Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 247. Spunabend, den 4. September. 1847 Zum Verfassung «feste. Kehrst Du wieder, schöner Lag, Unter Aestgeläute, Tön' von unS auch Gruß und Segen Dir als Weihelied entgegen, Frohes Fest der Freude. Friedrich August! Deinen Ruhm Feiern unsre Psalmen. Lebe, wie's der Herr beschieden, Fürst mit Deinem Volk im Frieden, Glücklich unter Palmen. Vaterland! Die Treue wacht Ueber Deine Rechte. Glücklich ist die Saat erschlossen, Fruchtreich wird sie weiter sprossen Künftigem Geschlechts. Du, Verfassung, stolzer Bau, ' Bist des Rechtes Halle; Streb' empor zum Himmelsdom, Trotze jedem Zeitenstrom, Und beglücke Alle! Hebt empor den freud'gen Blick Zu des Himmels Throne: Segne, Gott, unS All' ausS Neue, Fürffenlieb' und Volkestreue Bleib' der Sachsen Krone! (Dieses Lied wird bei der heutigen Festfeier auf dem Markte gesungen.) Zur BahnhofS -Frage. (Eingesendet.) Bei Begründung der Sächsisch. Baierschen Eisenbahn im Jahre 1840/4L wurde die Frage der Bahnhofs-Anlage mit großer Lebhaftigkeit erörtert und namentlich im Tageblatte besprochen. Privat-Jntrreffen und andern Rücksichten gelang eS, sich so weit geltend zu machen, daß der Platz vor dem Windmühlenthore gewählt wurde, obgleich manche mit den Verhältnissen genau vertraute Männer, auch sogar im Direc- torio, schon damals erklärten, es sei wünschenswerth, alle Bahnhöfe auf einem Puncte zu vereinigen, jedenfalls aber unerläßlich, dieselben durch eine Zweigbahn zu verbinden. Die Richtigkeit dieser Ansicht scheint jetzt auf das Ent schiedenste dadurch erwiesen, daß die Hohe Staatsreaierung beschlossen hat, eine Bahn zur Verbindung ver Sachsisch- Baierschen Staats-Eisenbahn mit den zwei andern Bahn höfen anzulegen, welche allerdings nun vielleicht das vier- oder fünffache von dem kosten wird, was es gekostet haben würde, wenn man gleich Anfang- der Stimme gut Unter richteter mehr Glauben geschenkt hätte, als den zum großen Theil durch Nebenrücksichten hervorgerufenen Zeitungsannoncen. Seit einiger Zeit finden wir wieder unsere Localblätter mit Artikeln überfüllt, durch welche einer oder der andere Platz für Anlegung eines neuen Bahnhofes angepriesen und die öffentliche Meinung über diese Angelegenheit m eine Art Aufregung zu versetzen versucht wird. Möge die früher gemachte Erfahrung Denjenigen, welche berufen find diese Frage zu entscheiden, stets vorschweben; mögen alle, vorliegenden Anträge reiflich, erwogen, aber bei deren Berücksichtigung stet- geprüft werden, ob dieselben von wirklich patriotischer Gesinnung oder von der Absicht, Privat- Interessen und Spekulationen zu fördern, hervorgerufen sind. Leicht kann die oft wiederholte Ansicht einer Person oder einer kleinen Partei sich so breit machen, daß man sie irr- thümlich für die öffentliche Meinung verkennt; hiergegen möge man sich bei Entscheidung dieser höchst wichtigen Frage bewahren. Die Benutzung der Staats-Lotterie-Anlehen. Kaum nehmen wir jetzt eine Zeitung, ein Wochen- oder Anzeigeblatt zur Hand, ohne daß damit unsere Aufmerksam keit auf Einladungen zur Betheiligung an den zahlreichen Verloosungen von Abtheilungen gewisser Staats - Anlehen ge wendet würde. Die meisten dieser Anerbietungen, welche zur Zeit die Blätter unserer Gegend einnehmen, gehen von den Banquierö M. L I. Stiebel zu Frankfurt a. M., I. Nach mann u. Söhne zu Mainz, C. G. Appel zu Coburg u. a. auS, stellen große zu gewinnende Summen voran, selbst die ge ringste einem Loose zufallende Prämie ist sehr ansehnlich, dabei wird das Anlehen als von den betreffenden Regierungen garantirt bezeichnet, und die Betheiligung an diesen, augen fällig hohe Vortheile darbietenden, gesicherten Geschäften ist mit außerordentlichem Wohlwollen so erleichtert, daß Jeder mann für die Einzahlung eines oder weniger Gulden in die Reihe, derer treten kann, welchen diese Gewinnste zufallen müssen. Bei solcher Darstellung kann es um so weniger fehlen, daß sicb Viele anlocken lassen, als der wahre Sachverhalt im großen Publicum nur wenig bekannt und heut zu Lage >« ij —