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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186501154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18650115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18650115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-01
- Tag1865-01-15
- Monat1865-01
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.01.1865
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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts and des Raths der Stadt Leipzig. W 15. Sonntag den 15. Januar. 1865. vr. Luthardts erster Vortrag. und Verkünder der religiösen Wahrheit. Aber außerdem ist die Geschichte Israels auch durchsetzt durch die Macht der Offen- Der CyktuS von Vorträgen, welche in diesem Winter dielbarung. Professoren Luthardt, KahniS und Brückner über religiöse Gegen-1 In der ersten Periode der Geschichte Israels, in der patriarcha- stände zu Hallen sich entschlossen haben, wurde am letzten Freitage I lischen Zeit, treten uns bedeutende Persönlichkeiten, kräftige Naturen durch den erstgenannten Herrn mit einer Darlegung des Ganges! mit tiefem religiösen Gefühl entgegen. Vor Allen Abraham, der alttestamentlichen Offenbarung eröffnet. ES hatte sich dazu! der große Ahnherr seines Volkes, der noch nach 4000 Jahren im eine so außerordentlich zahlreiche Zuhörerschaft eingefunden, daß I Gedächtniß einer halben Welt lebt, von Juden, Muhamedanern der große Saal der Buchhändlerbörse bis in den letzten Winkel I und Christen als Patriarch ihres religiösen Glaubens verehrt wird. geMt war. Wir unsererseits erlauben uns, wie früher, so auch! Er war zweifellos ein großer Charakter, indeß nur für die Ent jetzt wieder, unser Referat der Kürze und Deutlichkeit halber in direkter Rede abzufaffen. Die Geschichte der alttestamentlichen Offenbarung ist daö eiaen- thümlichste Gebiet der alten Geschichte, denn in ihr liegen die An fänge unseres Glaubens, die Wurzeln des Christentums, die Grundlagen unserer eigenen Gegenwart. Darum richten sich auch die Angriffe gegen die Religion regelmäßig gegen das Testament Wickelung des religiösen Geistes von Bedeutung ; er war ein Träger der religiösen Wahrheit in den Zeiten ihres tiefsten Verfalls, er ragte wie ein Fels aus der Sünvfluth des HeidenthumS hervor, auf ihm baute sich eine neue Welt auf. Er verließ Heimath und Verwandtschaft und zog in ein fremdes Land, das ihm verheißen war, in welchem er aber Nichts besaß als seine Grabstätte; er Alte s war bereit, seinen Sohn zu opfern, in dem gläubigen Vertrauen, daß Gott doch Alles wohl hinausführen werde. Solche Gottes- Wir befinden uns eben jetzt in einer lebhaften religiösen Be-1 gewißheit muß aus der Offenbarung stammen wegung der Geister, in einer religiösen Krisis, d. h. wir machen! Wie er sein ganzes Leben auf die Hoffnung für die Zukunft in uns eine solche durch. Ihr AuSaang entscheidet über unsere > gründete, so hielt dieser Glaube auch die Israeliten in ihrer Ge- Zukunft. Die Seele der religiösen Frage aber ist: die Offen-1 fangenschast aufrecht, aus welcher sie durch MoseS zur nationalen barung. Sie ist die Frage des ChristenthumS selbst; denn wäre I Entwickelung geführt wurden. Moses ist ein großartiger Charakter, das Christenthum nicht Offenbarungs-Religion, dann wäre es leine wahrhaft granitne Gestalt. Er gab eine glänzende Zukunft auch nicht mehr die universelle Macht unseres gesummten Leben-.! am königl. Hofe von Aegypten auf, um sein Volk zu retten; aber Alle anderen Entwickelungsstufen des geistigen Leben- der Mensch-! mehr noch als der heilige Zorn, der ihn die Hand gegen den heit sind vorübergegangen, die Lebensquelle des ChristenthumS aber I Aegypter erheben ließ, verdient die Geduld, mit welcher er auf den strömt noch Har und mächtig. I rechten Zeitpunct zur Befreiung seines Volkes wartete, unsere Be- Zum rechten Verständnis der Offenbarung kann man entweder I wunderung. Der Auszug der Kinder Israel war eine kühne That; den psychologischen Weg einschlagen oder den geschichtlichen.! das Volk würde ohne Zweifel gern wieder in Knechtschaft mit Jener führt uns dahin, daß wir uns selbst richtig verstehen lernen I äußerlichem Behagen rurückgekehrt sein, wenn eS nicht durch MoseS und daraus die Gewißheit der Offenbarung schöpfen — und diesen! zurückgehalten und aus langen Umwegen zum Ziele geführt worden Weg schlugen die Vorlesungen des vergangenen Winters ein — ;!wäre, das der große Führer, dem die Zukunft des Volkes zu der andere lehrt uns aus dem ununterbrochenen Gang der Geschichte! reiten über Alles ging, nie aus dem Auge verlor. Als das Ge- daS Walten einer höheren Macht erkennen, und durch diese- recht-1 schlecht ihm untauglich erschien, um ein neues Leben zu beginnen, fertigt sich die Offenbarung. Lessing meint einmal, Offenbarung I ließ er es in der Wüste langsam ausfterben, bis eine neue Gene sei die Erziehung de- Menschengeschlechts; aber dieser Ausspruch! ration herangewachsen war. Diese Kraft des Wartenkönnens ist nicht erschöpfend: die Erziehung unseres Geschlechts! ist das Außerordentlichste an MoseS. ist Offenbarung, denn ihr Ziel ist: das Hinleiten der Mensch-! Er wollte, daß sein Volk das Volk der Religion, das Volk heit zum ewigen Heile. I Gottes sei. Volk und Gesetz gehören aber eng zusammen, und Die Menschheit mußte vorbereitet werden für das! darum trat Moses als Gesetzgeber auf. Seine ganze Gesetzgebung Heil, und das Heil mußte vorbereitet werden für die! entsprach dem Berufe des Volks, dem Berufe zur Religion; eS Menschheit. Jenes geschah im Heidenthum, Dieses in Israel.! war ein religiöses Gesetz, das nicht, wie unsere Gesetze, eine Schei- Die Geschichte der Mission lehrt, daß Völker nur dann erst! düng des bäuerlichen und des religiösen Lebens kannte, denn in daS Christenthum annehmen, wenn sie reif dazu sind. Dieses I Israel war Beides Eins. MoseS regelte das Leben der Israeliten Gesetz ist zugleich allgemeines Gesetz der Menschheits-Erziehung.! bis in die kleinsten Einzelheiten; ihr ganzes Leben sollte Religion Gott führte die Völker des AlterthumS bis an die Grenzen der! sein. Kein anderes Volk auf Erden hatte solch ein Gefttz — weil Cultur, wo sie endlich einsehen mußten, daß etwas Neues in das I keinS einen solchen Beruf hatte. Bei allen Völkern faßte die Menschheitsleben hereintreten müsse. Die Offenbarung mußte erst I Gesetzgebung daS Verhältniß des Volkes zur Welt ins Auge, bei fähig gemacht werden, allgemeines Menschheitsgut zu sein, und in! den Israeliten das Verhältniß drS Menschen zu Gott. Andere Israel vollzog sich diese Reife. I waren Culturvölker, Israel das Volk der Religion. Jedes Neue bereitet sich innerhalb der Beschränkung ; daher! Israel hatte keinen Sinn für Kunst; Malerei und Plastik reifte auch die Offenbarung innerhalb der Schranken eines ein-! lagen chm fern, in der Baukunst leistete es nichts Selbstständiges, zigen Volks. Die Schranke der Nationalität trennte die Völker,! Die Musik war nur Tempelmusik, ohne Bedeutung für den späteren das Christenthum umschlang sie mit dem gemeinschaftlichen Band s christlichen Kirchengesang. Mehr leistete es in der Poesie, und des Humanismus. BlS dahin war I-rael der Träger der Offen barung. Dte Geschichte aller Völker zerfällt in drei Stufen. Die erste die der patriarchalischen Zeit, wo daS Volk erst wird, die zweite die der nationalen Abgeschlossenheit, wo das Volk sich als sol- jeS fühlt und in Gegensatz zu andern Völkern tritt. Auf jener emen Stufe herrscht der Priester, auf der zweiten der Krieger; später erst fallen die Schranken, daS Volk tritt mit andern in Verkehr und erschließt seinen allgemeinen Weltberuf. Erst auf der dritten Stufe ist daS Ziel: menschliche Culturentwickelung. Auch Israel durchlebte erst die Familienanfänge der patriarchalischen Zeit, dann die Perioden der nationalen Abgeschlossenheit, trat hierauf in Verkehr mit andern Völkern und wurde schließlich Träger der Schwung der Gedanken in den Psalmen und Propheten ist ein gewaltiger; aber Epos und Drama gab eS nicht, nur Lyrik, vorzugsweise religiöse. Israel hatte auch keine Wissenschaft. Es hatte Interesse an der Natur, aber kein wissenschaftliches, und die großartigen Naturschilderungen im Buche Hiob und in den Psalmen tragen einen durchweg religiösen Charakter. Die Dichter beschäftigen sich nur mit religiös-sittlichen Fragen, Alles wird an Gott an geknüpft. .Israel hatte ferner auch keine Tbeologie; diese wurde aus der Religion erst durch den abendländischen Geist gezogen. Die Geschichte wurde in Israel gepflegt, aber sie war nur Ge schichte der Offenbarung, und alle Geschichtsbetrachtung geht nur unter diesem GesichtSpuncte vor sich. DaS Verhältniß der Seele zu Gott ist der Charakter der israelitischen Geschichte, darum sind
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