Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1853
- Erscheinungsdatum
- 1853-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185305314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18530531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18530531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1853
- Monat1853-05
- Tag1853-05-31
- Monat1853-05
- Jahr1853
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1853
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Leipziger Tageblatt und Anzeiger. . . >. ^ 151. Dienstag den 31. Mai. 1853. Morgen Mittwoch den 1. Juni ». «. Abends 6 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung: Wahl zu Besetzung der mit Ablauf dieses Jahres zur Erledigung kommenden vier Stadtrathsstellen auf Aeit. Line neue Facultiit. In einer vergnügten Gesellschaft sprach neulich ein Mann aus der Claffe der größern und einsichtsvollen Gasthalter, den ich zwar noch nicht näher kenne, aber nach den Gesprächen, so wir in 3 bis 4 Stunden mit ihm zu führen hatten, für einen unterrichteten und geistreichen Menschen halte, scherzweise den genialen Gedanken aus, daß auf hiesiger Universität noch eine Facultät „die der Gastro nomie, oder deutlicher: der Gasthalterei oder des Restau ra ti-mu- rc. fehle. Ueder diesen Scherz werden nun zwar die Herren der Wissen schaft streng richten und ihn weit von sich wegweisen, ich lasse mich aber dadurch nicht abhalten, auf den so recht aus dem natürlichen gesunden Menschenverstände hingeworfenen, vielleicht in seiner ganzen Bedeutung vom Urheber selbst nicht gehörig erkannten Gedanken eftvn- näyer eivzngehen und daran eine Betrachtung zu knüpfen, die den« doch ihren Nutze« haben könnte. — Wir lebe», wer will dies läugnen, in einer Zeit, in welcher man von dem sonst in enge Kreise gehaltmen Familienleben mehr oder weniger abgegangen ist und sich in vieler Beziehung einem mehr öffentlichen Verkehre, ja man kann sagen einem öffentlichen Leben zugewendet hat. Die Thatsache ist vorhanden, die Ursachen, warum die« so gekommen, sind bekannt, sie liegen in der Genuß sucht der Menschen und in dem regeren politischen Treiben der Neuzeit, aber eine andere Frage ist die, ob wir davon auch wirk lichen Gewinn haben, was wir uns nur zu gem einreden wollen, weil e« uns gefällt, so unter dem Scheine der Nothwendigkeit unserm Vergnügen nachgehen zu können. Einzelne Menschen, die so zu sagen mit und in der Oeffentlichkeit leben, sind allerdings genöthigt, dem Strome der Aeit folgen zu müssen, wenn sie ihre Stellung au-fÜllen wollen. Da nun aber feststeht, daß dem so ist, wie wir gesagt und dies sich nicht leicht wird ändern lassen, indem sich nach dem Adreßbuchs ein Jeder auSrechnen kann, daß eS, ganz abgesehen vom größern Vaterlande, wo eS eben so ist, bei uns im je vierten Hause Ge legenheit giebt, sich restauriren zu können, so leuchtet klar ein, daß die Sache von höchster Wichtigkeit ist und daß gar viel darauf ankommt, wie dergleichen Restaurationen eingerichtet sind, waS dort getrieben wird und welcher Gattung von Menschen die Führer und vmkrr derselben angehören. DaS aber ist'-, was jener Mann mit seinem Scherze hat andeutm wollen, undvaS ist'- auch, was unser weitere- Nachdenken über die Sache erfordert. WaS heißt denn ^reÜauriren"? ursprünglich: wieder Herstellen; dann, doch mehr figürlich: erfrischen, erquicken; daher Restauration: Wiederherstel lung^ Erfrischung, und zuletzt: „Trink- und Speiseanstalt." Daß in denselben der zuletzt bezeichnet- Zweck erreicht wird, kann Niemand in Abrede stellen, aber ob der Zweck in der ersteren Bedeutung in den gewiß meisten Fällen verfolgt und erreicht wird, darüber könnte billig Zweifel erhoben werden, denn e- giebt leider gar viele Meirichen, für die man wieder Restaurationen einrichten möchte, in welchen sie sich von dm in den Restaurationen bestan- deüm Strapazen erholen könnten. — Nur zu häufig hat der Staat lEt Herfttllung der Letzteren sorgen müssen — deutlicher will ich nichtsprechen! Den Inhabern der Restaurationen, und man trifft unter ihnen recht polirte Leute, kann eS in keiner Weise verdacht werden, daß sie den Zeitgeist für ihr Geschäft benutzen, Geld machen und sich in ihren spätem Jahren als Rentiers zurückziehen, um dann sich selbst in den Restaurationen Anderer bedienen zu lassen. In der Regel sind eS gewandte Leute, die durch den tagtäglichen Umgang mit vielen Menschen allerlei gelernt und sich die nöthige Menschen- kenntniß erworben haben, um jeden einzelnen Gast nach seinen Eigenthümlichkeiten behandeln und über die TageSbegebenheitm sprechen und absprechen zu können. Da Diener, Kellner, Bur schen, wenigstens letztere, um geringes Geld zu erlangen sind und da für jede nur einigermaßen renommirte Restauration ein und meh rere Kellner angenommen werden müssen, weil nothwendia der Restaurateur selbst die Oberaufsicht führen und daher den Herrn im eigentlichen Sinne des Worts vorstellen muß, so ist'S leicht erklärlich, daß dann, wenn sich der Beutel füllt, ganz nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge in der Welt der Herr sich als sol cher fühlen lemt, in seiner Wirthschaft nicht selten allein dm Ton angiebt, und daher auf das Gespräch der Gäste so wie auf deren Verhältnisse im Leben selbst einen mächtigen Einfluß auSübt. Däbei möge man gar wohl bedenken, welche Schaar von zukünftigen Re staurateuren in den Laufburschen, Kellnern oder wie sie gmannt werden, herangezogen wird, und daß gar viel darauf ankommt, wie die hier in Thätkgkeit gekommenen jungen Leute erzogen und gebildet werden, zumal auch sie Vieles mit anhören und ansehen müssen, worüber richtig zu urtheilen sie wenigstens in der ersten Zeit meist unfähig sind. Bei den Innungen wird über die Lehr linge Aufsicht geführt, aber um die große Zunft der angehenden Marqueure kümmert sich Niemand, wenn es nicht der Inhaber der Restauration thut. Schon auS diesem Gesichtspunkte gefaßt, ver dient unsere hier besprochene Sache die besondere Aufmerksamkeit der Behörden. Welchen Einfluß einzelne Gasthalter in politisch bewegter Aeit auf den Gang der Dinge auSüben können, da- haben wir erlebt, auch ist's nicht unbekannt, welcher Unfug in einzelnen ErsrischungS- localen (Kneipen rc.) stattfinden kann, wenn es der Wirth an der nöthiaen Aufsicht und Ordnung fehlen läßt. Will ich nun auch nicht den Scherz, welcher Veranlassung zu dieser Auslassung gegeben hat, weiter verfolgen und zu Entfernung der hier zu rügenden Uebelstände auf Schaffuiw einer neum Fa- cultät antragen, so nehme ich aber doch keinen Anstand, die Obrig keiten auf die Wichtigkeit der Sache aufmerksam zu machen, und zwar deshalb, damit n»an e-mit der ConcessionSertheilung und mit der Beaufsichtigung der Restaurationen im weiteste» Sinne, indem ich hier alle große Hotels so gut wie alle öffentliche DerkaufSorre von Spirituosen und dergl. eingeschloffen wünsche, genauer nehmen möchte, als die- zeither hier und da doch der Fall gewesen ist. Sehr oft, und hier spreche ich nicht von einem bestimmten Orte, auch gilt das, was ich jetzt bemerke, mehr von kleineren Orten, weil in größeren sich mehr Leute vom Fache, frühere Kellner, die sem Geschäfte zuwenden, sehr oft, sage ich, erlebt man, daß in ihrem eigentlichen Geschäfte herabgekommene Mänüer »och i, besten Jahren eine Gchankwirihschast etabliren, weil sie di
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite