Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 29.09.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192009292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1920
- Monat1920-09
- Tag1920-09-29
- Monat1920-09
- Jahr1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 29.09.1920
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
L«. Jahrg. Grschast*stell« «nd «rdaktt»«: «resken-N. 1ü. Holbrinftraße 4« SäcklMe Mittwoch, 29. September 1920 Fernsprecher 2130« Postscheckkonto: Lelptzig Nr. 147S7 volfsrettmm «lerteMrllch In der «efi-SstSslell« -der von de, Post ad,«»oll «»««„»« 1 ml« Mustr. Bella,» ?liit««d» ^ V.-ik I» Dresden und ganz Deutschland frei Hau» Aasiat« 1 1V.GL Au»,ab« » B.X» ^k. — Die SI>-»!che VolkSzelliing erscheint an allen Wochentagen nachm. — Sprechstunde der Redaktion: II dl» 12 Uhr dorm. Au»e«,ea, Annahme von GeschSst»an,eigen dl« 10 Uhr, vo» FamUlenan^lgen dt» 11 Uhr dorm. — Preis für »i« Petlt^paltzelle I.<0 F, im ReNameteil ».LS z». FamUlenan,eigen l.LO W. — Fiir undeutNch geschriebene, sowie durch gernsprech« aufgegeben« «n,eigen kdmien wir die «emnlwortllchleit sür di« Richtigkeit de» Textes nicht übernehmen Leipzig A Tage dev Begeisterung, der Erhebung war«n er, die der Zweite Sächsische Katholikentag in Leipzig gebracht hat. Auch am Montag ist noch praktisch« Arbeit in strrwdenlangen Verhandlungen geleistet worden. To fanden sich im katholischen Sestllenhause in großer Zahl die Geschäftsführer des Volk-Ver eins für das katholische Deutschland zusammen und diese Tagung erhielt ihre besondere Bedeutung sowohl durch die An- ivesenheit deS hochw, Herrn Bischofs Dr. LöbmanN, als auch durch di« Ansprachen deS Generaldirektor- deS Volksvereins Herrn Gchemirat Marx und des LandeSfekretärS des Volksvereins sür den Osten Herrn Dr. Getzeny aus Bgrltn. Außerdem tagten noch di« Präsides der katholischen Jünglingsvereine Sachsen- und die Vertreter der.katholischen Arbeiterverein« unter der Leitung ihrer Vorsitzenden, der .Herren Pfarrer Hain aus Zwickau und Pfarrer Haselberger aus Leipzig. Wie außerordentlich groß trotz aller Verkchrsschwierigkeiden und sonstiger m den Zeitverhältnissen ge legener Hcmnmisse das Interesse der Katholiken aus dein ganzen Lande war, konnte man am Montag nachmittag bei einem Gang durch die Hauptstraßen Leipzigs beobachten, denn überall traf man noch Teilnehmer des Zweiten Sächsische» Katholikentages. Die Ka tholiken Leipzigs, vor allem aber die Mitglieder des Ortsausschusses Leipzig zur Veranstaltung des Zweiten Sächsischen Katholikentage-, können stolz sein auf den Verlauf. Sie haben sich sür immer den Dank des ganze,, katholischen Sachsenlawdes verdient. Was sie ge. leistet haben, steht in seiner Art einzig da. Wir haben schon in der MontagSnummer am Schlüsse unseres Überblickes darauf hinge wiesen, daß eS nun Pflicht aller Teilnehmer des Zweiten Sächsischen Katholikentage- ist, in alle Teile deS Lande- hinauszugehen, und die Glaubensgenossen mit der empfangenen Begeisterung zu erfüllen. Vor allem aber ist es Pflicht aller Katholiken Sachsens, restlos die Beschlüsse der Tagung durchzuführen. Der umfang- reiche Bericht in Nr. 222 der „Sächsischen Volkszeitung" vom Mon tag den 27. September bittet nicht nur hinsichtlich der Reden, die in der Hauptversammlung gehalten winden sind, eine Fülle von Mate» rial, sondern in den Anträgen und Entschließungen sind auch die Richtlinien niedergelegt für die ganze künftige Arbeit der sächsischen Katholiken. Diejenigen Katholiken, welche nicht an der Leipziger Tagung teilnehmen konnte», können daran- ersehen, daß dort wirklich praktische und positive Arbeit nach jeder Hinsicht geleistet worden ist. Der Katholikentag in Leipzig hat erneut bewiesen, von welcher Be deutung die Einrichtung dieser Einzelkatholikeutag« ist, eine Ein richtung, an der unbedingt festgehalten werden muß. Wir begrüßen es besonder-, daß kaum eine Rebe vorüberge- gaugen ist und kaum ein« Sitzung, in der nicht mit aller Entschieden heit auf di« Bedeutung der katholischen Presse, auf die Wichtigkeit der Unterstützung der einzigen katholischen Tageszeitung in Sachsen hingewiesen wurde. Jetzt zum OuartalSwechsel ist es in erster Linie Pflicht, unverzüglich die Beschlüsse de- Katho- litentage» aus diesem Gebiete durchzuführen. Die Schwierigkeiten, mit denen Hecke die Presse überhaupt, insbesondere aber die katho lische Presse zu kämpfen hat, sind in den letzten Monaten an dieser Stelle so häufig erörtSrt worden, daß darüber ein« Unklarheit eigent lich nirgends mehr bestehen sollte. Wer freuen uns der Anerkennung, welche die katholische Presse auf dem Katholikentage allseitig in so außerordentlichem Maße gefunden hat. Aber es ist nun notwen» dig, daß von allen Katholiken in diesem Sinn« auch gearbeitet und gehandelt wird. Der Katholikentag empfiehlt alllon Ver- t!«n In einer Eckschließung, «inen Pressevertrauensmann zu wählen, der für die Verbreitung der „Sächsischen Volkszeitung" und str den Beitritt zum Katholischen Preßverein fsir Sachsen wirbt. ES ist Pflicht aller katholischen Vereine, diesen einstimmig angenommenen llntrag beS Leipziger Katholikentages alsbald durchzuführen. Vor allem möchten wir empfehlen, in den Ortsgruppen de»- Ka tholischen PreßvereinS im kommenden Herbst und Winter icgeS Leben zu entfalten, da- dann sicherlich sür die Verbreitung und Unterstützung der „Sächsischen V olkSzeitung" von großem Nutzen sein wird. Besonderen Tank schuldet die katholisch« Presse d«m hochw. Herrn Bischof Dr. Löbmann. Schon im Frühjahr« diese« Jahres hat der hochwürdigste Herr kn einem beisonderen Hi» knschreiben auf die katholische Pmsse hingewiesen. Er halt auch di« Gelegenheit deS Leipziger Katholikentage- nicht vorübergeh«» lassen, m ,u zeigen, daß er von der Bedeutung der katholischen Poesie in lmserrr Zeit in höchstem Maße erfüllt ist. In seiner Red« in der identischen Versammlung am Sonntag hat er da- in trefflichen Worten des Näheren auSgefühktt und den Rlesenkampf geschildert, d«n die katholische Presse zu bestehen hat. Das Bischofswort: „Ge denket der katholischen Presse" muß überall dahin getra- g«n werden, wo man bi« Bedeutung unserer Poesie noch nicht erkannt hat. Mit kl-cken Worten hat der hochw. Herr Bischof hervorgehoben, daß gerade auf diesem Gebiete nicht vo, Opfern »urückgeschreckt wen den darf und di« katholische Press« mit Geld und Arbeit unterstützt werden muss. Der hochw. Herr Bischof Dr. Löbmann hat da» bedeut sam, Wort -esprochem „Unser Einfluß auf dt« Oeffent- ltchteitwirb genau so groß sein wi« unsere Presse starI i st." In diesem Satze ist der Kern deS ganzen PresseproblemS haarscharf Umrissen. Im Mittelpunkte deS Zweiten Sächsischen Katholikentages stand naturgemäß der uns alle bis aufs tiefst« betvegende Schulkamps und hier wiederum der Heldenkampf der katholischen Eltern in Plauen i. B. Jmineie und immer wieder wurde daraus hingewiesen, immer und immer wieder wurde der katholischen Eltern von Plauen gedacht. An den herrlichen Worten, die in dies.r Hinsicht gesprochen worden sind,, können und müssen sich die katholi schen Eltern von Plauen aufrichten. Dann wird «s ihnen nicht schw.r fallen, auszuharren in dem schweren Kampfe um ihre heiligsten Rechte, bei dem sie von den Sympathien und der aufrichtigsten Anteilnahme nicht nur der Katholiken Sachsens, sondern des ganzen katholischen Deutschlands getragen werden. Das dies der Fall ist, davon hat die Rede des Hern, Geheimrat Marx deutlichen Ve>vcis gegeben. Die mehrheitssozialistische „Freie Presse" in Leipzig (Nr. 223 vom Montag den 27. September) erwähnt kurz die Kund gebungen der Schultagung vom Sonnabend für die Erhaltung drr konfessionellen Schule, in denen der feste Wille der katholischen Eltern bekundet wi-d, die katholischen Schulen zu erhalten. Das sozi«l- demokratische Blatt hat die Kühnheit, dazu zu bemerke»: „Der Kul turkampf fehlt uns gerade noch in unserer Zeit wirtschaftlicher Not." Ganz richtig! Wie oft haben wir darauf hingewiesen, wie unerhört eS ist, in dieser Zeit, der schwersten des deutschen Vaterlandes, einen Kulturkampf zu entfesseln. Aber in der Ausmachung der „Freien Presse" wird die Sache so dargcstellt, als ob die Anhänger der konfessionellen Schule eS tvären, die diese» Kulturkampf entfacht hätten. Hier wird also auf di« Unkenntnis weiter Kreise spekuliert. Wir möchten die Frage auswersen, ob das nicht der Gipfelpunkt der sogenannten VerdumnurngStheorle ist, die fälschlicherweise gerade uns immer von sozialistischer Seite vorgeworst-n wird. Wir brauchen nicht mehr näher anSzuführen, daß vor alle», in Sachsen es die Sozialisten gewesen sind, welche diesen Kiiltnrkampf begonnen haben und ihn durchführen wollen. War es nicht die erste „Tat" des Volksbeauflraglen Buck vom Dezember 1918, de» Kamps ,gegen die konfessionellen Schulen anzusagen? Und so könnten wir .die Reihe fortsetzen bis z»m heutigsen Tage. M a n h a t d e m ch r i st- Höhen und vor allem dem katholische Volke den Kampf aufgezwungen. Auch auf dem Zweiten Sächsischen Katholikentage ist eS zum Ausdruck gekommen, daß wir den Kampf nicht wollen und nicht suchen. Wir wollen di« Freiheit und das stk echt. Wenn man uns den Kampf aber anszwingt, dannnehmen wirihn auf, und wir verteidigen uns bis zum Aeußersten. Der Zweite Sächsische KathoMckag wird den Gegnern, auch wenn sie ihn mit einer solch lächerlichen Bemerkung abtun oder wenn sie ihn totschweigen wollen, deutlich genug gezeigt haben, daß die Katholiken Sachsens in diesem Kampfe um unftre heiligsten Rechts auf dem Plan« sind, dafür zu kämpfen und Opfer zu bringen. Wir stehen einig und geschlossen da und in dieser Einigkeit und Geschlossenheit liegt unsere Kraft und Stärk«. Kein Wort der Kränkung gegen Andersgläubige und Andersdenkende ist selbstverständlich auch auf diesem Katholikentage gesprochen wor den. Wir achten die Neberzengung Andersdenkender. Aber um so entschiedener ist der Wille zum Ausdruck gekommen, daß wir daS gleiche Recht auch für uns beanspruchen wollen. In der Hauptstadt des sächsischen Sozialismus und Freidenkcr- tums fand die gewaltige Kundgebung der sächsischen Katholiken statt. An ber Stelle, wo für gewöhnlich Reden und Proklamationen des Neuheideckums und des Klassenkampses gehalten und erlassen werden, erhob sich am Sonntagmorgen das Kreuz wie seit fast zwei Jahr tausenden. Angetan mit allen Insignien der bischöflichen Würde er- teilt« unser OberHirte den mehr als 3b00 Menschen den Segen, die Fahnen ber katholischen Vereine, die Baninr der katholischen Stu- deckenlorporationen senkten sich und Tausende beugten in dieser glaubenslosen Zeit die Knie. Ein wahrhaft unvergeßlicher Augen blick. Alle diejenigen, die ihn erlebt, sind aufs neue begeistert, auf neu« erfüllt mit frischem Mute, in die Heimat gezogen, um da» Banner ^er wahren Freiheit ur> d des wirklichen Rechtes zu entfalten. 1ml. Phrase und Wirklichkeit Man will nicht mehr „für den Kapitalismus fron deck das ist das besondere wirtschaft-politische Schlagwort, das dem Krieg und der ihn ablösenden Revolution sein Entstehen verdankt. Arbeitsnn- lust, Rückgang der Arbeitsleistungen und so manche andere unselige Erscheinung der Nachkriegszeit dürsten auf den b'grisfSverwirreniden Einfluß diele» Schlagwortes nicht zrrlbtzt zurückzusühcen sein. Wir haben eS hier in der Tat mit einer gewissen SinneSverfw Ir rung zu tun. Und man braucht durchaus kein begeisterter Vertei diger der kapitalistischen Weltordnung und ohne Zweifel auch mit ihr verknüpfter wenig erfreulich-,, Begleiterscheinungen zu sein, um an derseits doch zugeben zu können, daß man mit Schlagern von der Art de- obengenannten in der heutigen Zeit der Gärung und Unklar heit den Dingen wahrhaft nicht gevecht wird. Man will nicht mehr „für den Kapitalismus fronden" und übersieht, daß unsere auf dem System tle« Kapitalismus be ruhende Wirtschaftsordnung erst dem deutschen Volk« und insbesondere auch seiner Arbeiterschaft erst jene Höhe d«r äußeren Lebenshaltung, jene Kultur und Zivilisation ermöglichte, die eS vor dem Kriege stol» sein eigen nannte. Diese Volkswirtschaft war nicht im geringsten mit ein Werl solcher Männer, die zum Beispiel unsere industriellen Riesenbetriebe schufen. Waren diese aber etwa Kapitalisten n>« um deS Kapitals wegen, um Mammon aus Mammon zu häusen und aus der Grundlage unermeßlichen Besitzes ein Leben des Genusses und der Freude zu führe»? „Nicht als Millionär«, sondern als einfache Männer der Arbeit", so betont« noch auf der fünften Generalver sammlung des christlichen Metallarbeiterverbandes im August dessen Vorsitzender Franz Wieder, „machten sie den Anfang", und wer heute „die Riesenwerke besieh", sollt« nicht nur gegen den Kapitalismus wettaru, sondern auch der Mühen und Sorgen jener gedenken, die es möglich machten, daß Zehntausend« Arbeiter Lohn und Brot fanden, die im anderen Falle hätten auswandern müssen." Heute wirkt «S säst wie ein wahres Verhängnis, daß nament lich auch die jüngere Generation der schassende» Welt sich des Zu sammenhanges zwischen den, was heute ist und früher war und wie eS wurde, nicht bewußt ist. Man denkt in Abschnitten, nicht in Zu- sammenhängcn. Der Kapitalismus hat »ns technisch G-nvaltiges ge schaffen, seine Technik hat uns groß gemacht, und sie werden wir auch in Zukrmst nicht entbehren könne». Was wir früher bereits an dem Kapitalismus tadeit«» und bekämpften, waren seine mammonisti- schen Auswüchse, der kapitalistische Geist, der sich nicht bloß aus dem Gebiete des Erwerbes offenbarte, sondern auch in dem Mangel an sozialer Pflichterfüllung gegenüber dem Mitmensch.-», der genügen den Achtung der im Betriebe mitschafftuden Persönlichkeit. Aber hat dieser verwerfliche, sündhafte Kapitalismus heute vielleicht eine» bessere» Geist einer neuen Zeit Platz geinacht? „Man gab an," so schreibt ein christliches Gerverkschastsblatt, der „Holzarbeiter" (10 Sepiember). „den Kampf gegen den Kapitalismus zu führen, und auch h.-ute »och glaube» viele, daß durch die Revolution d«m Kapitalismus das Todesurteil gesprochen worden sei, die Vollstreckung des Urteils erfolge durch di« angebahnte Sozialisierung." In Wirtlich keit aber sehen wir den verwerflichen Kapitalismus sich ungezügelter denn je vorher austoben, nur mit dem Unt rschiöd^, daß dir.- Nen- kapitalislen vielfach in schönster Harmonie mit jenen Üben, die sich sonst als die unentwegtesten Klassenlämpsor gebärdeten. Wir müssen uns fürderhin wieder weift lvsmache» von den Zuständen der Verwirrung, des Scheins, in dmcn wir heute in der sogenannten Nachkriegszeit leben. Zurück zu greifbarer Wirk lichkeit! Lassen wir uns weniger betören von dem Phra'endnnst »nvera»tivortlich-r politischer Weltverbesserer. Ter Gedanke der Ehrbarkeit und Sittlichkeit auch in wirtschaftliche» Tinge», der Be- russehre, die alle, Unternehmer wie Arbeiter, zur planmäßigen Rück sichtnahme nicht nur auseinander, sondern vor allem auch aus das Gemeinwohl verpflichtet, muß in nuferem Wirtschaftsleben wieder lebendig und leitend weiten. Alles unterliegt der Entwicklung, Auch unsere Wirtschaft Auch sie bleibt nicht ewig dieselbe, sondern wächst fort — neuen Formen, n'u«n Zielen zu. Wenn wir de» kapi talistischen Geist belämpsen wollen, mögen wir vnS zugleich aber box dem Phrasenncbel sozialistischer Nen'rgr hnttn, die unter Abbruch von bewährtem Alfen lediglich ans gutes Gluck hin Brücken bauen wollen in eine ungewisse Zukunst hinein. Und mm die Tat<n? Von unserem parlamentarischen Vertreter. Man wäre im schwerste» Jrrmm, wenn inan ann-chmen wollte, daß mit den jüngsten Beschlüssen des Retchslabinetts in Sachen der Finanzlage dgS Reiches nun alles in schönstem Lote sei. Schon be ginnt sich erneut eine Stimmung der Sorglosigkeit breitzumnchen, die sich in der Nusfassung kennzeichnet, daß wir nun doch ohne Gefahren über den Berg kämen. Tie Dinge stehen viel ernster. 'Tie Gefahren sind noch lange nicht überwunden, wir begeben unS jetzt erst daran, ihnen zu Leib« zu gehen. Beschlüsse sind so lange wertlos, als sie nicht in Tate» um. gesetzt werden. Und dgraiif wird all S anlommcn, ob diese Taten rasch und rücksichtslos durchgcsctzt werden, Dxr Reichsfinanzminister hat besondere Vollmachten erhalten, die es ihm gestatten, mit starle» Machtmiteln seinen Auffassungen zum Erfolge zu verhelfen. Es wird nun all s da"n»s aukammen, wie sich die Retchsbehörden selber zu den vom Neichsfmanzministcr als nottvendig erkannten Maßnahmen stelle». Wir wollen hnsftm. daß sie den Erfordernisse» der Zeit gebührend Rechnung ttage». Wenn sich das Volk in allen seinen Tellen aus das höchste einschränken muß, dann können die Behörden nicht sür sich beanspruchen, in ei'-er Bcauein- lichkeit und Behaglichkeit, di« selbst in ftzriedensz iten schärfster Kri ik begegnet wäre, die Geschicke dieses Volkes in bestimmen und zu lei ten. DaS wichtigste ist heute, daß d-r Reichssinan-minister Umschau in seiner allernächste» Umgebung hält. Wir möchten wünschen, daß er von dem durch das Kabinett ihm verli denen Rechte, besonder« Kockrollkommissare in die A«m'cr zu schick'n. ausgiebig Gebrauch macht. Die Prüstmg. ob der in den Aemtern von h«n e herr schende persönliche wi« materielle Aufwand den Fovdernngen der Zeit, namentlich aber den Forderung«» der Spar-samkeit genüge, tut allerdings außerordentlich not. Es muß des weiteren auch gelordevt werden, daß das Ergebnis dieser Untersuchungen der Oeflcntlichkeit unterbreitet wird. DaS Volk hat das Recht, zu wissen, was mit sei nen Steuergeldern angefangen wird. Es muß auch wissen, wie hoch der Bedarf von Hecke sich stellt, den» die Vergliche -wischen den Aufwendungen, die unter den neuen V-rhältnisscn gemacht werde» müssen, gegenüber den frühere» Aufwendungen, spielen doch in Ken wirtschaftlichen, aber auch in den parteipolitischen Erörterungen eine recht erhebliche Rolle. Der Kamvf gegen die Knegsgesellschalten ist gewiß vollauf berechtigt, und er muß bis zum Ende mit alftr Energie dnrchgesührt werden. Aber man darf darül-m doch auch nicht ver gessen, daß in einer ganzen Anzahl der ständigen Reichsbebörden g'» wisse „Kriegsorganisationen" im Lause der Zeit Platz aegrisien haben und auch heute noch besteh«». Die Vollmachten des Finanzminister erstrecken sich gerade auch auf diesen Punkt, und wir wüillchcn dem Finanzminister, daß es seiner Energie geling-» mög«, a»ch diese Wespennester auszubeben. Wir dürfen uns keinen Auaenblick darüber im Zweifel sein, daß eine solche Arbeit mit starken Gefahren für die amtliche Gesundheit d«S ReichskinamzministerS verbunden ist. Ab«« jeder, der aus seinen Posten steht, muß seine Hanvtaufgabe heute I» gründlichen Säubernnasaktionen erblicken. Den Worten mögen >n» also die Taten folgen!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite