Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186011288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-11
- Tag1860-11-28
- Monat1860-11
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1860
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Anzeiger. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. 333. Mittwoch den 28. November. 186V. Die pflege -cs Äuges*). Der Genuß, den der Mensch durch das Auge in sich zieht, ist so unerschöpflich und allmächtig lockend, daß es gewiß keiner Ermahnung bedarf, da- Auge zur Thätigkeit zu erwecken; aber mit dem rechten Gebrauch dieses Sinnes, mit den Mitteln, ihn auf da- Höchste zu vervollkommnen, und mit den Gefahren, welche mt< der Freuden des Lichtes berauben können, Jedermann bekannt zu machen, ist nichts weniger als überflüssig. Je mehr Gegenstände daS Auge auffaffen kann, desto voll kommener ist et; am größten aber wird sein Wirkungskreis sein, wenn e- ferne und nahe, große und kleine, mit viel und mit wenig Licht umgebene zu unterscheiden vermag. Das Auge des unverdorbenen Naturmenschen besitzt diese Kraft in einem hohen Grade, eS hat in der Ferne und in der Nähe, bei Tag und bei Nacht eine Schärfe, von welcher sich der verfeinerte Mensch kei nen Begriff machen kann. Naturgemäße Uebung ohne über mäßige Anstrengung, der beständige Aufenthalt im Freien, die Jagd, die abwechselnde Aufmerksamkeit auf ferne und nahe, auf große und kleine Gegenstände, der Gebrauch der Augen im Fin stern sind die Ursachen dieser Vollkommenheit, welcher sich der verfeinerte Mensch durch ein Schwanken zwischen Mangel an Uebung auf der einen und übermäßige Anstrengung auf der an dern Seite recht früh zu berauben weiß. Schwäche der Augen ist der häufigste Fehler, den man bei verfeinerten Menschen antrifft. Die Ursache davon liegt in dem m raschen Leben überhaupt, in dem zu gierigen Genüsse aller Lebensfreuden, besonders aber in zu starker Anstrengung der Augen durch immerwährende Beschäftigung mit kleinen Gegenständen bei zu schwachem oder zu Hellem, oder auch bei unstetem, zittern dem, flackerndem Lichte, wie auch beim Blick auf zittcrnd hin und her sich bewegende Gegenstände (wie z B auch beim Lesen im Gehen, Fahren in Wagen oder auf Eisenbahnen u. s. w ), durch unmäßiges Schreiben, Zeichnen, Malen, durch das beständige Betrachten glänzender, oft sehr kleiner Körper, welches manche Erwerbszweiae, z. B. die Arbeiten der Kupferstecher, Uhrmacher, Juweliere, Sticker und so vieler anderen nothwendig machen; durch den Mißbrauch der Vergrößerung-- und Ferngläser, die seit einiger Zeit sogar zum Modeartikel geworden sind. Das ist der Kunstgriff der feinen Welt: wenn sie ihrem Elend da- An sehen des Elends benehmen will, so macht sie es zur Mode. — Nicht allein der starke Lichtreiz, welcher bei jenen Beschäftigungen auf die Sehnerven wirkt, sondern auch die immer gleiche Span nung und Unbeweglichkeit des Auges tragen zum Ruin desselben bei, denn durch diese Anspannung werden nicht allein die Theile des Auges erschlafft, sondern auch die freie Bewegung der Safte in ihnen und die Absonderung der durchsichtigen Flüssigkeiten, durch welche di« Verrichtung des Auges vorzüglich vermittelt wird, gehemmt und verändert.' Das Auge wird roth, oft schmerzhaft und entzündet, es schwimmt in Thränen, der Blick wird matt, eS entstehen Klecken vor den Augen und nicht selten bildet sich der grave Staar aus. Ist das Auge einmal von Entzündung heimgesucht worden, so kehrt diese bei der leisesten Veranlassung »urück und kann durch hinterlassene Flecken und Felle auf dem Augensterne, durch Ergreifung der innern Theile des Auges, durch Vereiterung und andere schlimme Ausgänge gänzlichen Verlust drS Gesichts herbeiführen. Am sichersten wurde man diesem Unglück entgehen, wenn man all« die angeführten Anstrengungen des Auges, insoweit sie zu heftig sind, vermeiden könnte. Allein Vielen ist das unmög lich; ihre und ihrer Familie E-Haltung heischt es, sich ohne Scho nung dem Berufsgeschäft zu wwmen. Wir müssen daher auf Mittel denken, durch die der Schaden, welchem das Auge dabei bloßgestellt wird, wenigsten- vermindert werden kann, und wir glauben sie in folgenden Verhaltungsregeln gefunden zu haben: Bei jeder Augenarbeit soll man sich hüten, das Auge beständig, starr, ohne alle Bewegung auf den Gegenstand zu «chten; man muß vielmehr oft mit den Augen blicken, denn jeder Augen blick ist ein Moment der Ruhe für das Äuge. (Es bedarf kaum der Erklärung, daß wir unter Augenblick hier das schnelle Schlie ßen und Oeffnen de- AugeS mit d^m Augenlide verstehen.) Un geachtet dieser Vorsicht darf man doch nie eine solche Arbeit ohne alle Unterbrechung zu lange fortsetzen; je stärker die Anstrengung ist, desto öfter muß man sie ganz unterbrechen und dem Auge durch Ruhe Erholung gewähren. Man verändert die Stellung, welche man während der Arbeit hatte; hat man vorher gesessen, so geht man auf und ab; hat man glänzende und blendende Gegenstände vor den Augen gehabt, so erholt man sich am leich testen in einem nicht sehr erhellten, grün ausgemalten Zimmer, in welchem sich keine! schimmernden Dinge befinden, wo man die Augen nach allen Richtungen bewegt und sie dann und wann mit den Händen bedeckt. Frische Luft dürften solche Menschen nie bei Hellem Sonnenschein schöpfen, am wenigsten in Gegenden, wo der Sonnenstrahl von der Spiegelfläche eines Wassers, von weißen Wänden, Felsen oder Ebenen, oder gar von Schneeflächen zurückgeworfen wird. Grüne, schattige Plätze, freie Wiesen, die sie nach Sonnenuntergang besuchen, werden ihnen die wohlthä- tigfte Erquickung verschaffen. Brennen die Augen, so bringt das Baden mit kühlem Wasser die erfrischendste Linderung. Die« und das Abwarten des Wiedereintritts des beruhigten Gefühls im Auge versäume man nie. Kurzsichtige Augen muß man mit schwachen nicht ver wechseln; denn obschon schwache Augen sehr oft auch kurzsichtig sind, so sind doch bei weitem nicht alle kurzsichtigen auch blöde, vielmehr unterscheiden sie oft in der Nähe die kleinsten Gegen stände viel schärfer, als andere nicht kurzsichtige. Die Ursache der Kurzsichtigkeit ist oft angeboren; alle stark gewölbten Augen sind kurzsichtig. Noch öfter aber ist dieser Fehler durch Gewohnheit angebildet. Der beständige Aufenthalt im Zimmer, daS Wohnen in engen Gassen, welche keine Aussicht gewähren, der unzeitige Gebrauch der Vergrößerungsgläser, das zu starke Annähern der Gegenstände an die Augen sind Veranlassungen zu jener Schwäche. Die Mittel gegen sie wird man im Gegentheil der genannten Ur sachen finden: in Gegenden wohnen, welche eine freie Aussicht gewähren; sich oft im Felde aufhalten; die Gegenstände, mit denen man sich beschäftigt, gehörig von den Augen entfernt halten, und sich der Hohlgläser bedienen. Da die meisten Menschen durch Unbedachtsamkeit beim Schrei ben und Lesen sich kurzsichtig und schwachsichtig zugleich machen, so ist es nöthiq, den durchschnittlichen Maßftab der richtigen Ent fernung des Auges vom Gegenstände bei allen dergleichen Be schäftigungen anzugeben. Dieser ist 12 bis 18 Zoll. Zwischen diesen Grenzen muß ein solcher Arbeitsgegenstand befindlich sein, wenn die Augenkraft bei dauerndem Gebrauch nicht leiden soll. *) Aus der schon längst berühmten „GlückseliakeitSlehre für da- ben de» Menschen" von PH. K. Hartmann, die in 4. Auflage, Vr. tzchreber «»gearbeitet und vermehrt, bei Geibel in Leipzig erschie nen ist. D. Red. Le- von Ein billiger Wunsch. (Eingesandt.) Eine der lebhaftesten Straßen der Vorstädte ist unstreitig die Tauchaer Straße; es dürfte gewiß der Wunsch gerechtfertigt sein die Beleuchtung dieser Straße in entsprechender Weise hergestellt zu sehen. Einsender dieses gerieth am 20. Nov. Abend i/,tz Uhr, als er von der Mittelstraße kommend in der Nähe de- Leideritz'schen Hause- nach der andern Seite der Straße zu gehen genöchigt war, in dm am Tage zusammenaeharkten breiähnlichen Schmuzhaufen und mußte sich noch glücklich preisen, daß er nicht in diesen Schlamm fiel, sondern bis über die Knöchel beschmutzten
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite