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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186907207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-07
- Tag1869-07-20
- Monat1869-07
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1869
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Anzeiger Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M LV1. Dienstag den 20. Juli. Bekanntmachung. Die Anfertigung und Lieferung von Drei Stück vierarmigen, zu fünf Flammen eingerichteten, reichverzierten gußeisernen Gaö candelabern soll an den Mindestfordernden mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitaaten vergeben werden. Das Postament der Candelaber hält 5 Fuß im Durchmesser, sich auf 2 Fuß verjüngend, die Säule 11 Zoll und bez. 8 Zoll. Die ganze Höhe beträgt 18 Fuß, die Länge eines Armes ^ 3 Fuß, Alles nach rheinischem Maaß. Die Zeichnungen und Lieferungsbedingungen sind auf hiesiger Gasanstalt einzusehen, Offerten ebendaselbst bis zu dem IS. August d. I. einzureichen — Leipzig, den 17. Juli 1869. DeS Raths Deputation zur Gasanstalt. Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte beim Leihhause und bei der Sparcasse Dienstag den 20. d. MtS. auSgesetzt. — Leipzig, 17. Juli. Die Deputation deS Raths für Leihhaus und Sparcaffe. Stadttheater. Leipzig, 19. Juli. Die Mißerfolge des singenden „Hamlet" haben der Oper „Mignon" bei dem Leipziger Publicum kein besonders günstiges Prognofticon gestellt. Da die erste Oper des Franzosen Amöroise Thomas die gehegten Erwartungen ge täuscht hatte, so versprach man sich von oer zweiten nicht eben sehr viel und ging dein „ nothwendigen Uebel" mit Resignation entgegen. Um so leidlicher war Mignon s Schicksal. Obgleich nämlich die „Mignon" hinsichtlich des musikalischen Kunstwerthes noch leichter wiegt als der „Hamlet", so hat sie doch Manches vor macht. Der tragischen Kothurn denselben nicht zu verlieren. " Die leichtfüßige Mignon dagegen führt ihren musikalischen Eiertanz mit zierlichem Geschick aus und sucht durch rasche graziöse Bewegungen die zerbrechlichen Stellen zu vermeiden, an denen ihre Kunst scheitern könnte. Manchmal tritt sie fehl und gegen Ende hin findet sich Physische Ermattung ein. Unter den zerbrochenen Eiern stehen die schwächeren lyrischen Nummern (z. B. d«s ziemlich verunglückte „ Kennst du das Land") obenan, und das gänzliche „Abfallen" des letzten Actes erweckt für die Zukunft der gebrechlichen Mignon nicht geringe Besorgniß. Der Schwerpunct der Oper ruht in den beiden Lieblings- amüsements der Franzosen, im Tanz und in der musikalischen Conversation. Wo der Conversationston vorwiegt, da fühlt sich der galante Franzose in seinem besseren Elemente und schafft eine ganze Reihe leichtflüssiger anmuthender Tonbilder, wie z. B. im 2. Acte. Hier im Boudoir der Schauspielerin „Philine" girrt und tändelt der verliebte „Wilhelm Meister" auf eine recht unter haltende Art, die Koketterie der Philine wird musikalisch sehr hübsch illustrirt, und selbst die lyrischen Gesühlsergüffe finden hier manchmal den entsprechenden musikalischen Ausdruck, weil sie weniger aus der Tiefe des Herzens hervorquellen, als vielmehr aus einer flüchtigen Gefühlserrcgung sich herleiten. Der von Auber angegebene Grundton der musikalischen Conversation schimmert durch alle diese Schmucksächelchen hindurch, manchmal sogar so eclatant, daß man glauben möchte, Auber und Thomas haben aus ein und derselben Quelle geschöpft. Ein besondere- Charakteristicum trägt die Thomas'sche Conversationsmusik nicht, man müßte denn in der fast zum Ueberdruß angewandten Farben- ' ' * ' (besonders vereinzelter Holzblasinstrumente, Clarinette, fffenbachiade glaubt lebs schreibt, der durch Vornehmthuerei, wie in der Mignon. Bei Offenbach wird die Frivolität zum Princip erhoben; man weiß es nicht anders und sucht sich so gut als möglich in dem genialen musikalischen Sumpfe zu amüsiren. Hier bei Thomas verbirgt sich die mit Vorliebe be handelte Frivolität unter dem Deckmantel sentimentaler Schwär merei, der um so widerwärtiger erscheint, als er seinen Stoff einem heiligen Vermächtnis der deutschen Nation entlehnt hat. Das deutsche Gefühl sträubt sich dagegen, daß die Mignon, der Typus namenloser, unergründlicher Sehnsucht, auf der Bühne alle- romantischen Zaubers entblößt, als Backfisch, Kokette und uletzt im Flügelkleide der wiedergefundenen Tochter und glück- ichen Braut erscheint. Daß die Mignon nach einer vom Com- ponisten für Deutschland expreß fabrizirten Schluß-Lesart auch sterben kann (z. B. in Weimar „stirbt Mignon") — dies macht die Sache nicht erträglicher, vielmehr ist es zu billigen, daß unsere Direction den französischen Schluß, der eine Heirath zwischen Wilhelm Meister und Mignon wirklich zu Stande bringt, dem deutsch sein sollenden vorgezogen hat. Eine vorwiegend frivole Komödie mit tragischem Schluß wäre doch gar zu grausam. Von dem schlechten Dialog und sonstigen Verstößen abgesehen, ist der Goethe'sche Stoff zu einem Conversationsstücke mit obli gatem Tanzvergnügen und sentimentaler Schwärmerei nicht so übel zugeschnitten und die Goethe'schen Figuren sind nicht ohne Geschick angebracht und vereinfacht. So ist z. B. die Identificirung des Harfners alten mit dem gräflichen Vater der Mignon nicht zu verwerfen. Leider ist die Figur des „Lothario" sehr mangel haft gezeichnet und die hier so naheliegende Lyrik hat von Seiten des Componiften fast gar keine Ausbeutung erfahren. Das „Wiegenlied" am Anfang des dritten Actes ist äußerst schwach. Uebrigens kömmt der Lothario als dramatische Figur dadurch in eine recht schiefe Stellung, daß er im zweiten Acte, wo er der Mignon zu Gefallen das Schloß in Brand steckt, zum Mord brenner gemacht wird. Von Rechtswegen müßte er ins Zuchthaus gesteckt werden. Anstatt dessen wird er im dritten Acte zum Marquis Cypriani und zum glücklichen Vater der wiedergefundenen Tochter gemacht. Gerade in solchen Verstößen zeigt sich so recht die Leichtfertigkeit der französischen Textruschneider, die, unbekümmert um die moralische Haltbarkeit ihrer Creaturen, mit diesen nach Willkür schalten und walten, wenn sie nur recht blendende Schluß effecte erzielen können. Wir wollen hier der textlichen Bearbeitung nicht näher auf den Leib rücken. Auch die einzelnen Musiknummern kritisch durchzu- der andern mehr oder Nur das dramatisch belebte große Recitativ der Mignon" am Schluß des 2. Actes verdient wegen einiger außerordentlich packender Momente besondere Erwähnung, und ein „Madrigal" am Anfang des 2. Actes nimmt eine Art Sonderstellung ein. Doch sitzt letzterem die allerdings geschickt gepuderte Perrücke der Alterthümlichkeit nicht sonderlich. Die Aufführung der Oper war lobenswerth. Ein besonderes Interesse wurde derselben durch die k. k. Hofkammersängerin Fräu lein Bertha Eh nn verliehen, welche am Sonnabend einen Gast- rollencyclus an hiesiger Bühne eröffnete und den Ruf einer ge- iade ist mir fast noch lieber, als eine solche saloppe I feierten „Mignon" aus Wien mitbrachte. Diese ihre Rolle ist in löte u. s. f.) ein originelles Gepräge finden wollen. Ohne Tanzrhythmen und Tanzbeweguna geht es natürlich auch bei dieser galanten Conversation nicht ab, ja die Philine trägt immer ein förmliches Aushängeschild voller Tanzweisen vor sich her. Ueberhaupt ist die ganze Oper so vom Tanze und der den selben begleitenden Frivolität inficirt, daß man sich stellenweise (z. B. gleich in der Ouvertüre mit der charakteristischen Polacca) in einem Cafe chantant oder vor einer verblümten und verfeinerten O ' - " ----- - . P> caturen angeheitert sein w musikalischen Sensualisten, dem der ideale Zauber wahrer Poesie ern ^leht, wie die Gründlichkeit polyphoner Mu^k. Eine
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