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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185806293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-06
- Tag1858-06-29
- Monat1858-06
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1858
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Anzeiger. ^ 180. Dienstag den 29. Juni. 1858. ^ Bekanntmachung. Allen unbemittelten Personen jeden Alters, welche in hiesiger Stadt wohnen, wird hiermit die unent geltliche Einimpfung der Schuhpocken angeboren und soll dieselbe von und mit dem G Juni d. I. an in jeder Woche Mittwochs Nachmittags G Uhr, zuletzt am dH. Juli d. I., im großen Saale der alten Waage am Markte stattfinden. Leipzig, den 28. Mai INS. ^ . - Der Nath der Stadt Leipzig. -r/ > v.. - Berger. . ' ''' ' ' Cerutti. ' > »— > > . > > > « . Setrachtungen über den Sranntwein. X. Der mäßige, nüchterne Mann. Die Glücklichen auf dieser Welt sind nicht immer Diejenigen, welche vom Aufall oder durch Umstände mit irdischen Gütern reich gesegnet sind, und in der menschlichen Gesellschaft eine hohe, be vorzugte Stellung einnehmen. DaS höchste Glück verleiht die Natur dem Menschen durch einen Hellen, muntern Geist in einem gesunden, kräftigen Körper. Die mit diesen göttlichen Gaben Beschenkte« «erden nie untergehen; sie werden die ihnen begegnenden Widerwärtigkeiten de« -eben« entweder durch Much und Ausdauer zu bezwingen, oder, wenn die« unmöglich, mit Fassung und Er gebung zu ertragen wissen — sie sind der Stolz der Schöpfung. Dir mächtigsten Stützen zur Erhaltung und Kräftigung dieser hehren Gaben, welche ohne Unterschied, ob reich oder arm, vor nehm oder gering, vertheilt werden, sind Mäßigkeit und Nüchtern heit. Beide Eigenschaften gebären die Besonnenheit, die Ueberle- gung, die Klugheit, die Wahrheit und den männlichen Stolz; sie bewahren vor Hochmuth und ftebermuth in sorgenfteien Verhält »iffen, und vor Kleinmuth und feiler Unterwürfigkeit in bedrängten Lagen; sie führen zum Gedeihen und Vorwärtskommen bei allen Unternehmungen und Bestrebungen und sind die sicherste Waffe zur Bekämpfung der Leidenschaften; sie sind eben so sicher« Füh rer zur Erreichung de« dem Menschen von der Vorsehung gesteckten Lebenszwecke« und scheuchen die Furcht vor dem vorherzusehenden oder unerwarteten Ende de« irdischen Dasein-, denn da« Hau be« Mäßigen, Nüchternen, Besonnenen ist stet- bestellt. Der mäßige, nüchterne Mann erweckt Vertrauen. — Da- Vertrauen ist der wesentlichste Anhaltpunct, welcher den aesestigen und geschäftlichen Beziehungen der Individuen wie der Nationen zur Grundlage dient; e« ist die starke Ader, welche den allgemeinen Verkehr belebt. Der Besitzende kann seinen Besitz nicht erhalten und vermehren ohne die Beihülfe Anderer, welche mehr oder minder von ihm abhängig sind; aber diese« Berhälmiß bringt ihn wieder in eine indirekte Abhängigkeit von seinen Ge- schäft-leitern, Gehülfen und Arbeitern, welchen er seine Absichten, wichtig« Aufträge, ja öfter« sogar einen Theil seine« Eigenthum anvertrauen muß. Will er der Besorgniß vor Dernachlässiguug und Verwahrlosung seiner Interessen enthoben sein, so wird er zu deren Besorgung stet« dem mäßigen, nüchternen Mann den Vorzug geben, so wie der Abhängige, Dienend« wieder p-nrtlicher, zuverlässiger, treuer wird, wenn er seinen Herrn oder Vorgesetzten ol« mäßig, nüchtern und ««sichtig erkannt hat, während heim Ge- aentheil die Gepgmheit zu SondUvortheilen, Nachlässigkeiten oder sogar Untreuen durch den Gedanken beschönigt werden: wenn ich hier nicht zugreife, so thut e« ei« Anderer; e« geht hier doch bald dem Ende zn. — Wer sich bei praktischer Geschäft«- und Ledenserfahrung noch besonder« durch Mäßigkeit und Nüchternheit Vertrauen erworben hat, der wird selbst ohne eigne äußere Mittel bereltwillige Unterstützung finden, während da- sogenannte Genie bei anscheinend stärkerer geistiger Begabung übergangen wird, wenn e- durch Hang zur Völlerei den Glauben an Zuverlässigkeit ver scherzt hat. Der mäßige, nüchterneMann genießt dieAchtung aller Gutgesinnten. — Die Achtung seiner Mitmenschen zu erwerben, muß da- Streben jedes Menschen sein. Sie lehrt ihn seinen wahren inner« Werth erkenne«, sich selbst und andere ach ten und nach ihrem wahren Werthe schätzen, während der Trun kenbold, verachtet und gegen Demüthigungen und Schande unem pfindlich, am« dor «uff Ehr« mW Sitte hottende« Gesellschaft hin aus- und zu dem gesunkenen Abschaum hlnchdrängt wirb. Beim mäßigen, nüchternen Man« findet man die Wahrheitsliebe. — Da« Vertrauen und dieAchtung Anderer beruht auf der Aufrichtigkeit und Geradheit in allem Dhun und Treiben, Handel und Wandel; die nüchterne Besonnenheit führt bald zu der Ueberzeugung, daß die Wahrheit sichrere und dauern dere Vortheile bietet, als dir Täuschung und Lüge. , Je mehr sich der Mäßige, Nüchterne, Wahrhafte und Rechtliche durch das Vertrauen und die Achtung Anderer gehoben und fein materielles Fortkommen gedeihen sieht, um so fester werden seine Grundsätze und um so mehr wird er die Täuschung und die Lüge verab scheuen. — Wo Mäßigkeit und Nüchternheit nicht die ersten Tu genden sind, da tritt gar oft die Noihwendigkeit zur Bemäntelung und zur Rothlüge ei«. Kleine Vortheile zu erhaschen, anfänglich vielleicht geringe Nachlässigkeiten zu verdecken, sich au- dringenden ökonomischen Verlegenheiten zu ziehen, verleitet zur Täuschung und Unredlichkeit; doch bald wird da« Mißtrauen rege, da« Lrug- gebäude stürzt zusammen und der einmal betretene Pfad führt dem Abgrunde unaufhaltsam schnett entgegen. Der mäßige, nüchterne Mann besitzt den echten wahren Mut-. — Nicht allein bei einer plötzlich hereinbrecheu- den Gefahr gilt e-, Geistesgegenwart und Muth zu beweisen; ein härterer Prüfstein für diese Tugmdm sind lange andauernde schwierige Zeiten und Verhältnisse, und die sichere Prob« für dm echten wahren Muth ist die Ausdauer. Auf die göttliche Vor sehung, auf da« Bertraneu, auf die Achtung seiner Umgebung und auf seine eignen feste« Grundsätze sich verlassend, bleibt der nüchterne besonnene Muth ungebeugt; er wird sicherer die rechten Mittel finden, die Gefahre« abzuwenden, zu bewältigen, das Un abwendbare zu ertragen und die Folgen eine« Unglücks zu- mildern «iffen; wogegen der trunkene Muth, einem Strohfeuer gleich, nur zu bald verlischt und nach etwaigem ersten Erfolg sich mit diesem währmd der darauf folaenden Erschlaffung ruhmredig brü stet oder die Vollendung de- Halbgethanen der Ueberlegmheit de« besonnenen Muthe« überläßt. Bei längeren eignen, schweren Lei den kan» man von trunümem Muth gar nicht mehr sprechen. WWW» >
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