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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186003278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-03
- Tag1860-03-27
- Monat1860-03
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1860
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Anzeiger. Amtsblatt des Kömgl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. M 87. Dienstag den 27. März. 1860. Freitag den 30. März sollen von Nachmittags 1/28 Nhr an im diesjährigen Gehau des Rosenthals einige Hundert Wurzelhaufen unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen und gegen entsprechende Anzahlung den Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, am 26 März l860. Des Raths Forstdeputation. Uattonelte Einrichtung -es inneren und äußeren Schulwesens.*) Es kann hier nicht ein Eingehen auf alle die verschiedenen Einzelnheiten des Schulwesens erwartet werden. Es handelt sich nur um die obersten leitenden Grundsätze und Grundbedingungen der Schuleinrichtungen überhaupt, die Stufe und das Ziel der Schule mögen hohe oder niedrige sein. Für den allgemeinen Schulzweck — zeit- und zielgemäHe Aus bildung, vorzugsweise durch Unterricht — ist die Grundbedingung: entsprechende organische Kraft (gesunde Lernkraft) und hei terer Sinn (entgegenkommende Lernlust) der Schüler. Beides bestimmt den Grad der Bildungsfähigkeit. Je größer diese, desto leichter ist die übrige Aufgabe des Lehrers, desto erfolgreicher sein Wirken. Der Boden des zu bebaumden Feldes muß gehoben, empfänglich, durchdringbar, fast- und kraftvoll sein, wenn ein Samenkorn hineingelegt werden und aufgehen soll. Soweit es der Schule irgend möglich, muß darauf immer ihre erste Sorge ge richtet bleiben, müssen darauf alle inneren und äußeren Einrich tungen (die Summe, die Art, die Methodik und die Eintheilung des Unterrichtes, die Lage und Beschaffenheit der Schulgebäude und Schulzimmer rc.), alle pädagogischen Grundsätze und Maß regeln fußen. Ein solches Feld lohnt stets den übrigen Fleiß, wel chen der Säemann darauf verwendet, am besten und reichlichsten. Zunächst ist daher darauf streng zu halten, daß jedes Kind beim Eintritt in die Schule die nöthige Altersreife, die Vollendung des 7. Lebensjahres (s. den Anfang des bereits erwähnten Schrift- chens: „Ein ärztlicher Blick in das Schulwesen") erreicht habe. Außerdem ist, auch bei Erfüllung aller übrigen günstigen Be dingungen, die volle Schul- und Leistungstüchtigkeit auch später nie mehr zu erlangen, weil die organische Grundkraft in ihrer Entwickelung gestört wurde. Sodann hat die Schule für ihre altersreifen Kinder alle hygie nischen Bedingungen negativer und positiver Art im vollsten Um fange zu erfüllen. Jeder Mensch, der irgend etwas Ernstes leisten soll, muß von dem Gefühle der Gesundheit, der Kraft, durchdrungen sein. Ist er krank oder kränkelnd, so ist er, wenigstens auf die Dauer, dazu ganz oder theilweise unfähig. Die- ist Naturgesetz. Ver langt schon jede körperliche Kraftleistung Gesundheit der Organe, so ist die- in einem noch höheren Grade bei den geistigen Leistungen der Fall, denn das Gehirn ist ein zarteres Organ als die Muskeln. Ein Jeder nehme es aus seiner eigenen Erfahrung, wie unmöglich eS ihm ist, in Zeiten, wo sein Allgemeinbefinden gestört ist, seine Aufmerksamkeit andauernd auf einen Gegenstand zu concentriren, selbst wmn die- nur in passiver Weise, z. B. beim Verfolgen des GedankengangeS eines Andern, geschehen soll, wie er auch bei Willensanstrengung dafür bald erschöpft ist, um wie viel mehr die- bei activen Leistungen der Fall ist, und um wie viel mehr die- bei einem ähnlichen Zustande des Kindes der Fall sein muß. Es ist erfolglos und grausam, für die Schule noch nicht reife Kinder, die deshalb auch später nur eine halbe, matte Lernkraft behalten, so wie blutarme oder sonst wie körperlich gedrückte, kränkelnde Kinder (die unter den Großstädtern jetzt so häufig sind) zum Lernen zu zwingen. Erfolglos ist es, weil man die fehlende *) «in zweiter Auszug au» Nr. Schrebers der allgemeinen Beach tung bereit- emvfohlemr neuer Schrift „ Ueber Vvlkserziehung " (Leipzig, Fr. Fleischer). Die Red. Naturbedingung, die Kraft, durch den Zwang doch nicht er zwingen kann. Zwar liegt die Gesundheit der Kinder nur zum geringeren Theile in der Hand der Schule, doch muß auch sie, um so mehr, als sie ja verbessernd einwirken soll, dafür alles ihr Mögliche thun. Sie muß also zur Kräftigung der Gesundheit und Lebens frische beitragen nach allen Kräften, anstatt, wie jetzt so häufig, vieles Gegentheilige zu thun. Von gesunden, kräftigen Kindern erst kann man Tüchtiges verlangen. Ist diese Bedingung erfüllt, aber auch nur dann, so ist jede weichliche Schonung nicht nur überflüssig, sondern geradezu ein Fehler. Für gesunde und kräftige Organe ist Anstrengung ein Bedürfniß und die Bedingung zu weiterer Kraftzunahme, für schwächliche Organe aber ein Verderben. Mit körperlicher Gesundheit und Kräftigkeit ist heiterer Sinn, die weitere Bedingung für gedeihliche Geistesthätigkeit, eng ver bunden. Er ist der Nerv des Lernens. Der von innen empor- quellende heitere Sinn der Jugend kann aber auch von außen unterdrückt werden. Er wird es durch so manche Gebräuche der Schule: durch unverhältnißmäßige Ueberladung mit Stundenzahl und Unterrichtsstoff, folglich auch durch Mangel an Zeit für jugendliches Spiel, für körperliche und gemüthliche Auffrischung, ferner durch trockene, langweilig-breite oder zu abstracte Unterrichts methode, durch gleichzeitige Benutzung der Unterricht-gegenstände und Schularbeiten als Strafmittel, durch Mangel auf die Er haltung des Gleichgewichts der Kräfte berechneter körperlicher Eultur, durch Ueberfüllung der Elassen und Vereinigung zu ungleicher Leistungskräfte der Schüler in denselben rc. Wenn der Lehrer, mit sich und seinem Stande ausgesöhnt, sich objectiv zu halten, d. h. seine eigene Laune beherrschend in die Seele der Jugend sich zu versetzen versteht, und wenn von den eben angedeuteten Uebel- ständen das Gegentheil beobachtet, besonders eine geistig anregende, geistbefruchtende, soweit wie möglich auf Anschaulichkeit gegründete Unterrichlsmethodik zur festen Regel gemacht wird, wenn sodann die Entwickelung des ästhetischen Sinnes, namentlich durch all gemeinere Pflege des harmonischen Gesanges mehr begünstigt wird, wenn auch von der Schule auS den jugendlichen Spielen (jenen wichtigen Erziehungsmitteln) mehr Begünstigung und zugleich ver edelnder Einfluß zu Theil wird, so wird eS bald dahin kommen, daß die Kinder nicht mehr, wie jetzt so häufig, zur Schule ge trieben werden müssen, sondern daß sie in der Schule und in Erfüllung ihrer Schulpflichten ihre Freude und ihren Genuß finden, und daß dadurch das Endresultat der Schulbildung ein ungleich vollkommeneres wird. Dmn in de« meisten jetzigen Schulen steht das schließlich erkämpfte Gesammtrefultat der Schulbildung in keinem Verhältnisse zu den Anstrengungen, welche Lehrer und Schüler machen müssen. Man klagt über das Zuviel des Lernen-, während der Fehler doch nur in der Art des Lernen- und in der ganzen übrigen natur widrigen Behandlung der Jugend liegt. Nach dem, wie die mensch liche Natur angelegt ist, läßt sich viel mehr aus ihr machen, auch in geistiger Hinsicht, als der Maßstab des gegenwärtigen Geschlechts glaublich erscheinen läßt. Man halte vor Aller« auf das Gleich gewicht der organischen Grundkräfte, man lasse insbesondere das Organ des Geistes (das Gehirn) ausreifen, ehe man es anzu spannen beginnt, störe also nicht die Entwickelung der fundamen talen Vollkraft des geistigen Lebens — und man wird staunen über die progressive Entfaltung geistiger Kraft ! Mit der steten Sorge für Erhaltung des heiteren Sinnes der Jugend ist der vollste Ernst der Schulthätigkeit und Strenge der
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