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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1847
- Erscheinungsdatum
- 1847-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-184701097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18470109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18470109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1847
- Monat1847-01
- Tag1847-01-09
- Monat1847-01
- Jahr1847
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1847
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Anzeiger. 9. Sonnabend, den 9. Januar. 1847. Neber eine Bewahr- und Arbeitsschule für Kinder der Lrmern DolkSelaffeu. „Unter den Keimen und Sprossen, die unsre bewegte und strebsame Zelt zur Entwickelung zu bringen bemüht ist und über lang oder kurz auch gewiß in reicher Fülle zur Entwicke lung bringen wird, nehmen ohne Widerrede Bewahr- und Ar beitsschulen für die Kinder der ursprünglich producirenden Volks- classen eine sehr wichtige Stelle ein. Sie sind das natürlichste Gegengift, das der so vielfach besprochene Pauperismus, diese nicht wegzuleugnende politische Cholera unsrer dermaligen socialen Verhältnisse mit derselben Notwendigkeit zu seiner Bekämpfung auS den Lebenskräften der Gesellschaft hervorruft, mit welcher überall in. der Natur jedes Uebel zuletzt auch das rechte Heil mittel zu seiner Beseitigung selbst herbeiführt ; und wir zweifeln keinen Augenblick, daß in Kurzem alle Länder deutscher Zunge mit solchen heilbringenden Gewächsen ebenso erfüllt sein werden, wie im Frühling der grüne Teppich der Wiesen aus Tausend und aber Tausend aufsprossenden Gräsern alsbald sich herstellt, wie nur die Stürme des Winters ausgetobt und die Sonnen strahlen ihre belebenden Kräfte wiedergewonnen haben. Es liegt der Betrachtung viel zu nahe, um eines weitern Nachweises zu bedürfen, daß in einem durch Uebervölkerung und die unaus bleiblichen Folgen derselben angegriffenen und zersetzten gesell schaftlichen Körper die Elemente, aus welchen er sich fortgehend erneuern soll, isolirt und ganz besonders vorbereitet werden müssen, um nicht in die allgemeine Fäulniß sofort wieder einzugehen, um statt dessen fähig zu werden, auch unter den einmal nicht zu ändernden Verhältnissen ein gesünderes und frischeres Leben wieder allmälig in das gesellschaftliche Ganze überzuleiten. Wer aber sollte oa nicht zugeben, daß wir eben hiermit für die Gegen wart ganz vornehmlich an die große Menge derjenigen dermalen so schwer vernachlässigten Kinder hingewiesen werden, die, dem eigentlich producirenden Volke angehörig, bestimmt find, in dem nächsten Menschenalter die Masse, auf deren breiter Basis die Gesellschaft überhaupt ruht, zu bilden? Um nicht in die inner» sociale» Verhältnisse einer Stadt, wie unser Leipzig ist, einzugeheu, — wer nur einen aufmerk samen Blick auf die Stellung geworfen hat, in welcher die nächst gelegenen Dörfer, von denen eine nicht unbedeutende Zahl erst seit Kurzem, mir der ungemein rasch gesteigerten Population der Stadt, entweder ganz »eu entstanden ist, oder wenigstens eine ganz veränderte Einwohnerschaft gewonnen hat, Leipzig gegenüber sich befindet; wer nur einmal Zeuge gewesen ist, wie an jedem Werkeltagsmorgen wohl 6 — 7000 rüstige Menschen auf jeder Stufe des arbeitsfähigen Alters in die Stadt ziehen und sie eben so erst am späten Abend verlassen, um in ihre ländlichen Schlafstätten zurückzukehren; gewiß, er muß da auch sogleich der Massen zur Arbeit noch unfähiger Kinder gedacht haben, die von ihren Aeltern in den vereinsamten Wohnungen am Ende ohne Schutz und Aufsicht zurückgelassen wurden; und — wie er seinen Gedanken weiter folgt — welch' ein düstre- Bild von den Zurückgebliebenen, von den Gefahren, welchen sie preisgegeben sind, von den Entbehrungen, die sie sich gefallen lassen müssen — wir meinen Entbehrungen andrer Art, als blos solcher, die auf leibliche Pfiege sich beziehen — wird nicht vor seiner Seele aufsteigen, und nun zugleich in ganz natürlicher Folge den Wunsch in ihm wecken: wenn eS doch ander- sein — wenn doch durch Bewahr-, durch Arbeitsanstalten den Verlassenen gewährt werden könnte, was die Aeltern bei dem besten Willen ihnen zu gewähren nicht im Stande sind." Mit diesen Worten leitet Hr. Kirchen- und Schulrath Dr. Meißner eine unter dem Titel: „Gedanken und Wünsche über die Erziehung der Kinder der Armen" erschienene Schrift de- Schullehrers Hrn. Börner in den Thonbergsstraßenhäusern ein, in welcher derselbe das Wesen der Klelnkinderbewahr- und Arbeit-- Schulen erörtert und nicht nur das bereits Vorhandene berück sichtiget, sondern auch eigenthümliche Ansichten und Vorschläge niederlegt. Er verfolgt die Erziehung dieser Jugend von den ersten Jahren des KindeSlebens Ln der Bewahrschule bis zu dem Eintritte des jugendlichen Menschen in die Welt, wo nach seinem Plane noch eine Fortbildungsanstalt ihn leiten könne; dabei ist das Ganze dieser Erziehungsanstalt der Kinder unbemittelter Aeltern theils durch Unterstützung von Wohlthätern, theils durch die errungenen Kräfte des Instituts selbst ausführbar dargestellt. Von der Bewahrschule, ln welcher gemeinschaftliche Kost, Reinigung und eigene Kleidung daS physische Wohl, dabei die stufenweise Entwickelung der geistige» Kräfte durch Mittheilung und Beispiel erzielt werden soll, kommt der kleine Weltbürger in die Lern schule, oder bei Bedürftigkeit der Aeltern in die Arbeitsschule, wo die Kinder zur nützlichen Thätigkeit im spä teren Leben geführt werden, dabek auch einen kleinen Verdienst erwerben können, aber immer unter Leitung ^e- Lehrer- und der Beaufsichtigung der älteren Schüler. Selbst die Wohlthätigkeit einer Sparcasse ist in Aussicht gestellt. Sehr wahr sagt daher der Herr Kirchen- und Schulrath in seinem Vorworte, daß eine solche Anstalt zur Wirklichkeit gebracht „ganz in Pestalozzi'S Sinn und Geist" sein würde.
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