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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187103136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-03
- Tag1871-03-13
- Monat1871-03
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1871
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Jour- Paris tät«- lödlel, ichsen (Nach iglücke dir wären ^ nicht ne der -llschast Wtzmig >er und gestrigen Ltttevs cht aut- «affnele I Lnch Rehme Ma ^ melta rgimln, Algier II WiMt stanze- Ordnung oird aut erde ron neu 8a- Batail- tte sollen ssen aus- heutigen der Ge- ! Wechsel- -tikel des Amente- . Chan- über die Kaumicr- vorschläge ie Regie- sen umer puo an- vill. Tie daß die m-Galatz- und Üe zenehmige. :n Coupon ch geltend St. L-adn. , Hasbmg. r Tlcphant. lschersledei, . Diener ». den. Hirschbn«, iainz. Hotel Hotel zu» !eb«', Hotel. M., Slodt , Hotel zu» ne« Sied, el Pol-b. Hotel Stobt Ballenstedt, «sen, Brils. l de Bavien. l de «niste. I Hauste, t-tt, RLich. « Hotel. ar< Siet. St. Loodooj es. a. lköckch, rf, und «»lau, -«» «Huer Hst. utsche« Ha«, »bürg. vger. . Eichardt,». erbe, HM. rode, zildier am. a. «ckch a. Vugtbnrg, >ld ee Ie». St. ecubo». St ««rnteeg. tüure Sau». Forst, HM w. Sch»«». . Red««« «. Erscheint täglich stich 6l/r Uhr. Redaktion uud Leuedittou Jvhannlsgastr 4/b. skerautw Rctacteur Fr. chütturr. Sprechstunde d. Redaktion lor-una«« rcn >1—12 Mir Nachmittag, ron «—L Udr. >Rmnhmr der für die nächst- Astende Nummer bestimmten l-stentte in den Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittags. KiWgtr.TaMM Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts nnd des Raths der Stadt Leipzig. Auslage 880V. Ttboiinrmknlrprci« Bierteliübrlick l Tdlr. 7'', Nqr., incl. Vringerlobn I Thlr. lo Ngr. Znsrratt die Spaltzeile l'/« Ngr. Leclamrn unter d. kcdactioasstrlch die Lpaltzcile 2 Ngr. Filiale Dtto Klemm. UnivcrsitälSslraste 22, Local-Comptoir Hainstraße 2l. Aufruf. Indem die Unterzeichnete Regierungsbehörde die in nachstehender Bitte angeführten thatsächlichen Angaben als wahr bestätigt, nimmt sie zugleich Veranlassung, dieselbe der Mildthätigkeit der Bewohner der hiesigen Stadt angelegentlich zu empfehlen, und erklärt sich ihrerseits bereit, die dresfallsigen Bei träge in ihrer Canzlei (Postgebäude, l. Etage, Eingang von der Dresdner Straße) in Empfang zu mhmen, wie sie denn auch die Errichtung noch anderer SammelsteUen mit Dank anerkennen würde. Leipzig, am 9. März 1871. Königlich Sächsische Kreis-Direktion. von Burgsdorff. Bitte für Wafferbeschädigte. Nachdem am 22. Februar dieses Jahres die Eisdecke des Elbsiromes bei Strehla gebrochen war und der Eisgang anfänglich den regelmäßigen Verlauf genommen hatte, bildete sich in der Nackt zum > :z. an der preußischen Landesgrenze ein gewaltiger Eisschutz, in dessen Folge die Stauung des Wassers tennaßen anwuchs, daß es die Wasserhöhe des JahreS 1845 um I Elle überstieg. Die Fluthmassen durchbrachen den zwischen Lorenzkirchen und Zschepa errichteten Damm und wälzten sich durch eine mehrere IW Ellen weite Oeffnuug auf die Fluren hinter Lorenzkirchen und Cottewitz, die ganze Elb- mederunz des Strehlaer GerichtsbezirkS mit mächtigen Eismassen bedeckend. 1 Erst am 25. Februar ging der Eisschutz ab. Ein aroßer Theil der fruchtbarsten Felder und Wiesen ist verwüstet, abgerissen und versandet > und den Besitzern bedeutender Schaden erwachsen. Abgesehen hiervon und von der sehr kostspieligen Wiederherstellung des Dammes, sind namentlick auch unbemittelte Einwohner stark betroffen worden — Häuser und Schiffsmühlen sind beschädigt — Lieh ist verunglückt — Mobiliar zu Grunde gegangen — Mancher seiner Habe und der Mittel, > seinen Lebensunterhalt zu erwerben, beraubt worden! Die Unterzeichneten wenden sich an die so oft bewährte Mildthätigkeil und bitten gütige Spenden ^ sür die armen Beschädigten an daS Königliche Gerichröamt Strehla einsenden zu wollen, von wclckem stutmeii über den Empfang und die entsprechende Verwendung Rechenschaft abgelegt werden wird. Strehla, am 8. März 1871. Geindevorstand Biedermann in Kreinitz. Friedensrichter von Vflidy auf Kreinitz. Gemeindevorstand Eltschia in Lorenrkirchen. Pastor Hhefse m Gohlis. Grmeindevorstand Ientzsch in Zzchepa. Pastor Paul m Lorenzkirchen. Gemeindevorstand Schneider in GohliS. Bürgermeister Schreiber in Strehla. Gerichtsamtmann Stränst daselbst. Oberpfarrer Thiele daselbst. -efrrltliche Verhandlungen der Stadtverordneten vom 1. März 187 1.. > klrsGnoch des ProtokellS bearbeitet u. veröffentlicht.) (Schluß.) Herr Ldvocat Schmidt berichtete Namens des ! kchulauSschusses über die Rückantwort des Raths rus das diesseitige Budgetschreiben. Au Conto 6. ThomaSschule, ! bemerkt der Rath, daß, wenn die für „verschiedene Handwerksarbeiren" angcsetzten 500 Thlr. dem j diesseitigen Collegium sehr hochgegriffen erschienen und dasselbe den „näheren Anhalt" vermisse, er darauf Hinweisen wolle, daß jene „HandwerkS- arbriteu" den allgemeinen Ansatz für Unterhaltung der Gebäude bilden. Eine nähere Specialisirung laste sich aber im Voraus nicht wohl geben. Die «mischte Laudeputation habe den fraglichen Ansatz svei der Lorberathung geprüft und habe derselbe steinen Anstoß gefunden. Nieolaischule. Bezüglich des Gehalts des Schulaufwärters faßt l der Rath z. Z. Beruhigung und will nach Ueber- i siedelung der Schule m das neue Gebäude auf I a»aige andere Dotirung dieser Stelle zurückkommen. ! Den Jrrthum in der Zahl der Brandcafft"- sbeikragseinheilen erkennt der Rath an und wird (der Haushaltplan hiernach abgeändert werden. Realschule. Bon der Frage Uber den Gehalt deS AufwärterS ! gilt dasselbe wie hei der Nicolaischule. Conto 7 Arbeitshaus fiir Freiwillige. Dm Rathe erscheint die hier nur provisorisch auSgksprockene Zustimmung deS Collegiums nicht budgetmäßig, da auch die Städteordnung eine selcke nicht kenne. Waisenhaus. Die Anfrage wegen deS Gesangbuches beant wortet der Rath dahin, dass die neue Auflage auf ^ Mb Thlr. Eremplare bestimmt worden ist. JohanniShoSpital. Bei der Herabsetzung des Bauaufwandes von M Thlr. auf 300 Thlr. will der Rath sich nicht ! beruhigen, weil mit diesem Betrage nicht ausru- lknmitn sein werde, die Evacuirung der alten Ge bäude vor Schluß des JahreS nicht erfolgen könne und diese auch dann nicht dem Verfalle preisgegeben mden sollten. Der Rath bittet wiederholt um Zustwnmma zur Einsetzung dieser Summe. Der Ausschuß fand auch in dieser Rückantwort des Raths zur Thomasschult nicht genügend moü- rirt, weswegen gegenwärtig 500 Thlr. gegenüber den früher budgetirten 300 Thlr. für „verschiedene Handwerklarbeiten" verlangt werden, und empfahl " Km Crllea um, den Rach wiederholt um Auskunft über die beabsichtigte Verwendung dieser Post zu ersuchen. Bei der Miltheilung Uber die Auslage des Ge sangbuchs empfahl der Ausschuß, Beruhigung zu d, und soll für daS Johanni-Hospital die Bau- »usaxmdssunime mit 800 Thlr. genehmigt werden. Th»«a«fch»le. Herr Vicevorsteher Näser glaubte erklären zu köanen, weswegen die beanstandete Budget-Post j «snahmr gefunden habe. Es sn nämlich von der gemischten Baudeputation im vergangenen Jahre eine für Reparaturen geforderte größere Summe abgelehnt worden, welche wahrscheinlich deshalb im Budget mit Aufnahme gefunden habe. Rievlaischule. Bezüglich der Aufwärter theilte der Herr Vice- vorsteher Näser mit, daß bei einer Vermehrung der Classenzimmer die Aufwärter 6 Thlr. Ent schädigung für jede Elaste erhielten, so daß die Voraussetzung des Collegiums, unter welcher die Erhöhung verwilligt wäre, nickt richtig gewesen wäre. Herr I)r. Panitz hatte hiervon keine Kenntniß, wenigstens nicht bezüglich der Realschule, worauf der Herr Vicevorsteher entgegnete, daß ihm ein Schuldeputirter diese Mitteilung gemacht habe. Einstimmig fanden die Ausschußanträge Annahme. Ein hierauf vorgetragner Bericht des Herrn vr. Schulze Namens der Ausschüsse zum Ver- miethungs- und Verfassungswesen betraf die V e r- wendung der I. Etage der Alten Waage und lautete: Nach dem Schreiben vom 11/16. Februar d. I hatte der Stadtratb bezüglich der Verwendung eines TheilS der Räume der 1. Etage d« Alten Waage beschlossen, diese Lokalitäten für Zwscke der städtischen Verwaltung vorzubehalten, »nd Ihre Ausschüsse zur Vermiethung von Gememderäum- lichkeiten und für VerfaffungSangelegenheilrv hatten in der Sitzung vom 22. Februar d. I. geereu den vom Collegium in dieser Angelegenheit »verholt gefaßten Beschlüssen den Beschluß gefaßt. Ihnen Ablehnung der Rathsvorlage anzuempfehkn, um so mehr, da den Ausschüssen bekaunt war, daß für diese Localitäten ein MiethSzins von ungefähr 600 Thlr. offerirt war. Inzwischen hat der Stadtrath, wohl in Folge diese« günstigen Angebots, die Verpachtung der Lokalitäten für 650 Thaler beschlossen, so daß die zwischen unS und dem Rathe hierüber entstandene Differenz ihre Erledigung gefunden hätte, wenn nicht der Stadtrath in dem ersterwähnten Schreiben eine Principfrage angeregt hätte, welche zum Aus trag zu bringen das Collegium sich um so mehr verpfücktet halten muß, als von Seilen des RalhS zu dieser Frage ein Standpunkt eingenommen wird, der sich weder nach allgemeinen Berwalungs- grundsätzen noch »ach den Bestimmungen der All gemeinen Städtevrdnung rechtfertigen läßt. Auf die Erklärung des Collegiums nämlich, rücksichtlich der Vermiethung der Räume d. e. a. auch hinsichtlich der Person des Abmiethers sich die Zustimmung vorzubeHallen, schreibt der Rath, daß er diese Zustimmung nur deshalb einhole, werl Herr Lipperl nicht der Höchstbietende gewesen sei, und daß ein derartiger Vorbehalt über die der Gemeindevertretung zustehenden Befugnisse hinaus- gehe, auch eine solche Befugniß niemals von uns in Anspruch genommen sei. In oeiden Beziehungen befindet sich der Rath im Jrrthum und das Zustimmung-recht der Stadt verordneten bei Verpachtungen und Vermiethungen, die selbstverständlich ganz gleich zu betrachten sind, zu der Person des Pachters und Abmiethers rst ein offenbares und unbestreitbares, denn der tz. 186 ck. der A. St. O. bestimm:: „der Zustimmung der Gemeindevertretung bedarf es bei Zeitverpachtungen auf mehrere Jahre", und zu einer Verpachtung ge hört wesentlich außer dem Verpackter, dem Gegen stand und dem Preis ein Pachter, ohne welchen ein Pacht rechtlich nicht denkbar ist. Sodann aber haben die Stadtverordneten die Befugniß der Zustimmung zu der Person des Pachters allerdings bereits m Anspruch genommen und genügt es in dieser Beziehung auf die Ver handlungen über die Theaterverpachtungen hin zuweisen. Bei dieser Gelegenheit haben die Stadtverord neten ihr hierauf bezügliches Reche ausdrücklich ge wahrt und in dem Schreiben vom 7 N. Decemver 1867 an den Rath daS Ersuchen gerichtet: den Anspruch des Collegiums auf Zustnn- mungsrechl zu Verpachtungen und nickt blvs zu dem Bescklusse zu verpackten genau zu prüfen und uns sckließlicke Erklärung darüber zukommen zu lassen, ob der Rach es in allen wesentlicken Bestandtbeelen der Berpacklung, also auch beziekemlick des Subjeets der Er- packtung anerkenne? Eine Antwort ist uns hieraus nicht zu Theil geworden, und scklagen die Ausschüsse nach einhellig gefaßtem Beschlüsse vor, zu der Vermiethung der Räume b. e. ,l. an Herrn Lipperl für 450 Thaler Zustimmung zu erlheilen und den Rath aufzufordern, nunmehr auf das diesseitige Schreiben vom 7/1 l. Tecmbr. 1867 baldigst Antwort zu ertheilen. Das in dem Aussckußbericht erwähnte Schreiben des Raths kam zur Verlesung. Herr Adv. Schmidt glaubte, daß das Collegium auch jetzt noch zu der Vermiethung an Herrn Hofimann Zustimmung ertheilen müsse. Der Herr Vorsteher erklärte, daß, da die Deputation zu Bermiethungen die Locale auf 600 Thaler abgesckäyt habe, der Rath zu einer höheren Vermiethung ohne Zustimmung des Collegiums berechtigt sn. Here Vicevorsteher N äs er glaubte, daß der Rath nicht zu der Vermiethung an Herrn Lipperl, son dern nur zu der Vermiethung um 450 Thlr. Zu stimmung verlange. Einstimmig fanden die AuSschußanträge An na h in e. Kirchen-Concert. Leipzig, N. März. Der Riedelsche Verein hat sich durch die erhebende Aufführung des Ora toriums „EliaS" von Felix MendelSsohn-Bartholdy ein neues Lorbeerblatt in den vollen, schönen jttanz seiner künstlerischenErrungensckaften geflochten. Denn unbestreitbar gehört die Reproduclion deS herrlichen Werkes zu den gelungensten Leistungen des ausge zeichneten Vereins, welcher die Pflege der kirchlichen Tonkunst in Leipzig zu immer bedeutenderer Höhe emporhob und für diesen musikalischen Zweig un leugbar den europäischen Ruf sicherte. Selbstver ständlich bewältigt ein so vortrefflich geschulter Chor, der Beethoven- Aligsa «olemni^ dein Publicum in eindringlichster Weise vermittelte, die in jeder Be ziehung technisch leichtere Schöpfung Mendelssohns vollkommen, ja vis auf unvermeidliche Kleinigkeiten war die Wiedergabe eine so virtuose, daß man ein mühevolle- Ringen nach unfehlbarer Ausführung nicht mehr wabrnehmen konnte. Ebenso wie man sür die treffliche Interpretation dankbar sein muß, ,st auch die Wahl de- Stoffes uneingeschränkt an- zuerkennen/da man wohl mit Recht behaupten darf, daß Felix MendelSsohn-Bartholdy als Oratorium- Componist eine große Macht entfaltet hat und in der ganzen Nach - Beethoven'schen Zeit auf diesem Gebiete die Herrschaft behauptete; in mancker Hinsicht darf man sogar den PauluS und Elias neben die Riesenwerke Händels stellen, dessen innerer Fond allerdings für die charakteristische Gestaltung noch mehr auszugeben vermochte. Die Figur des Propheten EliaS ist von dem verehrten Tonschöpfer, welchen die Stadt Leipzig mit vollstem Rechte den Ihrigen nennen darf, nicht ganz in jener biblischen Kraft aufgcfaßl worben, als man wohl von histo rischen Standpunkte auS erwarten möchte; die pro phetische Hoheit und das würdevolle Auftreten über ragt die rücksichtslose Consequenz, mit welcher der Mann GotleS alle- Hcidenthum vernichtet. Zwar sind die Momente des Charakter- im Texte zu- sammengesaßt und eS fehlt auch nicht an Stellen, auS welchen die Benutzung der prophetischen Ge walt über Gotteslästerer hervorgehl, wie z. B. die Situation zwischen EliaS und den BaalSpriestern ; mufik-lisch überwiegl aber innerhalb der epffcken Entwickelung das lyrische Element, neben welchem die charakteristische Zergliederung, das mächtige Her- rortreten der Haup:aestalt in ihren Eigcnthümlick- knten nicht gleiche Stellung erhält. Mendelssohn zeichnet musikalisch seinen Ltras in ähnlicher Weise, wie Händel im „Belsazar" den Daniel, welcher den götzendienerischen Herrscher unv sein Volk warnt und zu bekehren sucht; im Oratorium „EliaS" treten /Loch dw Königin u..b alle anveren Figuren nur als Solostimmen zur weiteren Fortführung des schön geformten, meisterhaft gebauten Ganzrn auf, in welchem auch keine Linie über das reckte Maß hinausgeführl ist. Händel dagegen läßt zur be deutungsvollen Charakterisirung wirksame Gegensätze auftreten, wie Daniel, Belsazar, Cyrus, und dievaraus entspringenden Gegenüberstellungen der Massenwir kung geben dem Werke fast ein dramatisches Gepräge. Mithin ist namentlich bei Felix Mendelssohn- Barthvldy besonders die erquickende lyrische Strö mung und die sorgsame Behandlung des tvnlichen Elements bezüglich des Chores, der Instrumentation und derSolostimmen hervorzuheben, während Händel in scharfer Disposition sein Werk zerlegt und die charakteristischen Eigenthümlichkeiten seiner Gestalten mit den ihnen belgegebenen Chonnassen in den Vordergund stellt. Die Technik ist bei Mendelssohn zuweilen glatter und feiner, bei Händel aber oft mannigfaltiger und vbne jegliche Manier, von welcher man den Leipziger Meister nicht ganz sreisprechen darf. Mag man aber immerhin z. B. tadeln, daß die Anru fung Gottes in der Situation mit der Wiltwe und ihrem kranken Sohne dreimal erfolgt und dadurch die prophetische Kraft in abgeschwächter Gestalt erscheint, mag man sonst unbedeutende Kleinigkeiten dem großen Lyriker vorwerfen wollen: seine Thal ist eine unsterbliche, und ewig muß man daran festhallen, daß seine technische Handhabung des Stoffes für alle Zeiten mustergültig bleiben wird. In Vieser Beziehung stellen wir sogar den Elias in der Entwickelung Mendelssohns mit obenan und eS bleibt nur zu bedauern, daß der Meister eine Leipziger Aufführung nicht erleben konme. Am 3. Februar 1848 kam es erst zu der Repro duktion oes Werkes, nachdem Mendelssohn, trotz Kränklichkeit im Herbst des vvrangegangenen Jahres die Proben geleitet halte. Die Soli wurden damals gesungen von Frau L. Frege, Fräulein Schwarzbach, Fräulein M. Stark und Fräulein S. Schloß, und von den Herren Wiedemann, Henry, Behr, Pögner und Zimmermann. DaS Werk fand so großen Anklana, baß man sich zu baldiger Wiederholung entschloß und am Cbarsreitag 1848 die zweite Aufführung desselben veranstaltete. L«A nnaabe der „Allgemeinen musikaliscken ZeiWwg" sangen die Solopartien Frau l)r. Liv»a Frege, dte Fräulein Schloß, Sch w arzba ch, Starke, die.Herreu Behr. Meyer, Pögner, Weiß und Herr Advoeal Schleinitz. „Letzterer trat — so berichtet das angeführte Blatt — bei der Aufführung erst für Herrn Götze von Weimar ein, den eine plötzlich eingetretene Heiserkeit an der Theilnahme verhinderte. Der Ersatzmann führte seine Partie ohne Probe, fest und sicher durch, eine Aufgabe, deren Lösung wenige Dilet tanten, ja wohl mancher Sänger vom Hach nicht fähig sein möckten." Zur gestrigen Reproduction halte sich liebenswürdiger Weise auch ein Ersatzmann und zwar für die Wiedergabe des Hauptcharakters eingestellt, da Herr von Milde wegen Rankheit am Erscheinen verhindert wurde. In Anbetracht dieses Umstandes ist Herrn Ehrke. dem Vertreter der EliaSpartie, volle Anerkennung ffir die verständ- nißvolle Lösung seiner schwierigen Ausgabe zu zollen, — seiner Mitwirkung ist wohl Rverhaupt dte Vorführung der Schöpfung am bestimmten Tage zu danken, und man hat daher ohne kritische Analyse nur seine Freude auSrudrückeu, daß Leipzig solch feste, wackere Sänger vefitz«, welche mit den Intentionen der Tonmeister so innig vertraut sind. Eine wunderbar schöne Stimme entfaltete Frl. Mathilde Weckerlin (Sopran) aus Dessau, deren Organ durch Fülle und Schönheit der Klang farbe, wie durch Biegsamkeit und Schmelz bei zarter Tongebung den Hörer fesselte. Zugleich entwickelte die hochbegabte Künstlerin eine so warme, seelenvolle Tonsprache, daß man der Bebung nicht zürnen konnte, welche sich im Affect zuweilen gellend machte. Desgleichen imponirte Fräulein Minna Nanitz Alt) durch prächtige Mittel hinsichtlich des Umfangs und der Stimmkraft. Sie erfaßte auch ihre Partie mit Intelligenz und Erkennt »iß des musikalischen Gehalt-, gleichwie Frl. Mühle Sopran- und Herr Wiedemann ^Tenor) ihre besten Kräfie der Vermittelung widmeten. Da nun auch die Orgel von Herrn Papier mit bekannter Tüchtigkeit behandelt wurde und daS berühmte Ge wandhausorchester neben dem Eingangs erwähnten eminent geschulten Chor) die Jnstrumentalität vor züglich repräscntirte, so ist unbedingt anzuerkennen, Daß unter Direktion des um Leipzigs Kirchenmusik so hockverdienten Herrn Professor Riedel daS Mendelslohn'lche Oratorium „Elias" zu glanz vollster Ausführung gelangte. Die mangelhafte Akustik der ThomaSkirche er kannte man sckon zu Mendelssohns Zeiten, wes halb vie Pauliner Kirche nach erfolgter Erweiterung des Orgelchors zu Aufführungen benutzt wurde. Möchte nun zu den Werken deS Friedens auch der Bau einer Tonhalle gehören, welcher selbst den materiellen Anschauungen bei richtiger Anlage des Ganzen Befriedigung gewähren könnte. l)r OScar Paul.
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