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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185301160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-01
- Tag1853-01-16
- Monat1853-01
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1853
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Tageblatt Mld Anzeiger. Sonntag den 16. Januar. 1853 Bekanntmachung. Da die irrthümliche Voraussetzung, eS müsse die Einziehung der bis zum Jahresschluß ausgelaufenen Zinsen in den ersten Wochen des neuen Jahres bewirkt werden, Veranlassung zu übergroßem, oft nicht zu bewältigendem Zudrange zu geben pflegt, so wird daS Publicum wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß die Erhebung der Zinsen zu jeder Zeit geschehen kann. Leipzig, den 13. Januar 1853. ? Die Deputation de- Raths zur Epareaffe. Die Stärke der Bewegung und deren instinctive Natur *). Die Bewegungen der Zeit sind von dem Jnstincte der Massen getragen. Denn eS gehört zu dem wesentlich Charakteristischen unserer Zeitgeschichte, daß der große Einfluß Einzelner, Regenten oder Privaten, in ihr kaum zum Vorscheine kommt. Seit Napoleon ist kein wahrhaft vorragender Geist ausgetreten, der die Aufmerk samkeit der Mitlebenden vorzugsweise auf sich hätte lenken können, kein wahrhaft großer Charakter, der die Geschicke eine- Volke- in seine Hände genommen hätte oder der Vertreter einer ganzen Aeit- bestrebung geworden wäre. Die Geschichte hat von einigen Feld herren zu erzählen, die gewisse Eigenthümlichkeiten Bonaparte'S angenommen hatten, aber da- Unnachahmliche in ihm ist unnach- geahmt geblieben. Die großen Staatsmänner dev nächsten Ver gangenheit sind selbst in England und Amerika auSgestorben, und der Nachtrieb ist von bedeutend geringerem Wüchse. In Literatur und Wissenschaft haben einige große Geister in diese Zeit hinein gelebt, ihre Geburt und Bildung aber gehört der vorhergegangenen an. Im Technischen ist die Ausbeutung und Anwendung der Dampfkraft ein eigenthümliches Verdienst dieser Zeit, der erste und Hauptanstoß dazu ist aber in der vorhergegangenen Periode gemacht worden; die schaffenden Kräfte sind gering, ungeheuer an Zahl und Erfolg sind die, die auS dem Geschaffenen forterzeugen. Daher mangelt all der größere Zug, der durch ausgezeichnete Menschen in die Geschichte kommt, der Geschichte der G^enwart. Den vielen kleinen Bewegungen entgeht der schreckliche Reiz, den die starken, mit einander ringenden Kräfte der ersten französischen Umwälzung verleihen. In den mancherlei Kriegsereignissen ist kaum Eine merkwürdige Schlacht geschlagen, kaum Ein Talent aufgetaucht, da- ein größere- Interesse hätte erregen können. Gegen die Na- poleonische Zeit gehalten macht die unsere trotz der vielm einzelnen Erhebungen den Eindruck einer tiefen und allgemeinen Erschöpfung und Ermüdung, die die natürliche Folge der vorhergegangenen übermäßigen Anstrengungen und Erschütterungen scheint. Und auch mit den Zeiten de- 18. Jahrhundert- vor der französischen Revo lution verglichen, erscheine« die unserm arm an bedeutenden Men schen. Das Reizvolle der Erzählung von dem Leben und Wirken so vieler ausgezeichneter und eigentümlicher Persönlichkeiten, Fürsten, Staat-mÄmer, Krieger, Schriftsteller, wie sie da- 18. Jahrhundert besitzt, entgeht unserer Zeitgeschichte ganz. Aber eben da-, waS ihren Inhalt von dieser Seite gering macht, Macht ihw von der anderen Gelte desto bedeutender. Den Reiz der Geschichte jener anderen Zetten erkauft man um den niederschlagenden Preis, daß die Völker neben jenen großen Einzelnen ganz unthätiaAiaren, daß sie nur den Stoff abgaben, in de« die leitenden Männer de- LageS nach Gntdünken wirkten. Dagegen in unserer Gegenwart bewegen sich wie im 16. Jahchundert die Völker ftlbft in Masse«, *) Au- der vortrefflichen.Schrift. „Einleitung in die Geschichte de- neunzehnten Jahrhundert»" von S. G. Gervinvs. Leipzig, bei W. Engelmann. und in allen ihren Theilen und Schichten. Und die- ist die eigen- thümliche Größe dieser Zeit. Der hervorragende Rangier großen Begabung ist in Abnahme, aber die Zahl der mittleren Begabungen ist in desto größerer Zunahme begriffen; nicht die Qualität, nicht die Höhe der Bildung der Einzelnen macht den Ruhm dieser Zeit auS, sondern die Quantität, die Weite, die Ausbreitung der Bildung unter den Vielen; es ist im Einzelnen nichts Großes und Erha benes geschehen, aber im Ganzen ist dies wahrhaft eine große und erhabene Wendung in der Gestalt des öffentlichen Lebens, daß vie Geschichte dieser Zeit nicht bloS Biographien und Fürstengeschichten zu erzählen hat,, sondern VölkEschichte. Die Bewegung in diesen großen Massen des ganzen Welttheils ist gecheilt und langsam, und der Fortschritt unterbrochen und gehemmt, eben weil es große und ungleichartige Massen sind; aber die Vorbereitung reicht weit; und wenn die Erfolge noch der Art sind, daß sie den Raschlebigen und Ungeduldigen auf Augenblicke entmuthigen, so sind doch die Versprechungen dieser Zeit so groß und verlässig, daß sie auch selbst den Mutlosesten mit dem Gefühle aufrichten: es sei dies eine Zeit, in der es sich lohne gelebt zu haben. Ist es nicht eine Zeit tief gehender, den inneren Menschen bildender Cultur, so ist es dagegen eine Zeit weitreichender, die äußere Lage der Menschheit fördernder Civilisation. Was die praktischen Wissenschaften und technischen Künste, auS Vieler zusammengeschossenen Kräften und Erfahrungen, in diesen Zeiten Außerordentliches erzeugen, wirkt wie einst die großen Ereignisse und Erfindungen im 15. und 16. Jahrhundert auf das Hereinziehen immer größerer Massen in die Kreise der Bildung und des Wohlergehens. Die sichere Begründung der Naturkenntniß von Himmel und Erde schließt Aberglauben und Unwissenheit, wie einst die Reformation, in immer engere Räume; die Dampfmaschinen, Eisenbahnen und Telegraphen bringen, wie einst die Druckerkunst und die erweiterte Schifffahrt, eine Beschleunigung, eine Verbrei tung, eine Gemeinsamkeit aller einzelnen Fortschritte hervor, die zum Vortheile der allgemeinen Civilisation selbst die Zeiten und Räume besiegt. Nie ist der Zusammenhang aller Erdtheile voll ständiger, die Mittel der Verbindung vielfältiger, der Verkehr rascher und allgemeiner, die Kenntnisse ausgedehnter, die Bildungs mittel zugänglicher, die Allfertigkeit der Menschen zu jeder Tätig keit größer, Wohlstand, Behaglichkeit, Genuß und Leichtigkeit deS Leben- allgemeiner verbreitet, nie aber auch allgemeiner begehrt und angestrebt gewesen, al- heute. Die Regsamkeit in allen Richtungen de- häuslichen Leben- hat sich auch in dem öffentlichen Lebe« gel tend gemacht. Und auch hier sind es die Massen, die die Politik zu machen beginnen. Mit der Sicherheit, die dem Instinkte der Menge eigen ist, formuliren sie ihre Forderungen, unverblüfft von dem Befferwissett. der Doctrin, genau nach ihrem Dorthell und Bedürfnis, und bestehen auf ihnen mit der einfachen Folgerichtigkeit de- wohlverstandenen Interesses, unersch'reckt von dem Widerstand und den zeitweisen Siegen der Gegner. Ihre Forderungen aber gehen dahin, daß der Staat da- Wohl der Vielen endlich seine Sorg» sem lasse, und nicht da- der Wenigen und Einzelnen.
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