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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185903092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590309
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590309
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-03
- Tag1859-03-09
- Monat1859-03
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1859
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Anzeiger. —> Amtsblatt des Köaigl. Bezirksgericht- und des Raths der Stadt Leipzig. W 68. Mittwoch den 9. MLxz. 1856. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen da< Ende jede- akademischen Halbjahre- zu haltenden Revision der Universitätsbibliothek werden die Herren Studirenden, welche Bücher zur Zeit entliehen haben, hierdurch aufgefordert, diese am 10., 11. und 1L. März, alle übrigen Herren Entleiher dagegen am 14., 15. und 16. März zurückzugeben. Leipzig, am 7 März 1859. Die Verwaltung der Vuiverfltät-bibliothe-. Sladtthrater. Am 7. d. M. erschien abermals eine Neuigkeit auf unserer Bühne, ein Drama großer Form, die geschichtliche Tragödie „der erste Bourbon auf Frankreichs Thron" von Georg Köberle. Der Dichter hat bereits vor einer Reihe van Jahren durch mehrere hier mit gutem Erfolg gegebene große Stücke seinen Beruf für da- ernste Drama bewiesen. Seit längerer Zeit hatte er sich jedoch von dem bereits ehrenvoll eroberten Terrain zurück gezogen. Nachdem wir sein neue- Drama gesehen haben, dürfen wir vielleicht nicht mit Unrecht vermuthen, daß ihm die damaligen Erfolge nicht genügten und er daher die Zeit seiner Zurückgezogen heit auf die ernstesten und gründlichsten Studien der dramatischen Dichtkunst und ihrer Technik verwendet hat, daß er deshalb erst jetzt, nach Erlangung größerer Reife, wieder vor die Oeffenklichkeit tritt. Da- erste Drama, mit dem sich Köberle einen Namen machte, war das hie» und an verschiedenen anderen Theatern ge gebene Trauerspiel „Heinrich IV." Als wir den Titel seine- neuesten Werke- erfahren, glaubten wir, es sei dasselbe vielleicht eine neue Bearbeitung de- ftüheren. ES ist jedoch das nicht der Fall; „der erste Bourbon auf Frankreichs Thron" ist ein durch aus selbstständiges, neues Werk, das nur denselben Stoff in ganz veränderter Anlage und Form behandelt, wenn auch die An schauung und Auffassung des Helden, seiner Zeit und seiner Um gebung selbstverständlich dieselbe geblieben ist. — Das Ganze ver- räth neben einem unbestreitbaren Gestaltungstalent ein tiefe- Ein- gedrungensein in das Wesen der damaligen Zustände Frankreichs und eine dis in da- Einzelne gehende Erkenntniß de- Charakter- Heinrichs IV. Es ist ein interessantes, in lebendigen Farben aus geführte- Bild jener Zelt, welches uns der Dichter in seinem Drama enthüllt. Vortrefflich sind die Charaktere geschildert, be sonders die des Königs, der Marie von Medici, der Henriette d'EntragueS, des Sully, des Toledo und des Lasin. Im Gegen satz zu seiner ersten Bearbeitung dieses Stoffs läßt der Dichter diesmal den Mörder Heinrichs IV., Franz Ravaillac, auftreten, jedoch erscheint dieser fast gar zu sehr in zweiter Reihe stehend, wie auch der Dichter ihn von ganz anderen Motiven zu der ent setzlichen That treiben läßt, als sie Ravaillac in Wahrheit hatte. Der Dichter wollte jedenfalls dadurch, daß er Ravaillac'- That zu einem Act persönlicher Rache macht, die Sühnung der tragi schen Schuld des Königs herbriführen, denn schon im ersten Acte wird die übergroße Neigung dos Königs zu galanten Abenteuern diesem von Gully vorgehalten und damit angedeutet, daß Hein rich IV. an dieser Leidenjchaft zu Grunde gehen würde. Unsrer Ansicht nach würde eS aber für da- Ganze von Vor theil gewesen sein, wenn der große König nicht als da- — in diesem Falle sogar unschuldige — Opfer einer seinen Charakter verdunkelnden Leidenschaft hingestellt wäre und wenn sich auch hierin der Dichter an die geschichtliche Wahrheit gehaltm hätte. Ein schöneres tragisches Motiv zum Tode des Königs ist auch im Stücke schon vorhanden. Heinrich IV. steht im vollsten Glanze seiner Macht und Größe da; er hat das Ziel seines ursprünglichen reinen und hochherzigen Streben- erreicht, sein Frankreich ist mächtig und glücklich; doch sei« Geist kann nicht ruhen, er strebt weiter und über die. ihm von der Vorsehung gesteckten Grenzen hinaus — der Plan zu eine» Veränderung der Karte von Eurdpa ist ent worfen, er spielt — freilich in der besten Meinung — nett Fürsten und Völkern bereits wie mit Schachfiguren; eine der mehr als gmugsam bekannten ftanzösischen „Besteiungsarmeen" steht schon unter Waffen und harrt nur des Befehls zum Aufbruch nach dem Auslande — da hemmt die Vorsehung den kühnen und für die Völker Europa'- verhängnißvollen Schritt de- Helden und bewahrt damit Europa'- Unabhängigkeit und die freie Entwicklung der Völker, wie dem großen Könige selbst den reinen, ungetrübten Glanz seines Ruhms. Sie bedient sich des Armes des von de- Königs Feinden gedungenen Meuchelmörders als Werkzeug ihrer höheren Pläne — es bedurfte demnach nicht der von einer großen Schwäche des Königs erzeugten persönlichen Rache Ravaillac'-, durch welche sogar dessen verruchte That eine Art von Rechtfer tigung erhält. Als einen besonderen Vorzua des Stücks nennm wir den gro ßen Rrichthum an gewichtigen Gedanken. In der schönen, markigen und oft blühenden Sprache hat alle- Gehalt und geistigen Kern — nicht hohle hochtönende Phrasen sind hier den handelnden Per sonen in den Mund gelegt; die äußere Schönheit des Ausdrucks, die uns hier ergreift, ist das Resultat des bedeutenden Inhalts der Rede. Eine große und nachhaltige Wirkung kann daher der Dictioa nicht fehlen. Dennoch scheint eine durchgreifende Kürzung des Stücks — namentlich in dessen größeren Redefätzen — uns sehr nothwendig. So schmerzlich es auch für einen Dichter sein mag, viele seiner schönen Gedanken und manches, das beim Lesen ^ewiß von bedeutender Wirkung ist, dem Rothstift als. Opfer allen zu sehen, so fordert das doch gebieterisch das Wesen der Schaubühne, auf der wir mit Recht ein verhältnißmäßig rasches Fortaehen der Handlung sehen wollen, die eben nicht die Tribüne des Redner- ist. Was den Bau der Tragödie anlangt, so erken nen wir hier allenthalben die sichere Hand de- mit dem Kunst material und den unumstößlichen ästhetischen Regeln vollständig vertrauten Dichters. — Wir dürfen Georg Köberle wohl zu diesem abermaligen Hervortreten mit einem großen Werke Glück wünschen, wie wir überhaupt stets ein neues deutsches, von so: edeler Kunstaesinnung und einem so tüchtigen geistigen Vermögen getragenes Werk mit unverhohlener Freude begrüßen und auch in diesem Falle gern in die allgemeine Anerkennung elnstimmen, welche das neue Trauerspiel fand. Mit großer Sorgfalt und in sehr schöner äußerer Ausstattung batte die Diversion und die Regie das Drama i« Scene gesetzt, so daß der Totaleindruck rin durchaus günstiger sei» mußte. Die Darsteller ihrerseits hatten sich mit unverkennbarer Liebe zur Sach« an ihre zum Lheil sehr schweren Aufgaben gemacht. Herr Kökert darf wohl das, was er als Heinrich IV. giebt, zu seinen besten Gestaltungen zählen. Besonder« waren es neben der höchst wür digen und eleganten äußeren Repräsention di« Krisch« und der Ausdruck der Thatkraft, welche er bei dieser Darstellung äußerst glücklich zur Anschauung brachte. Rur etwas hätten wir bei dieser Gestaltung anders gewünscht: Herr Kökert gab Heinrich IV. als noch jungen Man», und doch erfolgte dieses Königs Tod achtunddreißig Jahre nach seiner verhLngnißvollen ersten Hhe mir MargaMhe von Balois — Heinrich IV. zählte fiebenundfünfzig Jahre, als er unter Ravaillacs Dolch fiel. Äußer dem Dar steller der Haupttolle sind noch mit besonderer Anerkennung zu nennen: Herr Werner, der dm berühmten Sully mit sehr ge lungener Eharakteriftir und in trefflicher, möglichst historisch treuer Muss« gab; Herr Stürmer, der al- Don Toledo abermals bewies, was er in dergleichen ernsten und gehaltvollen Repräsen- tationsrollen zu leisten vermag; ferner die Vertreterinnen der weib lich« Loüm Kra« Wohlstabt (Marie von Medici) und Kränl. Paulmann (Henriette), den« es, wie den meist« ander« in
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