Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 15.05.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192005156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1920
- Monat1920-05
- Tag1920-05-15
- Monat1920-05
- Jahr1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.05.1920
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ML«» 1V. Jahrg. «r^.Le».«. 1«, 4« SäckMe Sannnben», 15. Mai 1820 V»m««!>>!»»!»Ä«^ >«7»» EtzogSp»««», «tertelsä-rltch m »er stille oder »ander Haft »dgetzolt »,«aa»» L »it wuftr. «eilag, 1v.«0Fl, >krr»,ad« 0 ».4, gn Dredden und gcm, »eutsttzlon» i«t Hau» «»««ad, L 10.6S «»««ab» « ».SO — Die Lüchfilii« «oUi^itunz erscheint an allen »ochentagen nach«. — Sprechstunde der Redaktion: 11 dt» IS Uhr vor«. Au»«t,,», Annahme van »esthll.-sanzelgen dt» Iv Nhr, von FawUtenan,eigen dir 11 Uhr vor«. — Preis ftir dt« ,eM.«Vall,«Ue 1.4« S». im Reklameteil !i.S0 II. FamUten-Rnjeigen 1.»0 Für undentltch ^elchrtedene, ,-wte durch ksernlprecher aulgegedene Anzeigen kdnnen wir die Verantwartiichieil sttr die Richtigscil des Irrte» nicht üdemehmt» Lkl Füll WM 118 WMW Bon Chefredakteur Paul Heßletn. Am Gonnabend den 17. April d . I. trat der ReiHsauS- ^H«h der deutiche« ZentrnmSpartei zu einer Be- reetlmg zusammen, die drei Tage dauene. Al« wir am Sonnabend nach Hause gingen, stellte ich die Frage, ob da«, wa« an diesem Nach mittag im Fraktionszimmer de- Zentrum« im Reichstage verhandelt Worden ist, auch wirklich geheim gehalten würde. Ich beantwortete gleich die Krage selbst und »war mit einem glatten Rein Damit soll und darf keinem einzigen derjenige», die an der bedeutsamen Sitzung teikgenomme» haben, ein Borwurf gemacht werden. Aber auf Grund der Erfahrungen, die früh« schon bei den Verhandlungen des August« MisverernS zur Pflege der ZentrumSprrsfe mit den Parlamentariern IsterS gemacht wurden, konnte mau die Frage, ob auch diesmal etwas nach autzen durchsickern würde, mit Ja beantworten, Denn Unvorsich tige gibt er selbstverständlich überall. LS wird dann da« eine oder andere draußen im Lande vertraulich weitererzählt, und e« ist ja schließlich auch Pflicht der Teilnehm« an solchen Beratungen, die füh renden Persönlichkeiten im Lande zu unterrichten »on de» Vorgängen in Berlin. So kommt eben eines zum anderen. Schließlich hört eist findiger Journalist etwas läuten uns kombiniert daraus den „authen tischen Sachverhalt", den er dann durch eigenen Drahtberichr über Köln dem deutschnationalen „Berlin r Lokala»>r1ger" zukomme« läßt. Mit Recht sagt die „Kölnische Volkszeitung", eS sei sehr be dauerlich, daß wieder einmal der vertrauliche Charakter solch« inter- «« Verhandlungen nicht gewahrt wurde. Und das Blatt betont «etter, daß der „Lokalanzeig«" sich in dem einen oder änderest Punkte ei« Richtigstellung gefallen lassen müsse. Den sogenannten authentischen Bericht de» alldeutsch:» „Berliner Lokalanzeig««" kan« man dahin charakterisiere«, daß man ihm die Ueberschrlft gibt: D i ch- tnng und Wahrheit. Denn beides ist dort miteinander ver mischt. Nachdem aber die Dinge soweit gediehen sind, muß auch mit all» Offenheit und Slirhest drrüb« gesprochen werden. Neulich ging bereit- durch di« Presse die Mcldung, daß der Reichsausschuß den Ab geordneten und früheren ReichsfinanzministerLrzberg« au« der Pa», tei ausgeschlossen habe. Diese Behauptung wurde von verschiedenen Seite« widerrufen, auch vrn mir Bon einem Ausschluß Erzberg«- hat auch tatsächlich bei d-n ReichSauSschußverhanblungen niemand gebrochen, e« ist von kein« Seite ein dahingehend« Antzrag ge stellt worden, und e« konnte d lher ein solch« Beschluß gar nicht ge faßt werde«, Cr kan» natürlich hier nicht ein ringelnder Bericht über die Verhandlungen de» ReichSruslchusse« gegeben werden, Rick-ig W st» viel, daß der RelchSauSschn? mit überwiegend« Mehrheit be schlossen hat, an den Abgeordneten Erzberger mit der Bitte heranzutre- ten, das gewiß große Opfer zu bringen, und von ein« vorläufigen Wiederaufstellung Abstand zu nehmen, Es ist sticht richtig, "aß mir ein Baden» «nl> ein Württemberg« für Erzkerger gesprochen haben TS haben eine Reihe von Mitgliedern de« RelchSauSschusseS dafür ge sprochen, die dann trotzdem dem Beschlüsse »«gestimmt haben, nicht etwa aus Animosität gegen Erzberger, dessen große Verdienste um die Partei von allen Seiten restlos anerkannt wurden, sondern ou« Erwägungen heraus, die ja klar zutage liegen) man war bei diesem Beschluß von der Erwägung geleitet, einmal vor allem den Köln« Quertreibern den Wind aus den Segeln zu nehmen, dann aber weiter dir Verhandlungen mit der Bayerischen BolkSpartei wegen Wieder vereinigung mit dem Zentrum sticht zu stären. Mehr darüber zu sagen, steht mir nicht zu, ab« eS soll betont werden, daß an ein dauerndes Fernbleiben ErzbergerS niemand gedacht bat Es wurde auch kein Zweifel darüber gelassen, daß, abgesehen von der Württem- bergischen Zentrumsparte!, die letzte Entscheidung darüb« bei Herrn Erzberger selbst liegen würde. In dem Bericht- de» „Berliner Lokal- cmzeigers" ist unter anderem auch erwähnt, daß ReichSgerichtSrat Burlage sich gegen Erzberg« gewandt hat. Ich möchte dazu nur bemerken, baß auch hi« Wahrheit und Dichtung miteinander verquickt find. Der in der ganzen Zentrum-Wählerschaft Sachsen» mit Recht so hochverehrte Abgeordnete Burlage hat zu Beginn der Verhandlun gen in sein« Eigenschaft als stellvertretender Feakttonsrorsiyend« ein Relerat über den Prozeß Erzberger vom snrlstischen Standpunkte au« erstattet, vollständig okjekttv und in jeder Hinsicht formvollendet. DaS alle« aber ist nicht der Kernpunkt d»S „authentischen Sach verhaltes" im „Berliner Lokalanzeiger". Ich habe den Eindruck, daß man nicht mehr und nicht weniger beabsichtigt als von rechtsstehend« Seite die Ausführungen de» Präsidenten Kehrend ach zu einem Hauptschlager im Wahlkampf gegen da- Zentrum zu benutzen. Nach dem „Berliner Lokalanzeig«" hätte Fehrenbach durchblicken lasten, „daß wir ohne Erzverger wahrscheinlich im Jahre 1S17 einen annehm baren Frieden bekommest hätten", und e» wird weit« behauptet, daß Fehrenbach „da- unehrliche Spiel ErzbergerS anläßlich d« Frieden«, resolution im Jahre 1S17" aufgedeckt hat. Davon kann keine Rede fein, Fehrenbach hat weder von einem unehrlichen Solek ErzbergerS gesprochen, noch hat « erklärt, daß wir ohne Erzberger wahrscheinlich im Iah« 1817 einen annehmbaren Frieden bekommen hätten, Die Frage, die im ReichSauSschusse bei dieser Gelegenheit er- örtett worden ist, war lediglich di«, ob e« klug gewesen ist, im Juli 1917 Bethmann-Hollweg »u stlczen, ohne zu wissen, wer sein Nachfolger würde. Von den rechtsstehenden Parteien kann die Angelegenheit meines Erachten- nicht zu ihren gunften ausgebeutet werden, ganz im Gegenteil; denn wenn man Erzberg« etwas zum Vorwurf machen kann, dann ist eS höchste»« dies, daß « anscheinend — unvorsichtig, wie « leider öfters war — dem nationaüiberalen He«n Stresemann inS Netz gegangen ist. Und dieser, sowie die alldeutschen Herren wollten allerdings auch Herrn von Beihmann-Holl. weg stürzen, nicht ab« um eine» Verst t-idigiingsfriedenS willen, son dern um dem Kaiser einen ihnen genehmen Herrn zu präsentieren, den sie dann in d« Person des H«cn Dr Michaelis gesunden zu haben glaubten. Von ander« Seite wurde aber auch im Neichsaus- schuß betont, daß Herr von Bethmann-Hallweg kaum die Kraft be sessen hätte, den VerständigungSfrleden durKznführen, Jedenfalls hat Fehrenbach weder von einem unehrlichen Spiel ErzbergerS, noch davon gesprochen, daß wir ohne Erzberger wahrscheinlich damals einen annehmbaren Frieden bekommen halten Fehrenbach hat viel mehr seiner M inung dahin Ausdruck gegeben, daß durch die alldeut, schen Treibereien die Frieden-Möglichkeiten bereits im Jahre 1916 vereitelt worden seien Weiler werden dem Abgeordneten und Präsidenten Fehrenbach folgende Worte im „Ber liner Lokalanzeiger" in den Mund gelegt' „Seit Jahren ist Erzberger der Kopf der Fraktion gewesen, die übrigen Abgeordneten aber willen lose Glieder." Diese Behauptung ist unwahr, Wohl hat Fehrenbach auf den großen Einfluß Erzberger ,m politischen Leben bingewiessn, aber die Worte, die im „Lokalanzeiger" wiedevgegebsn sind, hat er selbstverständlich nicht gebraucht, da er ja sonst selbst sich als willen loses Glied hätte bezeichnen müssen. Wer Herrn Fehrenbach nur etwa« kennt, weiß, daß er alle- andere als ein willenloses Glied, daß e« vielmehr ein Mann von außerordentlicher Tatkraft ist. Wir haben eS bei dem Berichte im „Berliner Lokalanzeiger", wie schon angedeulet, mit einer Wahl mache ersten Ranges zu tun. DaS beweisen auch vor allem die Kommentare in einer R?ihe rechtsstehend« Blätter, Wie weit diese Brunnenvergiftung geht, zeigt vor allem die Bemerkung der Schriftleilung eines rechtsstehenden Dresdner VorortblätichenS das fordert, Erzbergcr müsse auf Grund der Mitteilungen FehrenlachS des Landesverrates angeklagt werden. Wenn solche Ergüsse auch Wahnsinn sind, so liegt doch darin Methode. Dem Blättchen und allen anderen, welche den sogenannten „authen tischen Sachverhalt" zu einem Feldzug gegen das Zentrum benutzen möchten, sei nur in Erinnerung gebracht, daß es die Freikonservative „Post" vom 18, November 1918 war, welche behauptet hat, General Ludendorfs habe „ein ganzes Volk dem Unglück und der Schande über» liefert". Wir machen uns diese« Urteil des rechtsstehenden BlatteS nicht zu eigen, ebensowenig wie dar des deutschnationalen Reichstags, kandi'daten Professor Hötsch vom 13, November 1918 in der „Kreuz zeitung", in dem eS hieß, „die militärische Leitung hat, ohne jede poli tische Bestimmung und in Unterschätzung unser« Feinde geglaubt, den zerschmetternden Sieg nach allen Seiten erfechten zu können. So ging d« Krieg verloren und begrub in seinem Ausgang den deutschen Kaiser- staat unter seinen Trümmern", Er erscheint mir jedenfalls gut, solche Auslassungen heute allzu Vergeßlichen wieder in Erinnerung zu bringen. Vielleicht kommen da durch doch manche zu der Erkenntnis, daß es ratsam erscheint, mit Fordeningen auf Auflage wegen Landesverrates gegen Erzberg« etwas vorsichtiger zu sein. Die Verhandlungen im Reichsausschuß bieten da zu jedenfalls nicht die geringste Handhabe, und eS wird dafür Sorg- getragen werden, daß die Gegner des Zentrum? an dem „nutbentischen Sachverhalt" des „Berliner LnkalanzeigerS" nicht allzu viel Freude erleben. Zentrum und Handwerk Der Nordwestdeutsche Handwerkerbund in Hannover hat an die verschiedenen politischen Parteien eine Anfrage über ne Stellung gegenüber den Forderungen des Handwerker standes gerichtet und letzter» in einem „Handwerkerprogramm" zusammengefaht. Die Zentriimspartei hat dem Bunde ans dies« Anfrage durch das LandeSsckretariat folgende, von dem Abgeordneten Eher verfaßte Erklärung zugehen lassen: Die Zentrumspartci hat de, Erhaltung und Förderung eines lebenskräftigen Handwerke? von jeher daS größte Interesse gezeigt und diese wohlwollende Stellungnahme praktisch bewiesen. Der erste parlamentarische Anstoß zum gesetzlichen Schutze deS Handwerkes in Form eines Antrages ging von der Zenbrumsfraktion des Deutschen Reichstages aus (Antrag Galen 1877). DaS Reichstags-Zentrum nahm ebenfalls zuerst einen vraktischen Handwerker in seine Fraktion auf (Euler 1890), der bei der Vorbereitung des Handwerker-SchutzgesetzeS wertvolle Mitarbeit leistete. Der modernen Gewerbesörderung wie der bekannte Antrag Trimborn (1902) die noch heute geltenden be währten Wege Dieses Verhältnis der Zentrumspartei zum Handwerk hatsich bis in die heutige Zeit, auch nach der Revolution, nicht geändert. Die Macht der poli tischen Verhältnisse bracht« eS ab« mit sich, daß die Partei mehr Nach, druck auf die Abwehr der dem Handwerk drohenden Schädigungen, als auf die traditionelle positive Arbeit zum Wähle des Handwerkes legen mußte, Was die Politik des Zentrums im neuen Deutschland auf diesem Gebiete im Interesse de- Handwerkes geleistet hat, kann nicht hoch genug bewertet werden. Wenn der Mehrheitssozialist Heil mann am 27. April 1920 in der preußischen Landesversammlung mit Bedauern sestftellen muß!?, „daß wir in der Sozialisierung nicht üb» die Anfänge hinanSgekommen sind" so ist das unzweifelhaft zum gn» ßen Teile eine Wirkung der Mitarbeit des Zentrums in der KoaS litionsregienmg. Aber auch positiv hat da? Zentrum in den Parlamentes auch seit dar Revolution sehr viel im Interesse des Handwerkes getan. Bei den Anfragen und Anträgen nach dieser Richtung hin, sü- wohl in der Deutschen Nationalversammlung als auch in der preußi- schen Landesvsrsammlmig, stehen die Zenttumsstaftionen mit an erst» Stelle. Das Zentrum stellte ftir den sechsten Ausschuß der National, Versammlung, von denen fast alle handwei'.-freundlichen Maßnahme» des Reiches, u. a. auch die den Wünschen des Handwerke? in weitestem Maße gerecht werdende Zusammensetzung de? NeichSwirtschaflSrate» ausgingen, den Vorsitzenden ' in der Perion de? Abgeordneten Dr. Brauns. In der preußischen LandeSversammlung trat für alle von de« fünf Handwerksvertretein ausgehenden Anträge zur Förderung des Handwerkes die gesamte Fraktion einschließlich der Arbeitervertret» stets geschlossen ein. In einem dieser Anträge, der auch vom Plenum der Land-Svetfammlnug angenommen worden ist, wird klar und deulx lich gefordert, daß „die Sozialisierung und Kommuna lisierung von Handwerksbetrieben abzulehnen ist, da dadurch zahlreiche ftir di- Volk°gesamtbest in wirtschaftlicher und' sozialpolitischer Hinsicht unentbehrliche selbständige Eristenzen an-ge« schaltet werden". Ter Vorsitzende der ZcntrumSpartei, Staatssekretär a. D. Trimborn, den nian fälstblick eine andere Auffassung in dies» Lebensfrage des Handwerkes zu unterschieben versucht hat bezeichnet« ans dem Neichspartestaae diesen Beschluß der Landtagsfraktion als bochbedeutsam und beachtenswert. Er ist maßgebend für die Haltung der ganzen Partei, Die gesamte Stellnngahm? de? Zentrum? gegenüber den berech- tigten Forderungen de? kmndwerke" in der Vergangenheit und der Ge genwart entspricht daber durchaus den am 15, April 1920 in Hanno ver anfaestellten Richtlinien für da? nordwestdeutsche Handwerker- Programm, Reichskanzler Müller über Deutschland? auswärtige Politik Tie „Gazetta del Popolo" In Turin veröffentlicht ein Interview ihre Sonderberichterstatters D'Orazio Pedrazzk mit dem Reichskanzler Müller. Auf die Frage, welche Folgen die Besetzung Frankfurts und Umgebung durch französische Truppen ftir Deutschland nach sich zögen, antwortete d« Reichskanzler: „Frankreich hätte der deutschen Regierung zweifellos einen Vorwurf machen können, wenn sie durch untätige» Zuschaum den Herd der Unruhen im Ruhrgebiet sich hätte noch weiter auSdehnen und damit di« Unterbrechung der Produktton und der Lieferungen für längere Zeit und im weiteren Umfangs hätte Platz greifen lassen nicht aber dafür, daß sie einschritt. Die schnelle Herstellung von Ruhe und' Ordnung aber lag ebensosehr im Interesse von Deutschlano wie im Jntereffe von Frankreich und der anderen Länder, die aus Deutschland Kohlenliefernngen erhalte». Dies als eine Verletzung des Vertrage» oder gar als eine Bedrohung Frankreichs auslegen zu wollen, erscheint wohl widersinnig. Die Besetzung Frankfurts, Darm- stadtS und ihrer Nachbarstäkte durch die Franzosen war eine schwere Schädigung für uns, erstens wegen ihrer außerordentlich gro ßen materiellen Nachteile für Deutschland, zweitens aber, weil sie uns zeigte, wie außerordentlich groß auch jetzt nach Inkrafttreten de» Frieden? für Deutschland die Unsicherheit bleibt, wie wenig uns d» ehrlichste Wille zur Erfüllung de? Friedensvertrages vor Nebertretung seiner Bestimmungen von anderer Seite sichert. Damit ist für die weitere Entwicklung ein neuer Faktor der Unsicherheit ge schaffen, der die Wiederherstellung unserer Wirtschaft und die Gesun dung unserer inneren Politik aufs äußerste erschweren muß. Die mate riellen Nachteile, die die Besetzung Frankfurts und seiner Umgebung mit sich bringt, wird jeder begreifen, der die Bedeutung Franklin!? als Großhandels- und Börsenplatz, sowie als Zentrum de? wirtschaftlichen Verkehrs des deutschen Südwestens kennt. Das Ehrgefühl de? deut schen Volkes wurde durch die formlost, nicht achtende Art, mit der Frankreich über die Bestimmungen des F-nedenSvertrages himoeggeht, und ältestes deutsches Kulturland mit seinen Kolonialtruppe» besetzte, aufs schwerste verletzt. Schon da. wo der Frieden de» RechtSbvden da für gibt, wird die Besetzmig als eine schwere Last empfunden. Uner träglich aber erscheint sie dem Volke dort, wo sie nicht mehr als eine Maßnahme erscheint deren rechtliche Durchführung von allen Unter zeichnen des Friedcnsvertrages garantiert wird, sondern als Willkür einer fremden Macht austritt. Die inneren Schwierigkeiten die dem Reich durch die Besetzung Frankfurts entstehen, sind Ihnen wohl aus den Erfahrungen Ihres hiesigen AtttenbalteS bekannt," Aus die Frage, wie der Reichskanzler über die Politik Italiens gegen Deutschland denke, sagte der Reichskanzler: „Die Politik die Italien in letzter Zeit unS gegenüber verfolgt hat, ist zweifellos eine freundliche gewesen und der Wiedcranknüpsung gut« Beziehungen sehr förderlich. Insbesondere das Verhalten Ihres Mi nisterpräsidenten auf der letzten Londoner Konferenz sowie gegenüber dem französischen Einmarsch, endlich seine Erklärungen in der Kammer beweisen seine staatsmännische Einsicht und seine richtige Erkenntnis der Lage, Wir werden unserseits das Mögliche tun die guten Be ziehungen zu Ihrem Lande zu fördern," Auf die Frage, wi.« die Beziehungen zu Rußland' und Polen sich gestalten würden, erwiderte der Reichskanzler: „Es ist uns« Wunsch und unsere Hoffnung, daß unsere Beziehungen zu Rußland wie zu allen Völkern sich fveundlchaftlich gestalte» mögen. Ebenso wünschen wir gute Beziehungen zu Polen, In der Frage deS Korridors letzt sich die polnische Negierung über die klaren Ver tragsbestimmungen vollständig hinweg, Sic kegreifen, daß es für uns eine lebenswichtige Frage ist, daß, nachdem dnrch die Errichtung des Korridors ein kür die Ernährung Deutschlands sehr wichtiger Teil des Landes abgetrennt wurde, der Verkehr zwischen beiden Reichsteilen über diesen Strich möglichst ungehindert vor sich gehe. Statt dessen werden die Reisenden wie d« wirtschaftlich? Verkehr allen möglichen Schikanen unterworfen. Wir wollen indessen die Hoffnung nicht auf geben, daß die polniscke Regierung erkennen wird daß sie mit ihrer gegenwärtigen Politik nickt nur uns sondern zuletzt auch sich selbst schädigt"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite