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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185304270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-04
- Tag1853-04-27
- Monat1853-04
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.04.1853
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Leipziger Tageblatt Md Anzeiger. 7 * ^ 117 MitUvoch dm 27. April. 1853. Bekanntmachung. Eine kleine Orgel mit sieben klingenden Stimmen und selbstständigem Pedal, welche zeither in der hiesigen Freischule gestanden hat, bei Veränderung des Lokals aber m das neue Schulhaus nicht hat versetzt werden können, und welche für eine Schule oder kleine Kirche brauchbar ist, soll verkauft werden. Kauflustige haben sich bei unserer Rathsstube zu melden. Leipzig, den 26. April 1853. Der Rath der Stadt Leipzig. Koch. Was unselige Tischrücken. ES wird uns wahrhaftig sauer, die Feder in einer Angelegen heit zu ergreifen, über welche wir lieber jeden bisher geschriebenen und gedruckten Buchstaben von Grund aus vertilgen möchten, um unsere Zeit vor dem unausbleiblichen Gespött der Schulbuben kom mender Jahre zu retten. Es hätte schon lange Noth gethan, daß ein Naturforscher sich der verirrten Zeitgenossen erbarmt und die Erwachsenen belehrt hätte, daß daS allgemeine Kinderspiel auf eben so einfachen mechanischen Gesetzen beruhe, als der beliebte Brumm-Kreisel unserer Jugend; allein es gehörte ein kühner Ent schluß dazu, die nackte Hand einem Bienenschwarm preiszugeben, ei« «och kühnerer aber oazu, mit so manchem unberufenen vor eiligen Schwätzer, welcher mit unverdauten Phrasen von Magnetis mus «uS Diamagnetismus sich die Lorbeeren de- öffentlichen Lehrer- erringen wollte, in die Schranken zu treten. Wir sind darum still geblieben, alS Anfangs namhafte Männer es für Schuldigkeit hielten, durch Bürgschaft ihrer Namen öffentlich die Richtigkeit des Factum- der Tischrückerei festzustellen; wir haben nicht gemuckst, so lange „das Volk" sich in unschuldigen Vermuthungen belustigte; wir haben gelächelt, wenn sich selbst einige von Laienhand abge schriebene Lehrsätze aus Lehrbüchern der Physik in öffentlichen Blättern herumtummelten; ja, wir haben selbst unfern Gram still hinuntergeschluckt, wenn Aerzte ihre Eollegienhefte der Physik und Physiologie über dem magnetischen Schwindel der aurea praxi» vergessen hatten und sich an der allgemeinen Raserei, die alten ehrlichen Naturgesetze verrückt zu machen, betheiligten. Da- Alles bst uns nicht gerührt. Daß aber, korridile äietu, sogar ein Naturforscher, ein Mann, der den Namen unserer heiligen Wissen schaft als Aushängeschild auf der Stirn trägt, so tief fällst, konnte und seine Verblendung sogar öffentlich bekannte, daß ein Natur forscher so vollkommen unwissenschaftliche, der Physik und Physiologie Hsdn sprechende Experimente anstellen konnte, da- hat uns einen Schrei des Entsetzens, ein unendlich schmerzliches entptcht. Das hat uns bestimmt, unser Schweigen zu brechen, um uns feierlichst vor dem furchtbaren Verdacht zu wahren, als beschöntzte» wir stillschweigend die unverzeihliche Entstellung physika lischer Gesetze, als wunderten auch wir uns, daß ein Tisch auf einem Glasfuß leichter sich dreht, als auf einem hölzernen, als entsetzten wir uns nicht über einen Berateich eine- sich drehenden Tisches mit einem Neefschen Rad. Wir wollen ganz kurz und nüchtern unsere Ansicht von dem simplen Hergang des Tischrückens gebe«; wir drängen sie Keinem auf, hoffen auch durchaus nicht auf großen EHolg, denn: „es rast der See, er will sein Opfer habe« i" Die Menge will schlechterdings eine neue mystische Kraft, will Od, oder zum wenigsten doch Magnetismus; daher hat sie auch bisher schon die einmal oder zweimal bereits schüchtern auf- getauchtt mechanische Ansicht unwillig von sich gestoßen. Das *) A»ch Du et» Kü»d. Drehen des Tisches, und wenn er wie ein Kreisel läuft, ist ein rein mechanischer Act, der Anstoß dazu eine einfache, längst bekannte physiologische Erschei nung. Wenn wir irgend eines unserer Glieder lange Zeit in einer bestimmten, gezwungenen Lage durch Muskelanstrengung unverrückt erhalten, so tritt eine vollständige Ermüdung der be treffenden Muskeln ein, die sich durch eine Menge der bekanntesten Erscheinungen, z. B. des Zitterns bei längerer waagerechter Hal tung des Armes zu erkennen giebt. Daß eine solche Ermüdung Veranlassung zu unwillkürlichen Bewegungen werden kann, ist täglich zu beobachten. Der Wille verliert seine vollkommene Herr schaft über Glieder, welche in diesen Ermüdungszustand versetzt sind ; bringen wir dann durch dieselben eine unwillkürliche Be wegung hervor, so werden wir uns dieser Bewegung nicht, als durch uns selbst hervorgerufen, bewußt, und darum schwört Jeder, der an einem Tische beim Drehen sitzt, er habe nicht gestoßen. Fühlen die Betheiligten, daß der Tisch unter ihren Händen an fängt zu schwanken, so betrachten sie natürlich die Schwankungen des Tisches als das Primäre und die nun auch zum Bewußt sein kommenden Schwankungen der Arme als da- Seczmdäre, während doch bei Einem oder einer Anzahl von ihnen entschieden der Causalnexus ein umgekehrter ist. Ich fühlte auf da- Aller deutlichste in den Händen meiner etwas anämischen (an Blutmangel leidenden) Nachbarin das Zittern und unmittelbar darauf begann die Tischplatte Schwankungen, deren Richtung bewies, daß sie von meiner Nachbarin ausgingen, während dieser selbst ihr primäre- Emittern entgangen war. Je leiser die Hände aufgelegt «erden, desto leichter tritt der fragliche Zustand ein ; denn zittert unsere frei gehaltene Hand, so hört da- Zittern auf, sobald wir sie fest an etwas andrücken. Meine anämische aber „sanguinische" Nachbarin schwur, daß sie bereits sehr oft daS Experiment mitgemacht habe, daß der Tisch jedesmal auf sie zugelaufen komme, daß er ««fange zu laufen, sobald sie sich eine Zeit lang in eine „Kette," bei der er vorher ruhig geblieben, einsetze , sie nannte mir auch mehrere besonders „magnetische" Personen, und bei allen ließ sich mit Bestimmtheit sagen, daß sie, ohne zu zittern, ihren Arm nicht 3V Secunden auSgestreckt halten konnten. Wenn in Bremen vier kräftige Matrosen den Tisch mit Leichtigkeit zum Drehen brachten, so ist dies bei habituellen Trinkern wahrlich eher ein Beweis für als gegen mich. Wenn das Experiment bei Kindern sehr leicht geht, so ist die- eben so leicht begreiflich, und war mit Bestimmt heit vorauszusagen. Nun wird man mir mit der Kette, mit der Schwere des Tische-, mit dem Stehenbleiben beim Oeffnen der Kette u. s. w. Einwendungen mach,». Die Nothwendigkeit der Kette in der » priori construirten Form mit den lächerlichen, aus lächerlichen Vorurtheilen gegebenen Eautelen ist ein Unwahrheit. Man setze sich an einen Tisch, lege die Hände leise aber unverrückt darauf, und ohne mit den Nachbarhänden sich zu berühren, man lasse die Kleider ungestört sich berühren, und warte mit Geduld
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