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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187102169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-02
- Tag1871-02-16
- Monat1871-02
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1871
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Erscheint täglich früh 6-/, Uhr. Lrtaclü» »»> Lrprdittea Jotxmnisgasse 4/b. kcraatw. tziedacteur Fr. chüNirr. Spnchstund« d, Vedaction «»rmiNazs voll N—14 Udr »»» « —L Udr. Immhme der für die nüchst- klzmdk «ummer bestimmten gilrrate in dm Wochentagen bis 8 llhr Nachmittags Anzeiger. Amtsblatt dkS-Königl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. X« 47. Donnerstag den 10. Februar. Auflage 88v(i. Aboaurweutaprrt« «rettrljührlich 1 Thlr. 7Ngr tack vringrrlohn > Lblr. tt'Ngr. Zuseralt di« Spaltzeile 1'/« Ng. Lr,-in»ra uotrr d. Redarttoobltrich dir Spaltzeile 2 Ngr. Filiale Otto Klemm. UniversitLtssttaße 22, Local»Vomptoir Hamstraße 2l 1871. Bekanntmachung. Diejenigen hier aufhältlichen TtaatSangehörigen anderer deutscher Bundesstaaten, welche auf Grund des BundeSgesetzeS, die Beseitigung der Doppelbesteuerung betreffend, vom 13. Mat 1870 (S. litt des Bundesgesetzblattes vom Jahre 1870) die gänzliche oder theilweise Befreiung von der hierländischen Personalsteuer in Anspruch nehmen wollen, haben dies in Gemäßheit des nachstehcnds abgedruckten H 7 der Verordnung vom 2. Februar d. I. bis zum 11. März d. Z. bei der OrtS-AbschätzungS-bommission Rathhaus I. Etage) schriftlich anzuzeigen. Leipzig, den 13. Februar 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Koch. Cerutti. Verordnung, die Ausführung deS BundeSgesetzeS vom 13. Mai 1870 wegen Beseitigung der Doppelbesteuerung betreffend, vom 2. Februar 1871. rc. rc. tz 7. Angehörige der übrigen deutschen Bundesstaaten, welche in hiesigen Landen ohne Ergreifung eine- steuerpflichtigen Erwerbszweiges Aufenthalt genommen haben und auf Grund des Bundesgesetzes gänzliche oder theilweise Befreiung von der hierländischen Personalsteuer in Anspruch nehmen wollen, haben solches, solange das diesjährige Gewerbe- und Personalsteuer - Cataster ihres Wohnortes noch in der Aufstellung vegrifsen ist, bei der Ortsabschätzungs-Eommission schriftlich anzuzeigen. Der Zeitpuncl, bis zu welchem solche Anzeigen noch zulässig sind, wird für die großen und Mittelstädte noch besonders bekannt gemacht werden. Insofern jedoch von Staatsangehörigen des Königreichs Preußen bereits bei der vorjährigen Catastration oder im Reclamaüonswege Nachweise beigebracht worden, welche für die Zubilligung der Befreiung von der hierländischen Personalsteuer auch nach Maßgabe des Bundesgesetzes genügend sind, bedarf es einer neueren Anzeige nicht. Obige Anzeigen müssen enthalten: n) den vollständigen Namen und den Wohnort der bol ressenden Person, l>i die Brand - Eataster- oder Straßen - Nummer des Hauses, wo die Wohnung genommen worden ist, o) den Nachweis, daß die betreffende Person in einem anderen deutschen Bundesstaate einen Wohnsitz im Sinne von tz. 1 des Bundesgesetzes besitze und daselbst zu den persönlichen direeten Stenern beigezogen sei, ck) dafern die betreffende Person m hiesigen Landen ihren Wohnsitz genommen, jedoch Einkommen aus Grundstücken und Gewerben, welche in einem anderen deutschen Bundesstaate gelegen sind oder daselbst betrieben werden, ingleichen aus Gehalten, Wartegeldern oder Pensionen, welche auö der Casse eines anderen deutschen Bundesstaates gezahlt werden, zu beziehen hat, die Angabe des jährlichen Betrages dieses Einkommens , getrennt ^ „ach der Gattung desselben, und e) sofern auch noch Einkommen auS anderen Quellen, ivie z. B. aus ausgeliehenen Capitalien, Credil- papieren, Actien, Leibrenten rc. bezogen wird, auch noch die Angabe des jährlichen Betrages dieser Einkünfte und zwar getrennt von dem übrigen Einkommen. Die Orts-Abschätzung--Commission hat die an sie gelangenden Anzeigen zu prüfen, nach Befinden näheren Nachweis zu erfordern, und darüber nach Maaßgabe der Bestimmungen in dein Bundesgesetze pflichtmäßige Entschließung zu fasten. Insoweit aber solche Anzeigen fristgemäß nickt eingereickt werden, oder der begehrte nähere 'Nachweis nicht beigebracht wird, ist die Beiziehung nach den zeilherigen Bestimmungen ohne Rücksicht auf das Bundesgesetz zu bewirken. Cs ist aber auch nach Bcrfluß obigen Zeitraumes den betreffenden Personen gestattet, zur Erlangung der ihnen nach dem Bundesgesetze zustehenden Steuerbefreiung nach Bekanntmachung des ihnen für laufendes Jahr angelegten Steuerbeitrages den Reclamativnsweg einzuschlagen, und es wird bei geführtem Nachweise auf diesem Wege die zustehende Befreiung nachträglich zugebilligt werden. Die Reclamation mit Nachweis ist jedoch binnen der in tz 20, l des Gewerbe- und Personalsteuer - Ergänzungsgesctzes vom 23. April 1850 — S. 38 des Ges.- und Vdgsbl. v. I. 1850 — vorgeschriebenen dreiwöchigen Prä- clusiofrist bei Verlust des Rechtsmittels bei der Bezirkssteuereinnahme einzureichen. Bekanntmachung. Für das neue Krankenhaus sollen eine Anzahl Cisenblechgesäße zur Aufbewahrung von Asche und Kehricht in Submission vergeben werden. Diejenigen, welche die Lieserung dieser Gegenstände zu übernehmen gesonnen sind, wollen die in der Bau-Expedition deS Krankenhauses ausliegenden Bedingungen einsehen und ihre Gebote bis den 17. dieses Monats 6 llhr Abends versiegelt und mit der Aufschrift Asehengefätze versehen, auf dem Rathsbauaime abgeben. Leipzig, den 10. Februar 1871. DeS Raths der Stadt Leipzig Bau-Deputation. Bekanntmachung. Der Preis für die in hiesiger Gasanstalt producirten und zum Verkauf gestellten Coats, deren Vertrieb Herr Kohlenhändler Louis Meister commissionsweise übernommen hat, beträgt vom heutigen Tage an bis auf Weiteres t2 Ngr. für den Scheffel. Preisermäßigungen bet Abnahme größerer Quantitäten können nickt mehr gewährt werden. Leipzig, den 15. Februar 1871. DeS RathS Deputation zur Gasanstalt, Bekanntmachung. Der am I. Februar d. I. fällige erste Termin der Grundsteuer ist nach d r zum Gesetze vom 7. März vor. I. erlassenen Ausführungsverordnung von demselven Tage mit Drei Pfennigen ordentlicher Grundsteuer von jeder Grundsteuer-Vinkeit zu entrichten, und werden die hiesigen Steuerpflichtigen hierdurch aufgefordert, ihre Steuerbeilräge nebst den städtischen Gefällen an 2,2 Pfennig von der Steuereinheit von diesem Tage ab bis spätestens 14 Tage nach demselben an die Stadt-Steuer-Cinnahme allhier zu bezahlen, da nach Ablauf dieser Frist die gesetzlichen Maßregeln gegen die Säumigen eintreten müsien. Leipzig den 8. Februar 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. Di-. K o ch. Taube. An die Herren Kramer. Mit Rücksicht auf die Bestimmungen des tz. 25 der Statuten der .Kramerinnnng machen wir die geehrten Herren Kramer darauf aufmerksam, daß auf die Tagesordnung der auf den 3. März 1871 einzuberusenden Generalversammlung die Anträge der einzelnen Mitglieder nur dann gelangen können, wenn sie bis zum 17. Februar 1871 bei dem Vorstande schriftlich nngebrachi worden sind. Leipzig, den 2. Februar 1871. Die Kramerinnnng. Gustav Kreutzer, d. Z. Vorsitzender. Hofrath Kleinschsnidl, Kramereonsulent. Verein von Freunden der Erdkunde. Die Sitzungen der Wintersaison. I. «. Leipzig, 14. Februar. Tie Leipziger Geo graphische Gesellschaft hat die gegenwärtige Winter saison unter den besten Anzeichen angetreten. Ihr Bureau hat insoweit eine Personalveränderung erfahren, als ein neuer Cassirer in der Person des Herrn Georg Lampe-Ben der erwählt wurde. Zum Anthropologischen Verein steht sie in den engsten Beziehungen und wurde den Mitgliedern der Beitritt auch zu diesem vom Borsitzenden, Prof. Dr. Bruhns, ganz ausdrücklich empfohlen. Erste Sitzung. Den Inhalt dieser ersten Winterversammlung bildeten Potträge von Dr. Otto Delitsch, Dr. Theophilus Hahn (jetzt untettvegs nach dem Eaplande, seiner Hermath), I)r. R. And ree und Prof. Dr. Bruhns. Der Erstgenannte schilderte Metz historisch-topo graphisch mit Berücksichtigung der jüngsten Kämpfe. Der im Hottentottenlande geborene und in Halle auSgebildete und promovirte zweite Redner sprach über alle Geräthsckaften und andere Spuren ur sprünglicher Hottentottenniederlasiungen, um zu beweisen, daß das Land seit Jahrtausenden im Besitze der Hottentotten sich befunden habe. Dr. Andrer theilte briefliche Nachrichten über den Asrikareisenden und Botaniker 1)r. Schweinfurth mit, wornach derselbe sich vom No-See und dem Flusse Dschnr gegen Südwesten und Süden ge wendet und am 25. März 1869 unter 7» 20^ n. Br. die Seribah des Gaddahs erreicht hat, dabei von dem großen See des Carlo Piaggio Nichts erfuhr, nsit Elfenbeinhändlern weiter zog und bis zum dritten Grade nördlicher Breite vor drang (Pttherik kam nur bis 4- 3(L, beziehentlich gar nur 6«45^. Dr. Schweinfurlh überschritt die Wasserscheide deS 'Nils und kam an Flüsse, die mit den großen Tschadsee in Verbindung stehen, diesen mit speisen dürften. Die jüngste Sonnenfinsternis^ bildete das Thema eine- kürzeren Vertrages von Prof. Di-. Bruhns. Redner gab eine Aufzahlung der Puncte des euro päischen Gesichtsfeldes, von denen aus diese Sonnen- finsterniß beobachtet werden konnte, eine Eklipse, welche ihrer letzten Vorläuferin nach dem bekannten Gesetze nach 18 Jahren und I I Tagen folgte. Dir Astronomen werden auS der Beobachtung und Berechnung derselben, wie ähnlicher Erscheinungen, namentlich de- in drei Jahren zu gewärriaenden, von der astrononnschen Welt in der umfassendsten Werse zu beobachtenden Durchganges der Venus durch die Sonne, den Nutzen zu ziehen wissen, die astronomisch« Einheit, d. h. die Entfernung der Erde von der Sonne genau festzustellen Zweite Sitzung. Beitn Bereine waren u. A. neue Hefte der Zeit schrift des kgl. sächs. Statistischen Bureaus einqe- aangcn, aus denen der Borsitzende, Professor s)r. Bruhns, einige von der europäischen Grad- messunascommissivn sestgestellte Höhenbestimmungen mittheilte. Für Leipzig und Sachsen haben davon folgende besonderes Interesse. Die Leipziger Uni versitäts-Sternwarte liegt 364,5 Pariser Fuß über der Ostsee. Ein Messingbolzen aus dem Bayerischen Bahnhofe dagegen Hai eine noch höhere Ziffer: 377,22; während der Bolzen am Leipzig-Dresdner Bahnhofe nur 342,86 Fuß erreicht. Der Null punkt des Elbpegels in Dresden ist 359,47 Fuß höher belegen als der Spiegel der Ostsee. In jener Zeitschrift ist auch zu finden, wie sich die Sohle unserer biedern stillen Rietzschke zum 'Niveau jenes unruhigen Meeres verhält. Di-. Maack, welcher dein Vereine von einem hübschen Vortrage über Argentinen in freundlicher Erinnerung geblieben sein wird, schreibt an den Vorstand, daß er von Cambridge (Masiachuffcts) aus eine Forschungsreise als Geolog und Natur forscher nach dem Isthmus von Danen angetreten habe. Ein Leipziger Mitbürger, Herr Otto Starcke, Inhaber der gleichnamigen Firma neben dem Hotel Stadt Rom, hielt dann einen Vortrag über seine „Erinnerungen aus der Negerrevubltk Liberia" seine Wahrnehmungen an der Psefserküste, die den 'Namen davon zu haben scheint, daß dort so wenig als bei Leipzig — „der Pfeffer wächst". Der von ihm geschilderte .Küstenstrich hat nne respektable Ausdehnung, er ist seine 50 Meilen lang, die Tiefe desselben nach dein Innern zu ist unbegrenzt. DaS Land ist wasserreich, das Klima dem Fremden feind lich. Die Fieber sind jedoch meist nur dem Un mäßigen wirklich gefährlich. Es empfiehlt sich, in den Küstenorten lieber nicht am Lande zu über nachten, sondern sich zu diesem Zwecke lieber an Bord eines der dort ankernden Schiffe zu begeben. Die Negerrepublik, die sich aus Amerika zu re- krutiren halte, erwies sich anfangs als ein miß liches Experiment, kam aber doch allmälig zu Stande; wenn sie auch nur ein blasses, obwohl der Hautfarbe ihrer Bürger nach sehr schwarzes, Abbild des gepriesenen nordamerikanischen Frei staates ist. Es gehl dort ungefähr so zu, wie in der Union selber. Aehnlich sind die Wahlen, ähn lich die Umtriebe und obligaten Raufereien, ähn lich die Zeitungsreclamen der republikanischen Herren Mohren. Tie Schwarzen macken es ebenso, wie die Weißen. Steuern zahlen die Elfteren notorisch blutwenig. Die StaatSbedürfnisir wer den eben zumeist durch die SchiffSzclle gedeckt. Monrovia ist eine Holzstadt von 3000 schwarzen Seelen — lasten wir auch einige Blahaesichter darunter sein — von Stein sind oer Häuser nur etwa zwanzig. Für das Seelenheil sorgen Geist liche, die nicht bloß äußerlich Schwarzröcke sind, sondern diese Farbe auch ans ihrer Haut bekennen, in vier Kirchen. — Die Republik zählt solcher christlicher und leidlich civilisirter echter Mohren köpfe etwa 15,000 mit Einschluß der heidnischen Eingeboruen, die unabhängig in kleinen Dörfern neben den schwarzen Christen wohnen. Cs ist da für gesorgt, daß die jungen Schwarzen lernen, sich tut Leben ja 'Nichts „weißmachen" zu lassen. Schulen hak jenes Städtchen vier, sogar ein höheres Collegium für Mathematik. Das: die daneben urangesiedelten Heiden allmälig Christen werden, dahin streben oder wollen streben die amerikanischen Mtssiousgesellschasten am Platze. Die Erfolge im Christcnthnm sind freilich bis ,etzr nickt erheblich, vielleicht weil die Herren Missionaire daneben zu viel mit — Handelsgeschäften sich abgeben. Die Oelpalme gibt das gut zu verwerthende Palmöl, die Llnoi-i liiiiiwc-nxis wächst an der ganzen Westküste Afrikas von Sierra Leone bis zurCongo- küste. Oel und Kerne sind ans allen dortigen Handelsplätzen Hauptartikel. Der Handel wird mittelst Tausches gegen europäische Waaren be wirkt. Baumwolle. Kaffee, Zuckerrohr gedeihen vortrefflich, aber die Bodenschätze entbehren noch der Industrie, welche sie ausbeuten könnte. Was man in Liberia producirt, wird in Amerika aus Liebhaberei als „Erzeugniß freier Arbeit" hoch über den Werth bezahlt. Die Neger lieben das Dnl,-,- tar Eilt,- in einem Grade, daß sie das Morgen über dem Heute vergessen und oft erst dann anö Säen denken, wenn die Zeit der Ernte schon da ist. Man mußte daher einmal Reis von Hamburg nnportiren, hier im Heimathlande des Reis! Redner gedachte auch des jungen Schönlein ans Berlin, der trotz des Abredens Alexander von Humboldt s nach Liberia ging und dort dem Klima erlag 1858. Am Schluffe der Sitzung svrach noch Dr. De litsch über den Elsaß mit vesonderer Beziehung ans die Einheit des poli'isch-gethcilien Rheinthals und die naturgemäße Entwickelung des reichen Landes. Dabei war eine große Wandkarte des Landes ausgestellt, die Redner woöl für seine Schul zwecke angefertigl hatte. Neues Theater. * Leipzig. 15. Februar, lieber die erste Wieder- olungvon Rudolf Gottschalls Trauerspiel „Bern- ard von Weimar" haben wir unseren schon veröffentlichten Bemerkungen hinrnrufügen, daß dieselbe sich einer sehr günstigen Ausnahme zu er freuen hatte und durch wesentliche Kürzungen so wie einzelne Aenderungcn der scenischen HülfSmittel gewann. Es wurden nach irdem Actschluffe die Schauspieler gerufen und die Hauptdarsteller mehr fach bei offener Scene warm applaudirt. D,eS gilt hauptsächlich von Herrn Kahle, der seinen Richelieu noch überzeugender wiedergab, als das erste Mal. Jedenfalls ist das Stück in seiner jetzigen Fassung auch fernerhin einer warmen Theilnahmc Seitens des Publiciimü würdig und verdient die regste Aufmerksamkeil jedes aufrichtigen Kunstfreundes. H e rmann Rlott e. Das Degriitmiß des Fürsten Pückter- Mllgkau in Dranil;. di Nachdem ich Ihnen einige Notizen über den Tod des Fürsten Pückler-Muskau, dieses interessanten Mannes unseres Jahrhunderts, ge geben , die auf ein merkwürdiges Begräbniß schließen ließen, will ich letzteres selbst in kurzen Zügen schildern, indem ich noch einige Thatsacken voraussckicke. Als vor Kurzem ein Freund des Fürsten allein bei ihm zu Tische war, äußerte er, daß er noch drei Wünsche habe : 1) möchte er noch zehn Jahre leben : 2 — sein größter Wunsch — daß sein System, welches er in der Gartenbau kunst ins Leben gerufen habe das eckt deutsche, für alle Zeiten, wenn auch in verbesserter Weise, in Deutschland bestehen möchte; 3" es sei sein sehn lichster Wunsch, nach seinem Tode aus einen schöneren Weltkörper versetzt zu sein, wo er sich wieder als .Kunstgärtner beschäftigen könne. — Pücklcr war nur 14 Tage in Folge einer Er kältung aus dem Krankenlager, es trat bei ihm Appetitlosigkeit und Entkräftung ein. und so ist er sanft, wie er es bei Lebzeiten wünschte, eingeschlafen. Die irdischen Ueberreste dieses alten Herrn wurden vorigen Donnerstag den 9. Februar beerdigt. Biele Anhänger und Verehrer deö Verstorbenen waren von Nah und Fern herbeigeeilt, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. In den Sälen des Schlosses zu Branitz wogte ein buntes Durchein ander: es waren hier die höchstgestetlten und reich dccorirtesten Personen, towie auch schlickte Bürger anwesend. Auf allen lyesichtern war die tiefste Wehmuth und Trauer über den Perlust des welt berühmten Dahingeschicdenen ausgeprägt. Unter den vielen Deputationen, welche unter Anderen auch von der Universität zu Berlin, sowie auS den benachbarten Städten Cottbus und Muskau ent sandt worden waren, erregten vier sranzösische Officiere, welche im Namen ihrer gefangenen Kameraden aus Cottbus dem Tobten die letzte Ehre erwiesen, Aussehen und Beifall. Der Graf von Seydewitz, Halbbruder des Fürsten, mit seinen drei Töchtern (welche nebenbei gesagt, Erbinnen des Vermögens des Verstorbenen sind), sowie dessen Swiegersöhne, Graf oon Kleist und Hauptmann Baron von Bachelbel, machten die Honneurs. Der Leichnam des Fürsten wurde, des Verstorbenen Anordnung gemäß, nicht ausge stellt, nur der ihn umschließende Sarg; dieser stand
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