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Sächsische Volkszeitung : 27.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190501277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19050127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19050127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-27
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.01.1905
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4. Jahrgang Inserate werde» die Kgeipallene Peliizeile oder deren Ri.um Pf. bereüniel, bei Wiederholnna bedeutender Rabatt. ivuchdruckerrt, Stedaktiou und vtesütästdstrUr - Lredde«. Pillniyrr Strafte -1». — ,^er> «precher »lm« I Nr li«>6 Zuin Geburtstage des Kaisers. o»c. Heil, Wilhelm, Hohenzollernsohn. Der grohen Ahnen wert! Dein kluger sinn Hut treu bewahrt. Was schmiedete ihr schmort. In segensreicher Friedenszeil. Die Gott erhalten mag. Ha't siir des Reiches Wohl gesorgt Ohn' Rasten, Tag nin Tag. Die Stirne ziert nicht Eichenlaub Vom blnl'gen Schlachtenfeld. Der Friedeiisloibcer schmückt dein Haupt, Du bist des Frieden» Held. Doch rnjt dich je. was Gott verhüt'. Der Knegsirompktcn schall. Du führtest uns. das ist gewiß. Wie deine Väter all. Drum Heil dir. Fkiedenskoiscr. Heil! Zu deinem Wieoensest! so schallt eS beut z» deinem Thicn Von Norden, Süd. Ost. Weil. Heil dir, und Gottes reichster Schutz Zn deiner Aibeil schwer. Des demschen Volkes Freude, stolz, Du Kaiser hoch und behr. Joseph Ritsche. Heil dem Kaiser! In Millionen Herzen und von Millionen Lippen er tönt heute dieser Ruf. Es ist die ernste Lage der Zeit, welche ihn uns erheben läßt. Unter den gesamten europä ischen Ländern ist das Teutsck»e Reich das einzige, welches mit einiger Befriedigung auf seine inneren Verhältnisse blicken kann. Und da erheben wir unwillkürlich unsere Angen zu dem siegreichen Kreuz, welches unser Kaiser so oft hinge- stellt hat als den Angelpunkt, um welchen sich des Reiches Geschick drehen muß, soll die Wohlfahrt desselben erhalten bleiben. Am heutigen Tage wissen wir ihn dafür innigen Dank: „Heil dem Kais er!", der sich des Kreuzes nicht sck»ämt, das seine Krone ziert, sondern es zum Feldzeichen erhebt in der tiefgehenden Völkerschlacht unserer Tage. Frie dens- und Freundschaftsbande ist er bestrebt zu knüpfen nach Innen und Außen. Gerechtigkeit und Duldung fördert er zwischen den einzelnen Konfessionen, sowie zwischen den ein zelnen Ständen. In Deutschland, wo der Unglaube so frech sein Haupt erbebt und das Volt von Christus und seinen Lehren los- zureißen sucht, dürfen wir Christen nicht eifersüchtig auf andere christl. Konfessionen blicken, sondern in edlem Wett streit und brüderlicher Liebe zum Frommen des Vaterlands die Religion dem Volke zu erhalten suckzen, aber auch pein lich die wechselseitigen Rechte schützen und respektieren. Der geistige Kampf bedarf keiner Schimpffrciheit, da er nicht mit Phrasen, sondern mit der Wahrheit geführt werden soll. Daher Achtung jedem christlichen Bekenntnisse und freie Bahn für alle, welche den christlichen Grundsätzen dienen wollen! Friede in sozialer Beziehung ist ein weiteres Ziel, daS der Kaiser austrcbt. Nicht Klassenkampf, sondern Klassen versöhnung tut uns not. Menschenrecht und Menschenliebe sind die Fundamente, worauf die soziale Wohlfahrt aufge- baut werden muß. Durch die Verhetzung wird dieses Ziel nicht erreicht, nur durch energische, selbstlose Arbeit, welche die eigenen Interessen zurückzustellen vermag, um sie dem Wohle des Ganzen unterzuordnen. Das Neckst des Schwa chen zu schützen und die Liebe zum sozialen Frieden ist ein Charakterzug unseres Kaisers. Mutig und hoffnungssrendig möge die Arbeit an der christlichen Sozialreform weiter vollbracht werden. Möge Kaiser Wilhelms Weisheit n»d Tatkraft aus dem unver siegbaren Ouell eines lebendigen Gottesglaubens schöpfen, um des Reiches Wohlfahrt zu fördern immerdar! Nepräsentalionspflittitkn! Von einem Neichstaasabgeordncten wird uns ge schrieben: In der Reichshauptstadt hat die Hochsaison begonnen; während die junge Welt der höheren Kreise sich freut, müs sen »vir unsere Minister und Staatssekretäre, »nie auch ihre Geheimräte herzlich bedauern. Was sie jetzt zu „arbeiten" haben, übersteigt die Leislungsfähigkeit eines einzelnen Mannes. Au den Festlichkeiten müssen sie teilnehmen, und so bleibt nichts anderes übrig, als die Amtsgescbäfte zu ver nachlässigen. Wir könnten auch einige recht drastische Bei spiele anführen, bei denen dies geschehen ist; es ist uns erst vor einigen Tagen von einem Höheren Neichsbeamten mitgeteilt worden, daß er eine sehr dringliche Arbeit nicht fertig stellen konnte, »veil er zu einer Festlichkeit „befoh len" war. Die Minister trifft keine Schuld, sie würden sehr froh sein, auch etwas Ruhe zu habe»» und ihren ernsten Pflichten nachzugehen, aber die „Repräsentatiouspslicht"! Wer nicht mitmacht, wird über die Schulter angesehen! Wie geht es nur unserem tüchtigsten Staatssekretär, dem Grafei» P o s a- dvwsk»»? Weil er in Wien nicht in einem der teuersten Hotels abstieg, sondern in einem immerhin sehr fasliio- nablen Hotel in der Stadt, auch das Geld nicht auf die Straße warf, sondern ii» Wien neben seinen engeren Auf gaben auch sonst sich tüchtig umsah, wie spottet man deshalb über ihn! Nicht in Wien, nein, in Berlin! Tie Einfachheit ist in den höheren Kreisen bereits zun» Gespött geworden, raffinierter Lurus aber an der Tages ordnung! Das ist kein Zeichen hochentwickelter Kultur, son dern verrät eher innere Fäulnis, jedenfalls entspricht es nicht den „preußischen Traditionel»". Man hat „draußen in der Provinz" vielfach keine Ahnung, wie umfangreich die „Repräsentationspflichten" in Berlin sind. Einmal ist es der Hof selbst, der mit Fest lichkeitei» nicht geizt, und bei denen sämtliche höheren Be amten einfach erscheinen müssen. Aber dieselben habe»» in der Regel auch dann zur Stelle zu sein, u>o der Hof er scheint. Nehmen »vir nur die vielen Botschaftei» und Ge sandtschaften. Tann treten hinzu die Bälle und Herren abende, welche die Minister unter sich geben müssen. Die Enthüllung von Deiikmälern ist ja auch keine Rarität mehr in Berlin! So oft eine siiMiche Person nach Berlin kommt, sind Dutzende der obersten Arbeitskräfte lahm ge legt. Alle diese Repräsentationspflichtei» könnte man be greifen. Aber es kommt noch eine weitere Art der „Reprä sentation" hinzu. Tie Plutokratie kommt mit ihre»» An sprüchen! Die reichen Handelsfirmei» und Unternehmer in Berlin geben auch ihre „Abende", die au nichts hinter den Hoffestlichkeitei» zurückstehen. Aber sie brauchen einige „Lockvögel", just wie die großen Warenhäuser, damit man von ihnen spricht. Ein Minister oder Staatssekretär muß es mindestens sein! Oft sogar deren mehrere! Und die geplagten Leute können kaum ablelmen. »veil sie nicht wissen, wann sie »nieder einmal den gastgebenden Geldherru ge brauche». Erzählt man sich doch auch von Reichstagsabge ordneten, daß sie jeden Abend irgendwo anders als Gast ge laden sind. Dieser Unfug »nächst »nie die Zweimillionen stadt riesig ii» die Höhe. Wie ist dem abzuhelfen? Daß es so nicht wcitergehen tan», ist klar, unsere besten Arbeitskräfte erschöpfe»» sich in» Tanzen, Essen, Gratulieren und Festlichkeiten! Wenn es so weiter geht, drohen »ins schlimme Zeiten. Nu» sucht der neue preußische Etat einen Weg zu gehe»», der uns aber nur tiefer in diesen Jammer hinein führt! Man will die Repräsentationsgelder erhöhen, da die Minister mit den heutigen nicht mehr aiiskommen kön neu. Letzteres glauben »vir ihnen sehr, sehr gern! Aber würde es nicht besser sein, »venu einmal eine Eiiischräukung gefordert würde und die Minister insgesamt „streiken" wollten? Sie hätten die Shmpathie des Volkes auf ihrer Seite! Man wird deshalb vom Parlament erwarten dür fen. daß es gerade bei diesen Repräseiitatioiisgeldern sehr genau iü und alles ablelmt, was nicht absolut geboten er scheint. So liegt derzeit auch beim Reichstage eine Forde rung, welche einen Bauplatz für ei» Reichsmilitärgericht enthält. Für dieses verhältnismäßig kleine ReichSamt mit seinen nur drei Senaten soll ein Platz von 78 Ar angekauft werden. Der Platz allein kostet 1 Millionen Mark. Man lacht einem in das Gesicht, »venu man sagt, daß für ein eigentlich kleines Reichsamt 78 Ar nötig sind, für das - Schneewetter. "»»'.» Novellen«: von Heinz Waldow. Doktor Günther, der neue Mediziner, »'aß in seinem Empfangszimmer, das aber in den» Augenblick, wie leider in den weitaus meisten, gar keinen» solchen ähnelte. Wohl war es sehr schön, sehr solide eingerichtet, aber keiner gönnte ßch das Vergnügen und den» Herrn nmckie. ckoe. Günther die Ehre, von ihm empfangen zu werden. Was Wunder, daß sich ein grauliches Gespenst, die Langeweile, ii» dasselbe einzeschlichcn, und dem jungen Doktor aus alle»» Ecken ent- gegengrinste. Ein erschlaffendes Gähnen lag über dem G«nzen, den« sich auch Doktor Güutl>er kaum entziehe»» konnte. Da tönten Schritte von» Flur herüber. Sollte da eine Art Versuchs-Objekt den Mut fühlen, sein Korpus dem Kon- fultationseifer des Herrn Doktor zur gefällige»» Verfügung zu präsentieren? Das »väre ein Glück. Neugierig lugte Günther durch die Spalte, die die nur nngelchnte Tür zum Warteraum ihm in zuvorkommender Weise als harmloses Beobachtungsguckloch gebildet. Doch nur ein Briefträger nahte dem Vorhof des Heiligtums, und das ein gesunder; wäre der Mann auch nur an einen» Atom erkrankt gewesen, mit tausend Freuden hätte er ihn begrüßt; so aber ließ er ihn mit einem verächtliche»» Blick.dem sich auch ein kleii» wenig Mitleid beimengte, gehen. Was kcmnte der ihm auch bringen. Höchstens eine medizinische oder wer weiß was für eine Zeitschrift. Aergerlich entschloß er sich endlich, das Gebrachte zu holen, und in Ermanglung von etwas Besseren», die Lektüre direkt vorzunehmen. Doch wie angenehm »var seine Ent täuschung, als er einen Brief, und wie er bei näherer Durch sicht sah, von seinem besten Studienkollegen vorfand. Das im übrigen kurze Schreiben lautete: „Bester Freund. Seit etwa vierzehn Tage»» weile ich in M» und mache ganz heroische Versuche, mich zu acclimati- sieren. Ich würde mich außerordentlich freuen, wenn du mir mal einen Nachmittag widmen wolltest. Doch werden dir wohl die Patienten keinen freien Augenblick gönnen? (Hier lachte Doktor Günther ingrimmig auf.) Sollte es aber dock» noch solch rücksichtsvolle Leutö geben, die dir Zeit lassen, dich um dich selbst und deine Freunde zu kümmern, so versäume nicbt, morgen nachmittag nach liier zu kommen. Tein Walter." „Unheimlicher Spötter." brummte Günther vor fick» hin. Nein, da starb keiner seiner Patienten, wenn er morgen nachmittag seine Konsultationsbeüiche einstellte. Er ging jeden Tag zweimal aus, schon aus Prinzip. Dann aber aiicb, »veil er Kuren zu machen batte; freilich nicbt an anderen, sondern an sich selbst, und dieses »var auch wiederum die einzigo Kur, die er für sich aiiwandte. Zum Tritten wollte er aber auch die Herren Kollegen mit seinen» tollen Rennen täuschen, denen er die Freude an seinen Mißerfolgen nicht gönnte. Also konnte er morgen, olme Gewissensbisse spüren zu müssen, gebe»». „Angenommen, werter Freund," rief er lustig aus: frol», seine»» Gedanken eine andere Richtung geben zu könne»». Der andere Tag fand ihn ans der Fahrt nach M. Al»! wie wobl das tut. nicht immer ans Patienten warten zu müssen, die doch iiicht kamen. An» Bahnhof empfing ihn sei»» Freund, der ihn als red- lichen Bürger noch nicht gesehen, und: „In den Armen lagen sich beide und weinten — nein, weinten nicht, aber schwatzten und lachten vor Freude." „Na, höre mal." »»»einte Walter nach dem ersten Be grüßungsrausch, indem er die kräftige und edle Gestalt Günthers schmunzelnd betrachtete, „wenn du aber alle deine Patienten so »vohlwollcnd behandelst, wie dich selbst, wirst du dich wohl bald nach einem Assistenten »»»»»sehen müssen?" Mit einen» Seitenblick, der etwa ausdrückte, „dürfte ich dich »nal nur einige Tage behandeln," sah Günther seine»» Freund an. Laut aber sagte er: „Nun laß mir aber heute Patienten Patienten sein, da ich mich dir dock» widmen wollte. Weiß Gott. n»as die Leute an mir auszusctzen haben, daß ich mit so leichtem Herzen und Gewissen dies tun darf." „Ach, hät'8 du," rief Walter lachend; „na tröste dich nur." ineinte er dann etwas boshaft, „bei diesem eintreten- den Schncewctter passiert ja so manch Unglück, und daS weißt du doch wobl erfahrungsgemäß, was des einen Un glück. ist des anderen Glück." „Spotte nur immerhin," entgegnete Günther gutmütig, „auch meine Stunde wird einmal schlagen." „Gewiß," nickte Walter eifrig, „ich glaube, da schlagen dir doch jetzt wobl jede»» Tag schon vieruiidzwanzig." „Unverbesserlicher," rief Günther lachend und Arm in Arm setzten die Freunde ihren Weg fort. Ein leichtes Schneewehen batte eingesetzt »nd ein kalter Wind fegte recht ungemütlich durch die Straßen, die, durch den Frost der letzten Tage hart geworden, nun infolge des Schnees ziemlich glatt und schlecht passierbar waren. Unmittelbar vor ihnen gingen ein paar Damen; eine alte, die sich schon rasch dem Greisenalter näherte, gestützt von ihrer Begleiterin, die mit ängstlicher, zärtlicher Sorg falt sie über die gefährliche Passage hinübergleitete. Da auf einmal erscholl ein doppelstimmiger Schrei. Trotz der kindlichen Sorgfalt des Mädchens »var ihre alte Begleiterin an einer besonders glatten Stelle ansgeglitten und die sie umschlingenden Arme des jungen Mädchens per mochte»» sie vor dem Fall nicht melir zu bewahren. Umsonst war auch ihr Bemühen, die Greisin »nieder aufzurichten. Stöhnend sank sie nach jedem Versuche »nieder zurück, der ibr jedesmal eine» lauten Scbmerzeiisruf entlockt. Hilfesuchend sah sich das Mädchen mit ratlose»» Blicken um. „Du." ries Walter seinem Freunde leise zu, indem er ihm aber zur Bekräftigung einen stärkeren Rippenstoß ver setzte, „du. dort ist eine Gelegenheit dir vom gütigen Zufall zugeführt. Glücklicherweise kennt dich ja auch keine von den Damen, so daß sie sich gern deinen freundlicheii Bemühungen anvertrauen werden." Der Anffordernug hätte es von seiner Seite ans nicht mehr bedurft, denn schon batte Günther seinen Arm fahren lassen und »var der Stelle zngeeilt, wo die alte Dame noch irnmer wimmernd lag. Dock» konnte er nicht unterlasse»», noch einen unwilligen, halb zürnenden Blick den» Freunde zuzuwerfen, den dieser lächelnd erwiderte. Rasch trat Günther an die beiden Damen heran. „Doktor Günther," sagte er. sich leicht verneigend und den Hut lüftend. „Wem» ich vielleicht bei dem betroffenen I I
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