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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185212128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18521212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18521212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-12
- Tag1852-12-12
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- Jahr1852
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1852
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Leipziger und Anzeiger. S47. Sonntng den 12. Deeember. 1852. Stadttheater;u Leipzig. Dle vorgestrige Aufführung de- „Freischütz" gewann ein vorzügliches Interesse durch den ersten theatralischen Versuch einer beim hiesigen Conservatorium zur Sängerin au-gebildeten und durch mehrmalige- Auftreten in Concerten bereit- mit einigem Ruf aus- gestatteten jungen Dame. Da- oste Mißglücken derartiger Ver suche und die Seelenangst, der man in der Regel bei denselben die jungen Novizen unterworfen sieht, macht, daß man mit Bangen einer solchen verhängnißvollen, über einen Lebensberuf entscheidenden Prüfung entgegen sieht. Fanden wir je eine solche Besoraniß un berechtigt, so war eS bei Fräulein Bleyel, welche die Agathe gab. Schon nach einigen Tacten ihre- Gesang- entdeckte sich eine überraschende Gewißheit, ein so feste- Bewußtsein von der Auläng- lichkeit -er Kräfte, daß man dem Erfolge so dreist vertrauere, wie bei einer routinirten bühnenheimischen Künstlerin. Vorzüglich be kundete da- Spiel de- Fräulein Bleyel die fleißigste und bürge reichste Vorbereitung. Alle ihre Bewegungen waren sichtbarst von dem Berständniß de- Charakter- und der Situation unterstützt, durch Uebung befestigt und über die Zweifelhaftigkeit emporgebracht, und so leicht und dreist, daß Einem die Angabe „erster theatra lischer Versuch" kaum recht glaubhaft »erde« mochte. Als Sängerin besonder- dürfen wir Fräulein Bleyel kaum minder günstig beurtheilen. Wenn wir sagen können, daß sie sich nur eine einzige wirkliche Detonation zu Schulden kommen ließ, so ist da- ein Beweis, daß ihr Gesang tüchtig und mit glücklichem Er folge geschult ist. Dafür auch, doch mehr noch für da- Bewußt sein der Sicherheit und die gewissenhafte Vorbereitung, zeugten die kräftige« Nüancirungen. Nur die Arie „Und ob die Wolke rc." ermangelte deren und litt ein wenig an Monotonie. Die Stimme gehört nicht zu den starken, wie die de- Fräulein Mayer oder Fa ftlinger, aber auch nicht zu den schwachen, wie die de- vor Kurzem noch der hiesigen Bühne angehöriaen Fräulein Tonn er; sie hat eben da- nöthige Kraftmaaß; ihr Umfang scheint ziemlich bedeutend und der Ton besitzt in jeder Lage eine wirklich wohl- thuende Reinheit. Da- sind, meinen wir, Pfänder genug für eine erfreuliche Zukunft auf der Bahn der theatralischen Kunst. Fehlt der Stimme de- Fräulein Bleyel noch die hohe Geschmei digkeit und Beweglichkeit, in welcher die unserer ersten und mancher andere« Coloratursängerin glänzt, so darf nicht vergessen werden, daß diese Eigenschaften au- längerer Uebung Hervorgehen. Frau Tünther-Kachmann unterstützte Fräulein Bleyel auf's Beste, und ihr Aennchen wurde durch diese- Hineintreten de- persönlichen Charakters nur desto liebenswürdiger. — Die Aufführung der Oper war eine gelungene trotz der Schwierigkeiten, welche au- vielfachen Veränderungen in der Besetzung und im Gcenenwesen hervor- aeganzen fei» mußten. Die Scene in der Wolfsschlucht, wie die Schlucht selbst hat ei« durchaus andere- Ansehm bekommen. Es . scheint für diese Metamorphose eine unendliche Mühe aufgewmdet worden -» sei«. Eine Menge »euer wundersamer Gestalten hat die Phantasie der Regie erschaffen und der thätige Theatermaler Herr Köh» durch transparente Bersetzstücke einen großen Beittag ge liefert. Daß das Grauenhafte der Schlucht dadurch gerade gestei gert worden, läßt sich vielleicht nicht behaupten, wenigsten- dünkt daß die Wirkung de- mittel- der aufrechtstehenden Walze zum Erscheim» gebrachten sogenannten wilden Heeres nicht Überbote» worden sei, und vortheilhast will e- uns scheinen, diese schauerliche Piece der Bühnenzauberei in die Scene, wie sie jetzt besteht, aus zunehmen, wenn die- möglich ist. Die Veränderungen im Gcenen wesen der anderen Acte sind dagegen unzweifelhaft große Ver besserungen. Die neue dreifache Regie wendet überhaupt der Aus stattung der Bühne viele Sorgfalt zu und benutzt verständig die guten Stücke, die in der Masse de- Decorationenvorrathes gleich sam verloren und vergessen worden sind. So sahm wir manches Repertoirstück in einer scheinbar ganz neuen und »eit hübscheren Kleidung erscheinen und die Bühne sich mit diesen gewissenlos zurück« aeworfenen alten Habiten in einer Art von Verjüngung zeigen. Zerrissene oder im Gemälde verdorbene Coulissen, die früher nicht ganz selten waren, haben wir während der gegenwärtigen Regie nicht ein einzige- Mal zum Vorschein kommen sehen, eben so wenig eine leichtsinnige und geschmacklose Verwendung der Versetz stücke. Noch gebührt den neuen Costümen (von Herrn Bä'r- winkel hergestellt) wegen guter Farbenwahl, sauberer Arbeit und der der historischen Vorschrift ziemlich entsprechenden Form eine lobende Erwähnung.— Die Capelle executirte prachtvoll und machte an der, allerdings vielgeübten Ouvertüre ein wahre- Meisterstück, dem der ungewöhnlich starke Applaus mit bestem Rechte gebührte. Eine baldige Wiederholung diese- „Freischütz" dürfte vieler- seit- erwünscht sein. H Prinz Lieschen. Bei der heute Abend auf unserer Bühne bevorstehenden Auf führung der zuerst in BreSlau vor Kurzem mit großem Erfolge in Scene gegangenen Posse „Prinz Lieschen" von unserem Lands manne und Stadtkinde Herm Moritz Heydrich, jetzt in Dre-den wohnhaft, welcher dem Leipziger Publicum bereit- durch seinen trefflichen „TiberiuS Gracchus" als talentvoller Dramatiker bekannt ist, dürfte eS nicht uninteressant sein, unsere Leser noch vor der AuMihrung der so eben genannten Posse davon, was die allgemeine Theater- Chronik vom 19. November d. I. berichtet hat, wenigsten- auS- zug-weise in Kenntniß zu setzen. Sie sagt unter Andern,: „Die Posse ist besser als Alle-, was seit Jahren in diesem Genre her vorgebracht wurde, sie ist mit Geist, mit Sorgfalt gearbeitet, sie enthält scharf gezeichnete und konsequent durchgeführte komische Cha raktere und Situationen, der Dialog ist pikant, natürlich, nicht durch gesuchte Witzeleien und Radebrecherei von Worten und Flos keln geschraubt, wie er in fast allen neueren Possen sich breit macht." Ueder den Erfolg der Aufführung in Breslau schreibt sie: „Die Breslauer Bühne war die erste, welche da- ergötzliche Stück zur Aufführung gebracht, und sie darf sich dessen rühmen, dmn der Erfola war ein so außerordentlicher, wie ihn seit langer Zeit hier kein Drama gehabt hat. Da- Hau- war nach dem Rufe, welcher dem lustige« Stücke vorausgegangen, ungewöhnlich gefüllt, und die Erwartung in hohem Grade gespannt ; dessenungeachtet wurde dieselbe vollständig gerecht fertigt. Der Beifall stieg von Scene zu Seme, und oft konnte vor dm Ausbrüchen homerische« Gelächter- nicht weiter gespielt werden. Stürmische- Herausrufen der Darstellenden erfolgte nicht allein nach jedem Acte, sonder« auch sogar mitten in offener Scme u. s. w." H.
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