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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186510054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18651005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18651005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-10
- Tag1865-10-05
- Monat1865-10
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1865
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Tagtb l alt Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts Md des Raths der Stadt Leipzig. M 278. Donnerstag den 5. October. ML. Bekanntmachung. Die von uns unterm 15. April d.I. verfügte provisorische Beschlagnahme von „Geschichte Julius CäsarS von Kaiser Napoleon III. Deutsch von vr. E. A. Zotzmann. (Mit sämmtlichen Anmerkungen.) Erster Band. (I. Hälfte.) Verlag von Otto Humburg u. Co. in Berlin. Alexandriner: - Straße 74." als unrechtmäßige Uebersetzung der unter den Auspicien Sr. Majestät des Kaisers Navoleon III. erscheinenden „Sistoirv äe 6ösar", so wie das diesfallfige unterm 15. April d. I erlaffene Vertriebsverbot werden hierdurch wieder aufgehoben. — Leipzig, am 2. October 1865. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. E. Stephani. G. Mechler. Frauenbestrebungen in Leipzig. ' Unter den mannichfaltigen Bewegungen der Zeit auf dem Gebiete des socialen Lebens beginnt die Frauevfrage immer ent schiedener in den Vordergrund zu treten. Sie behandelt nicht willkürlich aufgegriffene Momente aus den wechselnden Vorgängen ^ de- Lebens, sie wird durch die Gegenwart, durch alle herrschenden Verhältnisse gewaltsam erzeugt und vor die Oeffentlichkeit gebracht. E- ist ein sicherer Beweis, wie nothwendig die allgemeine Betei ligung an dieser Angelegenheit erscheint, daß ehrenwerthe und ver ständige Frauen die Oeffentlichkeit in ihren Bestrebungen nicht mehr scheuen, denn eS liegt in der weiblichen Natur eine tief- vurzelnde Abneigung gegen jedes Hervortreten aus dem engen Kreis ihrer Familie. Wenn nun dessenungeachtet Frauen des verschiedensten Alters, der verschiedensten Stellung sich in diesen Bestrebungen vereinigen, wenn sie unbeirrt von allen Hindernissen ihre Ideen zu verwirklichen suchen, so dürfen wir nicht länger daran »veifeln, daß diese Bestrebungen aus gewichtigen, zwingenden Ur sachen hervorgegangen sind, und daß sie Zwecke verfolgen, die durch die Zeitverhältnisse berechtigt sind. Ader auch Derjenige, der die socialen Verhältnisse genugsam geprüft und die Ueberzeugung gewonnen hat, daß nach allen Rich- tuugea hin unendlich viel für die Frauen geschehen muß, wird sich nicht verbergen können, daß der Weg zur Erreichung dieses Zieles mit Hindernissen überfüllt ist. Der größte Uebelstand für alle Bestrebungen der Frauen liegt in dem verunglückten Eman- cipationSversuch früherer Jahrzehnte; diese falsche Emaneipation de- weibliche» Geschlechtes hat viele Frauen so sehr abgeschreckt, daß sie nicht de» Muth haben, sich an irgend einer Neuerung zu betheiligen. Gleichgültige Naturen, welche sich überhaupt nicht die Mühe nehmen diese Ideen zu prüfen, verwechseln wohl sogar diese vschwer dige Frauenemavcipation mit jener früheren Verirrung und bringen ihr daher lebhafte Abneigung entgegen. Die gegenwärtigen Bestrebungen der Frauen bekämpfen jedoch sehr energisch jedes unweibliche Gebühren, jede müßige Nachahmung männlicher Ge wohnheiten, sie dringen in de» liefen Ernst des praktischen Lebens, sie stellen, gedrängt von der bitter» Nothwendigkeit wirklicher Ver hältnisse, den Grundsatz auf: »Die Frau hat wie der Mann da- Recht auf Erwerb." Die Noch, diese mächtigste Gebieterin, hat diesen Grundsatz in de» nieder» VolkSclaffen bereit- seit langer Zeit praktisch verwirk licht, aber den Frauen der gebildeteren Clafsen ist dieses Recht auf Erwerb noch nicht geworden. ES giebt eine große-Anzahl Frauen, welche, um mich de- traurigen Ausdruck- zu bedienen, keinen Ver sorger haben, und die deshalb auf sich selbst, auf ihre eigene Kraft angewiesen sind. Ihre Zahl ist so groß, daß die ihnm «öffneten Beschämungen durchaus nicht auSreichen und daß eme reiche Fülle von Kraft unbenützt untergeht, daß vollständige Verarmung Biele erreicht, die von ganzer Seele bereit find — zu arbeiten. Die Alle- überwuchernde Thätigkeit der Maschine raubt nun dm Frauen »och einen Theil der Arbeit, welche bisher ihr unbe strittene- Recht war, so daß gegenwärtig eine Prüfung der Lage vieler alleinstehender Frauen ein unaussprechlich trauriges Resultat bietet. Viele der reichen, verschwenderischen Damen, die sorglos, i« Genuß ihre- Reichtum- dahiulebe», haben keine Ahnung von dm Kämpfe» und Leid« ihrer Schwestern, die ihnm an Bildung gleiHstehm. Geben wir dies« Armen Arbeit — und sie sind dmerdmSwerth. dm» man giebt ihnm dadurch nicht allein Brod, man giebt ihrem Lebe» auch einen Zweck, einen höheren Werth. Sonst pflegte man zu sagen: »Wer arbeitm will, findet Arbeit." Doch hier hat da- alte Wort seine Kraft verloren — überall treten uns Existenzen entgegen, welche im geistigen und körperlichen Hunger nach Arbeit vergehn. — Hier muß geholfen werden! Das fühlt nicht nur der Menschen freund — das erkennt und bestätigt der kalt urtheilende Verstand. ES ist daher ein anzuerkenvendeS, verdienstvolles Streben, wenn Frauen zusammentreten, um ihren Milschwestern die Wege zum Erwerb zu eröffnen, und es darf nicht erst bewiesm werden, daß vereinzelte Bemühungen nicht zum Ziele führen. Die sächsische Regierung hat auch in dieser Angelegenheit wiederum bewiesen, daß sie freundlich allen gerechtfertigten Forderungen der Zeit entgegen kommt; nachdem sie schon früher Frauen zum Telegraphendienst zugelassen hat, eröffnet sie jetzt auch die Postcarriöre Personen weiblichen Geschlechts — ein Verfahren, welches die höchste An erkennung verdient. Die Frauen aller Stände sollen begreifen lernen, daß redliche Arbeit niemals erniedrigt, sondern erhöht und Achtung erwirbt; darum sind wir auch vollständig gegen ein von einer Schriftstellerin in Dresden vorgeschlageueS Verfahren, welche einm Bazar für weibliche Handarbeiten anlegen will, damit, was durchaus löblich ist, die Arbeiterin einen höheren Lohn erhält, aber auch damit der Name der arbeitenden Dame verheimlicht werden könne. Eine derartige Hülfe befestigt Voruriheile und muß deshalb, selbst wenn die Art, wie man dieses Unternehmen ausführen will, praktisch genannt werden könnte, schädlich wirken. Wenn ich unsere hie sigen Frauenbestrebungen recht verstehe, so zielen sie mit voller Kraft darauf hin, daß Frauen aller Stände in der Arbeit nicht nur ein notwendiges Nebel, sondern ein ehrenvolle- Mittel sehen, sich die Achtung guter und verständiger Menschen zu erwerben. Die klare Erkenntniß alles Dessen, was nützlich und gut ist, wird sich jedoch nur dann in immer weiteren Kreisen verbreiten, wenn die geistige Bildung der Frauen eine gesunde Richtung ein schlägt. Die oberflächlichen und ungeordneten Schulkenntnisse vieler Frauen, die ihnen in dieser Fassung nicht- nützen, sind leider für viele kurzsichtige Beobachter der Maßstab geworden, nach welchem sie die weibliche Bildungsfähigkeit beobachten, und es ist natürlich, daß selbst wohlwollende Männer gegen eine höhere Bildung des weiblrchen Geschlecht- sind, wenn sie sehen, wie wenig segensreich sich eine solche Erziehung im späteren Leben bewährt; aber die Ursache dieser traurigen Erscheinung ist nicht in dem Mangel tie ferer Begabung, sondern darin zu suchen, daß man nur zu oft versäumt, die selbstständige Urteilskraft des Verstandes und die ausdauernde Energie eines edlen, geläuterten Willens in der weib lichen Jugend zu erziehen. Viele Krauen empfinden später schmerz lich, was ihnen fehlt, wie die geistig entwickelte Frau dankbar an erkennt, daß eS ihr gelungen sei, durch eigene Kraft viele Hinder nisse zu überwinden und ihre Umgebung zu beglücken. Es ist daher natürlich, daß sich viele Frauen in dem Wunsche vereinigen, die geistige und sittliche Bildung de- eigenen Geschlecht- zu fördern. Zwar werden ihnen gerade auf diesem Gebiete ihres Wirkens viele widersprechende Meinungen begegne», denn trotz der Auf klärung unseres Jahrhundert- giebt es in der That noch viele Männer, welche glauben, daß die eine Hälfte de- Menschenge schlechtes von Gott nur deshalb eine ewige Seele mit allen herr lichen Kräften derselben erhalte» Hab«, damit dieselbe verkümmert und unentwickelt »ach ihrer Erdenwallsahrt zum Schöpfer zurück kehre. Wer unsere Frauen, die Mütter unserer Söhne von jeder geistigen Erhebung ausschließen will, verkennt überdies vollständig
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