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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185611227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18561122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18561122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-11
- Tag1856-11-22
- Monat1856-11
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1856
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NWger Anzeiger. ^ S27. Sonnabend den 22. November. 1856. Geschichte des Leipziger Handels. i. Nur als Handelsstadt kann Leipzig in Deutschland — abge sehen von dem Seehandel Hamburgs — mit Recht die erste Rolle beanspruchen; keinen seiner übrigen Vorzüge kann es sich allein vindiciren. Der Handel aber hat Leipzigs Namen nach Außen hin den Ruf der Weltstadt erworben, und im Innern ist er das belebende Princip, das alle blassen der Gesellschaft, Beamte und Gelehrte ausgeschlossen, mehr oder minder direct beeinflußt. Und doch hat Leipzig gerade hierin dem glücklichen Aufall so unendlich Viel zu verdanken, denn von Natur ist es ursprünglich wenig geeignet zum Handelsplätze; entfernt von jedem größerer schiffbarm Flusse, in einer früher mit dichtem Holz bewachsenen, vielfach sumpfigen Gegend gelegen, verdankt eS nur dem Zusammenwirken verschiedener günstiger, aber vielfach rein zufälliger Umstände die Aufmerksamkeit, die man im Mittelalter auf den kleinen unschein baren, kaum genügend befestigten Ort im dichten Versteck der Eichen, Linden und Ulmen lenkte; große Straßen durchbrachen nun in Kurzem die Sümpfe und Wälder und ließen den Mangel des Wasserweges weniger schwer empfinden, bis ihn die Eisen straßen des 19. Jahrhunderts gänzlich entbehrlich machten. Die ersten Anfänge des Leipziger Handels sind dunkel. In einem Rathsmandat von 1514 heißt «S: „daß die Jahrmärkte eines TheilS von Alters und weit über Menschen Gedenken in unserer Stadt Leipzig gewesen seyn." Erst im Anfänge des 12. Jahrh. begegnet uns eine etwas zweifelhafte Angabe bei dm Chronisten, es habe Konrad der Große in Leipzig eine Nieder lage von Salz, Kom „und andern essenden Wahren" angelegt, „darbey sich die Bürgerschaft gar wohl befunden". Zwar läßt fich die Sache aus Mangel an authentischen Quellen nicht genau beweisen, doch ist sie immerhin nicht unwahrscheinlich, da die Nähe Merseburgs, wo schon seit 1004 ein privilegirter Markt blühte, und Naumburgs, dem der Kaiser Konrad II. 1029 ein sogen, forum rexale verlieh, eine derartige Maßregel sehr wohl rechtfertigt. In der That finden wir bald darauf in Leipzig einen nicht unbe deutenden Marktverkehr. Unter dem Einflüsse der allmälig ver feinerten Lebensgewohnheitm und gehoben durch die nährenden Kräfte, welche aus den 1169 entdeckten silberreichen Bergwerkm bei Freiberg entsprangen, hob sich im Laufe des 12. Jahrh. schon der Handel so weit, daß Markgraf Otto der Reiche um das Jahr 1178 der Stadt den Marktbann verlieh, d. h. das Pri vilegium, es solle im Umkreise einer Meile von Leipzig kein der Stadt nachtheiliger Markt gehalten werden; nicht ganz sicher ist die vielfach verbreitete Nachricht, es habe Otto bereits die Messen zu Michaelis und Ostern errichtet; mindestens darf man nicht an wirkliche Messen denken, höchstens privilegirte, auf die Dauer von 8 Tagen (daher die jetzige Meßwoche) angesetzte Märkte, die Otto's Sohn Albert der Stolze 1190 bestätigt und durch noch weitere Privilegien gehoben haben soll *). *) Man hat die Begriffe Messe und Markt wohl zu scheiden. Markt bedeutet nur eine vom -ande-herrn verliehene Gerechtigkeit, Mejse einen vom ^Kaiser bestätigten Markt. Uebrigens stammt der Name Messe von ihrer Entstehung ber. Wie einst in Griechenland bei den großen beiligen Spielen zu Olympia, so versammelte -ch im Mtttel- ater bei kirchlichen Festen ein bedeutender Händlertroß, der ursprünglich wohl nur eine Befriedigung der materiellen Bedürfnisse des Volkes nach Schwere Gefahr drohte dem aufblühmden Handel der Stadt, als die Fehden zwischen Albert dem Stolzen und seinem Bruder Dietrich dem Bedrängten daS Land zerfleischten, mehr noch während deS langen blutigen Streites der Stadt mit dem letztgenannten Markgrafen selbst (1213 — 18). Doch scheint, wenn auch genügende Nachrichten nicht überliefert sind, unter Heinrich des Erlauchten segensreicher Waltung der Schaden schnell vernarbt zu sein; einzelne erhaltene Angaben, wie die Be günstigung des Handels der Juden in der 1265 erlassenen Juden- ordnung, durch die u. A. ihnen zu Gunsten ein Markt vom Sonnabend auf den Freitag verlegt ward, berechtigen uns wohl zu dem Schluffe auf ähnliche sonstige Fürsorge, zumal wir die Verdienste kennen, die sich in anderer Beziehung Heinrich um Leipzig erworben. Dazu kommt die günstige Lage der Stadt mitten in einem Kreise anderer blühender Handelsstädte (M.rse- burg, Taucha, Grimma, Freiberg, Dresden, Halle), die Eröffnung deS Handelsweges nach dem 1247 für Meißen erworbenen Thüringen ; schon gingen von Böhmen aus über Leipzig die dort fabricirten Messer, Sicheln und Degen nach dem A«<lande; Wein vertauschte man zollfrei gegen Halle'sches Salz. Und in d« Gleich darauf folgenden Zeit erstarkte der Handel bis zu hoher Blüthe. Um den durch langwierige Kriege verfallenen Märkten wieder aufzuhelfen, verlieh am 1. März 1268 Dietrich von Landsbera, der in der Landestheilung von 1263 mit dem Osterlande auch Leipzig erhalten, der Stadt einen Schutz- und Schirmbrief, welcher den nach Leipzig reisenden fremden Kaufleuten sicheres Geleit verhieß, selbst für den Fall, daß ihr Landesherr mit dem Landsberger Markgrafen in Fehde liege. Diese Gnaden bewilligung deS um Leipzig hochverdienten Fürsten war nicht nur für die damals Lebenden eine Garantie künftigen Wohlstandes, sondern ist für uns auch ein Beweis damaliger schon bedeutender Erhebung des Handels, der schon viele Fremde herbeigezogen haben muß; seit dieser Zeit sollen sich auch fremde Kaufleute in Leipzig seßhaft gemacht haben, ein Vorzug vor andern Handelsstädten jener Periode. Der ftöhlich aufblühende Wohlstand schien in der Ende deS 13. und Anfang deS 14. Jahrhunderts eintreten den Zeit neuer schwerer Kämpfe, die Ln dem armen Osterland ganz besonders wütheten, erstick» zu müssen; doch zu fest hatte der Keim schon Wurzel geschlagen und eS bedurfte nur der segens reichen Regierung Friedrichs des Strengen, um die inS Stocken gekommenen Geschäfte wieder erstarken zu lassen; dazu ward durch die Erkaufung des landesherrlichen MarktzoUS durch den Leipziger Rath 1368 vielen Plackereien und Unbilden der Kauf leute abgeholfen; schon jetzt kamen Händelsartikel auS der Levante, besonders Gewürze (der Pfeffer galt so hoch, daß man ihn anstatt haaren Geldes gebrauchte), Weine aus Ungarn, Frankreich und oem Elsaß, Häringe in großer Menge aus den Nordseeländern ; nach Schlesien und Polen führte eine privilegirte jetzt sehr in Aufnahme kommende Stapelstraße; Leipzig ward somit Stapel patz, wodurch die künftigen Messen erst ihren rechten festen Grund erhielten. — So konnte schon 1388 Leipzig durch unmittelbare Verbindung mit dem großen Handel zu Augsburg in dm Welthandel einrreten. der heiligen Handlung bezweckte, aber die letztere bald so in den Hinter grund drängte, daß man selbst in den Kirchen die Waaren auistapeite, wobei die Geistlichkeit nicht am schlecht,strn wegkam. Sobald nun ta« Meßglöckchrn ertönte, begann der Handelsverkehr. Roch heute crim ett da« Ei «lauten ber Messe an Urse ihre Entstehung.
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