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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185901041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-01
- Tag1859-01-04
- Monat1859-01
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1859
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Anzeiger. .— — - AmtMalt des Ali»!. Bezirksgerichts mid des Raths der Stadt Leihzig. M4. Dienstag den 4. Januar. 185«. Belaoiltmachittlg. Da» a»f Erlangung von Geschenken gerichtete sogenannte Neujahrs-Gratuliren ist überhaupt, insbesondere aber allen im öffentlich» Dienste stehenden Personen, die Nachtwächter allein ausgenommen, bei Strafe verboten. Die bezüglich der Nachtwächter bi« auf Weitere» von diesem Verbote gemachte Ausnahme beruht auf vielfachen deshalb an UNS gebrachten Wünschen hiesiger Hausbesitzer. Ausdrücklich weisen wir aber daraus hin, daß ungeachtet dieser Ausnahme auch die Nachtwächter sich jeder Forderung eines Neujahr-geschenks bei Vermeidung strenger Ahndung zu enthalten haben. Wir hegen die zuversichtliche Hoffnung, daß wir in der Aufrechthaltung dieses Verbots vom Publicum werden unterstützt werden. Leipzig, den 30. December I8ö8. Der Rath der Stadt Leipzig. Koch. . >- . Das Weihnächte und Ueujahre Beschenken und Gratuliren. ^ Weihnachten und Neujahr sind seit dem grauen Alterthum bei den Christen aller Nationen und Bekenntnisse die Feste der gegen seitigen Beschenkungen und Gratulationen und dieser Sitte ver danken sie auch vornehmlich ihren Ruf als die beliebtesten Freu denfeste de- ganzen Jahres zuvörderst bei der Jugend wie bei Denen, welche auf größere Geschenke hoffen, als sie selbst zu geben im Stande sind; denn die Jahreszeit bietet weder außer noch in dem Hause so besondere Annehmlichkeiten, wenn nicht in letzterm durch trauliches Vergnügtsein theilS bei den Vorbereitungen, theils bei dem BescheerungSacte selbst die Langweile und Einförmigkeit der trüben Abende für diese Zelt verdrängt und der BescheerungSsalon de- Reichen, wie da- bescheidene Stübchen des Unbemittelten durch den leitenden Grundgedanken, daß Geben seliger wie Nehmen, auf kurze Zeit in einen Tempel der Freude umgewandelt würde, in welchem die Geber an ihrem Geben mindestens eben so viel Be friedigung empfinden als die Empfänger. Welchen gewaltigen Einflu^ibt der Gebrauch des Geschenke gebens zu Weihnachten und Neujahr auf Gewerbe und Handel! Tausend und aber Tausende von Händen werden bei dieser Ge legenheit durch die Erzeugung, die Besorgung und den Vertrieb von Gegenständen des nothwendigsten Bedarfs, des feinsten Luxus bis herab zum läppischsten Tand, beschäftigt. Millionen werden in dieser verhältnißmäßig kurzen Zeit umgesetzt und gehen schnell von Hand zu Hand und ein Blick auf die Anzeigen in öffent lichen Blättern läßt uns leicht berechnen, welche außerordentliche Summen nur allein auf die Bekanntmachung, auf das zu Markte bringen verwendet werden. Wie mancher Familienvater und Ge schäftsmann, mit vielen Kindern, Gesinde und ArbeitSgehülfen, wie mancher Anbeter und Ehemann sieht aber auch diesen Tagen mit Bangen entgegen! Auf solche sind Aller Augen hoffend und verlanaend gerichtet, nur sie haben außer Worten des Dankes nicht-Reelles zu hoffen; sie müssen auf das Empfangen verzichten und dürfen nur im beftiedigend Geben ihre Befriedigung finden. Ueberanstrenaungen werden gemacht, um sich nach allen Seiten hin möglichst freigebig zu zeigen; doch die Nachwrhen dieser un richtigen Auffassung eines an sich löblichen Gebrauchs währen oft viel länger als der kurze Rausch über die Freude Anderer und sich selbst, und was vor den Festtagen der Sparkasse entnommen wird, fließt der Leihcaffe reichlich zu. So lange das sich Beschenken am Christfest und das Gratu liren zu Nmjahr bloS auf die Familie, auf Freunde, nähere Be kannte, auf Belohnung treuer Anhänglichkeit beschränkt bleibt und die tiefere Bedeutung dieses arößten Freudenfestes der christlichen Gemeinde erkannt und festgeyakten wird, so lange wäre es ein Frevel, an diesem schon unseren Ur-Aeltern heiligen Brauch zu rütteln und zu mäkeln; aber wenn er zur Spekulation, zum Er haschen von Portheilen, wenn er zum Mißbrauch gemacht wird, dann ist es Zeit dm Stab darüber zu brechen. So war da- Zu sehen der Materialisten, Fleischer und Bäcker am heiligen Abend zur größten Unsitte geworden. Die meisten Kunden stehen zu ihren Lieferanten in keiner nähern Beziehung als der der Nach barschaft, der reellen Bedienung und der pünktlichen Bezahlung. Werden diese Bedingungen von Seiten de- Ab- oder Verkäufers alterirt, so löst sich da- Verhä'ltniß von selbst. Der Gebrauch de- AugebenS besteht zwar schon seit alten Zelten, aber er wurde in beschränktem, von Jedermann zu billigendem Maße gehandhabt. Der Verkäufer machte nur alten, langjährigen, pünktlichen Kunden zu Weihnachten eine kleine Freude: der Materialwaarenhändler mit gutem Rauch- oder Schnupftabak, Chocolade, einer Flasche Wein; der Fleischer mit einer Wurst, der Bäcker mit einer ganzen oder einem Stück Stolle, je nach dem Umfang der gemachten Geschäfte, als ein Zeichen von durch langen geschäftlichen Verkehr erzeugter Anhänglichkeit. In unserer Zeit wurde ein Schritt weiter gegangen — aber es war ein Ausschritt. Die starke Concurrenz drängte nach dem Kundenhaschen und der Brauch des Zugebens am Christabend bot hierzu eine günstige Gelegenheit. Besonders wurde auf die Dienstboten speculirl; um sich diese geneigt zu machen, um durch sie sich alte Kunden zu erhalten oder neue heran zuziehen, wurden keine Opfer gescheut; der Verkäufer mußte doppelt geben, dem Kunden und seinem Dienstboten, und dieser wurde in manchen Fällen sogar besser bedacht als die Herrschaft. Die immer mehr wachsende Concurrenz durste auch die kleinen Kunden nicht verschmähen und obwohl hier nur eine Wenigkeit gereicht wurde, so wuchsen die durch den unverhältnißmä'ßigen Zulauf an diesem Tage nöthigen kleinen Gaben für den Verkäufer doch zu einem ansehnlichen Belang. Die „kleinen Leute" schränkten sich ein, um ihre Bedürfnisse wo möglich an mehreren Orten, wo sie auf eine Zugabe rechnen konnten, an diesem Tage zu entnehmen. Die Leute warm verwöhnt worden und unverschämte Forderungen oder Klagen über ungenügende Zugaben waren nicht selten. Bei manchen gangbaren Geschäften soll sich die Summe der Präsente und Zugaben am Weihnachtsabend auf mehrere Hundert Thalcr belaufen haben; — aber der Geschäftstreibende, und zumal der Kaufmann, ist ein zu guter Rechner, als daß er ein solches Sümmchen mit der Zeit nicht wieder mit Procenten hereinzubringen gesucht hätte. — Da- Wie war sein Geheimniß. Diese auf die plumpste und niedrigste Spekulation von beiden Seiten hinauslaufende Profanirung des geheiligten Gebrauchs des Beschenken- und Bescheerens am Weihnachtsabend wurde schon Ingst gründlich aufgedeckt und ernst gerügt; einen vom Publicum nd von den Verkäufern längst gehegten und gepflegten Mißbrauch r unterdrücken war aber nicht so leicht; eS gehörten noch mehrere ernsthafte Anregungm und Anläufe dazu, um die Sache in Gang zu bringen; denn unter dm Concurrenien gab eS so Manchen, welcher sich durch die Maßregel beeinträchtigt glaubte. Doch siegte zuletzt die Einsicht und Wahrheit: da- Publicum wurde um eine angenehme Täuschuna ärmer- der rechtliche Verkehr um ein Paar Prvceni reicher. — Kein vernünftiger Mensch wird sich einbildm, nach Wegfall der Zugaben am Weihnachtsabend die Waare reich licher gemessen oder gewogen zu bekommen, als der Verkäufer sie geben und der Käufer sie verlangen kann; aber wevn Elfterer durch -m Wegfall jenes Mißktntchs für reelle Bedienung eine Garantie
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