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Leipziger jüdische Wochenschau : 08.05.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193105080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19310508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19310508
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-05
- Tag1931-05-08
- Monat1931-05
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 08.05.1931
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4. Jahrgang Nummer 19 Leipzig, den 8. Mai 1931 Die „Leipziger Jüdische Wochenschau erscheint wöchentlich am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Herausgeber: Simon Klughaupt, Leipzig C1 Schriftleitung und Geschäftsstelle: Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Anzeigenpreis: Berechnung erfolgt nach Millimeter-Zeilen. Es kostet die 6gespaltene 4.1 Millimeter breite Zeile 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt ‘Rundschau Der 1. Mai — Wirtschaftliche Entwicklung Palästinas — Kolonisation in Rußland — Antisemitismus in Frank reich — Alfred Fried Leipzig, den 8. Mai 1931. Am 1. Mai haben auch die jüdischen Arbeiter in aller Welt den sozialistischen Weltfeiertag begangen, worüber u. a. fol gende Meldungen vorliegen: In Warschau veranstalteten die polnischen und jüdischen Arbeiter zum ersten Mal eine gemeinsame Mai- Kundgebung. In Moskau fand wie alljährlich am 1. Mai eine Parade der Sowjettruppen auf dem Roten Platz vor dem Lenin-Mauso leum statt. Unter den Sowjetfunktionären, die vom Balkon des Grabmals aus die Defilierung abnahmen, befanden sich auch drei hohe jüdische Beamte, und zwar der Vizeheereskommissar Gamarkin, der Sekretär des Zentralkomitees der Kommuni stischen Partei Kahanowitsch und der Vorsitzende der Bauern- und Arbeiterinspektionskommission der Kommunistischen Partei Jaroslawski. Jüdische Kommunisten gibt es auch in Palästina. Wie sie zum zionistischen Aufbau des Landes stehen, ist aus ihrer Mai-Proklamation ersichtlich, in der die arabischen Arbeiter und Bauern aufgefordert werden, sich zu erheben und gegen den britischen Imperialismus und gegen den Zionismus zu kämpfen. Die nicht auf kommunistischem Boden stehende palä stinensische Arbeiterpartei Btt-Hägegen anläßlich des‘ l. MäL elfte Proklamation erlassen, in der erklärt wird, es l sei das Ziel des Arbeiterzionismus, die nächste jüdische Generation nach Palä stina zu bringen, die destruktive Tätigkeit der Revisionisten zu bekämpfen, die Jevvish Agency zu demokratisieren und die Entsendung von Arbeitervertretern in die Leitung der zioni stischen Unternehmungen durchzusetzen. An die sozialistische Internationale wird der Appell gerichtet, die Rechte t der Juden, die nach Palästina kommen, um dort nachbarlich mit den Ara bern zu leben, nicht aber um sie zu unterjochen, anzuerkennen. Schließlich wird in der Proklamation gegen die 'Verfolgung der Sozialisten und Sozialisten-Zionisten in Sowjetrußland, Protest erhoben. Ueber die wirtschaftliche Entwicklung Palä stinas werden jetzt neue Zahlen bekannt. Eine kürzlich erschiene Sondernummer des „Palestine Com- mercial Bulletin“ bringt in dem Bericht des Zoll- und Handels departements der palästinensischen Regierung über das Jahr 1930 die ersten zusammenfassenden Angaben über die wirt schaftliche Entwicklung Palästinas während des abgelaufenen Jahres. Nach der ungünstigen palästinensischen Handelsbilanz der Jahre 1928 und 1929 zeigt das letzte Jahr mit einem leichten Rückgang der Einfuhr und einer nicht unerheblichen Aus fuhrsteigerung wieder ein etwas günstigeres Bild: Einfuhr: 1929 7166 593 Pfd. St., 1930 6 985 258 Pfd. St. Ausfuhr: 1929 1554 262 Pfd. St., 1930.1896 095 Pfd. St. Während also im Jahre 1929 die Einfuhr noch rund das viereinhalbfache der Ausfuhr betragen hat, ist sie im Jahre 1930 auf etwa das Drei- dreiviertelfaclie zurückgegangen. An der stärkeren Ausfuhr sind vor allem folgende Waren beteiligt: Orangen, Durra, Gerste, Olivenöl und Zement. Deutschland hat auch im abgelaufenen Jahre den vierten Platz in der palästinensischen Ein fuhr behauptet. Seine Einfuhr ist sogar, wenn auch nicht sehr erheblich, weiter gestiegen und zwar um rund 15 000 Pfd. Sterling, was einer prozentualen Steigerung von 10,37 'Prozent auf 10,91 Prozent der palästinensischen Gesamteinfuhr gleich kommt. Die Ausfuhr palästinensischer Waren nach Deutschland, das wiederum an vierter Stelle in der palästinensischen Ausfuhr steht, weist eine auffallend starke Zunahme, und zwar um 74 Prozent gegenüber dem Jahre 1929 auf (203 074 Pfd.St. gegen 116 871 Pfd.St., d.h. 10,72 Prozent der Gesamtausfuhr Palästinas 1930 gegen 7,52 Prozent im Jahre 1929). In diesen Zahlen dürfte vor allem die verstärkte Geneigtheit des deutschen Marktes zur Aufnahme von palästinensischen Orangen zum Ausdruck kom men. — Mit der Leitung der im Jahre 1932 durchzuführenden Volkszählung in Palästina wurde der Hilfssekretär der Palästina-Regierung, Mills, betraut. Im Laufe der nächsten Woche wird ein Büro für die Vorbereitung der Volkszählung eröffnet. x . *. Die erste Volkszählung fand in Palästina im Jahre 1922 statt. Es wurden damals insgesamt .757 182 Einwohner .gezählt, unter ihnen 590 890 Moslems? 83 794 Juden, 73 024 Christen, 7028 Drusen, 163 Samaritaner, 265 Bahais, 156 Metawallis, 1454 Hindus und 408 SJikhs. Am 1. Juli 1927 wurde die jüdische Bevölkerung Palästinas vorn Gesundheitsdepartement der Palä stina-Regierung mit 147 687 Seelen angenommen. Am 31. tMärz Schluß mit den Grabschändungen Wirth fordert schärfstes Durchgreifen der Landes- behörden Der Reichsminister des Innern hat in der Frage der Verhü tung der Schändung von Friedhöfen folgendes Schreiben an die Landesregierungen gerichtet: „Nach zuverlässiger Mitteilung sind im Deutschen Reiche in den letzten Jahren nicht weniger als 100 Fälle von Schän dungen jüdischer Friedhöfe vorgekommen. Unter Hinweis hier auf, darf ich den Landesregierungeii erneut nahelegen, die Lan desbehörden anzuweisen, um die Aufklärung und Verfolgung) von Störungen des Gräberfriedens nachdrücklichst bemüht zu sein. Ich halte schärfstes Einschreiten gegen solche, verabscheu- ungsvvürdigen Straftaten für nötig und bin nach den Erfah rungen der letzten Jahre der Auffassung, daß es nicht mög lich ist, ihnen ohne e m p f i n d 1 i c h e S t r a f e n mit Erfolg zu begegnen.“ 1929 umfaßte die Bevölkerung Palästinas nach einer in den Londoner „Times“ veröffentlichten Statistik 557 649 Mohamme daner, 149 554 Juden,. 78 463 Fürsten und 8850 Angehörige anderer Glaubensbekenntnisse. Wie wir bereits berichteten, versucht auch die Sowjet- Regierung Juden in der Landwirtschaft und in der Industrie unterzubringen. Infolge der mangelhaften Organisation war aber den bisherigen Bemühungen in dieser Richtung kein großer Erfolg beschieden. Jetzt hat das Zentral-Executiv-Ko- mitee der Sowjetunion der Regierungskommission für jüdische Landansiedlung und Zuführung der Juden zur Industrie (KOMZET) wegen des Mißerfolges der Kampagne zur Unter bringung jüdischer Jugendlicher in den Fabrikschulen schärf sten Tadel ausgesprochen. Das „Zentral-Executiv-Komitee fordert die Ergreifung entsprechender Maßnahmen zur Ver meidung einer Wiederholung der geschehenen Mißgriffe an läßlich der im Herbst beginnenden neuen Kampagne. Dem KOMZET und den ihm angegliederten Körperschaften wird die Weisung erteilt, sofort mit der Registrierung der für die Unterbringung in den Fabrikschulen im nächsten Herbst in Betracht kommenden jüdischen Jugendlichen zu beginnen und die Verzeichnisse baldmöglichst dem Rat der Nationalitäten vor zulegen, damit dieser in der Lage sei, die wirksame Durch führung der nächstjährigen Kampagne „vom Ghetto in die Fabrik“ zu sidhem. Meldungen über antisemitische Ausschrei tungen kommen jetzt auch aus Frankreich. Am Sonntag, den 26. April, kam es im jüdischen Viertel von Paris, in der Rue du Temple und ihren Nebenstraßen, abermals zu antisemitischen Ausschreitungen, wie sie in den letzten Monaten häufig geworden sind. Die Camelots du Roi, die einen ihrer in letzter Zeit üblichen Demonstrationsspazier gänge durch das jüdische Viertel veranstalteten, drangen plötz lich in ein Kaffee ein und begannen, auf die jüdischen Gäste loszuschlagen. Eine Anzahl junger Juden eilte zur .Abwehr herbei und es entspann sich ein etwa halbstündiger Kampf zwischen den beiden Parteien. Ein stärkeres Polizeiaufgebot trennte schließlich die Kämpfenden und nahm zehn Personen aus beiden Gruppen fest. Ein Polizist und eine Zivilperson wurden verletzt ins Spital eingeliefert. Die antisemitische royalistische Tageszeitung „Action Fran caise“ veröffentlicht einen Hetzartikel, in dem erklärt wird, die Juden müßten an den ihnen gebührenden Platz verwiesen und es dürfte ihnen nicht gestattet werden, in das französische Volk einzudringen. Die Liga zur Bekämpfung des Antisemitismus hat auf die Herausforderung der „Action Francaise“ eine Erklärung ver öffentlicht, in der sie bekannt '^ibt, daß ihre ^Mitglieder bereif sind, den Kampf mit den Camelots du Roi auszutragen. Audh die Liga für Menschenrechte gibt in einem Communiquö bekannt, daß sie bei der Regierung wegen Verstärkung des Schutzes der jüdischen Bevölkerung von Paris interveniert hat. Die der Liga für Menschenrechte angehörenden Abgeordneten bereiten eine Interpellation über die antisemitischen Vorfälle für eine der nächsten Sitzungen der Kammer vor. In den jüdischen Kreisen von Paris ist man der Ansicht, daß die Drohungen der „Action Francaise“, deren Einfluß auf den verhältnismäßig kleinen Kreis der Royalisten beschränkt ist, nicht als ein Zeichen einer allgemeinen antisemitischen Stimmung in Frankreich gewertet werden dürfte. Es wird darauf hingewiesen, daß die „Action Francaise" seit jeher antise mitische Propaganda getrieben hat, ohne daß es ihr gelungen ist, die öffentliche Meinung Frankreichs in nennenswertem Aus maß zu beeinflussen. Interessante Zahlen werden jetzt vom jüdischen Le ben in Amerika bekannt. Es gibt in New York etwa z w e i \M i 11 i o n en Juden, die über die Riesenstadt mit ihren zelm i Millionen Einwohnern ungleichmäßig verteilt sind. Heute erscheinen vier Tages zeitungen in jiddisch: „Der Vorwärts": Abendausgabe 140 000, Sonntagsausgabe 160 000, Durchschnitt 143 000. — „Yiddisches Morgen-Journal“: Morgenausgabe 95 000, Sonntags ausgabe 80000, Durchschnitt 90000. — „Tog“ (Tag): Abend ausgabe 80 000, Sonntagsausgabe 85 000, Durchschnitt 82 000. „Freiheit“: Abendausgabe etwa 30000. Diese 345 000 Leser repräsentieren etwa 18 Prozent der gesamten jüdischen Bevöi- Deutsche WK-MSbel muß man gesehen haben, bevor man seine Entschließung trifft. Besuchen Sie unverbindlich mein Ausstellungshaus fertiger Wohn räume in allen Preis lagen bei künstlerischer Gestaltung MICHAUD Das führende Einrichtungshaus Georgf ring 6
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