Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186602180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18660218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18660218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1866
- Monat1866-02
- Tag1866-02-18
- Monat1866-02
- Jahr1866
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1866
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts Md des Raths der Stadt Leipzig. M 49, Sonntag den 18. Februar. 1866» Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch den 21. Februar a. e. Abends r/,7 Vhe. Tagesordnung: Gutachten des Ausschusses zur Gasanstalt über das Budget der letzteren auf daS laufende Jahr. Holzauktion. Montag, den LS). Februar d. I. sollen Vormittags von K Uhr an in Connewitzer Revier in der Nähe der weißen Brücke mehrere Hundert Lang- und Abraumhaufen gegen IS Rgr. Anzahlung für jeden Haufen und unter den übrigen an Ort und Stelle bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden verkauft werden. Leipzig, am 30. Januar 1866. Des Raths Forst-Deputation. Das Schießen inmitten der Stadt von Seiten der verehrlichen Schützengesellschast hat einen Vertei diger (6. ?.) gefunden, auf den sie wahrlich nicht stolz zu sein nöthig hat, denn was er sagt, ist völlig haltlos, und die allermeisten Borwürfe, die wir in unserem ersten Aufsatze zu erheben hatten, übergeht er mit — sehr erklärlichem — Stillschweigen. Die Vorsichtsmaßregeln, die man getroffen, sollen, wie er be hauptet, der Art sein, daß ein Unglück durch eine Büchsen- oder Doppelhaken-Kugel „gar nicht", und durch Abspringen von Bolzen „wohl kaum" mehr Vorkommen kann. Dieser dreisten Behauptung ist aber einfach entgegenzuhalten, was wir m unserem ersten Auf sätze von verirrten Kugeln und Bolzen angeführt haben; und da mit dem Herrn 6. vollends klar werde, wie haltlos seine Mei nung ist, so vernehme er noch folgendes Stückchen aus neuester Zeit: Am 31. Januar d. I., Rachmittags, ist auf dem Dresdner Bahnhofe am Maschinenhaufe dicht neben dem Kopfe des LocomotivführerS Enke eine Spitzkugel eingefchlagen. Besagter Enke fahrt immer längere Touren, und da am erwähnten Tage eine Vernehmung desselben nicht wohl thunlich war, so erfolgte eine solche erst vor wenigen Tagen. Auf Grund der Aussage« Enke'S nun hat das Direktorium der Leipzig- Dresdener Eifenbahngefellfchaft beschlossen, we gen des Schießens auf einem so gefährliche« Schießstande Beschwerde zu fuhren. Ist Herr 6. 7V nunmehr von der Haltlosigkeit seiner Behaup tung überzeugt, oder muß erst Jemand wirklich getödtet sein, ehe chm ein Licht über die Segnungen des Schießens inmitten der Stadt aufgeht? — Ferner dünkt Herrn 6. 1. das „Geräusch", welches durch das ewige Schießen aus Büchsen und Doppelhaken hervorgebracht wird, „so gering, daß Jemand, der die Tauchaer Straße passirt, wohl säten einen Schuß hören oder davon incommodirt werden wird". Dieses Argument ist von ganz ausnehmender Schönheit, und wir find gern bereit, zur Verstärkung desselben die wahre Thatsache oeizufügen, daß man über die Tauchaer Straße hinaus, in Reudmtz oder Neuschöngeld , und eben so auf der hohen Straße oder im Rosenthale, allerdings nicht viel von dem Schießen im Schützen hause hört. Von alledem hatten wir auch in unserem ersten Auf sätze kein Wort gesagt, wohl aber rufen wir alle Umwohner de- Schützenhauses zu Zeugen auf, damit sie verkünden, welche ab- cheuliche Plage für Jedermann, welche gräßliche Marter namentlich ür Kranke und Leidende aller Art der unablässige Donner der dicht neben ihnen fallenden Gewehrschüsse ist! Wetter ist Herr 6. 1. so freundlich zu bemerken, daß die vermeiden ^ wohlgemeinten" Aach" „verkaufe dein HauS oder zi'che auS!" Eine größere Verblendung und Anmaßlichkeit ist uns selten vor gekommen. Weshalb sind denn die früher in der Stadt und dann m der innern Vorstadt befindlichen Gottesäcker wett hinaus vor die äußerste Vorstadt verlegt worden? Die Leute, welche sich rings um den alten Iohanniskirchhof anbauten, mußten doch wissen, was sie thaten, aber trotzdem hat man durch Verlegung des Friedhofs den gerechten Ansprüchen und Bedürfnissen der wachsenden Stadtbevölrerung gebührende Rechnung getragen. Warum ist denn die Scharfrichterei weiter von der Stadt entfernt worden? Die Umwohner der früheren Scharfrichterei mußten doch wissen, daß ihre Nachbarschaft nicht angenehm sei; trotzdem wurde den Ansprüchen der wachsenden Bevölkerung Rechnung getragen und die Scharfrichterei weiter hinaus verlegt, ja sie wird wohl künftig in noch wettere Entfernung verlegt werden. Ganz der gleiche Fall ist es mit den Schießnoungen im Schützenhaus. Sie waren zu dulden, so lange das letztere isolirt lag; aber Niemand wird die Stirn haben zu verlangen, daß die Entwickelung eines ganzen Stadttheils in unnatürlicher Weise aufaehalten werden solle, btoS damit eine Anzahl Leute ihren alten Schießstand auch ferner be halten und benutzen können. Nach der Ansicht des Hrn. 6. wäre eigentlich mit Recht zu verlangen, daß die Leipzig-Dresdener Eisenbahn an einem anderen Puncte unserer Stadt einmünde; wo jetzt ihr Bahnhof steht, wäre recht passend eine Wüstenei an- zubrmgen, damit die Kugeln der Herren Schützen vom benachbarten Schützenhause nicht an Menschenköpfen vorbei oder gar an und in dieselben fliegen können. Urgemüthlich ist die Naivetät, mit welcher Herr 6. die Beibehaltung des jetzigen Schießstandes vertheidigt, weil derselbe so nahe an der Stadt liege, weil „der Bürger keine Zeit habe" und nicht viele Wege macken und Zeit verlieren solle und wolle, wie denn schon jetzt „für sehr viele Mitglieder der Schützengesell schast der UebungSplatz etwas weit abgelegen" sei. Es'ist wirklich rührend, von der ungeheuren Geschaftsthätigkeit der Männer zu vernehmen, welche so manchen schönen Nachmittag, wo die meisten ihrer Mitbürger zur Erwerbung des täglichen Brodes arbeiten müssen, mit „unschuldigen und nützlichen" Schießübungen auS- füllen können. Wahrlich, eS wäre wohl billig, den Herren, welchen der weite Weg bis ins Schützenhaus so sauer wird, nähergelegene Schießstände einzuräumen. Wie schön und zweckmäßig wäre es, wenn z. B. auf dem Augustusplatz oder auf dem Markte während des Sommers, im Kreuzgana des Paulinum oder auf dem Rath- hauS-Vorsaale während deS WinterS geschossen werden dürfte, brächte auch der Donner der Doppelhaken die Nachbarschaft in Verzweiflung! Doch Scherz bei Seite! Wir bleiben dabei, daß das fernere Schießen der Schützengesellschaft innerhalb der Stadt unter keiner Bedingung noch länger geduldet werden darf. Unsere städtischen Behörden würden — wie das yben angeführte Borrommniß vom 31. Januar klar beweist — eine schwere Verantwortung auf sich nehmen, wollten sie dem thal- sächlich zum Unfug gewordenen Schießen inmitten verkehrreicher Straßen und in der Nähe eines stets belebten Bahnhofes noch länger geduldig Zusehen. Soll erst größere- Unheil angerichtet werden, ehe die Wohlfahrt-- und Sicherheitspolizei eingreist? Im Namen vieler Anderen: ein Anwohner des Schützenhauses.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite