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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185909081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18590908
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18590908
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- LDP: Zeitungen
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- Images schlecht lesbar
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-09
- Tag1859-09-08
- Monat1859-09
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1859
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> Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts nnd des Raths der Stadt Leipzig. ^ 251. Donnerstag dm 8. September. 18S». Ein deutsches Hasenbitd In den gegenwärtigen Augenblicken, in welchen man mit Recht auf die Dringlichkeit aufmerksam macht, die schutzlosen deutschen Küsten mit DertheidigungSwerken zu versehen, machen wir auf nach stehende- Hafen bild aufmerksam, da- bereits vor zwei Jahren die Allg. Arg. mittheilte: Wenn uns der Dampfer von Bremen aus stromabwärts trägt, wenn längst die Thürme der alten ehrwürdigen Hansestadt dem Auge entschwunden sind, auch der freundliche Hafenort Vegesack mit seinen Schiffswerften und gartenumgebenen Landhäusern, das waldgrüne Blumenthal und die Fabrikschornsteine RonnebekS hinter uns liegen, dann tritt plötzlich daS hohe und steile in dm Fluß abfallende Sandufer zur Rechten in- tiefere Land zurück ; aber davor legt sich nun niederes, thoniges und üppigbegrüntes Schwamm land, da- von jetzt an hüben wie drüben den Fluß einfaßt und ihn begleitet bis zu seiner Mündung. Die reichen Marschen sind es, zwischen denen nun der Dampfer hinrauscht. Da folgen der Reihe nach am rechten Weserufer die alten Distrikte Osterstade, das Land Würden, da- Vierland, und zuletzt, wo schon salzige Wogen rollen, und eine echte Meerftrand- flora die Ufer schmückt, da- Land Wursten; am linken dagegen haben wir da- Stedingerland, das Stadland und endlich But- jadingm. Voll prächtiger Kornfelder, voll üppiger Weiden und Wiesen, belebt von Tausenden und Tausmden mächtig schwerer Rinder, reich besäet mit freundlichen Kirchthürmen, Windmühlen und großen stattlichen Bauerngehöften, vor allem aber bewohnt von einem freien »ackern Bauernvolk friesischen Stamm-, dem eine ruhm- und sturmvolle Geschichte, ein vielhundertjähriges Kämpfen und Ringen für Recht und Freiheit, für Herd und Heimath, sei'- mit Menschen oder Naturkräften, endlich wohl jenes Gepräge echten Selbstbewußtseins und echten Stolzes aufdrücken mußte, wie wir es wohl bei wenigen andern deutschen VolkSstämmen wkederfinden ; so liegen sie dazu beiden Seiten diese reichen und so viele- Interesse bietenden Marschen. Aber dennoch selten nur werdm sie von Fremden besucht, selten geschildert, fast gänzlich unbekannt sind sie dem großen Publicum des übrigen Deutschlands. Jndeß wenn man auch mitten zwischen diesen gesegneten Landm den Strom hinabschwimmt, man sieht von all dem Reichen, Schönen und Stattlichen doch so gut wie nicht-; denn viele Meilen lang zieht sich wie ein starker Festungswall der hohe Deich schützend vor ihnen her, und höchstens erblickt man hie und da einige Häuser giebel, Baumkronen, eine Thurmspitze oder ein Windmühlenkreuz darüber emporragen. Die beiden kleinen Hafenort« Elsfleth und Brake, am oldett- burgischen linken Ufer, unterbrechen noch einmal die Scenerie recht angenehm, sonst rauscht der Dampfer nur zwischen jenen hohen Deichen, dm einzelnen grünen Inseln, dm gelben Sandbänke« und längs den mächtigen Rohr- und Binsenfeldern der Ufet hin. Ist endlich die letzte Insel passirt, die sogenannte Lunerplatk, dann erweitert sich plötzlich das Flußbild und es ändert sich nun der ganze Naturcharakter; man merkt, der Strom schickt sich an, sich dem altm Ocean in die Arme zu stürzen. Eine frischere Luft weht unS entgegen, mächtiger und in langgezogenen Linien rollen die grauen schaumgekrönten Wogen; die weiße Möve, die zierliche langbeschwingte Seeschwalbe bevölkert die Luft oft in ungeheurm Schaaren, hie und da tauchen aus dm Fluchen seltsame, schwärz liche Körper, fast wie eine Tonne anzusehm und sinken schnell wieder unter. Es sind Delphine, oder, wie sie hier gmannt werdm, Tummler; selbst der runde Kopf eines Seehunds schaut wobt einzeln aus dem Wogenschaum und noch manch andere Erscheinung läßt die Nähe des Meeres ahnen. Bor allem aber fesselt uns das Bild, welches sich auf dem rechten Ufer augbreltet. Eine Menge rother Ziegeldächer leuchtet uns von dort entgegen, Thürme steigen auf, die plumpe Mauermaffe eines bewaffneten Forts lagert am Ufer, ein paar MoloS greifen in den Strom und endlich — ein wahrer Mastenwald bildet den bedeutsamen Mittel punkt des reichen Bildes. Der neue hannoverische Ort Geestemünde und die jüngste Seestadt Deutschlands, Bremerhaven, liegen vor unfern Blicken, und nun lenkt in wenigen Minuten der Dampfer in die Geeste ein, jenes Binnenflüßchen, dessen Mündung die beiden Orte von einander trennt. Wir sind am Ziel unserer Fahrt. Geestemünde, gerade im äußersten Winkel gebaut, den der Zusammenfluß der Weser und Geeste bildet, hat eine für Handel und Schiffahrt ausgezeichnet treffliche Lage. Dennoch will der Ort nicht so recht aufblühen wie er wohl müßte. Zwar hat schon länger die hannöverische Regierung das Ufer der Geeste durch ein tüchtiges Bollwerk zum Anlegen der Seeschiffe in einen Kai ver wandelt, und Geestemünde zu einem Freihafen erklärt; indeß nur sehr wenige Schiffe löschen oder überwintern hier, denn Capitaine und Rheder fürchten mit Recht diesen bis jetzt noch allen Sturm- fluthen und Eisgängen ausgesetzten Ankerplatz. Darum ist der Verkehr durchgängig äußerst wenig belebt, und wenn auch in verhältnißmäßig kurzer Zeit eine auffallende Menge Häuser ent stand — denn man forcirte förmlich das Bauen — so machen die breitm stillen Straßen, die großen wüsten Plätze und das ganze Kahle, Lückenhafte und Todte des Orts doch einen höchst unbehaglichen Eindruck. Hier und dort erheben sich schon stattliche Gebäude, indeß die meisten find kleine, einstöckige, krämerhafte Giebelhäuser. Erst mit einem gegen alle Fluchen gesicherten Hafen becken, dessen Bau denn doch endlich in Angriff gMommen wird, und vor allem mit der hekßersehnten Eisenbahn wird Geestemünde wahr haft aufblühen und jme glänzenden Hoffnungen erfüllen, zu denen seine Gründer und Bürger wohl berechtigt sein mögen. Der Contrast des stillen Geestemünde mit dem rührigen leb haften Bremerhaven ist um so größer und auffallender, da beide Orte einander so nahe liegen. Kaum hat uns da- Fährboot der Geeste an- andere Ufer gebracht, als auch schon da- ganze rege und bunte Treiben und Lärmen einer echten Seestadt uns entgegen wogt. Alles rund um un- her arbeitet, schleppt und rennt in geschäftigster Eile durcheinander; die nahen Schiffswerften und Drydocks Hallen und dröhnen früh bis spät von fortwährendem Sägen, Rumoren und lautem hundertfachen Hammergepoch, während vom Hafen her, aus dem Dickicht seiner Masten und Laue buntes Flaggengeflatter leuchtet, und da- „Ho i ho" und der eigenthümlich melancholisch klingende Gesang arbeitender Matrosen zu uns herüberschallt. Schon unter schwedischer Herrschaft erregte dieser für Handel und Schiffahrt so günstige Platz die Aufmerksamkeit der damaligen Regierung und beinahe auf demselben Fleck, wo jetzt das kleine hannoverische Kort Wilhelm über den Strom schaut, ließ Karl XI 167S durch seinen Artillerie-Obersten Melle eine au- Erdwällen bestehende Veste anlegen, gmannt die KarlSburg, deren 80 Kanonen bis zum jmseitigen Weserufer nach Blexen reichten. Durch diese geschützt, sollte sich gleich dahinter eine Handelsstadt erhebm, für di^ der Name „Karlsstadt" bestimmt war. Schon standen einige Häuser derselben, auch allerlei Freiheiten, tRechte und' Privilegien waren bereits für die nevm Andauer festgesteUt; doch schon 1675 erlitt Burg und Stadt durch ein vereinigtes Corps Dänen, bischöflich Münster'scher und herzoglich Celle'scher und Wolfenbüttel'scher Truppen eine Belagerung oder vielmehr Blokade. Ein Vierteljahr hielt sich Oberst Melle in der noch nicht einmal ganz fertigen Veste, mußte dann, durch Mangel an Lebensmitteln und Munition genöthigt, capituliren, worauf man sie theilweise zerstörte. Noch einmal, im Jahr 16V8, versuchte Karl sie wieder herzustellen, doch geschah wenig, man schien die Lust daran verloren zu haben. Die fürchtbare Weihnachtsfluth von 1717 zerstörte die letzten Wälle vollend-, so daß man hernach nur noch an einer sehr geringen Erderhöhung sah, wo die Karlsbryg gelegen hatte. Auch die Häuser waren theils fortgespült, theilS abgebrochen worden.
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