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Dresdner Nachrichten : 21.05.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186305213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18630521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18630521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1863
- Monat1863-05
- Tag1863-05-21
- Monat1863-05
- Jahr1863
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.05.1863
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Mgeoran für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur Theodor Drobisch. Mo L4L Donnerstag, den 21. Mai 1863. Dresden, den 21. Mai — Von sämmtlichen Kirchthürmen der Stadt ertönte gestern Mittag von 12 bis 1 Uhr das übliche Trauerläuten zum Gedächtniß der zum himmlischen Vater gegangenen kleinen Prinzessin Elisabeth Abends nach j9 Uhr geschah vom Prin zenvalais, in der Lange Gaffe aus die Uebertragung der Leiche nach dem königlichen Schlosse. In tiefster Stille bewegte sich der Zug. Zuerst ein zweispänniger Wagen, zur Seite zwei Lakaien mit Fackeln, sodann der mit zwei Rappen bespannte Leichenwagen mit schwarzer Umhüllung und oben zu den vier Seiten schwarze Federbüsche. Sechs prinzliche Diener, zu jeder Seite drei, schritten mit Fackeln nebenher. Hierauf noch ein Hofwagen, den abermals zwei Diener mit Fackeln begleteten. Langsam, in feierlichem Schritt bewegte sich der Zug die Waisenhausstraße entlang, bog dann in die Seestraße ein undver fügte sich in das Schloß Lautlos und stumm schritten die Menschen einher, ehrfurchtsvoll entblößten sich hier und da die Häupter; an den geöffneten Fenstern in den Straßen sahen wir Frauen, die in das weiße Taschentuch eine Thräne perlen lie ßen. Der ganze Act hatte im Dunkel der Nacht etwas tief Ergreifende«. — Die Beisetzung der Leiche in der königlichen Familiengruft der katholischen Hofkirche wird heute Abend um 10 Uhr unter Glockengeläuts, sonst aber in stiller Weise er» folgen. — Der Herr Staatsminister v. Beust ist gestern Mittag von Berlin zurückgekehrt. ^ — f- Geheime Sitzung des K. Bezirksgerichts vom 2Y. Mai Nach langer Pause wird heute wieder die Anklagebank benutzt und zwar von einem Individuum, das eines der fcheuß Uchsten Verbrechen begangen, welches das Strafgesetzbuch auf. zuweisen hat. DaS schwarze Brett kündigt an: „Unzucht mit Kindern unter 12 Jahren." Der Artikel 183 des Strafgesetz buchs hat darüber zu entscheiden Der Schneidergesell Ernst Robert Paulh, 38 Jahr alt, noch nie bestraft, zu Dresden ge bürtig, wird eingefüyrt — eine traurige, abgelebte Gestalt. Das starke Haar fällt in Wellenlinien auf einen abgeschabten Rock herab, die Schneeflocken eines vorzeitigen Leben-Winters schimmern deutlich in jenem Sonnenstrahl, der durch das Fen ster des Aerichtssaales auf Pauly's Haupt sich hinlenkt. Es war am 27. April dieses Jahres, da kam Paulh Mittags zu der hiesigen Wäscherin Waffrrslrben. Er kannte sie schon lange, er hatte früher bei ihr gewohnt Er war an jenem Tage stark angetrunken und gedachte dort seinen Rausch auszuschlafen. Dieser Gedanke wurde auch zur Ausführung gebracht Ich be- merke voraus, daß die Wassersleben ein Töchterchen hat, Anna Clara, die erst 6 Jahre alt ist. Geistig ist Clara noch nicht sehr vorgeschritten — zu ihrem Glück. Gegen 6 Uhr wachte Paulh auf und schickte die Waffersleben nach Bier Was nun vorgegangen in der Stube, wird mir der Leser zu berichten er lassen. Mnes der schrecklichsten Verbrechen, das der Artikel 183 bespricht. Als die Wassersleben zurückkam, sah sie durch die etwa» offen stehende Thür, das, was eben geschah. Si- stellte ihn zur Rede und sagte ihm, welche schwere Strafe da, rauf erfolge. Als ihr Mann dazu kam, leugnete Paulh die That. Jndeß, die Anzeige erfolgte, ebenso die baldige Ver haftung. Auch heute leugnete der Angeschuldigte die That. Jndeß das Kind und die Mutter stehen gegen ihn als Zeugen. Auch der Gensd'arm, der ihn verhaftete, ist vorgeladen. Paulh soll schon früher ähnliche Streiche am selben Orte verübt ha ben. Das „Schuldig" wurde von Seiten der K Staatsan waltschaft beantragt. Herr Advocat Robert Fränzel verthei- digte ihn und beantragte die Freisprechung, da die Beweise, welche die Schuld conflatiren sollen, anzuzweifeln seim. Sollte aber eine Verurteilung erfolgen, dann wäre Wohl zu berück sichtigen, daß Paulh angestochen gewesen, außerdem falle in die Waagschaale, daß das Kind nur einen geringen moralischen und physischen Nachtheil erlitten. Das Urtel lautete auf 1 -Jahr Arbeitshaus. — Zur Feier seines 29. Stiftungsfestes bot vorgestern der „Dresdner Orpheus" seinen Freunden im Saale des Lincke'- schen Bades ein Concert, wo das Witting'sche Musikchor den bekannten Gesangverein unterstützte Das zahlreich versammelte Publikum hatte außer dem musikalischen Genuß hierbei noch Gelegenheit, den neurefiaurirten Saal in Augenschein zu neh men, der, was Geschmack und Eleganz betrifft, das beste Lob verdient. Sein Vorzug ist gediegene Einfachheit, nirgends Ue- berladung. Schon das matte Gelb des Grundes giebt dem Gänzen einen freundlichen Anstrich und bietet bei Tages- und Abendlicht einen schönen Effect. Am Plafond der langen Sei tenwände prangen die Namen: Cherubim, Rossini. Bellini, Auber, Boildieu und Halevh, während aus dem Orchesterräume die Portrait- der Heroen deutscher Tonkunst herabschauen, als: Mozart, Händel, Bach, Gluck, Hahdn, Weber, Mendelssohn, Beethoven, Schubert und Wagner. — Das für morgen zum Besten des Asyls für erwachsene taubstumme Mädchen angekündigte große Concert im Lincke'schen Bade wird wegen des am königlichen Hofe eingetretenen Trauer falles erst nach den Feiertagen stattfinden. — Im Monat April sind aus hiesiger Armenkasse 2264 Thlr. (1448 Thlr. wöchentliche Almosen und Erziehungsbeihil fen an 999 Personen, 491 Thlr. außerordentliche Unterstützun gen an 239 Personen und 323 Thlr. Legate und Stiftungs zinsen) verausgabt worden und 1150 Stück Speisemarken sowie 812 Brode zur Vertheilung gelangt. Ferner wurden 282 Personen mit ärztlicher Behandlung und Medikamenten und 22 mit Armenbegräbniß versehen. Bekleidungsgegenstände er hielten 29 Arme. Die Zahl der auf communliche Kosten erzo genen Kinder war 186 (119 Knaben und 67 Mädchen. Im städtischen Versorghause befanden sich 176, im Asyl für Sieche 60 und in der Arbeitsanstalt 145 Personen. — Wer zu den Pfingstfeiertagen zur Erholung eine kleine Reise ohne Vitt Zeit- und Kostenaufwand unternehmen will, dem sei Folgendes empfohlen : Von Dresden per Eisenbahn bis Lharand, von da zu Fuß durch da- romantisch-schöne und durch
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