Aufschwung der Empfindung volle Eindrucks- Macht. So kounle eine tiefgehende Wirkung dcs Psalms nicht aus- bleiben. Die reizvolle Begleitung kam durch die HH. Schuöckesr und Homcyer zu ihrem volle» Rechte. Letzterer Künstler gab zum Schluß mit dem Vorlrag der BACH-Fuge, einem ebenso kunstvoll ausgebaulen wie gcift- und lebensprühende», inij großen Zuge sich e»t- wickclnüea Toustück, eine neue Probe seiner meisterhasten Be herrschung des Instrumentes. vr. F. Stade. * Der Kammersänger LadiSlauS MierzwinSki wird aus seiner Concert-TournLe, welche im Monat Octobcr beginnt, auch Leipzig wieder mit seinen Leistlingen erfreuen, welches bei allen Freunden der GesangSkunst daS höchste Interesse erwecken dürste. DaS dazu in Aussicht genommene Eonccrt wird den 3. December im großen Saale der Central halle slattsinven. DaS Arrangement hat Herr Juliu» Merkel übernommen. C) Leipzig, 11. September. In dem gestrigen Abonnement-- concert deS Krystallpalaste» spielte zum ersten Male nach ihrer Rückkehr auS den Manövern die Lapelle de» 107. Regimentes und wurde dom Publicum mit gewohnter Sympathie ausgenommen. Herr Musikdirektor L. Walther halte zu diesem Concert eia be sonders gedieqeneS Programm zulammengestellt. Neben einzelnen wenigen Musikstücken minderen WerlheS bot das Programm vor nehmlich Lompositioueu voa Nicolai, Weber. Rossini, Wagner, Ru- binpcrn, Brahms u. a., welche säst durchgängig voa der Capelle mit der bekannten Sicherheit und Akkuratesse za Gehör gebracht wurden. Nachdem sich die Capelle durch den kernigen Marsch „KriegerS Heimkehr" sehr paffenv eingciüdrt batte, zeigte sie durch die meist ge- luugene Wiedergabe der Ouvertüre zur Oper „Die lustigen Weiber von Windsor" voa Nikolai, seruer der Selektion ant Weber'- „Preciosa" sowie der Ouvertüre zu Waguer'S „Tanahäuser", daß sie «ähren»
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