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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186209271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18620927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18620927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-09
- Tag1862-09-27
- Monat1862-09
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1862
- Autor
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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts Md des Raths der Stadt Leipzig. r Hof. art. npnnz. Bav. :n. irg. Pk. 6. >str. t8. Hof. r. 22. »7. 'eukirchr ne. eiberg. 'er. Credit, Sb. , PavS m 69.10; ! 71.25; ; 8o«d. >les. «ct. : 65 Li- r. 51'/», loco oatt. -- i 14'/«; f«: wco an. W 27«. Sonnabend den 27. September. 1862. Bekanntmachung. Um Mißverständnissen vorzubeugen, bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß alle hier einpasstrende Metzfremden unverzüglich bei unserem Nemden-Bureau anzumelden, diejenigen Meßfremden aber, welche länger als drei Tage hier stch aushalten, zu Lösung von Aufenthattskarten verpflichtet sind. Leipzig, den 24. September 1862. Das Polizei - Amt der Stadt Leipzig. Metzler. Leipziger Skizzen. Wie et «einer Tante mit der Meßvermiethung erging. Noch sind die Scbwalben nicht heimwärts gezogen; noch be völkern Staare in ansehnlicher Menge unsere Gefilde, obgleich der sonst übliche Abzugstermin bereits überschritten ist; es fehlt also unserer guten Vaterstadt durchaus nicht an Fremden (wenigstens nicht au gefiederten) und doch nahen schon wieder von allen Himmelsgegenden andere Fremde, die zwar nicht unter die gefie derten gehören, wenn sie gleichwohl oft genug gerupft werden. Jedes Kind, d. h. jedes Leipziger Kind, weiß, daß wir hierunter nichts Andere-, als die Meßfremden verstehen, denn bei den Leip- Hausväter und Hausmütter; aber da« Verlangen nach dem Besitze eines solchen Fremdlings beschränkt sich eben nur auf die Messe, wo man so gern diesen Ankömmlingen Obdach und Kaffee gewährt, wenn — dafür die übliche Bezahlung erfolgt. Die Frauen sind e- ganz besonders, die als höchsten Wunsch eine Meßvermiethung bettachten, da deren Ertrag meistens ihnen zu Gute kommt und solch ein »guter" Meßfremder ist daher auch immer Gegenstand lebhaften Ne,' Zu ten vceide- von Seiten der Bekannten und Freundinnen. Zum Trost für diejenigen lieben Frauen, denen das hellstrah lende Glück, eine gute Meßvermiethung zu erlangen, noch nicht au die kummervolle Laufbahn des Marktgeldes geschienen hat, will ich hier die kurze aber traurige Geschichte meiner Tante Rosalie erzählen, die mir die Erlaubniß dazu jedoch nur unter der aus drücklichen Bedingung gegeben hat, daß ich mich dabei blos ihres Vornamen- bediene, dagegen sowohl Gatten- als Vatersnamen durchaus verschwiegen haue. Tante Rosalie also wohnt — halt! das darf ich ja auch leider bei angedrohter Strafe des höchsten täntlichen Zornes nicht ver rat-«; so viel aber will ich wenigstens andeuten, daß Tante Ro- kalie in der Lünern Stadt wohnt, zwar nicht in der eigentlichen Meßlage, doch auch nicht gar zu weit davon entfernt, denn ihre Nachbarinnen erfreuen sich zuweilen ganz respectabler Meßver- «iethungeü. Sogar ibre HauSgenossinnen haben dergleichen noch jetzt; da ist die Frau Registratorin im zweiten Stock, zu der kehrt allmeffentltch ein ganzwollener buntgefärbter Unterjackenfabrikant au- Apolda zurück; vier Trevpeu hoch, bei der verwitweten Frau Eteuereinuehmerin wohnen schon seit Jahren zur Messe 1. ein aeräucherter Fleischwaarenhändler aus Gotha; 2. ein buntgedruckter Kattnnfabrikant au- Frankenberg und 3. ein gußeiserner Bronze- waarenhändler au- Berlin. Nur «einer guttu Tante Rosalie allein wollte e- gar nicht tzlücke», weder einen halbwollenen, geschweige denn einen ganz wollenen Meßfremden zu erlangen und mein guter Onkel, den ich auch hier laut strenger Uebereinkunft nur mit seinem Vornamen: Robert nennen darf, hatte deshalb sowohl in der Vor-, als in der Böttcher- und Meßwoche gar schlimme Zeit und erst in der Zahlwoche, wo die Fremden aus dem zweiten und vierten Stock wieder avgereist waren, fing Tantchen an, sich allmählich zu beruhigen. Aber Onkel Robert hatte au diesem Meßvermiethungs- malheur wahrlich keine Schuld, denn schon vier Wochen vor der Messe wurde eifrig im Tageblatte in der Reihe der Meßlogisgesuche nachgeforscht und auf jedes einzelne derselben reichte Robert das höfliche Anerbieten „einer freundlichen, gut meublirten Stube nebst reinlichem Bett" ein; alsdann heftete Onkel Robert stets schon lange Zeit vor der Messe mit freundlicher Be willigung des gütigen HauSwirthes ein Placat auf feuerrothem, weithin schimmerndem Papier mit den Worten: Meßvermie thung im 3ten Stock — an die Hausthüren. Dann schaute wohl Tante Rosalie stundenlang zum Fenster hinaus Straße auf, Straße ab, allein immer umsonst, denn es nahte kein erforderlicher und so dringend gesuchter Meßfremder und alle die artigen Aner bietungen auf die vielen MeßlogiSgesuche blieben immer ohne Ant wort und ohne Erfolg. Armes Tantchen, die. Du so vergebens des erhofften Glücks sternes wartetest, und armer Onkel Robert, der Du so oft und immer wieder umsonst die Anpreisungen der „schön meublirten" Stube zu Papier bringen mußtest — war eS doch, als sollte Euch der Meßfremdensegen für immerdar entzogen sein! Endlich jedoch sollte auch Euch das Glück einmal, wenn auch nur sehr vorübergehend, lächeln. :ineS Morgens, in der Böttcherwoche, als Tantchen sich schon so ziemlich in den traurigen Gedanken gefunden, daß es in dieser Messe doch auch wieder nichts mit dem Meßfremdling werden möchte, sah man einen großen, anständig gekleideten Mann langsam jene Straße einherschreiten. Die Reisetasche, welche er in der Hand trug, und der forschende Blick, den er bald nach recht-, bald nach l Privatlogis im Gasthause bei Weitem vorziehen. Auch Tante Rosalie, die eben zufällig hinab auf die Straße schaute, machte diese'Bemerkung auf der Stelle. „Ha! Ein Meßfremder! Sollte nicht für Dich vielleicht gerade jetzt der Augenblick des Glücke- gekommen sein; oder sollte die zwar häßliche, aber immer etwa- Gute- bedeutende Spinne, die mir heute früh über den Weg lief, Unrecht haben?" So dachte Rosalie rasch und verfolgte die Bewegungen de- daherschreittnden Fremden mit neugierigen Blicken. In der That, an jeder Hau-thüre sah er nach, ob daselbst ein Meßvermiethung-«
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