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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186202079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18620207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18620207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-02
- Tag1862-02-07
- Monat1862-02
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1862
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l des l sich der )aben Lten logttt. ondon. on drr ;b. Zien. Stadt Bav. »e. nprinz. palmb. Lebe's Stadt irg. nberg. urg. Russie. isabeth- rlt —; ankfurt Mttnz- 43'/r- 71,40; staats- nobilier hl Act. 63 Li» April- >, Febr. Mböl: loco 36 Februar Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. —— W 38. Freitag den 7. Februar. 1882. Eine Serltner Possenfabrik. Schon seit Jahren hat sich die Industrie der Theater zweiten und dritten Ranges bemächtigt; schriftstellerische Freibeuter gehen von dem bekannten Grundsätze aus, daß das Eigenthum Diebstahl sei und verfahren demgemäß, indem sie meist französische und ältere deutsche Stoffe plündern, mit einigen Zuthaten versehen und als ihre eigene Geistesarbeit dem Publicum auftischeu. Mit Hülfe eines französischen Lexicons, einiger Jahrgänge der ..Fliegenden Blätter" und des „Kladderadatsch" bringen sie ein Machwerk zu Stande, das durch glänzende Ausstattung, musikalischen und andern Ausputz bei dem verdorbenen Geschmacke der großen Menge ihnen zwar wenig Ruhm, aber zuweilen eine bedeutende Einnahme verschafft. Diese Schmarozzer der Literatur leben nur auf Kosten Anderer, zehren von fremdem Fett und üben auf das Theater einen in jeder Hinsicht demoralisirenden Einfluß aus. In den meisten Fällen blecht ihr sträfliches Treiben unentbeckt und ein Verbrechen, das noch schlimmer als der gemeinste Diebstahl ist, auch ungestraft, da das Publicum nicht so genau untersucht und selbst die Kritik nicht immer die verborgenen Quellen, aus denen diese sauberen Herren ihr unreines Wasier schöpfen, nachzuweisen im Stande ist. Die Keckheit, womit die Firma Salingre und Iacobsohn andere Schrift steller plünderte, was in der Kunstsprache „benutzen" heißt, hat zu einem interessanten literarischen Proceffe die Veranlassung gegeben. Sie sind nämlich beschuldigt, den hiesigen Theaterdirector Wallner unter Vorspiegelung falscher und Unterdrückung wahrer Thatsachen in gewinnsüchtiger Absicht an seinem Vermögen beschädigt zu haben. Die genannten Schriftsteller überließen dem Director Wallner gegen ein bedeutendes Honorar das Aufführungsrecht einer von ihnen gemeinschaftlich bearbeiteten Posse „Der Budicker und sein Kind", welche sie für ihre eigene Originalarbeit ausgaben. Später machte jedoch der Director die unangenehme Entdeckung, daß dieses ver meintliche Original lediglich nur eine Nachahmung zweier schon längst vorhandenen Bühnenstücke „Die Prinzessin Christine" und „Sie ist Gräfin" von Rudolph Hahn sei. In gerechter Entrüstung über ein solches Treiben brachte er den Thatbestand zur Kenntnis; der Staatsanwaltschaft, die sich bewogen fand, die Anklage wegen Betrug zu erheben. Es wäre gewiß nur in der Ordnung, daß einmal ein Exempel statuirt und dieser Freibeuterei ein Ende ge macht würde; leider aber ist unsere Gesetzgebung über das literarische Eigenthum noch äußerst mangelhaft; auch dürste es dem Director schwer fallen, den Beweis zu führen, daß er wirklich an seinem Eigenthum Schaden gelitten und durch die Entdeckung des Plagiats von Seiten des Publicums der Theaterbesuch abgenommen habe. Vorläufig erachtete das Gericht den Fall noch nicht für spruchreif und beschloß darum, zuerst noch ein Gutachten des literarischen Sachverständigen-Vereins darüber einznholen, ob „Der Budicker und sein Kind" als ein Plagiat an dem Hahnschen Stücke oder als eine Originalarbeit zu betrachten sei. Wie aber auch der Ur- theilsspruch lauten mag, so hat die Kritik der besseren Organe und die öffentliche Meinung längst über das Unwesen dieser Possen- fabriLntttn . ihre Unverschämte Ansbentuna fremden Talentes, ihre eigene Unfähigkeit und demoralisirende Wirkung gerichtet. Man kann sich in der That källm eine Vorstellung von der Versunken heit und Gemeinheit dieses Berliner Possenunfugs machen. Die Handlung, wenn von einer solchen noch die Rede sein kann, wird gewöhnlich aus dem Französischen gestohlen und zwar die jämmer lichsten Mücke, der Pariser Pöulevard-: Theater oder der Wiener Vorstadt t Mtztienj» . d!es-m> Zwecke giMndert. Die- geschieht jedoch in solch' liederlicher Weise, daß das wenige Gute, dem diese fremden Products ihren nicht zu läugnenden Erfolg zu danken haben, dabei verloRM gchd l Da- Verfahren erinnert an die Bru talität der Marodeure und Barbaren, welche Alles, was sie nicht gebrauchen und mit sich fortschleppen kennen, aus Uebermuth zer stören. Von einem inneren Zsisammenhäng, von einer dramati schen Logik ist natürlich keine'Rede mehr, darum sdrgen diese Herren nicht, denen es hauptsächlich nur darauf ankommt, einige schlagende Effecte zu erzielen, unbekümmert um jede Motivirung, um die ge ringste Wahrscheinlichkeit. Die Charaktere werden in derselben Weise mißhandelt, auf das ProcrusteSbett der gemeinsten Speculation gestreckt, oder nach einer ähnlichen Schablone gepinselt. Ein lieder licher Bummler, eine freche Berliner Köchin, ein betrogener Weiß bier-Philister sind gewöhnlich die Hauptfiguren dieser sö genannten Localposse, die sich iu dem trivialsten Kreise und in einer wahr haften Fusel-Atmosphäre bewegt. Der Dialog ist ein erbärmliches Gemisch von hohlen abgestandenen Phrasen und meist schlechten Witzen, die oft an das Zotenhafte streifen. Der Witz wird größ- tentheils entlehnt und stammt aus der Kneipe und ähnlichen Lo calen der niedrigsten Sorte. Um diese sichtbaren Schäden zu be decken, muß das Couplet dienen, gleichgültig ob dasselbe in die Situation und zu dem Vortragenden Charakter paßt oder nicht. Wo eine Lücke in der Handlung sich fühlbar macht, wo der Ver fasser sich keinen Rath weiß und den gerechten Unwillen des Publi cums fürchtet) erscheint das Couplet als rettender Schutzengel. Es läßt sich nicht läugnen, daß es unter den Berliner Possendichtern einige Talente giebt, die das Couplet mit Geschick zu behandeln wissen und wenigstens auf diesem Felde Anerkennunaswerthes leisten, obgleich auch hier die Gemeinheit der Gesinnung sich immer Wieder vorvraugt. Das Traurigste an der Sache bleibt aber die Wirkung auf das große Publicum, dessen Geschmack und moralische Anschauung gründlich durch ein solches Treiben ruinirt wird. Es herrscht in diesen Stücken meist eine kaum glaubliche Nichtswürdig keit, eine Verwirrung aller Begriffe von Pflicht, Recht und Ehre, ein Hohn und Spott, der alles Edlere und Bessere mit Koth be- - wirft und in den Schmur zieht, ein negativ zersetzender Geist, der entschieden einen höchst verderblichen Einfluß auf das Volk ausübt. (W.-Ztg.) Stadttheater. Von hohem Interesse war es, eines der bedeutendsten Concert- werke großer Form, die Cantate „die erste Walpurgisnacht" von Mendelssohn, auf die Scene üvertragen zu sehen. Die Idee der scenischen Darstellung dieses Werks ist schon insofern eine glückliche zu nennen, als dadurch eine der schönsten Schöpfungen Mendelssohns auch dem großen Publicum zugänglich gemacht wird, während diese bis jetzt nur auf den kleinen Kreis der die großen Concerte Besuchenden beschränkt war. Wir zweifeln nicht daran, baß Mendelssohns „Walpurgisnacht" bald eben so bei dem Volke Eingang finden wird, wie des Meisters Sommernachts- traum-Musik, seine Ouvertüren, seine herrlichen Lieder rc.; denn das auf eine der volksthümlichsten deutschen Sagen begründete Werk trägt auch alle Bedingungen der Popularität im edelsten Sinne des Wortes in sich. — Nicht minder läßt sich vom rein künstleri schen Standpunct aus eine scenische Darstellung dieses Werkes rechtfertigen. Die Idee zu einer solchen lag sogar ziemlich nahe, da das dramatische Element in Mendelssohns musikalischer Wieder gabe des Goethe'schen Gedichts überwiegend und herrschend ist. Die j Aufgabe konnte jedoch nur von einem so kunstverständigen und zu gleich bühnenkundiaen Manne, wie es Eduard Devrient ist, in der Weise gelöst werden, daß das Ganze in dieser Form einen der Bedeutung des Kunstwerks entsprechenden Eindruck macht. Die musikalische Ausführung der „Walpurgisnacht" war mit anerkennenswertem Fleiße vorbereitet. Wie in der Regel bei solchen Gelegenheiten zeichnete sich auch diesmal das Orchester besonders rühmlich aus. Sehr brav wurden ferner die hier vorzugsweise wichtigen Chöre ausgeführt: nur wenig blieb dabei zu wünschen übrig, da das betreffende Personal mit sichtlicher Vorliebe an seine > keineswegs leichte Ausgabe gegangen war. Von den Solisten waren es die Herren Bertram und Brunner, welche sich vollständig flmit der Eigenthümlichkeit dieser Musik vertraut gemacht hatten und l'baher ihre Partien zu bester Geltung bringen konnten. Weniger
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