Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186003048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-03
- Tag1860-03-04
- Monat1860-03
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1860
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Anzeiger. > Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M Sonntag den 4. März. 1860. Bekanntmachung. Wegen Abbruchs deS PeterSthoreS bleibt die Passage daselbst vom Montage den 5. dieses Monats an bis auf Weiteres gesperrt. Leipzig, am 3. März 186V. Der Nkath der Stadt Leipzig. Berger. Schleißner. Mittwoch den 7. März d. I. Abends ^7 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung: I) Gutachten des Ausschusses zum Bau-, Oekonomie- und Forstwesen über den Antrag deS Herrn Nr. Heyn er, die projectirte neue Straße nach dem Berliner Bahnhofe betreffend. 2) Gutachten deS Ausschusses zur Vermiethung von Gemeinderäumlichteiten über das vom Stadtrath übersendete Verzeichniß der städtischen Miethlocale. G. Flüggen's letztes üild. - Wer von Allen, die sich für die Kunstleistungen der Gegenwart interessiren, kennt nicht den Namen des geistvollen Genremalerö Gisbert Flüggen? Wer von ihnen hat nicht irgend eines seiner zahlreichen Werke im Original oder in einer Nachbildung gesehen? Und überraschte es nicht Alle tiefschmerzlich, als im September des vor. Jahres die Trauerkunde erscholl: Flüggen ist in der Kraft seiner Jahre, in der blühendsten Entfaltung seines Talents, fast plötzlich oder doch nach nur kurzem Krankenlager in München verstorben?! Künstler und Kunstfreunde werden dort jetzt sein ehemals so reich ausgestattetes, interessantes Atelier verödet finden, das neben vLllendeten und im Entstehen begriffenen Kunstwerken eine Menge schöner alterthümlicher Möbel, Gefäße, Kleidungsstücke, kostbarer Draperien rc. — meist aus der Renais sance- und Zopfzeit — enthielt. Denn in seinem Atelier befand sich so ziemlich Alles, dessen er zur naturgetreuen Darstellung seiner Bilder, bedurfte. Zu Cöln am Rhein 18ll geboren, besuchte Flüggen zunächst die nachbarliche Akademie zu Düsseldorf, wo er indeß nur kurze Zeit verblieb und dann nach München übersiedelte. Obgleich die damalige Münchener Kunftftrömung — anfangs der dreißiger Jahre — der Genremalerei nichts weniger als besonders günstig war, so entwickelte sich hier sein Talent doch ungemein rasch und entschieden. Mit Recht hat man gesagt, das Studium der Wilkie- schen Gemälde in der Schleißheimer Galerie habe für seine Richtung den Ausschlag gegeben. Wirklich zeigt sich diese dem ausgezeichneten englischen Künstler sehr verwandt, ohne jedoch als Nachahmung zu erscheinen. Die Verwandtschaft liegt vielmehr nur in der Wahl der socialen Stoffe und in der feinen, scharf accentuirten Charakteristik seelischer Zustände. So stellte sein erstes bedeutendes Bild die Unterbrechung eines abzuschließenden Ehecontracts dar, welchen Gegenstand man nach ihm noch öfter aufwärmte. Als Seitenstück hierzu malte er bald nachher die glückliche Ver lobung eines jungen Mannes von vornehmer Familie mit einem armen, anmuthigen Mädchen schlichtbürgerlichen Standes. Das Bild wurde seiner tiefen, innigen Auffassung wegen sehr gerühmt. Dann folgte das tragische Motiv: der unglückliche Spieler, eine Scene voll leidenschaftlicher Affecte. Das größte Aufsehen aber erregten seine „Erbschleicher", welche Rolle er einigen Jesuiten zuertheilt, die die irdischen Güter einer sterbenden reichen Dame gegen eine Anweisung auf die himmlischen als Erbtheil zu erheben wünschen. Die Spitze des Bildes gipfelt in dem Um stande, daß zur Verzweiflung der Patres der Tod eintritt, bevor Noch die schwache Hand der Hinscheidenden das Testament unter zeichnen konnte. Das Entsetzen deS „Au spät" ist in den ver schiedensten Schattirungen auf den Gesichtern und in der Haltung der Betrogenen zu lesen, während sich in einer Nebengruppe die Aussicht eröffnet, daß dm armen, erbberechtigten Verwandten ihr stecht zu Lheil werden wird. Diese Andeutungen mögen genügen, um die Richtung Flüggen's zu vergegenwärtigen. Wir stehen heute vor seinem lehtenBilde. Der Tod nahm ihm den Pinsel aus der Hand, ehe es ganz fertig war. Das noch Fehlende ist indeß nicht so bedeutend, daß es den Eindruck des Werkes zu stören vermöchte. Es dürfte sich in den Figuren auf einige Lasuren und Details beschränken. Die Wirkung )es Ganzen ist lebhaft, harmonisch, glücklich concentrirt; die Fär bung blühend, energisch. Mit Wehmuth erfüllen uns einige leicht hinskizzirte Bleistiftftriche zu einem Armleuchter, den der Künstler auf dem Bilde noch anzubringen gedachte. Aber er mußte es bei diesen Strichen lassen, die wegzuwischen man mit Recht vermieden. Wirerblicken das Vorzimmer eines Fürsten. Die Scene mag in der Mitte des vorigen Jahrhunderts vor sich gehen. Per sonen aller Stände harren des Augenblicks, wo ihnen die Gnade zu Theil werden soll, dem Serenissimus ihre Klagen, Bitten, Ge suche, Beschwerden rc. vortragen zu dürfen. Mit welchem Er folge? Das ist, was sie Alle nachdenklich stimmt. Wird der Fürst bei günstiger Laune sein? Werden die Schleichwege der Protection sich bewähren ? Wird es mir gelingen, mein Anliegen so vorzutragen, daß ich Berücksichtigung finde? Wird er mich überhaupt anhören? Und wenn er mich nicht anhörte, wenn er mich abwiese, es wäre entsetzlich! Alle diese Fragen und Gedanken sehen wir hier vertreten in Mienen und Haltung. Während der mit einem hohen Orden geschmückte Prälat, dem ein junger Je suit etwas ins Ohr sagt, seiner Sache ziemlich gewiß scheint, quälen den gegenüber sitzenden Schullehrer — denn das scheint der schlichte Mann in Begleitung der ländlich gekleideten Frau, die ihr Kind auf dem Arme hält, zu sein — die niederdrückend sten Besorgnisse. Diese Situation theilt er übrigens mit mehre ren Andern. Selbst der stattliche goldbeschnürte Ofsicier ist keines wegs des Erfolgs seines Anliegens sicher. Ein unverkennbarer Druck, nur von einer gewissen Spannung überboten, lastet mehr oder weniger auf allen Anwesenden. Ob jene schwarz gekleidete junge Witwe — eine schöne, edle Gestalt — welche eben mit ihren Kindern aus dem Audienzsaale zurückkehrt, ganz davon befreit wurde durch fürstliche Gnade, ist nicht durchaus klar zu erkennen. Doch kehrt sie jedenfalls hoffnungsvoller zurück, als sie hineinge- gangen. Ein leises, sinnendes Lächeln umschwebt ihre Züge, aber etwas unbestimmt, als ob sie über die Tragweite ihres Glücks noch nicht mit sich selbst im Reinen wäre. In den Mienen ihrer hübschen Kinder spiegelt sich noch der Kummer von vordem; sie vermögen ja eine etwaiae Hoffnung nicht zu ermessen , sie wissen nur, daß das Leid die Mutter veranlaßte, in diesen prächtigen Ge mächern Hülfe zu suchen. Während dies im Mittelgründe vor geht, schreitet im Hintergründe eine einflußreiche Dame, vor der die Lakaien und Schranzen sich ehrfurchtsvoll verbeugen, dem Audlenzsaale entgegen. In dem Augenblick, wo sie einzutreten im Begriff steht, stürzt ein junges Mädchkn händeringend auf sie zu, ihre Fürsprache anflehend. Stolz aber nicht ungnädig wendet sie ihr Haupt und scheint dem Anliegen ein flüchtiges Gehör zu leihen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite