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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050218011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905021801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905021801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-18
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Zusammenstößen mit den Truppen gelötet oder an ihren Wunden gestorben L Perionen, verwundet wurden 8 Personen. Die Zahl der in den Nachbarorten Getöteten ist 10, die der Verwundeten 311. ver luttir». japanische Krieg. Gripenberg und Aurspatktn. Ein Petersburger Telegramm des „Daily Telegr." meldet, Gripenberg werde nach der Rückkehr nach Petersburg vom Zaren in Audienz empfangen werden und 48 Stunden später auf den Kriegsschauplatz zurückkehren, falls nicht unvorhergesehene Umstände diesen Plan ändern sollten. — Wie uns gemeldet wird, rechnen militärische Kreise damit, daß General Gripenberg Kuropatlin ablöst, dessen Stellung für erschüttert gilt. Aus der Südoftniantschurel. Die Petersburger Telegraphen»Agentur meldet 'aus Sachetun: In der Südojtmantschurei machten sich in den letzten Tagen Ehunchusenbanden, welche Angriffe auf die Bahn beabsichtigten, bemerkbar. In derselben Gegend tauchten japanische Abteilungen auf, die die Cbun- chusen organisierten; die Gesamtzahl der Chunchusen und Japaner wird ans H OOO angegeben. Die Japaner scheinen etwa 70 km nordöstlich von Gunschulin gruppiert zu sein, um gegen die Bahnlinie zu operieren. Gegen die Japaner, die die Brücke im Norden von Gunschulin über fielen, war unsererseits eine Abteilung ausgesandt worden, welche zuerst den Feind schlug, dann aber von zwei Reiter-Regimentern, vier Infanterie-Kompagnien und einer großen Chunchusenbande umringt, mit bedeutenden Ver lusten, darunter ein Geschütz, zum Rückzug genö tigt war. Der Kampf fand etwa 2o km nordwestlich von Gunschulin statt. Der Schlritz der Hullksmnrisffon. Mit großer Feierlichkeit wird der Schluß der Sitzung der Hullkommission in Paris inszeniert. Den Admi ralen, die Galauniform tragen, werden Huissiers voran schreiten und folgen. Das Schlußprotokoll wirb keine Ueber- raschung enthalten. Admiral Roschdjeslwenskys Vorgehen wird durch die Umstände für vollkommen erklärlich dar gestellt werden. Arrsfisch-anierikanischer Aonflikt wegen de» Areuzerr „Lena". Die Zeitung „Sun" meldet aus Washington: Die Vereinigte» Staaten ersuchten Rußland um Aufklärung über dre Tatsache, daß drei Offiziere des Kreuzers „Lena-, der in Sau Franzisko im September Zuflucht gesucht und ihr Wort gebrochen hatten, indem sie der Regierung, nachdem sie nach Rußland zurückgekehrt waren, ihre Dienste wieder angeboten hatten. Die Offiziere waren: ein Ingenieur und zwei Marinefähnriche. Die Vereinigten Staaten werden darauf bestehen, daß die Offiziere nach der Insel Mare, in der Bucht San Franzisko, zurück- gebracht werden, wo sie gefangen gehalten werden sollen. Der russische Boschafter v. Cassini hatte mir Staats sekretär Hay eine Besprechung Wege» der Angelegenheit. Deutsches Reich. Leipzig, 47. Februar. * Nachträgliches zu den Martnedebattcn in der Budget kommission. In der Budzetkommission des Reichstages hat der Staatssekretär von Tirpitz den englischen Zivillord der Admiralität Lee als einen Laien bezeichnet und behauptet, er sehe in der Red« LeeS nichts von Bedeutung. Un gefähr zu gleicher Zeit hat aber, wie jetzt bekannt wird, jenseits deS Kanals der Ministerpräsident den Fleiß, die Geschicklichkeit und die Bedeutung des Zivillords wärmer anerkannt, als dies eigentlich mit den Pflichten der internationalen Höflichkeit vereinbar war. Wir hoffen, daß Herr von Tirpitz die Bedeutung deS Vorganges nicht unterschätzt. Es ist jedenfalls rat samer, dem Gegner zuviel Anerkennung zu gewähren, als sie ihm mit Unrecht zu versagen. Aus das Verhalten des Staatssekretärs dem „Flottenverein- gegenüber haben wir bereits hingewiesen. Herr v. Tirpitz findet mit seinen Ausführungen den Beifall des Abg. Bebel, der ihm das Zeugnis ausstellt, der Staatssekretär habe den Flottcnverein ganz richtig charakterisiert. DaS sagt genug. * An der Annahme der neuen HandelStarisvcrtriige durch den Reichstag wird wohl nicht gezweifelt. Man hält es auch für sicher, daß die Parlamente der übrigen Kontra henten ihre Zustimmung erteilen werden. ES ist deshalb darauf zu rechnen, daß Anfangs März nächsten Jahres die neuen Handelsbeziehungen platzgreisen werden. Es werden sich infolgedessen die verschiedensten Arbeiten not wendig machen. Was zunächst Deutschland selbst betrifft, so wird der Bundesrat die letzte Hand an das Amtliche und an das Statistische Warenverzeichnis zum Zolltarif legen müssen, um auch für die Zollbeamten die Ausführung des gleichzeitig mit den neuen Tarifverträgen in Kraft zu setzen den autonomen deutschen Zolltarifs zu erleichtern. Aber auch in anderen Staaten werden sich ähnliche Arbeiten nötig machen. Rußland beispielsweise hat sich, da von der deut schen Handelswelt der Mangel eines russischen Amtlichen Warenverzeichnisses unangenehm empfunden wird, ver pflichtet, wenigstens eine Zusammenstellung der Zolltarifent scheidungen, wie sie auch in Frankreich existiert, vorzunehmen und zu veröffentlichen. Spätestens anfangs 1007 wird diese Zusammenstellung fertig sein. Man wird ferner an die Ver einbarung einzelner internationaler Abkommen herantrelen. So wird voraussichtlich bald nach dem endgültigen Abschlüsse der Handelsverträge die Anwendung der Arbeiterversiche- rungSgesetze auf die im Gebiete deS einen Teils Beschäftigung suchenden Arbeiter des andern Teils zwischen Deutschland und Italien Gegenstand gemeinsamer Erörterungen bilden. Zwischen Deutschland und Rußland werden Versuche zum Abschluß eines Uebereinkommenö über den Schutz deS Ur heberrechts an Werken der Literatur, Kimst und Photographie gemacht werden. Der Zeitraum, in dem dies zu geschehen bat, ist allerdings auf drei Jahre bemessen. Schließlich wird auch der Veredelungöverkehr nach der Schweiz nach dem Inkraft treten des neuen Vertrages eine Einschränkung insofern erfahren, als der bisher iu verschiedenen deutschen Bundesstaaten einzelnen Unternehmern gestattete autonome passive Vcredelungsverkehr für Seide zur Herstellung von Beuteltuch nach Innehaltung einer gewissen Uebergangsfrist aufgehoben werden wird. Die neuen Tarifverträge werden also noch auf verschiedenen Ge bieten Aktionen in ihrem Gefolge haben. * Berlin, 17. Februar. * „Tcutschlanüs HanVclSbcffchungc« ;» ßnglanv" bildeten daö Thema einer Rede, die der in letzter Zeit so viel genannte Sir Thomas Barclay am Freitag in der Berliner Handelskammer hielt. Er betonte darin, er habe gesehen, wie gute Gefühle für England hier herrschen. Die Hauptaufgabe sei, falsche Ansichten, die sowohl hier wie in England vorhanden seien, wegzuschaffen. Dazu müsse die beiderseitige Presse Helsen. Wenn gute Beziehungen erzielt seien, müsse man sie durch Verträge feslmachcn, wie es bereits zwischen England und Frankreich geschehen sei. Um etwas zu erreichen, müsse jeder Teil etwas geben. Geheimer Kommerzienrat Herz dankte dem Redner. Die Mitglieder der Berliner Kaisimannschaft und Plauener Industriekreise traten dann für freundschaftliche Handelsbeziehungen zwischen der deutschen und englilchen Nation ein. Ein Regierungs vertreter begrüßte die Bestrebungen Barclays freudig und er klärte, die Deutschen seien friedfertig vom Scheitel bis zur Sohle. Ueber die Persönlichkeit Barclays dürften folgende An gaben interessieren: Sir Thomas Barclay ist 1853 in Tumferline in Schottland als Sohn eines Advokaten geboren. Ten höhern Unterricht genoß er erst in der Heimat, dann in Dünkirchen und am Johanneum in Hamburg, und nach dem University College in London besuchte er die Universität Jena, wo er Hildebrands Schüler wurde. Früh zeitig war er schriftstellerisch tätig, insbesondere als wirtschaft licher Mitarbeiter großer Blätter, u. a. der „Times", für die er in dieser Eigenschaft neben Blowitz sieben Jahre lang in Paris lätig war. 1883 löste er seine Verbindungen mit der Presse, um seine Tätigkeit als internationaler Advokat in Paris zu beginnen, wo er bald eine umfassende Kundschaft gewann. Schon seit 1884 war Barclay bestrebt, die Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich freundschaftlicher zu gestalten. Er be gründete 1884 eine französisch-schottische Gesellschaft für historische Forschung, deren Mitglieder sich gegenseitig in beiden Ländern besuchten. Der britischen Handelskammer in Paris war er 188l als Direktor und Schriftführer bcigetrcten, 1897 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden, 1899 zum Ersten Vorsitzenden dieser Körperschaft gewählt. Letztere Wahl erfolgte kurz nach der Ent fremdung, die zwischen Frankreich und England infolge des Vorfalls von Faschoda eingetrelen war, und nun arbeitete er sowohl in der französischen wie in der englischen Presse gegen diese Stimmung. Er brachte es fertig, daß die Vereinigung der britischen Hand-^ slammeru ihre Herbsttagung von 1900 in Paris abhielt, und zwar mit Erfolg. Dadurch ermutigt, trat Sir Thomas ein halbes Jahr später mit dem Vorschlag hervor, Frankreich und England möchten einen Schiedsgerichtsvertrag abschließen. Der Gedanke sand zunächst auf französischer Seite eine beifälligere Auf nahme als in England, aber Sir Thomas mußte noch eifrig in beiden Ländern für seinen Plan kämpfen, ehe er siegreich durch drang. In ähnlicher Weise will Sir Thomas jetzt in Deutschland und England wirken. Ob er Glück damit haben wird? * Tor gcrüsfclle Univerfitätskurator. In der Budget kommission des Abgeordnetenhauses teilte der Kultusminister mit, daß die Untersuchung über den Tatbestand emgeleitet sei, der den Vorwürfen zugrunde liege, die dem Kurator der Universität Bonn, von Rottenburg, gemacht worden sind. Bekanntlich hatte letzterer eine Aufforderung zu Samm lungen an die aufständischen Bergarbeiter erlassen. Wie die „Nat.-Ztg.- versichert, kommt eine Disziplinaruntersuchung gegen von Nottenburg nicht in Frage. (Erkläre unS Graf Oerindur usw.) * Tic Wctterbcratung der Hanöcisvcrträge im Reichs tage. Die zweite Lesung der Handelsverträge im Plenum soll am Montag, 20. d. M., beginnen und am Dienstag abend beendet werden. Ob die dritte Lesung sich gleich an schließen wird, steht nach den „B. N. N." noch nicht fest. — Der „Staatsanz." veröffentlicht die Verleihung des Schwarzen Adler-Ordens an den Prinzen Karl von Bourbon, Jnfanlen von Spanien, und an Len Fürsten von Bulgarien. — Die ersten Folgen der neuen Handelsverträge. Für die an den Handclsvertragsverhandlungen beteiligt gewesenen Be- amten sind Ordensverleihungen und sonstige Auszeichnungen in Aussicht genommen. U. a. wirb Graf Posadowsky eine besonders hohe Auszeichnung und der Staatssekretär Freiherr v. Richthofen, nach dem „L.-A.", den Rang und Titel eines Slaatsministers erhalten. — Ueber den „Genossen" Antrick schreibt der „Vor wärts": ,.Bürgerliche Blätter teilen mlt, daß unser Parteigenosse Antrick infolge von Vorgängen privater Natur (die Blätter deuten an, Antlick habe zur Frau eine» sozialdemokratischen Vertrauens- manne- in unerlaubten Beziehungen gestanden) von der Partei leitung aufgefordert worden sei, seine Ehrenämter in der Partei niederzulegrn. Wir können zu dieser Angrtegenheit mitteilen, daß Autria vor kurzem bereits die Erklärung abgegeben hat, sein Stadt verordnetenmandat ntederlegen zu wollen." O * Nachwchen des Vcrgarbkittrstrctks im Ruhrgebiet. Die Siebeuerkommission befaßte sich am Freitag mit der Frage der Unterstützung der Gemaßregelten, deren Zahl noch nicht sestgestellt ist. Es wurde beschlossen, daß jeder Verband aus eigenen Mitteln seine gemaßregelten Mit glieder unterstützen soll. Die Höhe der Unterstützung beträgt überall 12 und 10 -4k pro Woche. Der christliche Gewerk verein hat seine AuSschußmitglieder auf den 26. Februar zu mehreren BezirkSkonferenzen berufen, auf denen die Lage nach dem Streik besprochen werden soll. Wie dem „B. T." nach träglich bekannt wird, hat die Leitung der Verbände schon am 2. Februar den Vertrauensleuten mitgeteilt, daß der Streik wegen Mangels an Mitteln beendet werden müsse. * BrcSlan, 17. Februar. Die dem Grafen Henckel v. Donnersmarck gehörige, im Rybniker Kreise belegene Redengrube ist infolge des Ausstandes geschlossen worden. Sie soll nach einer Bekanntmachung der Ver waltung vorläufig außer Betrieb bleiben. Die nicht am Ausstand beteiligten Arbeiter sollen bei dem Hillebrandschacht eingestellt werden. * Mannheim, 17. Februar. Der Streik der Kohlen arbeiter hier und in LuvwigShasen, an dem etwa tausend Mann beteiligt waren, rft beendet. Die Ausständigen haben die Arbeit bedingungslos wieder ausgenommen. * Karlsruhe, 17. Februar. Der Generaladjutant des Großherzogs von Baden, Generalleutnant v. Müller, ist von seiner Reise nach Berlin, wo er vom Kaiser empfangen wurde, zurückgekehrt und vom Großherzotz zur Bericht erstattung empfangen worden. Wie die „Südd. Korr." er fährt, soll die Reffe im Zusammenhang stehen mit bevor stehenden Veränderungen in Len obersten Stellen der Militärverwaltung. * Stuttgart, 17. Februar. Die Finanzkommission der Abgeordnetenkammer nahm mit 9 gegen 6 Summen einen Antrag an, den Waisenhausplatz als den geeignetsten für die Erbauung eines neuen HoflheaterS zu erklären und die Regierung zu ersuchen, mit der Stadt Stuttgart wegen Leistung eines städtischen Beitrages ru den Kosten des Baues in Verhandlungen zu treten. Die Beitragspflicht des Staates wurde auf 3,7 Millionen berechnet, so daß vvn der Stabt noch ein Betrag von 800 000 zu tragen wäre. veutrcdrr fieicimag. Aus den Kommissionen. 2 Berlin, 17. Februar. sTelegr.) Die Budgetkommission bewilligte im Marine etat gemäß dem Anträge des Referenten Thünefeld statt der von der Regierung geforderten 12 nur 8 neue Baumeister und statt 7 nur 4 Werkmeister. Gegenüber der Bemerkung Leonhardts, daß auf den Werften die Arbeiter leichthin im Ueberfluß angenommen, dann aber ebenso leicht entlassen werden, erklärte Staatssekretär v. Tirpitz, die letzte Ar- beiterentlassung sei seit Jahren wieder einmal vorgekommen; er hahe dabei selbst sofort mildernd eingcgriffen. Gegenüber Bebel führt Tirpitz aus, er sei seit Jahren bemüht, die Ar beiterfrage allseitig zu durchforschen. Admirälitätsrat HarmS legt die historische Entwicklung der Wohlfahrts einrichtungen auf den Werften dar. Die Verwaltung gehe ganz systematisch vor, um zu besseren Verhältnissen zu ge langen. Die Handelsvertragskommission setzte die Beratungen der Resolution Speck, betreffend die Ein führung der D e k l a r a t i o n s p f li ch t für verschnittene Weine mit dem Inkrafttreten der neuen Handelsverträge fort. Graf Posadowsky riet von der Annahme der Re solution ab. Die Deklarationspslicht würde praktisch schwerlich den erwarteten Erfolg haben, da der Verschnitt chemisch nicht nachweisbar sei, und für die Produzenten würde sich die Gefahr ergeben, daß der Wein schon verschnitten ein geführt werde. Die Resolution wurde ab gelehnt. Im weiteren Verlause der Sitzung (vor der Abstimmung) beriet die Kommission eine Resolution Heyl zu Herrns heim, die den Reichskanzler ersucht, das Meist- b eg ü n st i g u n g s v e r h ä l t n i s zu jenen Ländern zu lösen, bei denen erfahrungsgemäß ein solches Verhältnis den deutschen Interessen nachteilig gewesen sei, und daraus hinzuwirken, daß mit solchen Ländern reine Meistbcgünsti- gungsverträge nicht mehr abgeschlossen werden. Heyl zu -Herrnsheim begründet die Resolution, wobei er unser Ver hältnis zu den europäischen Ländern, sowie Argentinien und die ungünstige Lage unseres Handels mit den Vereinigten Staaten bespricht und bemerkt, die Resolution berühre das eine besondere Sache bildende Verhältnis zu England und den Kolonien nicht. Staatssekretär v. Posadowsky gibt darauf längere vertrauliche Darlegungen, auf welche eine ver trauliche Diskussion folgt, deren Ergebnis die Znriick- ziebnng der Resolution ist. preussischer Lanälag. Herrenhaus. G Berlin, 17. Februar. (Tel.) Da- HauS nahm die Beratung der gestern an eine Kommission zurückverwie'enen Vortage betr. Maßregeln zur Regelung der Hoch- wasser, Teich- und Vorflntverhältnisse der oberen und mittleren Oder wieder auf und nahm dieselbe nach längerer Erörterung in der Fassung deS Abgeordnetenhauses mit der Modifikation zu 8 7, daß die Gemeinde« berechtigt sein sollen, die Grundeigentümer z« den Kosten hrranzuzieben, soweit diese durch die Maßregeln Vorteil haben, an. Hieraus wurden die KommissionSbertchte durch Kenntnis nahme und Petitionen größtenteils durch Uebergang zur Tages- ordnuna erledigt, worauf sich da- HauS vertagte. Nächste Sitzung voraussichtlich am 18. März. Ruslana. Oesterreich-Ungarn. * Ter Ton Quixote des Abgeordnetenhauses. Bei der Beratung der Refundierunasvorlage kam gestern Graf Stern berg auf die Vorfälle im Hause zu sprechen. Vom Präsidenten mehrmals ermahnt, zur Sache zu kommen, wurde ihm endlich das Wort entzogen. Sternberg appellierte an da- HauS. Dieses ge- stattete ihm, writerzusprrchen. Sternberg fuhr fort, über andere Gegenstände zu sprechen und forderte den Ministerpräsidenten auf, die Ehre der Mitglieder de- Kaiserhauses zu schützen, wobei er an den Fall der Gräfin Monttgnoso erinnerte. Der Ministerpräsident Gautsch erklärte, eS sei selbstverständlich, daß die Regierung der Wahrung deS Schutze- der Ehre des Kaiserhauses ihre Pflicht nach jeder Richtung erfüllen werde, dazu bedürfe es keiner Aufforderung. Er möchte aber an da- HauS die Frage stellen, ob die Art und Weise, wie Sternberg dies getan, geeignet sei. die Ehre des Kaiserhauses zu schützen. Wir werden unsere Pflicht erfüllen, bitten aber das HauS, selbst zu sorgen, daß der artige Dinge nicht in solcher Art behandelt werden. (Lebhafte Zu stimmung.- Im weiteren Verlause der Debatte teilte der Vize präsident Kaiser mit, daß Präsident Vetter seine Ent- lassung gebe, da das HauS entgegen seiner nach zweimaliger Ermahnung Sternbergs ausgesprochenen Wortentziehung beschlossen habe, ihn weitersprechen zu lasien. Die Vorlage wurde angenommen. * Tie Neste Ser Vpoche Ti;;a. Tie erste Sitzung des neuen Abgeordnetenhauses wird nach einer Pester Meldung vom Alterspräsidenten Madurasz eröffnet. Apponyi und Kossuth werden beim Erscheinen von den Mitgliedern der koalisierten Opposition stürmisch begrüßt. Der Alterspräsident erklärt, der Beschluß des früheren Reichstags bezüglich der Hausordnung sei ungeietzlich, er werde gemäß der alten Hausordnung die Be ratungen leiten. Frankreich. * Ter Fall des Bischofs Lenordez. Wie aus Paris ge- meldet wird, forderte der Kultusminister kürzlich den Bischof von Dijon, Lenordez, auf, zwei neue Generalvtkare zu ernennen an Stelle der beiden Vikare, deren Abberufung von der Regierung ge nehmigt wurde. Lenordez schlug der Regierung zwei Vikare vor, die sich mit der Ernennung einverstanden erklärte«. Türkei. * Sin 'autzerordentltcheS Gericht für UeSküb. Zur wirk- samen Bekämpiung des BfindrnunwesenS und der damit zusammen hängenden fortdauernden Mordtaten im Wilajet Uesküb wurde nach dem Muster des in Saloniki und Monasttr brreüS befindlichen außerordentlichen Gerichts auch in Uesküb rin Gericht eingesetzt, welches weitere Instanzen nicht mehr über sich hat und dessen Urteile binnen 24 Stunden vollstreckt werden. Unter den 7 Mit gliedern des Gerichts befinden sich der christliche Zivil-Adlatus, zwei mohamedanische und zwei christliche Gerichtsbeisitzer. * Tie Beratungen der vier Kreta-Mächte. Nach einem offiziösen Telegramm sind die Verhandlungen der vier Kreta- Garantie-Mächte im Anschluß an das dem Prinzen Georg im September 1904 vorgrlegte Memorandum beendet und die folgenden finanziellen und anderen Maß- nahmen beichloffcn worden: Die Zinsen der von den Garantie mächten vorgestreckten vier Millionen Francs werden wettere fünf Jahre gestundet und die Verwendung der dreiprozentigen Surtaxe zur Verzinsung und Amortisation der JndemnitätSanleihe bewilligt, dagegen die strikte Neutralität abgelehnt. Die Mittel für die notwendig gewordenen Aufgaben sollen erst Lurch eine Anleihe beschafft werden, vorher tollen die finanziellen und wirtschaft lichen Verhältnisse durch Sachverständige geprüft werden. Tie Garantiemächte werden mit der Erklärung, Laß sie keine selb ständigen Interessen auf Kreta verfolgen und gegebenen falls diesbezüglichen Bestrebungen entgegentrete« würden, einen Teil ihrer Truppen sofort und den Rest nach einiger Zett zsurückberufen, sodaß nur ihre StationSschiffe dort vcr- bleiben. Serbien. * Die Herren Verschwörer. Auf der Redaktion der „Prawda", welche die Bestrafung der Königsmörder fordert, erschienen, wie die „Frlf. Ztg." aus Belgrad meldet, zwei Offiziere aus der Verichwörergruppe und verlangten Aufklärung, ob sich die beleidigenden Ausdrücke im Blatte über „unverantwortliche Faktoren" ans die Verschwörer beziehen. Die Redakteure verweigerten jede Aufklärung und verwiesen die Offiziere auf den Rechtsweg. Sie forderten den Eigentümer des Blattes, den früheren Kultus minister Marinlowitsch, der Reservchauptmann ist. Dieser nannte seine Zeugen. Beide Offiziere wurden im Artikel der „Prawda" Räuber genannt. * Rechtfertigung des serbischen FinanzmintstcrS. Die Skupschtina »ahm gestern mit 73 gegen 48 Stimmen Kenntnis von der Antwort Les Finanzminislers auf die Interpellation des Jungradikalen Lazarewitjch bezüglich verschiedener Mißbräuche der Staatsmonopolverwaltung und ging dann, einem Antrag des Finanzministers entsprechend, zur einfachen Tagesordnung über. Indien. * Ter chinesische Kommissar sür die Tibetaffäre. Aus Kalkutta wirs vom Freitag gemeldet, daß Tongschaovi, der als chinesischer Kommissar mit der indischen Regierung über das Ab kommen wegen der Zustimmung der chinesischen Regierung zum Tibctvertrag verhandeln soll, dort eingetroffen ist. Serichtsraal. — Glogau, 17. Februar. Das Kriegsgericht der 9. Division hatte den Major Zimmermann, früher Haupt- mann im 38. Infanterieregiment, zu acht Monaten Ge- fängnis und Ausstoßung aus dem Heere ver urteilt, weil er in die Schießbücher die schlechten Schüsse nicht eintragcn ließ, um für seine Kom pagnie zum zweiten Mal den Kaiserpreis zu erringen. Das Loerkriegsgericht in Posen hob, wie die „Voss. Ztg." mittcilt, das Urteil auf und erkannte auf sechs Mo nate Festungshaft. Feuilleton. Muk!:. L Prof. Panzncr. Tirigent der Bremer philharmonischen Konzerte, begibt sich heute nach New°4)ork, um dort ein großes Orch esterkonzert zu dirigieren. Für das nächste Bremer vhilhormonische Konzert am 28. Februar ist der „Voss. Ztg." zufolqe Kapellmeister Fiedler-Hamburg gewonnen worden. (. 8. lieber Feliy Weingartners Anknnst in New Pork lesen wir in der „New Porter Staats-Zeitung" vom 2. Februar: Weingarlner bat diesmal feine junge Fra», ein Münchner Kindl, mitgebracht, und obwohl der Aufenthalt Les Paares kaum drei Wochen währen wird, freut sich Fran Weingarlner doch sehr auf die Sehenswürdigkeiten, die ihrer in der Neuen Welt darren. Auch der Kapellmeister sieht mit großen Erwartungen seiner diesjährigen Konzerttour entgegen — munkelt man doch allerhand über Engagements, die ihm entweder schon angetragen worden ffind oder noch angeboten werden sollen. „Ich bin sehr gern wieder nach Amerika gekommen, und ich freue mich ungemein aus meine Konzerte. Ich habe bei meinem ersten Hiersein nur Angenehme? erlebt und hoffe, daß ich auch dies mal nur freundliche Eindrücke mit mir nehmen werde." Also sprach Weingartner zu einem Vertreter der „Staatszeitung", wäh- rend er auf dem Dock auf die Zollbeamten wartete. Er plauderte über die Seefahrt, die sehr günstig verlaufen war, über Reise bekanntschaften uns sonstige Ereignisse, nur nicht über das, was seine New Korker Verehrer — und deren Zahl ist Legion — gern wissen möchten: ob ein vorläufig noch in der Luft schwebendes Projekt, ihn an die Metropole zu fesseln, seine Billigung finde. Ehe Weingartner Gelegenheit batte, sich über diese Frage zu äußern, legte sich sein Gelchäftssuhrer ins Mittel. Ter „Menager" nakm den Kapellmeister auf einige Minuten bei Seite, und als er ihn freigab. hatte Weingartner nichts mehr über seine Zukunfts pläne zu sage«. Er ermächtige jedoch den Zeitungsmann, alle Ge rüchte über ein event. Engagement am Metropolitan Opera House oder irgend einen anderen Tirigentcnposten zu dementieren. „Ich stand weder mit Herrn Conried noch mit Geschäflsleitnngen von Orchestervereinigungen in Unterhandlung", jagte Weingartner. „Ich werde während meiner Anwesenheit in Amerika nur iwei Konzerte und zwei Hauptproben der New Yorker Philharmonischen Gesell schaft, sowie ein Konzert in Philadelphia dirigieren. Mit Kneisel spiele ich in Boston, und zwar werde ich dort ein neues Sextett, eigene Komposition, Vorträgen." Man erzählt sich, daß von ge wisser Seite große Anstrengungen gemacht werden, um für Wein gartner ein ständiges Orchester in New Hork zu begründen. Tas sind jedoch nur Gerüchte, deren Verwirklichung vorläufig wohl kaum zu erwarten ist. * <Äraf Volks Hochberg zum Streit Mascagni—Leon- cavallo. Aus Rom kommt die folgende interessante Nachricht: Dem Berliner Vertreter des Römischen Blattes „Tribuna", Herrn Wolfgang Wichmann, wurde auf seine Anfrage bezüglich des zwischen Mascagni und Leoncavallo ausgebrochenen Streites, ivem von ihnen beiden die Vertonung des „Roland von Berlin" zuerst angeboten worden sei, von dem früheren Generalintendanten Grasen von Höchberg folgender Bescheid: „Geehrter Herr! Auf ihre gefällige Anfrage betreffend den „Roland von Berlin" erwidere ich ergebenst folgendes: Ich entsinne mich nicht, daß vor dem 17. Februar 1894, dem Termin der Erstaus führung der „Medici" im köninlichcn Opernhause zu Berlin, von mir oder dem verstorbenen Tireklor, Geheimen Regierungs rat Pierson, zu irgend jemand auch nur ein Sterbenswort über den „Roland von Bcrlin" gesprochen worden wäre, aus dem einfachen Grunde, weil vor dem genannten Zeitpunkte von dem „Roland von Berlin" als Oper überhaupt nie die Rede war. Nachdem bei der Aufführung der „Medici" Se. Majestät der Kaiser Herrn Leoncavallo ' besonders ausgezeichnet, sprach mir dieser den Wunsch aus, eine Oper ipeziell für Berlin und zwar nach einem von Seiner Majestät zu bezeichnenden Stoff zu komponieren. Diesen Wunsch trug ich Seiner Majestät vor. und es wurde der „Roland van Berlin" bestimmt. Mit voll kommener Hochachtung ganz ergebenst lgez.s Bolko Graf v. Hochverg." (So wird die Lache immer bunter und verwickelter. Also ein „Angebot" von Seiten Preußens an Italien hat nicht stattgefnnden, sonder» daS Gegenteil Wenigstens entsinnt sich Graf Hochberg nicht. Haben nun die beiden italienischen Kollegen das bessere Ge dächtnis, oder die regere Phantasie? Ich glaube, nächstens wird der „Roland von Berlin" gleich seinem berühmten Namensvetter von Bremen ans seiner Grabesruh auferstehe», mit de» mächtigen steinernen „Stieweln" unmutig aufstainpscn und den Entrüstungsruf ousstoßen: Kerls, wenn ihr mich nun nicht bald in Ruhe laßt, so zeige ich bedeutungsvoll mit meinem linken auf meinen rechten steinernen Handschuh! Im Falle dieser in Bewegung tritt, wird euch Renommieren, Bramarbasieren, Dementieren und schließlich auch das Komponieren auf geraume Zeit vergehen. Tie Red.) Wissenschaft. ä Englisches und deutsches Ttudentenleben. Hans von Lindeiner-Wildau, einer der Rhodes-Stipendiaten an der Universität Oxford, veröffentlicht im „Eornhill-Magazine" einen Artikel über „DaS Leben eines englischen Nichtgraduierten", der eine interessante Parallele zwischen dem englischen und deutschen Studentenleben zieht. „Das Leben eines englischen Studenten", schreibt er, „ruht auf einer ganz anderen Grundlage als das des deutschen Studenten. Wenn der deutsche Student von der Schule aus die Universität kommt, wird er sogleich sein eigener unum schränkter Herr und erkennt kaum jemanden an, der ihm etwas zu sagen hat. Proktoren (Beamte der Universitäten Oxford und Cam bridge, die aus Ordnung zu sehen haben!, amtliche Begleiter und Protokolle über das AuSbletben der Studenten über die gesetzliche Zeit sind in Tentschland unbekannt. Tas Hot natürlich seine großen Schattenseiten, denn ich glaube, daß nur ein kleiner Bruch- teil der ;ungen Studenten alt und erfahren genug ist, um in jedem Fall entscheiden zu können, was gut oder schlecht iit. Aus meiner eigenen Erfahrung kenne ich lehr viele Fälle, in denen junge Stu- denlen Len Versuchungen deS studentischen Lebens unterlegen sind, nicht infolge schlechter Anlagen oder aus Mangel an Charakter, sondern weil sie zu jung und unerfahren waren, um den ganzen Umfang der Gefahren beurteilen zu können. Diese völlige Unab hängigkeit und Freiheit des deutschen Studenten ist das gerade Gegenteil der strengen Disziplin, der sich der englische Student unterziehen muß. DaS studentische Leben in England erinnert mehr an das Leben in unseren großen öffentlichen Schulen als an das in unseren Universitäten. Nur widerstrebend konnte ich mich entschließen, morgens beim Namensaufruf zu erscheinen, und wenn die fröhlichste Brivgegesellschaft um 11"/< Uhr abends aufbrechen mußte, erweckte dies ost nicht die angenehmsten Gefühle in uns. Tas sind natürlich nur Kleinigkeiten, und doch glaube ich, daß in diesen Verboten und Beschränkungen der englischen Mchtaraduierten ernstliche Gesahren lauern. Ich sprach über diesen Punkt des öfteren mit meinen englischen Gefährten, und sie teilten meine An sichten darüber. Tie englischen Nichtgraduiertcn bleiben während ihrer Univcrsitätszeit größtenteils in Unkenntnis des wirklichen Lebens und seiner Gefahren. Sobald sie dann nachher ins Leben getreten sind und auf eigenen Füßen stehen, befinden sie sich un bekannten und ungewohnten Wirklichkeiten und Versuchungen gegen- über. Gleichzeitig fehlt ihnen dann aber dir Beschränkung und Auf- sicht durch die Freundjchasteu, die sie auf der Universität genossen. Wäre cs nicht besser sür die Charaktercntwicklnng und Lebens erfahrung, wenn sie in etwas engere Berührung mit dem wirklichen Leben gebracht würden? k. 41. Lchutzimpsnng gegen Cholera. In Ländern, wo in den letzten Jahren die Ebvlera epidemisch ausgetreten ist. hat man versucht, durch Schutzimpsungen auf die Krankheit ebenso ein- zuwirlen, wie man die Pocken durch Impfung erfolgreich bekämpft hat. Ein japanischer Gelehrter Pros. N. Mnrata berichtete kürz lich über eine im großen vorgenomincne aktive Immunisierung eines Teils der Bevölkerung im südlichen Japan gelegentlich einer mit großer Heftigkeit austretenden Cholera-Epidemie. In elf Orten und Kreisen wurde der zehnte Teil der Gesamlbevöllerung geimpft, nämlich ca. 80000 Personen. Unter den Nichtgeimpften er krankten 0,19 Proz., unter den Geimpften nur 0,06 Proz. Die Sterblichkeit der ohne Impfung Erkrankten betrug 75 Proz., während von den immirnisierten Personen nur 42,5 Proz. starben. Wenn man bedenkt, daß dies nur erste Versuche Larftellt. deren Ergebnisse neue Fingerzeige zur Ver vollkommnung der Schutzimpfung selbst sind, so kann man hoffen, daß in absehbarer Zeit die Cholera-Epidemien ihren Schrecken fast ganz verlieren. Der japanische Gelehrte hebt besonders hervor, Laß die Schutzimpfung bemerkenswerte nachteilige Folge« für die Ge impften nicht gehabt hätte.
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