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Leipziger jüdische Wochenschau : 22.05.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193105223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19310522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19310522
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1931
- Monat1931-05
- Tag1931-05-22
- Monat1931-05
- Jahr1931
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 22.05.1931
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4. Jahrgang Nummer 21 Leipzig, den 22. Mai 1931 Die „Leipziger Jüdische Wochenschau“ erscheint wöchentlich am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12 Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr *' ; ‘ f Herausgeber: Simon Klughaupt, Leipzig C 1 Schriftleitung und Geschäftsstelle : Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Anzeigenpreis: Berechnung erfolgt nach Millimeter-Zeilen. Es kostet die 6 gespaltene 41 Millimeter breite Zelle Bei Wiederholungen Rabatt 15 Pfg. ‘Rundschau Die Wahlen in Oldenburg— Jüdische'Wirtschaftsnot in aller Welt — Die Lage in Sowjetrußland. Leipzig, am 22. Mai 1931. Die am Sonntag stattgefundenen Wahlen zum Olden burger Landtag haben gezeigt, daß die nationali stische Welle, die wählend der letzten Reichstagswahlen so steil angestiegen war, nicht nur nicht zum Stillstand gekom men ist, sondern weiter an steigt. Die Nationalsozialisten haben in Oldenburg ihre Stimmenzahl gegenüber den Reichs tagswahlen um ein weiteres Drittel von 70 310 auf 101 490, und ihre Landtagsmandate seit der letzten Landtags wahl von ö auf 19 erhöhen können. Die Mittelstandsparteien, mit Ausnahme des Zentrums, das seinen Besitzstand erhalten konnte, haben im Durchschnitt die Hälfte ihrer früheren Stim men- und Mandatszahl eingebüßt. Die Sozialdemokraten haben eine beträchtliche Zahl Stimmen avi die Kommunisten verloren. Die Hoffnung der Nationalsozialisten, daß sie in Olden burg mit. ihren Bundesgenossen, den Deutschnationalen, eine Regierung werden bilden können, hat sich nicht erfüllt; von den 49 Landtagsmandaten verfügen Nationalsozialisten und Deutschnationale über 21. Somit wird es wolil bei der b i s hörigen Beamten regier ung bleiben. Von folgenschwerer Bedeutung wäre das Ergebnis dieser Wahl, wenn man es als Gradmesser für die politische Stim mung in ganz Deutschland betrachten wollte. Die fortschritt liche Presse ist aber der Ansicht, daß die Dinge in Oldenburg anders liegen als im übrigen Deutschland, ln ^diesem industrie armen, kleinbürgerlichen und bäuerlichen Lande hätten sich die neuen nur dem Großgrundbesitz zugute kommenden Agrar zölle so verhängnisvoll ausgewirkt, daß ein größer Teil der Be völkerung in das radikale Lager abgetrieben worden ist. * . So groß die Not bei allen Völkern auch ist, am schwersten leiden — aus verschiedenen Gründen —( doch die Juden. Aus drei Ländern liegen heute wieder Nachrichten vor, die eine sehr deutliche Sprache reden: Der jüdische Nationalrat in Warschau schildert in einem Aufruf die unbeschreibliche Not unter den jü dischen Massen Polens und fordert die jüdischem Kaufleute und Handwerker auf, Massenpetitionen an die Re gierung zu sefiden und diese zu ersuchen, in dem jetzt in Vor bereitung befindlichen Gesetzprojekt über die Arbeitszeit im Handel die Interessen des jüdischen Handels zu berücksichtigen und auch das Sonntagsruhegesetz in einer Weise zu ändern, die den elementarsten Lebemsinteressen der jüdischen-Bevölkerung Rechnung trägt. Die jüdische Kaufmannschaft in der Wojwod- schaft Lublin beschloß, zum Protest gegen die drückende Steuerlast einen Tag lang die Läden geschlossen zu halten, m den Synagogen Gebete um Linderung der Wirtschaftsnot zu sprechen und eine Abordnung an die Steuerbehörde mit der Bitte um Erleichterung der Steuer last zu entsenden. Ein Bild von der ungeheuren Wirtschaftsnot unter der Wiener Judenheit gibt ein Aufruf der Zentralkommission iür soziale Fürsorge der Isr, Kultusgemeinde Wien, der u. a. lautet: Erschütternde Dramen tiefsten mensch lichen Leides spielen sich täglich in den Räumen der Wiener jüdischen Fürsorgezentrale ab. Menschen aus allen Schichten, in jedem Alter verlangen Hilfe, verzweifeln, wenn sie ihnen nicht gebracht werden kann. Tiefste Mutlosigkeit hat besonders jene Kreise erfaßt, die früher selbst Gebende waren. Denn zu dem all gemeinen Leid gesellt sich bei den Juden ein besonderes: jenes Leid, das aus der unverdienden Gehässigkeit entspringt, die uns fast überall entgegenstarrt, und unter deren Wucht ebenso die jüdischen Angehörigen der freien Berufe, der I11- duslrie und des Handels, wie der jüdische Angestellte und Arbeiter und nicht zuletzt die jüdische Jugend zusammenzu brechen drohen. Diese besondere Not erfordert besondere Hilfe. Die Kultus gemeinde, die der Fürsorgezentrale zum allergrößten Teile die Mittel beistellt, hat die Grenze ihrer Leistungs- f ä h i g k e i t für Fürsorgezwecke überschritten. Die von der Bundesregierung wiederholt zugesicherfen Zuschüsse aus S 1 a a_t s m i 11 e 1 n worauf die Judenschaft unleugbaren Anspruch hat, sind bisher ausgeblieben und auch für dieses Jahr kann nicht mehr damit gerechnet werden. Die öffent liche Hilfe versagt bei zahlreichen jüdischen Familien, die trotz jahrzehntelangen Aufenthaltes in Wien die Heiraatbereehligung noch nicht erlangen konnten. Und aus Budapest wird gemeldet: Die führenden jüdischen Persönlichkeiten Budapests sehen sieh angesichts der Jahresabschlüsse jüdischer Unterrichtsan stalten und \V o h 1 f a h r t s e i n r i c h t u n g e n veranlaßt, einen A b b a u einiger dieser Institutionen vorzunehmeu. Bei der Bester Israelitischen Kultusgemeinde hat sich in den letzten Jahren die Zahl der um Unterstützung ansuchenden Personen in einem erschreckenden Maße erhöht; sie stieg von 16 436 im Jahre 1928 auf 17 572 im Jahre 1929 und 19 475 im Jahre 1930. ln dem gleichen Maße verringerten sich die für Wohlfahrtszwecke zur Verfügung stehenden Mittel. So ist, die Wirtschaftskrise der ungarischen Judenheit zu einer Krise seiner Wohlfahrtsinstitutionen geworden. * Aber nicht nur die „Alte Welt“ kennt die jüdische Not. Auch Mexiko weiß jetzt, davon zu berichten. Staatspräsident Rubio hat in Beantwortung des ihm von den Vertretern der jüdischen Bevölkerung Mexikos übersandten Memorandums erklärt, die Ausweisung der jüdischen Händler aus den von ihnen bisher auf den öffentlichen Märkten Mexikos innegehabten Stände n sei erfolgt, weil sie ihr Gewerbe unbefugt ausgeübt hätten. Im Hinblick auf die unter den vertriebenen jüdischen Marktleuten herrschende große Not wurde eine Konferenz von Vertretern aller jüdischen Vereinigungen von Mexiko City ein berufen jn der die Einleitung von Geldsammlungen zugunsten der notleidenden jüdischen Händler beschlossen wurde. Der polnische Geschäftsträger in Mexiko City, Merdinger, erklärte, er habe im mexikanischen Außenministerium inter veniert, ohne allerdings vorläufig greifbare Resultate erzielt zu haben. Der polnische Geschäftsträger versprach, weitere Schritte zugunsten der jüdischen Händler zu unternehmen. * Antisemitismus in Mexiko — Antisemitismus in .Sowjetrußland. Wie aus dem eben veröffentlichten Bericht über eine von OZET durchgeführte Untersuchung hervorgeht, herrscht derzeit in den Fabriken eine wahre Epidemie antise mitischer Uebergriffe und Ausschreitungen. In dem Bericht von OZET wird ausdrücklich hervorgehoben, daß die Demütigungen und Verfolgungen, unter denen die jüdischen Arbeiter zu leiden hätten, nicht, wie vielfach behauptet wurde, stets bloß von unwissen’Jen Elementen unter den Arbeitern, soiurem häufig auch von geschulten Parteikommunisten aus gehen. Die Fabriksleitungen und Betriebsräte sind häufig genug über die Vorgänge in den Betrieben unterrichtet, schützen jedoch Unkenntnis vor. Obwohl die Juden derzeit 20 Prozent, der Arbeiterschaft in der Schwer industrie darstellen, werden jüdische Jungarbeiter zurück Katharinenstraße 8 Tel. 18367 Kurze Straße 3-5 Tel. 19146 aller Art für Wohnungen und Geschäftshäuser Reklameplakate für jeden Zweck in Gummi und Metall gesetzt und schlecht behandelt. Man weist ihnen Unlerkunfts- riiume zu, die von Schmutz starren, und läßt sie Hunger und Frost leiden. Zur Arbeit werden sie an sofche Stellen *des Be triebes eingeteilt, wo sie keine Möglichkeit haben, sich in ihrem Fach entsprechend zu vervollkommnen. * Am Mittwoch fand im Berliner Büro des American Joint Dis tribution Committee eine Pressekonferenz statt, in der der Leiter des AGRO-JOINT in .Sowjetrußland, Dr. Joseph Rosen, über den gegenwärtigen Stand derjüdischenSiedlunga- arbeitin der Sowjetunion berichtete. Der Plan von Komzet, in diesem Jahre 8000 jüdische Fa milien auf dem Lande anzusiedeln, konnte nur teilweise durch geführt werden. Bisher sind im Laufe der diesjährigen Siedlungs kampagne etwa 1200 jüdische Familien in der Krim einge troffen, von denen ungefähr 200 aus verschiedenen Gründen teils aus eigener Initiative abwanderten, teils zurückbefördert werden mußten. In der Ukraine wurden 200, in Biro- Bidschan 300 jüdische Familien angesiedelt. AGRO-JOINT hofft, bis Jahresende sein Siedlungsprogramm, das die Neuan- siedlung von insgesamt 3200 Familien in der Krim vorsieht, durchführen zu können. 1 Ober die Arbeit von AGRO-JOINT auf dem Gebiete der For derung desHandwerks teilte Dr. Rosen mit, daß 42 jüdische Fachschulen, die JOJNT früher unterstützte, nunmehr von den verschiedenen Industrie-Trusts unter Wahrung ihres jüdischen Charakters übernommen und ausgebaut wurden. AGRO-JOINT arbeitet mit 64 Hilfsgesellschaften in größeren Städten, wo die Möglichkeit einer gesunden Entfaltung der von diesen Gesell schaften organisierten Kooperativen besteht, zusammen. Neuer Versuch efner Drosselung der jfld. Einwanderung in Palästina Statt 14 5 0nur500 Zertifikate. — Proteste der Jewish Agency. Jerusalem, iS. Mai (J. T. A.) Anstelle der von der Executive der Jewish Agency angeforderten 1450 Eiwanderungszertifikate bat die Palästina-Regierung bloß 500 Zertifikate bewilligt, die an Angehörige von den in Palästina ansäßigen Juden und Per sonen, die auf Grund eines Touristenvisums nach Palästina gekommen sind, und die Absicht haben, sich dauernd im Lande niederzulassen, ausgegeben werden sollen. Somit werden für die Einwanderung von Chaluzim keine Zertifikate verfügbar sein. ZELLNER’S RESTAURANT Meinen verehrten Freunden, Oästen und Gönnern gebe ich bekannt, daß ich jetzt alleiniger Inhaber von Zöllners Reslaurant bin. Betonen möchte ich bei dieser Gelegenheit, daß ich meine weltbekannten Aufschnitte undWurslwaren aus eigener Fleischerei zu den jeweils gültigen Ladenpreisen in meinem Restaurant verkaufe. Ich bitte freundlichst, von dieser Einrichtung Gebrauch zu machen und halte mich meiner Kundschaft bestens empfohlen. Inhaber: Wilhelm Zellner, Nikolaistraße 36
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